Freitag, 29. April 2016

Was verbirgt sich hinter dem Hotel Bühler Höhe?



Im Jahre 1871 wurde Hertha Schottländer in eine großbürgerliche, jüdische Familie geboren. Ihr Vater war ein erfolgreicher Getreidehändler aus Breslau. Hertha, die mit einem Bankier und Gutsbesitzer verheiratet war, verliebte sich in den Regimentskommandeur Wilhelm Isenbart. Sie fasste den zur damaligen Zeit mutigen Entschluss und ließ sich scheiden. Sie überwarf sich deswegen mit ihrem Vater, der ihr den noch zustehenden Erbanteil in beträchtlicher Höhe auszahlte und heiratete Wilhelm Isenbart – im Rang eines Generalmajors. Dieser wurde jedoch aus dem Heeresdienst entlassen, da er eine geschieden und zudem noch jüdische Frau geheiratet hatte.



Damit endete nicht nur eine erfolgsversprechende Offizierskarriere sondern auch Herthas brennender Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung in Adels- und Offizierskreisen. Der zerstörte Traum wurde durch rastlose Reisen und Kuren überbrückt.



1908 verstarb ihr Gemahl in Ägypten. Von da an lebte die „Generalin“ nur noch für die Realisierung des Wunsches, eine bleibende Stätte des Gedächtnisses an den Verstorbenen in Form eines Offiziersgenesungsheim zu schaffen. Es sollte eine Einrichtung sein, die den Namen des Ehemanns trug. Dies wollte sie Kaiser Wilhelm II zum Geschenk machen, um dadurch wiederum die notwendige Reputation zu erhalten und sich in Offizierskreisen bewegen zu können.



Mit Hilfe des Begleitarztes des früheren Ehepaares, Dr Schiffer, und anderen bekannten Persönlichkeiten nahm das Projekt Bühler Höhe langsam Gestalt an. Das luxuriös gestaltete Kurhaus sollte für 12 Generäle Platz bieten. Es beinhaltete daneben einen Wohntrakt für sie selbst, einen Flügel für die Bediensteten, einen Ärzteflügel und einen Bädertrakt. In einiger Entfernung sollte das Sanatorium für Dr Schiffer entstehen. Im Frühjahr 1911 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Man mag sich die damaligen Schwierigkeiten dieses Vorhabens vorstellen. Vor allem weil keine Infrastruktur vorhanden war.



Im Juli 1912 hatte Hertha Isenbart die Gelegenheit, im Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel eine Audienz mit Kaiser Wilhelm und seiner Gemahlin, Victoria, zu bekommen. Dort konnte sie ihren Schenkungsgedanken vortragen. Der Kaiser schien dem Vorhaben zunächst etwas skeptisch gegenüber zu stehen, denn er verlangte neben der Schenkung noch ein Barkapital von 3 Millionen Mark. Noch skeptischer war der Kriegsminister, der zum Ausdruck brachte, dass dem preußischen Offizier wohl ein einfaches Feldbett mit Stuhl und Tisch zum Wohnen genüge. Schließlich hat Wilhelm II doch in die Schenkung eingewilligt. Die Übergabe des Hauses sollte im September 1914 erfolgen.



Der Ausbruch des 1. Weltkrieges im August bedeutete eine beträchtliche Zäsur in der Geschichte der Bühler Höhe. Mit der Kriegserklärung wurde das Genesungsheim für Offiziere erst einmal in Frage gestellt. Die Arbeiten verlangsamten sich und konnten erst im Oktober 1914 fertiggestellt werden. Das Sanatorium wurde als Reservelazarett für Offiziere benutzt. Das Kurhaus blieb dagegen leer stehen. Das Vermögen von Hertha Isenbart war größtenteils im Ausland angelegt und durch die kriegerischen Ereignisse nicht mehr zugänglich. Sie fürchtete einen Bankrott. Ihr Lebenswerk schien zerstört, zumindest war sie nicht am Ziel ihrer Träume angelangt. Dazu kamen menschliche Enttäuschungen, da der ihr nahestehende Dr Schiffer eine junge Frau aus dem österreichischen Adel heiratete. Hertha quälte sich immer mehr mit Depressionen, denn ihr Traum war zerbrochen: Kein Reich, keine Generäle, keinen Kaiser, das Millionenvermögen dahin geschmolzen.



Ein letztes Mal nahm sie in der Hertha Hütte  Platz, ließ um 22.00 Uhr plötzlich alle  Fenster aufleuchten, da sie noch einmal ihr Schloss von hier und bei Nacht beleuchtet sehen wollte. Mit einer Schlafmittelüberdosis nahm sie sich im Juli 1918 in großer Haltung ihr hochschwingendes Leben.
Hotel Bühler Höhe von der Herta Hütte aus

Freitag, 22. April 2016

Was verbirgt sich hinter dem Trudpertfest im Münstertal?



