Donnerstag, 26. Dezember 2024

Was verbirgt sich hinter dem Haldenhof von St Peter?


Der Haldenhof St Peter ist einer der 50 Höfe auf der Gemarkung von St Peter. Die ehemalige Vogtei Rohr liegt am Südhang des Kandels. Die Höfe waren seit 1526 in der Gerichtsbarkeit und der Steuerhoheit dem Kloster St Peter unterstellt.

Der Haldenhof liegt oberhalb von Sägedobel, einem Ortsteil von St Peter, an der Verbindungsstraße L 186 zwischen Kandel und St Peter gelegen. Oberhalb dieser Straße Richtung St Peter an dieser mächtigen Halde liegt der Haldenhof, der Kandelhöhenweg führt am Hof vorbei.

Der Haldenhof umfasst gut 52 ha und wurde 1416 mit Conrad an der Halden 1416 erstmals urkundlich erwähnt. Heute umfasst der Hof, von dem die Stallungen 1958 und der Wohnteil 1979 umgebaut wurde sowie das Leibgedinghaus „Haldenstöckle“, 1688 erstmals erwähnt. Auf diesem wie öfters in der Gegend üblich ein Glockenturm mit einer Glocke von 1847 sitzt.

Die Familie Linder waren von 1803 mit Christian Linder aus dem Glottertal durch Kauf Besitzer des Hofes. Die Familie Linder bewirtschaftete 3 Generationen bis 1892 den Hof. Durch die Heirat  der Tochter Theresia Linder 1892 mit Stefan Ketterer wurde die Familie Linder/Ketterer bis heute Besitzer. Der letzte Bauer Ketterer Stefan verstarb 2017. Die drei Töchter hatten andere Berufe erlernt. Heute betreibt die Tochter Monika in 7. Generation mit ihrem Mann den Hof mit Ferienwohnungen.

Josef Linder und seine Frau Franziska Ruf vom Neubauernhof bewirtschafteten von 1829 bis 1867 den Haldenhof. 9 Kinder wurden ihnen geschenkt. Am 1. April 1840 gingen zwei Buben, Georg 9 Jahre alt, Josef 4 Jahre alt mit einer Schwester zum Schlittenfahren. Die mächtige Halde unterhalb des Hofes lud gerade dazu ein. Als die Schwester merkte, wohin die Reise ging, ließ sie sich noch rechtzeitig vom Schlitten fallen, denn die beiden Jungs fegten direkt mit ihrem Schlitten auf eine von 2 Linden zu, die unterhalb am Ende des Hangs standen. Es kam wie es kommen musste, die beiden Jungs knallten mit voller Fahrt auf die Linde und erlagen noch am Ort ihren schweren Verletzungen.

An der Unglücksstelle zwischen den beiden Linden ließen die Eltern ein Kreuz zum Gedenken des schrecklichen Unfalls errichten. Mit dem Ausbau der Kandelstraße 1960 musste dieses weichen und wurde versetzt. 1984 ist diese vor Altersschwäche zusammengebrochen und 1989 durch ein neues Holzkreuz mit Schindelwalmdach ersetzt worden. Es wurde wohl vom letzten Hofbauer, Stefan Ketterer gesetzt. Auf dem Stamm zeigt das von Franz Metzger geschaffene Landschaftsbild- oben der Haldenhof unten am Hang die tödliche Schlittenfahrt der Kinder mit folgendem Text:



Freitag, 13. Dezember 2024

Was verbirgt sich hinter dem Adventskranz?



 Der evangelische Theologe Johann Wiechern (1808 – 1881) gründete in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Hamburg das „Rauhe Haus“, in welchem er Waisenkinder eine Heimat gab. Im  „Rauhen Haus“ wurde am 1. Advent ein Holzkranz aufgehängt, auf dem eine Kerze brannte. An jedem Abend, wenn die Waisenkinder zum Singen und Beten abends zusammenkamen, wurde eine weitere Kerze aufgesteckt. 

Am Heiligen Abend brannten 24 Kerzen. Die jungen Leute haben den Holzkranz, auf dem die Kerzen aufgesteckt waren, in der Folgezeit mit Tannenreisig geschmückt. So entstand der Adventskranz. Da der Aufwand mit 24 Kerzen jedes Jahr zu groß war, wurde er auf vier Kerzen für jede Woche reduziert.

 

Dieser Tannenkranz mit den brennenden Kerzen ist im protestantischen Norddeutschland bald ein bürgerlicher Familienbrauch geworden. Nach dem Ersten Weltkrieg verbreitete sich langsam der Adventskranz. Erst 1930 wurde er im deutschen Sprachraum üblich, um mit dem Adventskranz die Adventszeit zu verschönern. Schon 1935 hing ein „katholischer Adventskranz“ in der Stiftskirche von Berchtesgaden. 1938 brannte in einer katholischen Kirche von München der erste Adventskranz und breitete sich dann langsam nach Österreich aus.

 

In Europa hat sich der Adventskranz nur in evangelischen Ländern richtig durchgesetzt. Frankreich und Spanien kennen den Adventskranz nicht. Im Jahre 1954 fand ein Adventslied erstmals Eingang in die Gesangbücher beider Konfessionen.

 

Samstag, 7. Dezember 2024

Was verbirgt sich hinter "Stille Nacht, Heilige Nacht"?

Kapelle Oberndorf

Kein Lied wie dieses „Stille Nacht, Heilige Nacht“ bewegt so sehr die Menschen und gibt die sentimentalen Gefühlen der Deutschen zu Weihnachten wieder. Ob draußen im Schnee oder im Wüstensand kein anderes Weihnachtslied wird von mehr Menschen gesungen –mittlerweile in über 200 Sprachen. Um kein Lied ranken sich aber auch so viele Geschichten und Legenden.

 

Mittlerweile gilt es als gesichert,  obwohl das Originalmanuskript verschollen ist, das der Hilfspfarrer Joseph Mohr den Text 1816 verfasst hat. Und zwar mit 6 Strophen, die die Weihnachtsgeschichte  erzählten und nicht nur mit 3 wie heute üblich.  Ein von Mäusen zerfressener Blasebalg der Orgel von St Nicola in Oberndorf im Salzburger Land hätte dazu geführt, dass die Weihnachtsmette ohne feierliche Musik hätte begangen werden müssen. Eine Christmette ohne Musik war unvorstellbar.  Da erinnerte sich Joseph Mohr seines Freundes, des Dorfschullehrers und Organisten Franz Xaver Gruber, der ihm vielleicht aus der Klemme helfen konnte. Dieser vertonte dann auch den Text für Gitarre. Zu Weihnachten wurde das Lied vom „holden Knaben mit lockigem Haar“ zur Weihnachtsmette mit Gitarre und zwei Singstimmen aufgeführt, wobei Mohr die Oberstimme und Gruber den Bass dazu sang.

 

Joseph Mohr verließ im folgenden Jahr Oberndorf, das Lied geriet in Vergessenheit. 1819  beauftragte die Gemeinde Oberndorf wegen ständiger Defekte der Orgel den Orgelbaumeister Karl Maurach  aus Fügen diese in Ordnung zu bringen. Dieser entdeckte auf der Empore -oder andere sagen hinter der Orgel- die Verse mit den Noten. Er bat Gruber um eine Abschrift und nahm  diese mit zu den Wandersängern der Familie Rainer ebenfalls aus Fügen, die durch Europa zogen und das Lied in ihr Repertoire aufnahmen. 1822 saßen der Kaiser von Österreich, Franz I und der Zar von Rußland, Alexander I, bei einer Konferenz auf Schloss Fügen und auch hier wurde das Lied von den Rainer-Sänger in erlauchtem Kreise vorgetragen. So wurden die Rainer-Sänger in alle größeren Städte  Europas eingeladen und stimmten das Lied „ vom holden Knaben im lockigen Haar“ an.

