Freitag, 30. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der Kalenderreform?



Nimmt man die Naturkonstanten Tag, Sonne oder Mond ergeben sich folgende Tatsachen, die aber nicht miteinander korrespondieren:

1.     Die Erde dreht sich in einem Tag einmal um sich selbst (mittlerer Sonnentag für die Kalenderrechnung)

2.     Die Erde dreht sich in einem Jahr einmal um die Sonne (tropisches Jahr). Dieses Jahr hat eine genaue Länge von 365,2422 Tagen. Dies entspricht 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Beginnt man das Jahr am 1. Januar 0 Uhr, so endet es im nächsten Jahr am 1. Januar um ca 6 Uhr morgens, im 4. Jahr wäre es am 2. Januar um ca 0 Uhr. Nach ca 1500 Jahren würde sich der Jahresanfang durch das ganze Jahr hindurch bewegen.

3.   Der Mond dreht sich in 29,5306 Tagen einmal um die Erde. (Mondumläufe) Nimmt man die Monate abwechselnd 29 und 30 Tage ergibt dies 354 Tage und so bleiben am Jahresende 11 Tage übrig. Im nächsten Jahr beginnen die Monate 11 Tage früher. Nach 33 Jahren ist der Kalender durch das Jahr hindurch gewandert d.h. nach 16 Jahren wäre Januar im Sommer.

Die Menschen versuchten ein System zu finden, das Erdumdrehung, Sonnen- und Mondumlauf in ein abgestimmtes System bringt. Das ist aber unmöglich, deswegen haben sich verschiedene Kalendersysteme entwickelt je nachdem ob Sonne oder Mond berücksichtigt wird.

 

Die Mohammedaner haben einen streng nach dem Mond ausgerichteten Kalender. Das hat zur Folge, dass die Monate jedes Jahr früher beginnen. Der europäische Kalender orientiert sich nach der Sonne und geht auf die Ägypter zurück. Diese kannten auch schon das Schaltjahr alle vier Jahre.

 

Der römische Kalender, der am 1. März begann, hatte nur 10 Monate (daher Dezember als 10. Monat) und damit 304 Tage. Der Rest des Jahres wurde mehr oder weniger auf zwei Schaltmonate verteilt. Daher hat Cäsar 45 v Chr den sog Julianischen Kalender eingeführt. Er legte fest, dass das Jahr 46 v Chr 445 Tage haben sollte, um den Jahresbeginn auf den 1. Januar statt am 1. März zu beginnen. Er legte die Monatslängen 8 mal 31 Tage, 5 mal 30 Tage und den Februar mit 28 Tagen sowie alle 4 Jahre das Schaltjahr mit dem 29. Februar fest.

 

Leider begingen die Ägypter und damit Cäsar einen kleinen Fehler. Sie nahmen die Jahreslänge mit 365,25 Tagen an, während das Sonnenjahr 365,2422 Tage hat. Die Differenz von 0,0078 Tage oder 11 Minuten was das Sonnenjahr kürzer ist als das Kalenderjahr, scheint unbedeutend zu sein. Aber dies addiert sich in ca 128 Jahren auf einen Tag und war bis zum Jahr 1500 auf 10 Tage angewachsen.

 

Im Jahre 325 n. Chr. beschloss dann das Konzil von Nicäa für alle Zeiten verbindlich, Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu legen. Im Jahr 2020 war dies Mittwoch der 8. April mit Vollmond und darauf folgend der Sonntag 12. April Ostern. Unter anderem wohl auch deswegen, weil sich dieses Datum mit dem germanisch-heidnischen Fruchtbarkeitsfest deckt – und so die alten Heiden vielleicht eher bereit waren, sich mit dem neuen Glauben anzufreunden. Ostern kann somit zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Da das Osterfest nach dem julianischen Kalender nicht mit dem ersten Frühlingsmond übereinstimmte, führte dies zu einer erneuten Kalenderreform.

 

Papst Gregor XIII ordnete 1582 die nach ihm benannte Gregorianische Kalenderreform an: Auf den 4. Oktober 1582 folgte einmalig direkt der 15. Oktober d. h. er übersprang 10 Tage.

 

Es war die Zeit der wenigsten Heiligenfeste. Das Fest des heiligen Dionysius 9. Oktober wurde einmalig auf den 15. Oktober verlegt.

 

Diejenigen Jahre, die durch 100 teilbar sind (Säkularjahre), sollten nur noch jene Schaltjahre sein, die auch durch 400 teilbar sind. 1700, 1800, 1900 z. B. sind keine Schaltjahre, jedoch die Jahre 1600 und 2000 waren Schaltjahre. Die Jahre 2100, 2200 und 2300 werden Jahre ohne Schalttag sein. Dadurch spart man in 400 Jahren drei Tage ein und der Fehler von Caesar ist soweit korrigiert, dass es über 3000 Jahre dauert, bis der noch vorhandenen Fehler einen ganzen Tag ausmacht.