Am 26. April ist Gedenktag des St Trudpert. Er war einer der Missionare, die 650 in und um den Schwarzwald missioniert haben. Er gilt als der Gründer des Klosters St Trudpert im Münstertal, das seinen Ursprung in der von ihm gegründeten Einsiedelei hatte. Hinter dem Friedhof steht die Trudpertkapelle. An dieser Stelle soll Trudpert von einem seiner Knechte mit dem Beil erschlagen worden sein. Sie hatten ihm geholfen, das Gelände für die Einsiedelei zu roden.



Nahezu 1000 Jahre war das Benediktinerkloster St Trudpert geistiger, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Tales und der ganzen Region. Der Reichtum bezog das Kloster aus seinem Silber-, Kupfer - und Bleierzbergbau. 1806 wurde das Kloster säkularisiert. Als sich dies abzeichnete schenkte der letzte Abt, Columban II, 1793 einen Großteil der umfangreichen Klosterwälder den Gemeinden Unter- und Obermünstertal.



Am dem Sonntag, der dem Gedenktag -26. April- folgt, findet das bekannte Trudpertfest statt, das mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet wird. Diesem schließt sich die große Trudpertprozession an, die rund um die Kirche und das Kloster führt. Reiter und Musikkapellen des Tales, die Vereine und Gläubigen vervollständigen die Prozession, in der die Reliquien des Märtyrers in einem barocken Schrein von 1714 mitgetragen werden. Ebenso das aus dem 12. Jahrhundert stammende kostbare Niellokreuz. Die Prozession findet ihren Abschluss mit der Erteilung des kirchlichen Segens auf der Klostertreppe. Anschließend findet dann das Fest mit den weltlichen Freuden statt.



Die barocke Klosteranlage konnte 1918 von den Schwestern vom Heiligen Josef erworben werden. Und wurde 1970 zum Generalmutterhaus des Ordens. Da die Klosterkirche zur Pfarrkirche der Gemeinde Münstertal bei der Säkularisierung wurde, baute der Orden mit dem Kuppelbau eine eigene Klosterkirche.

Kloster St Trudpert heute
 
 
Kloster St Trudpert 1624

Freitag, 15. April 2016

Was verbirgt sich hinter der Scheideck bei Kandern?



Hecker und Struve konnten im Vorparlament in Frankfurt 1848 ihre republikanischen Ideen nicht durchsetzen. Ihre Vorstellung war, dass jetzt nur noch  Waffengewalt entscheiden könne. Das Volk sollte zu den Waffen gerufen werden und mit der Waffe in der Hand eine republikanische Verfassung erzwingen. Eine weitere Führungsfigur, Joseph Fickler, zuständig für die Unterstützung deutscher Demokraten aus der Schweiz und Frankreich wurde in Karlsruhe verhaftet. Gleichzeitig heizte die Stimmung an, dass das Großherzogtum württembergische und bayerische Truppenverstärkungen bekam.



Aus dieser Situation rief Hecker am 12. April in Konstanz die Republik aus. Am 13. April zog er mit 50 Mann in der Hoffnung los, dass viele Gleichgesinnte sich anschließen würden. Aber anstatt der erhofften mehreren tausend Mann schlossen sich nur einige schlecht bewaffnete Hundertschaften an. Ihr Ziel war es, nach Donaueschingen, Freiburg und dann nach Offenburg zu ziehen.



Angesichts der württembergischen Truppen in Donaueschingen hatte Struve für die am 15. April anrückenden Freischälerhaufen von Hecker freien Abzug vereinbart. Also visierte Hecker Freiburg an, um dort in der Konfrontation mit badischen Truppen ein Überlaufen der Soldaten zu erreichen.



Um dem Höllental auszuweichen hatte Hecker mit seinen 1.000 Freischälern den Weg über das Wiesental und Schwarzwaldrand gewählt. Bei Kandern erfuhr Hecker am 20. April,  dass in Schliengen 2.400 Mann hessische und badische Truppen mit Geschützen lagerten. Hecker zog sich nach Steinen zurück, um einem Kampf auszuweichen. Der liberale General von Gagern ergriff die Initiative zu einem Gespräch mit Hecker auf der Brücke bei Kandern und versuchte Hecker vergebens zum Aufgeben zu bewegen.



Auf der nahe liegenden Scheideck kam es schließlich zum Gefecht, die badischen Truppen liefen nicht über. General von Gagern wurde vor seinen Truppen reitend von zwei Freischälern erschossen. Aber schon nach den ersten Schüssen stoben die Freischälern auseinander. Sie ergriffen die Flucht und versuchten bei Rheinfelden über den Rhein in die Schweiz zu entkommen. So versuchte es auch Hecker. In der Schweiz erfuhr er, dass auch die Kolonne von Struve sich nach den ersten Schüssen aufgelöst hat.
Hecker und General von Gagern bei Kandern
 
General von Gagern wird auf der Scheideck erschossen

Donnerstag, 7. April 2016

Was verbirgt sich hinter der Uhr des Sultans?