 

1833 wurde das Lied erstmals in Dresden auf einem Flugblatt mit drei anderen „ächten Tyroler Liedern“ gedruckt. Die Komponisten Gruber und Mohr ahnten nichts vom Siegeszug ihres Liedes durch Europa. Schließlich stieß der Preußen König, Friedrich Wilhelm IV, der das Lied besonders liebte, an einer Christmette darauf, dass die Komponisten unbekannt seien. Umgehend befahl er seinem Kapellmeister die Komponisten zu finden, denn das Lied wurde immer wieder Michael Hayden zugeschrieben.

 

Durch Zufall kam die Wahrheit an Licht. Der Chordirektor von Salzburg, ein Bekannter des königlichen Kapellmeisters,  ärgerte sich immer wieder über einen Schüler, Felix Gruber, der die Melodie „Stille Nacht…“ dauernd falsch sang. Auf Vorhaltungen hin, meinte er, dass sie das Lied zu Hause immer so singen würden. Er musste es ja wissen, da sein Vater der Komponist war.

 

Nach 36 Jahren  wurde dem Chorleiter Franz Gruber noch die späte Ehre des Komponisten zu teil. Während Josef Mohr arm wie eine Kirchenmaus schon verstorben war.

Stille Nacht, Heilige Nacht


 

Was verbirgt sich hinter dem heiligen Nikolaus?

N


Nikolaus wurde um 300 zum Bischof von Myra ernannt und wurde in der heutigen Türkei geboren. Im Zuge der Christenverfolgung geriet er 310 in Gefangenschaft,  wurde schwer misshandelt. Trotz der Folterungen trat er auf dem Konzil von Nicäa auf. Das ungefähre Sterbedatum des Bischofs in Myra lag um den 6. Dezember 350. Dies sind die wenigen Daten aus seinem Leben.

 

Der Nikolaus erscheint am 6. Dezember –an seinem Namenstag- im Gewand eines römisch-christlichen Bischofs und beschenkt aber auch rügt die Kinder. Das Beschenken der Kinder mag auf die Legende zurückgehen, dass er drei armen Mädchen drei Goldsäckchen oder Goldkugeln geschenkt habe, um sie vor der Prostitution zu schützen. Zumindest ist dies seit 1555 verbürgt. Die Reformatoren, insbesondere Luther, lehnten die Heiligenverehrung und damit das Überbringen der Geschenke durch den Nikolaus ab. Sie versuchten diesen zu verdrängen. Luther fragte seine Tochter Lenchen: Was wird Dir der Heilige Christ wohl bringen“? So wurden auch zur Reformationszeit in Straßburg die Nikolausumzüge verboten.

 

Ab dem Mittelalter beschenkte der Nikolaus nicht nur, er prüfte den Katechismus, die Schulaufgaben aber auch die Klausenhölzle. Dies waren vierkantige Hölzchen, in denen die Anzahl der gebeteten Vaterunser eingekerbt waren.

 

In vielen Gegenden wird der Nikolaus vom Knecht Ruprecht bekleidet. Dieser wilde Begleiter ist mit einem Sack ausgestattet, in dem Geschenke aber auch unartige Kinder gesteckt werden. Diese Figur ab dem 17. Jahrhundert bekannt geht auf vorchristliche Bräuche zurück und ist wohl auch ein Verwandter der Prechtenfiguren der Alpenländer. Sie versuchen in den Rauhnächten vom 13. Dezember bis in den Januar die Dämonen der dunklen Jahreszeit zu vertreiben.

 

Im Kinzigtal haben sich zwei Sonderformen beim Umzug mit dem Nikolaus erhalten: die Klausebigger in Steinach. Sie als Begleiter des Nikolauses sind seltsam bekleidete Ungetüme, von denen ein undefinierbares „Quick“ und „Brr“ zu hören ist. Es sind dies der Bigger und der Rupelz. Der Brauch geht auf das Mittelalter zurück.

 

In Haslach wird der Nikolaus durch den Pelzmärtel, Knecht Ruprecht beide mit schwarz gefärbtem Gesicht, dem Christkindle, das früher Weihnachtsengel genannt wurde, und dem Biggeresel begleitet. In Entersbach sind dies der Biggeresel aber anders verkleidet und mit schwarzgefärbtem Gesicht  der Rupelz. Sie treffen sich vor dem Rundgang zum Klausern und schwärzen sich aber mit Ruß und Schuhwichse. Mit Kettenrassel und besonders mit den charakteristischen Schreien ziehen sie durch das Dorf und wehe dem Mädchen, das ihnen begegnet…Die einzelnen Häuser im Dorf werden besucht. Die Kinder müssen beten und singen, bekommen ihre „Sünden“ vorgehalten, wobei der Biggesel einen fürchterlichen Krach macht. Es folgen Ermahnungen und zum Schluss gibt es die Gaben.

 

Im Lärm und im Gegensatz vom Schwarz der Gesellen und dem Leuchten des Nikolauses wird der Kampf zwischen Hell und Dunkel, Nacht und Tag, Winter und Sommer gesehen.

 

Viele Pfarrkirchen im Schwarzwald wurden dem hl Nikolaus geweiht. So wurde schon 1179 im hinteren Wolftal eine „Cella Nicolai in predio Rippoldesowe“ gegründet. Auch die Kirnbacher Pfarrkirche ist ursprünglich eine dem Nikolaus geweihte Kirche. Auch die Kirchen und Kapellen von Schluchsee, Kappelrodeck, Elzach, Waldau, Unterentersbach, Schönenbach und Seebach sind dem Heiligen geweiht. Bekannt ist die Klausen Kapelle in Achern und das Wahrzeichen von Calw, die Nikolaus Kapelle. Die Verehrung des Nikolaus wurde vor allem von den Klöstern St Georgen und Hirsau aus verbreitet.
Nikolauskapelle Calw



Freitag, 29. November 2024

Was verbirgt sich hinter der Aufhebung des Klosters St Blasien?

Fürstabt Rottler

Durch den plötzlichen Tod von Fürstabt Mauritius bei seinem Besuch im Kloster St Peter 1801 wurde Bertold Rottler zum neuen Fürstabt des Kloster St Blasien gewählt. Die Zeiten standen auf Sturm. Denn im Frieden von Lunéville wurde 1801 festgehalten, dass die deutschen Kleinstaaten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste durch rechtsrheinischen Kirchenbesitz entschädigt werden sollten. Im Reichsdeputationshauptbeschluss von 1803 wurde die Säkularisierung der geistlichen Territorien festgeschrieben.

 

Zwar unternahmen die beiden Fürstäbte Rottler und Speckle von St Peter alles Erdenkliche, um die beiden Stifte zu erhalten. Aber nach anfänglichen Vertröstungen erfolgte durch Großherzog Karl Friedrich 1806 die definitive Auflösung der beiden Stifte „als mit den Einrichtungen des souveränen Großherzogtum unvereinbarlich“.