 

Durch die Schaltjahrregelung liegt eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen zugrunde, die den 365,2422 Tagen des Sonnenjahres näher kommt als die 365,25 Tage des julianischen Kalenders.

 

Es dauerte hunderte von Jahren, bis sich die Kalenderreform des Gregorianischen Kalenders durchgesetzt hatte. In den älteren Kalendarien sind bis ca 1700 beide Zählungen nebeneinander angegeben. Die Reformation lehnte den gregorianischen Kalender ab, da er vom katholischen Papst kam. Die evangelischen Reisstädte des Heiligen Römischen Reiches übernahmen 118 Jahre später –nämlich 1700- den gregorianischen Kalender, berechneten aber das Osterfest noch weitere 76 Jahre nach dem julianischen Kalender. Sie nannten ihn aber  nicht gregorianische Kalender sondern neuen bürgerlichen Kalender. Das protestantische Herzogtum Preußen war schon früher im Jahre 1612 mit der Umstellung dran. Die letzten Gemeinden im Kanton Graubünden stellten den Kalender 1812 um. Sowjetrussland führte mit der Oktoberrevolution 1918 den gregorianischen Kalender ein. Die Feiertage werden aber bis heute nach dem julianischen Kalender berechnet. Da 2021 das Weihnachtsfest auf den 7. Januar gelegt ist, ergibt sich eine Differenz von 13 Tagen.

 

Die Verwendung beider Kalender führte natürlich auch zu Kuriositäten: Die Gemeinde Tennenbronn bei Schramberg war geteilt: Ein Teil gehörte seit 1443 zum Amt Hornberg und damit zum später evangelischen Württemberg, der andere zur späteren Stadt Schramberg und damit zum katholischen Vorderösterreich. In Württemberg wurde 1536 die Reformation eingeführt und damit gab es 164 Jahre zwei verschiedene Kalendersysteme im evangelischen und katholischen Tennenbronn nebeneinander. Erst 1922 wurden beide Gemeinden vereint.

 

Betroffen sind natürlich aber auch die alten Bauernregeln wie z. B. der Siebenschläfer (27. Juni) oder die Eisheiligen Mitte Mai die damals nach dem julianischen Kalender 10 Tage später liegen müssten. Deswegen die Klage eines Bauern damals: „Oh, Babst, was hast Du angericht…!“.

 

Freitag, 23. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der ehemaligen Klostersiedlung Nordrach-Kolonie?

Nordrach St Nepomuk

Der Weg von Offenburg ins Kinzigtal führt uns in Biberach links ab nach Zell a. H., wo sich ein langgestrecktes, kurvenreiches Tal öffnet, das in Nordrach-Kolonie eine steil ansteigende Straße endet und ins Renchtal führt.

 

Die Anfänge des kirchlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Nordrach-Kolonie gehen auf die Abtei Gegenbach zurück. Das 761 gegründete Benediktinerkloster erhielt 1231 von König Heinrich VII den Auftrag zur Rodung und Besiedlung der ausgedehnten Klosterwaldungen. So wurden Höhenhöfe angelegt, um das einsame Gebiet „der Moos“ zu besiedeln. Die Klosterhöfe mit dem Mühlstein (Schottenhöfe) und die Hohenhöfe in Lindlach und Bräunlinsberg waren bis 1803 der Aufhebung des Klosters an dieses tributpflichtig. Der Rest des Tales gehörte zur freien Reichsstadt Zell, wurde 1803 zusammen mit der Auflösung des Klosters Gengenbach dem Großherzogtum Baden zugeschlagen und 1929 zu einer Gemeinde Nordrach vereint.

 

Der Boden in Nordrach-Kolonie war karg, die Erträge schlecht, so dass sich die Höhenhöfe nicht erfolgreich für das Kloster entwickeln konnten. Dafür gab es Holz zur Genüge, das nur mühsam abtransportiert werden konnte. 1695 gründete der Gegenbacher Abt, Placius Thalmann, im Quellgebiet des Dörrenbaches eine Glashütte. Die Glasbläser verpflichteten sich durch die „Handtreu“, einem Treuegelöbnis, gegenüber dem Kloster, Holzknechte, Schürer, Holzhackern, Fuhrleute und Glasträger waren so wie alle Bewohner der Kolonie Leibeigene des Klosters. Der jeweilige Jahreszins wurde durch Glaswaren bezahlt nicht durch Bargeld. Produziert wurden Spiegelscheiben, Schoppengläser, Becher, Sauerwasserflaschen Zuckerbüchsen usw.