Anfänglich nahmen die Glasträger die Uhren neben ihren Glasprodukten mit auf ihren Verkaufstouren. Das einträgliche Geschäft wollten aber die Uhrmacher auch selber mitnehmen. So gingen sie nach der Schneeschmelze auf Wanderschaft und verkauften ihre im Winter produzierten Uhren selber auf den Höfen und Städten. Sehr schnell merkten sie jedoch, dass es besser war, daheim Uhren zu produzieren und der eigenen Großfamilie oder vertrauenswürdigen Personen den Verkauf der Uhren anzuvertrauen.



1720 machten sich die ersten Uhrenträger mit ihren Krätzen voller Uhren auf Wanderschaft. Die Verkaufsgebiete dehnten sich immer weiter aus, so tauchten im Rheinland, Böhmen, Sachsen, Frankreich,  Holland, Ungarn und Italien, später Rußland die Uhrenträger aus dem Schwarzwald auf. Die Familien blieben grundsätzlich im Schwarzwald weiter wohnen. Das war einer der Grundsätze der Uhrenträgerkompanien, die sich ab 1740 bildeten und sehr streng organisiert waren. Unterwegs wurden Stapelplätze angelegt, um den jeweiligen Nachschub zu garantieren. Erst im 19 Jahrhundert blieben Uhrenträger in England und Frankreich mehrere Jahre, um im Alter aber doch wieder zurück zu kehren und um ein Hofgut zu erwerben.



Matthias Faller aus Friedenweiler gründete 1770 mit seinen 5 Brüdern eine Uhrenträgerkompanie, die den Uhrenhandel nach Vorderasien betrieb. 1779 zog er mit seinen Uhren direkt nach Konstantinopel. Dem damaligen Sultan des Osmanischen Reiches überbrachte er eine Spieluhr als Geschenk und wurde gnädig aufgenommen. Er erhielt einen „Fermann“, der ihm den Verkauf von Uhren ohne jegliche Abgabe erlaubte soweit des Sultans Machtbereich reichte.



Nach zehn Jahren kehrte er als vermögender Mann in die Schwarzwaldberge zurück. Er ließ sich von den Uhrmachern in seiner türkischen Kleidung bestaunen. Ungläubig hörten diese von fremden Sitten und Gebräuche, die jegliches Vorstellungsvermögen der Schwarzwälder überforderte. Kurz vor seiner zweiten Heimreise wurde er allerdings in Konstantinopel  1794 ermordet und ausgeraubt.



Die Uhren mussten natürlich dem türkischen Geschmack angepasst werden. Die Uhrenschilder bekamen einen türkischen Zahlenring, die Bemalung zeigte neuartige Zierrade unter besonderer Hervorhebung des Halbmondes sowie Figuren in türkischer Tracht. Die Spieluhren durften keine abendländische Musikspieltöne tönen lassen sondern Weisen, wie sie den Ohren der Muslime behagen.
Lackschilduhr für den türkischen Markt

Freitag, 1. April 2016

Was verbirgt sich hinter der Kleinen Kinzig?



Im Jahre 1978 wurde im Tal von Reinerzau südlich von Freudenstadt am Oberlauf der Kleinen Kinzig eine Talsperre für die Trinkwasserversorgung „Kleine Kinzig“ mit einem Fassungsvermögen von 13 Mio m³ errichtet. Sie ist die einzige Trinkwassertalsperre in Baden Württemberg. Das Einzugsgebiet umfasst 18 km² und erstreckt sich über 3 km Länge und 450 m Breite. Der Damm von 70 m Höhe und 340 m Breite ist keine herkömmliche Staumauer sondern ein Stein-Schüttdamm. Mit der Schüttung wurde im April 1981 begonnen.



Die Talsperre wird von drei größeren Zuflüssen sowie zahllosen Quellen mit einem Zufluss bis zu 20 Mio m³ pro Jahr gespeist.



Der Entnahmeturm hat eine Höhe von 70 m mit 8 Entnahmeöffnungen. Der Ausbau ist bis auf 600 l /sec möglich. Überlauftrichter mit maximal 113 qm/sec.



Im Jahre 1984 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Ab 1985 wurden über ein Rohrnetz von 220 km  30 Gemeinden mit 250.000 Einwohnern mit Trinkwasser versorgt. Wobei das Wasserwerk Alpirsbach-Reinerzau das Trinkwasser in den Nordstrang pumpt, während der Südstrang vom eigenen Gefälle profitiert. Der Nordstrang versorgt die Gemeinden bis Baiersbronn, Horb und Nagold. Der Südstrang versorgt bis Elzach, Biberach und Zell. Für die Zwischenspeicherung sind 61 Hochbehälter vorhanden. Nebenbei ist eine Stromerzeugung von 2 Mio KW/Jahr möglich.



Kosten für die Talsperre und Wasserwerk waren 85 Mio €, für das Leitungsnetz 45 Mio €.



Die Kleine Kinzig liegt inmitten des Schwarzwaldes und ist kein Ferienparadies. Es lädt aber zum Wandern ein, da Angeln, Baden und Bootfahren verboten sind. Ein breiter Wanderweg führt um den die Trinkwassersperre ca 14,5 km lang. Vom Parkplatz sind es 1,5 km bis zur Staumauer.
Kleine Kinzig mit Entnahmeturm und Überlauf