 

Baden zuvorkamen aber die Württemberger, die im Januar 1806 mit 80 Soldaten und 30 Berittenen im Namen des Königs von Württemberg das Kloster besetzten. Um ihre Besitzansprüche zu unterstreichen wurde überall die württembergischen Wappenschilder angebracht, die Klosterkasse verlangt und Fürstabt Rottler gezwungen ein Handgelübde auf den König von Württemberg abzugeben. Auch eine Abordnung der Malteser Komturei aus Heitersheim hatten Besitzansprüche anmelden wollen wurden aber durch die württembergische Kanonen vertrieben. Nach und nach sickerte aber die Ergebnisse des Pressburger Friedensschluss durch, dass die Klöster und österreichische Gebiete im Südschwarzwald dem Großherzogtum zufallen werden. Den Württemberger fiel es schwer, das schon Besetzte wieder zu verlassen und weigerten sich abzuziehen. Erst die Intervention des französischen Generals Monard bewirkte am 18. Februar 1806 den Abzug der württembergischen Soldaten. Die badischen Hoheitszeichen ersetzen die württembergischen.

 

In seiner Not wandte sich Fürstabt Rottler an den Erzherzog Ferdinand in Wien um Hilfe. Dieser versicherte auch, dass  Wien die Treue des Schwarzwaldklosters nicht vergesse und notfalls ein Unterkommen des Konventes im Lande schaffe.

 

Nachdem 1807 Joseph Albrecht von Ittner mit der Auflösung des Klosters beauftragt wurde, begann der Auszug von Fürstabt Rottler und dem Großteil der Mönche mit den restlichen Kunstschätzen, darunter das kostbare Adelheid-Kreuz sowie den Gebeinen von 14 hier begrabenen Habsburgern. Es ging zunächst ins Stift Spital am Pyhrn in Oberösterreich und schließlich 1807 ins Stift St Paul im Lavanttal in Kärnten.

 

Das große Vermögen, Grundbesitz, Unternehmen wie die Brauerei Rothaus, Hammerschmiede Kutterau und das Eisenwerk Albbruck fielen dem Großherzogtum zu. Dazu gehörten auch die Priorate und Propsteien in Berau, Bürgeln, Gurtweil, Krozingen, Mengen und Oberried. Allerdings  war es doch verwunderlich, dass kostbare Geräte und Gefäße nicht mehr auffindbar waren. Gelder wurden über die schweizerischen Besitzungen  nach Zürich rechtzeitig transferiert, unersetzliche Archivalien wurden über das Kloster Einsiedeln für St Paul gerettet. Auch eine dreibändige Gutenberg-Bibel aus 1560 fand ihren Weg nach St Paul und wurde an die Libary of Congress verkauft, um die vernachlässigte Stiftskirche wieder den alten barocken Glanz verleihen zu können.

Kloster St Blasien 1783


 

Freitag, 22. November 2024

Was verbirgt sich hinter dem Film "Die Fallers"?


In der SWR Schwarzwaldserie „Die Fallers“ wurde die harte Arbeit und das Leben einer Schwarzwälder Bauernfamilie in 1.758 Folgen von 1994 bis 2009 geschildert. Bis zu einer Million Zuschauer fieberten wöchentlich der Sendung entgegen. Die Innenaufnahmen wurden im SWR-Studio in Baden-Baden aufgenommen. Die Außenaufnahmen wurden auf dem Unterfallengrundhof in Neukirch, allerdings auch beim Rathaus in Ebernsteinburg, der Kirche in Gernsbach-Reichental und dem Gasthaus Rössle in Todtnau-Geschwend gedreht.

Neukirch im Hochschwarzwald mit seinen knapp 2.000 Einwohnern wurde 1971 nach Furtwangen eingemeindet und ist nicht nur bekannt als Luftkur- und Wintersportort sondern war früher durch seine Uhrenhersteller ein gefragter Ort.

Wer von Gütenbach zum bekannten Balzer Herrgott wandert, kommt über das Breiteck zum Fallengrund ungefähr noch 1 km vom Balzer Herrgott entfernt. Am Wegrand liegt der Oberfallengrundhof. Unterhalb in einer Senke befindet sich der Mittelpunkt der Serie „Die Fallers“, der Unterfallengrundhof. Ein typischer Schwarzwälder Bauernhof mit knapp 90 ha Fläche, der alles unter einem Dach vereint, mit Leibgedinghaus, Kapelle und Möglichkeit der Ferien auf dem Bauernhof. Nur heißen die Besitzer nicht Faller sondern Löffler.

Der Hof wurde um 1450 erstmals urkundlich erwähnt. Ab Mitte 1500 wurde der Hof von einem Ganter Ulrich und dann von weiteren 5 Generationen  Ganter bis 1745  bewirtschaftet. Durch Kauf gelangte der Hof  für 7 Generationen an die Familie Fehrenbach. Mit der Heirat der Tochter Helene Löffler geb. Fehrenbach 1962 gelangte der Hof bis heute an die Familie Löffler- immerhin seit über 280 Jahre. Alle 6 Geschwister von Helene waren entweder früh gestorben oder im 2. Weltkrieg gefallen.

Der alte Hof wurde 1592 von Ganter Balthas, der Speicher 1593 und das noch heute stehende Leibgedinghäusle 1595 erbaut.  1751 wurde der Hof von Thomas Fehrenbach umgebaut,  brannte 1924 restlos ab und wurde 1925 durch Albert Fehrenbach und seiner Frau Emma geb Kaltenbach wieder aufgebaut.  Diese bauten 1994 auch ein neues Leibgedinghäusle, die Tochter Helene und ihr Ehemann errichteten  1964 die schmucke Hofkapelle.

Albert Fehrenbach war von 1920 bis 1945 und von 1947 bis 1967 Bürgermeister von Neukirch und 1963 erster Ehrenbürger dieser Gemeinde.

Ebernsteinburg mit seinen 1.200 Einwohnern wurde 1972 nach Baden-Baden eingemeindet und 1085 erstmals urkundlich erwähnt.

Reichental mit seinen 700 Einwohnern wurde 1975 nach Gernsbach eingemeindet. Die St Mauritius Kirche in Reichental wurde 1898 nach der Trennung von Weissenbach neu errichtet. Der Ort wurde 1340 erstmals urkundlich erwähnt.

Geschwend mit seinen 400 Einwohnern wurde 1974 nach Todtnau eingemeindet. Es wurde 1352 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte zum Kloster St Blasien und von der Talvogtei Schönau bis 1809 verwaltet. Das Rössle stammt aus dem 18. Jahrhundert, wurde 2006 als Wirtschaft aufgegeben und stand bis 2011 leer. Eine dörfliche Genossenschaft stellte von 2011 bis 2013 das „Genossenschaftliches Dorfgasthaus Rössle“ wieder her.

Freitag, 8. November 2024

Was verbirgt sich hinter dem "Chanderli"?


Die Kantertalbahn von Kandern nach Haltingen fährt zwar nicht mehr im Streckenverkehr, freut sich aber als Museumsbahn dem starken Zuspruch der Bevölkerung und wird nur liebevoll „Chanderli“ genannt.

1851 erreichte die Rheintalbahn Haltingen, ein Vorort von Weil und 1856 war der Badische Bahnhof von Basel angeschlossen. Im Abseits liegenden Kandertal wurde Eisenerz bis zum 19. Jahrhundert abgebaut und die Bedeutung der Tonvorkommen mit der aufkommenden Töpferindustrie verlangte einen Anschluss an die große Wirtschaftswelt.

Aber wie zur damaligen Zeit üblich, sprach bei solchen Überlegungen zuerst das Militär mit. Diesem stellte sich ein Anschlusses des Kandertals unter Umgehung von Basel vor: Eine Eisenbahnlinie von der Rheintalstrecke bei Müllheim – Kandern bis Lörrach. Dies wurde aber 1874 abgelehnt, da die Steigung 14 - 17 Promille betragen hätte und für beladene Militärzüge zu groß gewesen wäre. Die neuen Überlegungen sahen eine Schmalspurbahn Kandern – Haltingen vor.  Diese wurden bald wieder begraben, da ein Weitertransport der Waren von Haltingen auf der Rheintalstrecke nur mit Umladen möglich gewesen wäre. So wurde eine Nebenbahn Haltingen – Kandern 1895 mit Normalspur 13 km lang feierlich eröffnet. Gleichzeitig fuhr aber auch die letzte Postkutsche ins Museum.

Einen Aufschwung und Erleichterung brachte das Bähnle nicht nur dem Personenverkehr sondern auch der Industrie und Landwirtschaft. Holzhandel und Töpferei profitierten besonders, gleichzeitig konnte nun Kohle zum Heizen herantransportiert werden. Ab 1898 kamen Bruchsteine aus der Wolfsschlucht bei Hammerstein hinzu, da sie eine extra Haltestation erhielt. Wie wichtig der Steintransport war, wird dadurch dokumentiert, dass die Schwarzwälder Granitwerke einen Antrag auf Erstellung einer Steintransportbahn von Malsburg nach Kandern stellten. Tatsächlich wurde ab 1909 Granit von Malsburg mit dem Steinbähnle über Kandern zum Badischen Bahnhof geliefert.  1920 wurde das Steinbähnle außer Dienst gesetzt, die Gleise und Lokomotive mit Wagen verkauft und vom Erlös eine Seilbahn gebaut. Eine zweite Seilbahn wurde 1922 gebaut, als zwischen Hammerstein und Egisholz eine Tongrube in Betrieb genommen wurde. Der Ton wurde mit ihr zum Bahnhof nach Hammerstein transportiert.

Wie überall war der Totengräber vieler kleiner Eisenbahnen der KfZ-Verkehr. So auch hier sollte mangels Masse das „Chanderli“ stillgelegt werden. Was niemand erwartet hatte, waren die Proteste der Bevölkerung, die sich ihr „Chanderli“ nicht nehmen lassen wollten. Auf Grund dessen wurde mit Diesellokomotiven und Triebwagen die Bahn modernisiert.

Es kam aber wie es kommen musste, 1983 rutschte nach einem schweren Unwetter der Bahndamm zwischen Hammerstein und Kandern ab. Deswegen war nur noch ein geringer Güterverkehr zwischen Haltingen und Wollenbach möglich.

1962 hatte Eurovapor –ein Verein von Eisenbahnfreunden aus Basel- die letzte Dampflock der Kandertalbahn, deren Wagen gekauft, restaurierte diese und stellte ein Museumszug zusammen. Dieser befuhr sonntags die Strecke Basel - Kandern. Nach dem Unglück 1983 war auch für die Museumsbahn Schluss. Aber Firmen, Politiker, Bürgermeister der umgebenden Gemeinden und freiwillige Helfer machten es möglich, dass die Strecke repariert wurde. Wo ein Wille ist, gibt es auch Möglichkeiten. Ab 1986 führ das „Chanderli“ wieder von Haltingen bis Kandern mit zunehmenden Fahrgastzahlen, dass sich der Betrieb bis heute rechnet.

Bis heute sind zwei Lokomotiven von 1904 und 1915 zur Freude der Besucher im Einsatz sowie Güter- und Personenwagen von 1878.

Dienstag, 5. November 2024

Was verbirgt sich hinter der Talsperre über dem Wasserfall von Triberg?

Triberg vor dem Brand 1826

Triberg ist bekannt durch die höchsten Wasserfälle im Schwarzwald. Über sieben Stufen ergießt sich die Gutach 163 m in die Tiefe.

 

Wie überall hat die Industrialisierung dazu geführt, verstärkt über die Möglichkeiten der Stromerzeugung mit Hilfe der Wasserkraft nachzudenken. So haben sich auch die Fabrikanten der Region mit den Gemeindevertretern zusammengesetzt, um die Möglichkeiten der Stromerzeugung zu prüfen. Das Gefälle der Gutach lud gerade dazu ein. Vom Obervogt Huber wurden die Wasserfälle 1805 durch gesicherte Wege erschlossen. Die Neueröffnung der Schwarzwaldbahn ermöglichte schon Mitte des 19. Jahrhunderts einen Wasserfalltourismus in Triberg.

 

Im oberen und unteren Teil des Hauptfallbreiches wird ziemlich unsichtbar das Gefälle hydroelektrisch benutzt. Dies hatte dazu geführt, dass Triberg als erste Stadt Deutschlands schon 1884 eine elektrische Straßenbeleuchtung sich leisten konnte. Die Gesamtheit des Wasserfalls war für die Nutzung der Wasserkraft schon aus Gründen des Tourismus außen vor.

 

Dr Flügel aus Karlsruhe wurde mit einer Projektierung der Stromgewinnung beauftragt. Er schlug vor, das Wasser der Gutach, Schwarzen- und Weißenbach aufzustauen. Mit Hilfe einer 400 m langen Staumauer kurz vor dem Gewann „Im Loch“ – das ist die Abzweigung der  K 5751 nach Schonach von der B 500- sollte ein Staubecken mit einem Fassungsvermögen von 7,5 Mio m³ Wasser entstehen. Der Schwarzenbach sollte bis hinter den Elzhof und die Gutach entsprechend bis hinter Schönwald gestaut werden. Den betroffenen Gehöften sollte Ersatzgelände angeboten werden. Das Wasser sollte in einem Druckstollen durch den Sterenberg und Bürgerwald bis unterhalb des Wasserfalls geführt werden.

 

Nach diesem Plan sollte eine Stromerzeugung von 7,7 kWh möglich sein. Um eine bessere Ausnutzung möglich zu machen, wurden weitere Kraftwerke in der Gutach unterhalb Triberg in die Planungen aufgenommen. Dies war neben den Triberger Industriellen auch von den Furtwanger und Hornberger gefordert. Nach Wilhelm Maier sollten die Kraftwerke beim Sägewerk Fleig, dem Obergießenbach gegenüber dem Rappenfelsen und oberhalb von Hornberg gebaut werden. Damit wären 26/27 Mio kWh zu erzielen, allerdings würden auch die Kosten von 74 Mio Mark auf 127 Mio ansteigen. Allerdings machte sich bei den Berechnungen schon die anlaufende Inflation sich bemerkbar.

 

Diese war auch neben der Wirtschaftskrise mit ihrer Arbeitslosigkeit auch letztlich der Grund, warum das ganze Projekt wie auch viele andere lautlos in Vergessenheit geriet.

Talsperre über Triberg (Heimatblätter Triberg 2015)

    

Freitag, 1. November 2024

Was verbirgt sich hinter mancher früherer Wallfahrt?

St Roman Wallfahrtskirche

Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert war die große Zeit der Wallfahrten. Ziele der damaligen religiösen Bevölkerung waren der Hl. Jakobus in Santiago di Compostella, Spanien, die Schwarze Madonna des Klosters Einsiedeln, Schweiz, Unsere Liebe Frau auf dem Hörnleberg bei Elzach, Maria zu den Ketten in Zell a. H. oder einfach der Hl. Romanus in St Roman.

Eine Wallfahrt zum Hl. Romanus nach St Roman ist seit dem 14. Jahrhundert verbürgt. Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1922/23 in der jetzigen Form umgebaut. Nur das Sakramenthäuschen stammt aus 1481. Die heutigen Pfarrkinder kommen aus drei politischen Gemeinden Wolfach, Oberwolfach und Schenkenzell, wohnen in zwei Landkreisen, dem Ortenaukreis und dem Kreis Rottweil und gehören dennoch zu einer selbstständigen Pfarrei an. Der Pfarrverweser in Wolfach, Ginshofer, veranstaltete während seiner Amtszeit 1859 einen Bittgang nach St Roman wie jedes Jahr an Pfingsten und lud auch die Gläubigen aus Oberwolfach dazu ein.

Der Pfarrverweser erflehte mit dieser Wallfahrt für die österreichischen Waffen in der Entscheidungsschlacht von Solferino am 24. Juni 1859 zwischen Frankreich, dem Königreich Sardinien und Österreich einen glänzenden Sieg für diese. Droben in St Roman angekommen, hielt er mit dem ihm eigenen markigen Worten eine packende Predigt. Entsprechend schloss er diese voll Pathos mit den Worten: “Österreich, an Kampf und Siegen reich, wird auch diesmal wieder glänzend aus dem Kampf hervorgehen“! Ganz erbaut von den trefflichen Worten machten sich die Wallfahrer wieder auf den Heimweg. Und sie beteten das ganze Langenbacher Tal hinunter nach Wolfach wieder tapfer darauf los.

Als die Bittsteller in Wolfach bei der Stadtbrücke angekommen waren, verbreitet sich die soeben angekommene Nachricht, dass die Österreicher radikal geschlagen worden seien. Verdutzt und ernüchtert von dieser unerwarteten Nachricht, schlichen die Wallfahrer leise nach Hause.

Am Abend als der Pfarrverweser ins Wirtshaus ging, um sich mit einem Viertel zu stärken, denn die missglückte Wallfahrt hat ihm auf den Magen geschlagen. Natürlich  begrüßte ihn sofort ein Teilnehmer der Wallfahrt mit den Worten: „Aber Herr Pfarrverweser hitt hott unser Sach au gar nix g’fruchtet“. „Weiß wohl, ich hatte auch nicht geglaubt, dass die Sache so eindeutig ausfallen würde“, meinte der Pfarrverweser: „Nun, trotzdem hat das Beten heute allen Wallfahrer nicht geschadet!“

                                                 xxxxxxxxxxxxx

In Schonach auf dem Rohrhardsberg steht beim Ramselhof ein renoviertes Kapellchen, das der Hl Maria Königin (Patrozinium 22.8.) geweiht ist. Die Bäuerin Hilde Hettich erzählte, dass ihr Urgroßvater regelmäßig nach Einsiedel wallfahrte. Traurig war nur der Hofhund, der sonst immer mit seinem Herrchen unterwegs war, dass er immer daheim bleiben sollte. Eines Tages, als die Zeit der Wallfahrt nach Einsiedeln kam, brach auch der alte Bauer zur Wallfahrt wieder auf und sprach zu seinem Hund, dass er hier bei Hof und Familie zu bleiben habe.

Da der Hund aber an jenem Tag nicht an der Kette lag, folgte er seinem Herrchen in großen Abstand Richtung Einsiedeln. Der Bauer Andreas Hettich erreichte sein Ziel, betrat die Gnadenkapelle mit den vielen Gläubigen und kniete nieder, um ein Dankesgebet zu sprechen. Er erschrak aber nicht schlecht, als ihn von hinten plötzlich voller Freude ein Hund stupfte Sein Hofhund war ihm den ganzen Weg unbemerkt gefolgt. Die Geschichte sei in einem Deckengemälde der Klosterkirche festgehalten, so erzählte die Bäuerin. 

Ramselhofkapelle Schonach


Freitag, 25. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter dem Aschenputtel - Gemeinde Feldberg?

Rathaus Feldberg in Altglashütten

Im 10. Jahrhundert war das ganze Feldberggebiet von
  einem geschlossenen Urwald bedeckt. Im Norden und Westen des Feldberggebietes benötigte der Silberbergbau von Todtnau und Schauinsland riesige Mengen an Holz. Im Süden und Westen waren im 16./17. Jahrhundert es die Glashütten des Klosters St Blasien. Außerdem waren die schnell wachsenden Städte wie Freiburg über die Dreisam, Basel und Lörrach über die Wiese und das „Schmelz- und Eisenschmiedewerk Eberfingen“ an der Schweizer Grenze über die Gutach-Wutach zu versorgen.

 

So entstanden durch den Fürsten zu Fürstenberg auch im Osten des Feldberges mit seinen unerschlossenen Wäldern zwischen 1634 und 1707  die Glashütten „Altglashütten“ (1634) und „Neuglashütten“ (1682), beide auch als „Rotwasserglashütten“ bezeichnet sowie die Holzknechtsiedlungen „Falkau“ (1675) und „Bärental“ (1691).

 

Als die Wälder um Altglashütten erschöpft waren, zogen die Glaser nach Neuglashütten weiter. Die Spezialität der Glaser war neben den bekannten Gefäßen vor allem Glasscheiben in bester Qualität. Die weiße Erde ließen sie aus der Solothurner Gegend in der Schweiz kommen. Die Glasprodukte der Rotwasserglashütten hatten bei dem bedeutenden Schwarzwälder Glashandel diesseits des Rheins bis nach Frankfurt und bis nach Württemberg hinein einen guten Ruf. Als auch die Wälder um Neuglashütten kahlgeschlagen waren, bot der Fürst den Glaser der Rotwasserglashütten an, die Glashütte in Herzogenweiler zu übernehmen.

 

Das „Schmelz- und Eisenschmiedewerk Eberfingen“ (1624-1757) wurde 1622 gegründet. Dies waren der Graf von Sulz, der das Eisenerz aus dem Klettgau lieferte, der Landgraf von Stühlingen, der die Gebäude errichtete und der Abt von St Blasien, der das Holz aus der Gotteshausherrschaft Bonndorf über die Haslach, Wutach flössen ließ. 1639 wurde auch der Fürst von Fürstenberg durch Erbschaft am Hüttenwerk beteiligt und  konnte sich auch an den Holzlieferungen beteiligen. Als auf die Waldungen im Einzugsbereich der Haslach zurückgegriffen wurde, entstandenen die Siedlungen „Vorderfalkau“ (1658), Mittelfalkau (1669) und Hinterfalkau (1674).

 

Als die Wälder im Seebachtal und am  Feldsee durch die Holzfällerkolonnen geplündert wurden, entstand die Holzknechtsiedlung“ Beerenhalden“, 1737 „Beerenthal“ und ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts „Bärental“. Bis heute lässt sich nicht erklären, wie der Bär Eingang in das Stadtwappen von „Bärental“ gefunden hatte, da es dort gar keine Bären gab.

 

Die zurückgebliebenen Familien in den verschiedenen Siedlungen konnten sich mit der Fürstenbergischen Verwaltung einigen und nach und nach die Bestandsgüter übernehmen. Dadurch wuchsen mit der Zeit die Rodungssiedlungen zum Dorf. Was war von damals übrig geblieben?

 

Infolge der Uhrmacherei in der Region wurde 1827 eine Werkstatt, in der Schmiedeketten hergestellt wurden, in eine Drahtzieherei umgewandelt. Mit der Zeit entstand die „Draht- und Schraubenfabrik Falkau“, die das gesamt Uhrengewerbe im Hochschwarzwald belieferte. Bis zu 350 Mitarbeiter wurden beschäftigt. Es war das größte Unternehmen im Hochschwarzwald. Durch die wirtschaftliche Situation musste der Betrieb 1929 schließen.

 

Mit dem Bau der Dreiseeenbahn 1912 – 1926 erhielt „Bärental“ den höchsten Bahnhof in Deutschland mit 967 m und „Altglashütten“ ebenfalls einen Bahnanschluss.


Noch heute erinnert eine „Glasschauwerkstatt –Peter Eckhard“ in „Altglashütten“ an jene bedeutende Episode der Glasproduktion.

 

1939 wurden die Gemeindeteile des Feldberges nach „Bärental“ eingemeindet, die neue entstandene Gemeinde hieß „Feldberg“ und „Bärental“ blieb als Ortsteil erhalten. Gleichzeitig wurde „Neuglashütten“ nach „Altglashütten“ eingemeindet. Ab 1971 konnten sich die mal bedeutenden Gemeinden „Altglashütten“ und „Falkau“ als neue Gemeindeteile  der Gemeinde Feldberg schmücken, um als Höhenluftkurorte am Tourismusboom teilzuhaben.




Freitag, 18. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter der Familie Fackler aus Simonswald?

Simonswälder Tal

Die Familie Fackler war seit alters her ein Geschlecht, das im Glottertal und Simonswälder-Tal Wirte in den verschiedenen Gasthäusern stellte. Johann Michael Fackler aus Simonswald -geboren 1694- heiratete 1714 Anna Kapp aus dem Glottertal und wird dadurch Wirt auf dem Gasthaus „Engel“ im Glottertal. Der „Engel“ bleibt deswegen über 200 Jahre im facklerischen Familienbesitz. Johann Michael Fackler erwarb zusätzlich den „Hirschen“ in Altsimonswald.

 

Sein Sohn Mathias Fackler -geboren 1716- übernahm nicht nur den „Hirschen“ in Altsimonswald von seinem Vater sondern erwarb zusätzlich die „Krone“. Durch seinen frühen Tod 1754 und den baldigen Tod der Mutter verkaufte die noch junge Tochter Anna Maria Fackler -geboren 1738- den „Hirschen“. Sie begründete durch die Heirat mit dem Handelsmann Joseph Alexander Krebs als Stammmutter die Familie des Bankhauses Krebs in Freiburg. Eine Tochter, Maria Benedikta -geboren 1762-, wird die letzte Äbtissin des Klosters Wonnethal bei Kenzingen werden.

 

Der einzige Sohn von Mathias Fackler -geboren 1742- übernahm den „Engel“ von seiner Schwester Anna Maria. Nachdem sein Sohn Joseph -geboren 1773- den „Engel“ bewirtet hatte, hatte einer seiner Brüder, Franz Sales -geboren 1778-, durch die Heirat mit Maria Theresia Stehle 1799 den „Ochsen“ in Simonswald-Haslach übernommen.

 

1815 erhielt Franz Sales Fackler die Genehmigung zu einer Bierbrauerei neben dem Ochsen zu eröffnen. Die Kellereien waren schon vor den  Kriegen erstellt worden. Durch den Braubetrieb wurde er  bekannt und berühmt.  Da das Geschäft blühte, wurde er auch reich. Sein Bier verkaufte sich bis Karlsruhe, Freiburg und dem Elsaß. In den 20er und 30er Jahren stand der Ochsen auf dem Höhepunkt seines Glanzes, von dem er dann wieder absinken sollte.

 

Dass der Ochsenwirt einen Namen hatte, zeigte sich dadurch, dass er 1920 für fünf Jahre im Badischen Landtag in der zweiten Kammer Abgeordneter war. 1846 verstarb Franz Sales. Einer seiner Söhne, Franz Josef wurde Bierbrauer und führte 1835 die Brauerei weiter. Mit dem Tode seines Vaters verkaufte er die Brauerei an seinen Bruder Karl, der den „Ochsen“ übernommen hatte und zog nach Freiburg.

 

Da Simonswald-Haslach kein Rathaus besaß, wurde die Dorfpolitik im „Ochsen“ gemacht. In jenen Jahren gärten die revolutionären Ideen auch im Simonswälder-Tal. Hecker und Struwe hatten zur Revolution gerufen und wollten die Republik ausrufen. Alle sogenannten Vaterländischen hatten sich im „Ochsen“ und im Obertal im „Rebstock“ versammelt. Im „Ochsen“ tranken und sangen sie sich Mut an: „Hecker, Struwe und Robert Blum, kumm‘ mir bringe die Preuße um. D’Säbel gschliffe, d‘ Messer gewetzt, de Freiheitsbaum vor d‘ Kirchr‘ gesetzt“.

 

Nach der der Niederschlagung der Revolution 1849 musste Karl Fackler für mehrere Wochen ins Gefängnis. Die besten Jahre des „Ochsen“ waren vorbei. Da Karl die Kaufsumme nicht an seinen Bruder bezahlen konnte, kam die Brauerei in fremde Hände. Aber auch den „Ochsen“ ereilte 1862 das gleiche Schicksal.

Ochsen mit Nebengebäude vorne


 

Freitag, 11. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?


Die B 294 führt von Freudenstadt über Besenfeld nach Pforzheim. Kurz hinter Besenfeld und Urnagold führt die K 4772 über Poppeltal mit seiner seit Jahren bekannten Riesenrutsche hinab ins Tal der Großen Enz, die über Bad Wildbad nach Pforzheim führt. Die erste Ortschaft im Tal der Großen Enz ist Enzklösterle.

 

Wie schon der Ortsnamen verrät war der Ursprung der Gemeinde wohl ein Kloster, deren Spuren man heute vergeblich sucht. 1145 wurde tatsächlich das Kloster „Enza“ durch die Herren von Altensteig, Berneck und Vogtsberg in der Wäldereinsamkeit gegründet. Alles andere ist wohl in den Bereich der Sage zu verweisen. Um die Mönche an eine stramme Zucht zu gewöhnen, kam das Klösterlein unter die Aufsicht des Zisterzienser-Klosters Herrenalb. Die Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, denn nach dem sittlichen und ökonomischen Verfall wurde das Klösterlein 1445 aufgelöst und in den Maierhof „Enzhof“ umgewandelt.

 

Bedeutung bekam Enzklösterle als der Markgraf von Baden und der Graf von Württemberg 1342 einen Vertrag geschlossen haben, in dem sie die Flüsse Würm, Nagold, Enz und Neckar für die Flößerei geöffnet haben und 1600 Herzog Friedrich von Württemberg eine Holz- und Floßfaktorei errichten ließ, denn Holz war zur Genüge vorhanden. 1613 wurde die oberste Enz oberhalb der heutigen Petersmühle floßbar gemacht. 1750 wurde der Poppelsee und 1782 der Kaltenbachsee jeweils als Schwallweiher angelegt, um genügend Wasser für die Flößerei zu haben. Die Sägemühlen lieferten das geschnittene Dielenholz auf Ochsenkarren hier her, auf dass es auf Flößen die Enz abwärts transportiert werden konnte.

 

Selbst die Landesgrenze zwischen der Markgrafschaft Baden und dem Herzogtum Württemberg half mit die Flößerei auf der Enz zu fördern. Bei Schönmünzach wurde an der Landesgrenze –beim heutigen Klärweg- Scheiterholz aus der Murg mit einem Rechen gezogen, mit Pferdewagen auf die „Besenfelder Schwenke“ gezogen und gelagert. Im Winter wurde dann das Holz mit Hornschlitten zum Spielberg gezogen und von dort über eine Holzriese zum Kaltenbach Schwallweiher bei Gompelscheuer gebracht. Auf diese Weise wurde bis 1787 über den „Scheiterweg“ und dann weiter über die Enz geflößt.

 

Die Scheitholzflößerei, die hauptsächlich Brennholz lieferte, wurde in das Winterhalbjahr verlegt, um die Langholzflößerei nicht zu behindern. Sie wurde deswegen von Martini (11.11.) bis zum Ende April gelegt. Verschiedene Akkorde verpflichteten Enzklösterle die Holzgärten von Pforzheim, Bissingen, Vaihingen mit Brennholz zu beliefern. In ihnen wurde das angeschwemmte Scheitholz aus dem Wasser gezogen und gelagert. Die Flößerei hatte insgesamt aber zu immensen Schäden durch die Kahlschläge in den Wäldern geführt.

 

Der Straßen- und Eisenbahnbau, die Schäden und Behinderungen durch die Flößerei führten dann doch ziemlich schnell zum Ende der Flößerei. Um 1860 wird die Scheitholzflößerei eingestellt und 1913 geht das letzte Floß die Enz hinunter.

 

Der Haupterwerb der seit 1826 selbstständigen Gemeinde Enzklösterle waren alles was die riesigen Wälder hergaben: die Holzhauerei, Riesen, Flößerei egal ob Langholz oder Scheiterholz-, die Köhlerei, Kienrußbrunnen, Salpetergewinnung, Teerschwelen, Pottaschesieden und Kleesalzgewinnung. Die Spuren der Waldgewerbe sind heute noch zu sehen und werden für den Fremdenverkehr genutzt. In Enzklösterle sind noch heute eine funktionsfähige alte Kienrußhütte, Salbeofen und ein Floß nebst notwendigen Einrichtungen zu besichtigen und unterstützen damit den aufkommenden Fremdenverkehr.

Kienrußhütte in Enzklösterle


 

Freitag, 4. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter Hemingsways Eindrücke im Oberprechtal?

Oberprechtal 1920

Ernest Hemingway war im Jahr 1922 als Korrespondent vom Kanadischen „Toronto Star“ in Paris tätig. Er verließ mit einem Kollegen, Bill Bird, nebst Ehefrauen im August das heiße, stickige Paris, um über Straßburg und Freiburg eine Schwarzwaldwanderung mit Forellenfischen  zu unternehmen. Nachdem man in Triberg schon erste Erfahrungen mit der typischen deutschen Bürokratie wegen des Fischens gemacht hatte, stand eine Wanderung ins Oberprechtal an, wie Hemingway erählt:

„Nach einer siebenstündigen Wanderung von Triberg erreichte die illustre Gesellschaft einen steilen Waldhang.  Ganz in der Nähe lag eine Lichtung mit einer Sägemühle und einem Gasthaus, dem Forellenhof. Die Wanderer waren hungrig, betraten die Wirtsstube und wandten sich mit der Bitte an die Wirtsleute, ihnen zwei Doppelzimmer zu vermieten. Der Wirt lehnte brüsk ab: „Ihr kriegt hier kein Zimmer, nicht heute, nicht morgen niemals, ihr Ausländer“. Die Unfreundlichkeit ging soweit, dass er den Wanderer nicht einmal den Weg zum nächsten Gasthaus nannte oder auch nur die ungefähre Entfernung andeutete. Die Amerikaner bekommen hier den Groll der Einheimischen gegen die Siegermacht des 1. Weltkriegs zu spüren. Ohne den Hunger gestillt zu haben, zog man unverrichteter Dinge wieder ab und ging weiter in Richtung Oberprechtal.

Nach 6 km  heißer staubiger Straße kehrten die Touristen im Gasthaus „Rössle“ im Oberprechtal ein und stärkten sich mit einer ordentlichen Mahlzeit, wie dies im „Toronto Star“ berichte wurde: „Sie wurde vom Wirt selber aufgetragen, der unerschütterlich wie ein Ochse aussah und mitunter mit dem Suppenteller in der Hand stehen blieb und wie abwesend aus dem Fenster starrte. Seine Frau hatte ein Kamelgesicht, genau die unverwechselbare Kopfbewegung und den Ausdruck äußerster Stupidität, die man nur bei Trampeltieren und süddeutschen Bauersfrauen beobachten kann“.

Die Erfahrung mit den Schwarzwälder Gastwirtschaften hält Hemingway ebenfalls fest: „Alle diese Gasthäuser sind weiß getüncht und sehen von außen ordentlich und sauber aus, aber innen sind sie schmutzig, eins wie das andere. Die Bettlaken sind zu kurz, die Federbetten zu klumpig, die Matratzen hellrot, das Bier gut, der Wein schlecht. Beim Mittagessen muss man vorsichtig sein und aufpassen, dass das Stück Brot, das man erwischt, nicht sauer ist. Der Wirt versteht nie, was man sagt, seine Frau bindet sich die Schürze während sie den Kopf schüttelt. Die Deckenplatten sind schwarz vom Rauch. Die Hühner scharren im Vorgarten, und der Misthaufen dampft unter dem Schlafzimmer“.

In den Tagen im Oberprechtal hatten Hemingway und sein Begleiter William Bill Bird sich Angelkarten besorgt, wurden aber von Bauern mit Mistgabeln verjagt, da sie Ausländer waren. Die Nachwehen des verlorenen Krieges mit all ihrem Elend zeigten auch ihre Wirkung. Wurde er erwischt konnten am Schluss im inflationsgeplagten Deutschland bei Bauern und Behörden nur ein paar Dollarnoten weiterhelfen. Nur selten konnte er mit Erlaubnis eines Pächters angeln.

Hemingway beschrieb aber auch, dass er mit seiner Frau gewandert war und am oberen Tal mit einem schönen Forellenbach herauskam. Kein Bauernhof in Sicht, er steckte die Angelrute zusammen, seine Frau hielt talaufwärts und -abwärts Wache, und so konnte er seine Forellen fangen.

Aber heute alles vergessen, denn voller Stolz hängen im Gasthaus „Rössle“ im Oberprechtal die Bilder und Zeitungsartikel vom Kanadischen „Toronto Star“ vom Besuch Hemingways und seiner Begleitung.

Freitag, 27. September 2024

Was verbirgt sich hinter Ernest Hemingways Aufenthalt in Triberg?

Hemingway 1899-1961

Ernest Hemingway, der bekannteste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wurde am 21.7.1899 in Oak Park Illinois geboren und starb am 1.7. 1961 in Ketchum Idaho.1953 wurde der bekannte Schriftsteller mit dem Pulitzer Preis und ein Jahr später mit dem Literatur Nobelpreis ausgezeichnet. 1922 war der Journalist für den Kanadischen „Toronto Star“ als Korrespondent nach Paris gegangen. Da zog es den begeisterten Forellenangler mit seiner Frau und dem Ehepaar Bird während dem stickig heißen August aus Paris in den Schwarzwald, um eine Forellenwanderung von Tal zu Tal zu machen. Soweit die Vorstellung der Reisegruppe.

Von Freiburg kommend wurde die Anreise nach Triberg mit dem Zug gemacht, bei dem sie eine fünfstündige Eisenbahnfahrt mit zweimal Umsteigen und vier Stunden im Gang stehen auf sich nehmen mussten, während dicke und unglückliche Deutsche und ihre dicken gelockten Frauen sich immer wieder mit unbekannter Absicht und ständig um Entschuldigung bittend an uns vorbeidrängelten. Der Schwarzwald sei nicht schwarz, wie der Namen vermuten lässt. Er besteht aus einer Bergkette, die von Eisenbahnstrecken, Tälern voller fruchtbarer Kartoffeläcker, Weideland, braune Schwarzwaldhäusern und kieselgründigen Forellenbächen durchzogen sind, allenthalben erblickt man riesige Hotels, betrieben von germanisierten Schweizern, die es in der Kunst, aus einem Metzger-Beefsteak vier zu machen, zu wahrer Meisterschaft gebracht hatten.

In Triberg angekommen, beeindruckt die aus einer einzigen, von steilen Hotels gesäumten steilen Straße. Es liegt in einem steilen Tal, durch das  im Winter eine kühle Brise wehen soll. Logiert wurde in der Königssuite im größten Hotel von Triberg, dem “Parkhotel Wehrle“. Durch die Inflation in Deutschland damals bedingt, bezahlte Hemingway umgerechnet 37 Cents pro Nacht. Aber so leicht einen Anglerplatz in Triberg zu finden, wie es in der kanadischen Provinz möglich war, ging hier nicht. Durch Vermittlung des Hoteliers, Paul Wehrle, bekam Hemingway ein Fischwasser von einem Freund des Hauses zur Pacht überlassen. Aber was die Angler nicht bedachten, war die deutsche Bürokratie, denn es war eine polizeiliche Genehmigung zum Fischen einzuholen. Die Folge war eine zweitätige Odyssee durch die Amtsstuben des Großherzogtum Badens. Um die Erlaubnis zum Fischfang zu erhalten, begab sich Hemingway schließlich mit Bill Bird zum Amtssitz des Bürgermeisters Johann de Pellegrini in Triberg.

Als sie schließlich in einer Schlange wartend zum Bürgermeister vorgelassen wurden, brachten Hemingway sein Anliegen vor: „Bitte Herr Bürgermeister. Wir wollen der Fischkarten. We wollen to gefischen goen“. Der Bürgermeister kurz und bündig:“Nix, nein!“ und zeigte streng auf die Tür. Unter der Hand wurde den beiden mitgeteilt, sie sollten sich im Nachbarort Nußbach um Fischkarten bemühen. Es kam wie es kommen musste, die beiden Frustierten gingen halt ohne Genehmigung zum Fischen und machten zwei Tage reiche Beute. Am dritten Tag plagte doch das schlechte Gewissen. Man begab sich nach Nußbach und fand den Bürgermeister nach längerem Suchen in einem Schuppen gegenüber dem Friedhof.

Hemingway berichtet: „Mr Bird spricht deutsch, aber er glaubt, er könnte es nicht. Ich spreche kein Deutsch, denke aber, dass ich es kann. Deswegen führe ich das Gespräch, obwohl mein Deutsch darin bestünde, dass ich Englisch mit italienischen Akzent spreche.“ „Ve wishen der Fischkarten“ sagte ich mit einer tiefen Verbeugung. Der Bürgermeister sah über seine Stahlbrille und sagte: „Ja!“ „Ve wischen der Fischkarten comme ca“, sagte er nochmals und zeigte eine Landkarte mit dem gewünschten Fischwasser. „Ja“, sagte der Bürgermeister: „Das ist gut Wasser!“. „Can we gefischen in it“, fragte ich. „Ja“ kam die abermalige Antwort des Bürgermeisters. So verbrachten die beiden die restlichen Tage in Triberg und fischten in der Gutach, im Vordertalbach und Elz auch mal mit und mal ohne Genehmigung.

Trotz alledem wurde an den Triberger Wasserfällen für seinen Urlaub in Triberg eine Plakette oberhalb der Obervogt-Huber-Tanne auf einem Felsbrocken angebracht.


Freitag, 20. September 2024

Was verbirgt sich hinter der Kapelle im Tennenbachtal?

Kloster Tennenbach

Wer von Emmendingen auf den Hausberg, dem Eichberg, wandert hat von der 43 m hohen Kanzel einen herrlichen Rundblick über den Schwarzwald, Vogesen und den Schweizer Jura. Beim Blick zum Hühnersedel fällt einem eine einsame Kapelle am Straßenrand im breiten Tennenbachtal auf. Diese Kapelle ist das einzige Überbleibsel eines mächtigen Klosters.

Das Zisterzienserkloster Tennenbach wurde um 1160 auf Initiative von Kloster Friensberg in der Nähe von Bern vom späteren Abt Hasso gegründet. Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten und größten Klöster im südwestdeutschen Raum. Ihm unterstanden die Zisterzienserinnenklöster Güntersthal, Lichtenthal, Wonnethal und Friedenweiler.

1723 zerstörte ein Brand viele Gebäude des Klosters. Allerdings trieb damals Abt Leo Münzer den Wiederaufbau des Barockklosters stattlicher denn je voran.  Doch schon 1782 war das Kloster von einer Aufhebungswelle des Kaisers Joseph II betroffen, wie alle vorderösterreichischen Klöster. Doch der mächtige Abt konnte dies bei einem Besuch in Wien abwenden. Aber nachdem die Säkularsierung als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete beschlossen  worden war, hat das Großherzogtum Baden die Aufhebung des Klosters 1806 vorangetrieben.

Die 20 Ordensgeistliche und Laienbrüder verließen das Kloster, obwohl ihnen Wohnrecht zugesagt war. Der Großteil ging nach Kärnten und der Rest betätigte sich als Pfarrer und Lehrer in der Umgebung. Die Bibliothek wanderte 1809 zur Universität Freiburg, die Besitztümer des Klosters wurde verkauft. Dagegen war die großräumige aber abgelegene Abtei völlig unverkäuflich und damit ein schwerer Ballast für den badischen Domänenetat. Auch die Verpachtung als Strohmanufaktur oder Ähnliches, alles zerplatze wie Seifenblasen, als es um die Finanzen ging.

Wenn gar nichts geht, Soziales geht immer: Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde die Region Aufmarschgebiet gegen Frankreich. Österreicher, Badener, Württemberger und Russen alles war da. Es diente 1813/14 als Lazarett, ebenso wie 1815 nach der Schlacht von Waterloo, als die Soldaten zurückfluteten. Gleichzeitig entwickelte sich in den leerstehenden Gebäuden die „Thennenbacher Colonie“ d.h. eine Bettler- und Asozialensiedlung, die sich zum Schrecken der Umgebung entwickelte. Bis 1835 wurde die Siedlung mit Gewalt geräumt,  die Personen notfalls nach Amerika abgeschoben, bis die Gebäude leerstanden. Diese wurden anschließend  demoliert und auf Abbruch versteigert. Das Tennenbacher Münster  wurde Stein für Stein abgebrochen und wieder als evangelische Ludwigs-Kirche in Freiburg aufgebaut. Sie sank 1944 nach einem Bombenangriff in Schutt und Asche.

Dass die abseits stehende gotische Kirchhof- oder Krankenkapelle als einziges Gebäude der Nachwelt erhalten blieb, war dem Umstand zu verdanken, dass der Erwerber sie nicht bezahlen konnte. Nach ihrer Entweihung 1836 diente die 1310 erbaute Kapelle als Geräteschuppen trotz aller Proteste des erzbischöflichen Ordinariats. 1898 wurde sie von Stadtpfarrer Sachs aus Emmendingen restauriert, ebenso 1957 renoviert.

Die der Muttergottes geweihte Kapelle zeigt über dem Eingang das Wappen des Abtes Antonius und die Jahreszahl 1721. 2011 wurde die „Schwarze Madonna“ feierlich aufgestellt. Sie stammte aus dem alten Kloster. Die Kapelle wird vorwiegend für Hochzeiten genutzt.

Kapelle Tennenbach