 

Nachdem der erste Glasbläser nur Schulden für das Kloster produzierte, wurde nach wenigen Jahren Joachim Sigwarth aus Solothurn vereidigt aus einer Glaserfamilie, deren Name im Schwarzwald immer wieder bei Glasbläsern auftauchte. Der Erfolg der Glashütte zeichnete sich auch ab. Zur Ausbildung in der Glaskunst reiste er nach Italien. Seine Frau gelobte, wenn er gesund zurückkehre, wolle sie eine Kapelle stiften. Bei seiner Rückkehr nach einem Jahr entstand das Glaserkirchlein zum heiligen Nepomuk, das mit der Glashütte in die Kolonie verlegt wurde.

 

Schwierigkeiten bereitete immer wieder der Transport von Lebensmittel, Rohstoffen wie Quarzsand, die aus dem Gebiet Baden-Baden bezogen wurde und der Abtransport der Fertigware über den Berg zum Kloster. Da vermutlich vom Kloster auch Ackerland gewonnen werden wollte, wurde die Hütte immer wieder verlegt: 1748 vom Mitteleck zur Höflematt, zum Schäfersfeld, und 1776 talabwärts in die Kolonie. Das Kloster musste immer wieder die Glashütte unterstützen, die Glasbläser unterboten sich gegenseitig, so dass die Rentabilität litt.

 

1750 wurde nachbarschaftlich zur Glashütte vom Abt Benedikt Rischer eine Kobalt- oder Blaufarbenfabrik  mit Mittel privater Geldgeber und Kobalterzen aus Böhmen gegründet. Die blaue Farbe wurde zum Teil in der Glashütte verarbeitet und als Farbe in den Handel gebracht. Nach anfänglichem Erfolg war auch hier ein stetiges Auf und Ab wie bei der Glashütte zu verzeichnen, vor allem als der Konvent des Klosters sich weigerte, für Verluste gerade zu stehen.

 

Die Napoleonischen Kriege führten immer wieder zu Stockungen, und die Aufhebung des Klosters 1803 ergab mit einem Großbrand 1808 den völligen Niedergang. Bis 1848 wurde verschiedentlich versucht, die Glasbläserei mit wechselndem Erfolg wieder aufzunehmen.


Eine Firma Samuel Dukas aus Freiburg versuchte es mit einer Bürstenfabrik in den Räumlichkeiten. Aber auch hier kehrte nur kurze Erfolg ein, denn auch dieses Werk rentierte sich nicht. Denn das einsame Nordrachtal war nicht geschaffen, Industriestätte zu werden.

 

1889 kaufte der Arzt Dr Otto Walter das ganze Anwesen und gründete im stillen einsamen Tal eine Lungenheilanstalt, die dann an die Badische Landesversicherungsanstalt in Karlsruhe verkauft wurde. Mit der Zeit entstanden im Luftkurort weitere Kuranstalten für Lungenkranke und wurde als badisches Davos bezeichnet. Heute gibt es noch zwei Rehabilitationskliniken.


Freitag, 16. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der Höllentalbahn?


Höllentalbahn 1902

Kaiser Napoleon III hatte schon in den 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts Interesse an einer Bahnlinie Paris-Breisach-Freiburg-Donaueschingen-München-Wien beim badischen Großherzog bekundet. Aber die Gedanken des badischen Hofes beschäftigten sich intensiv mit der Planung der Schwarzwaldbahn, obwohl Robert Gerwig schon 1860 mehrere Planungen zur Überquerung des südlichen Schwarzwalds vorgelegt hatte. Wie bei der Straßenführung ging auch bei der Eisenbahn das Tauziehen um die Trassenführung über das Wagensteigtal oder Höllentalklamm los. Man entschied sich für die kürzere Verbindung durch das Höllental wie bei der 1857 angelegten Straße, dafür nur für die Eingleisigkeit und damit gegen eine internationale Streckenführung. Zum Glück entschied man sich gegen eine preiswertere Schmalspurbahn, um den südlichen Schwarzwald für Gewerbe, Industrie und später für den Fremdenverkehr zu erschließen. Denn verkehrsgeographisch war die Höllentalbahn gegenüber der Schwarzwaldbahn eine Fehlplanung. Ein eifriger Befürworter der Höllentalbahn, der Industrielle Franz Josef Faller, brach bei der Begrüßung des Großherzogs tödlich zusammen, so dass dieser Eröffnungs- und Trauerrede vereinen musste.



Das technische Meisterwerk von Robert Gerwig -fertiggestellt 1887- musste von Freiburg, Höllental, Hinterzarten nach Neustadt 34,9 km mit 613 Höhenmeter überwinden und zwischen dem Hirschsprung und Hinterzarten mit 7,175 km und 326 m Steigung mit Hilfe von Zahnradbetrieb überwinden. Zur Sicherheit verfügte jeder Wagen eine eigene Handbremse. 1901 konnte bei der Talfahrt der Zahnradbetrieb schon entfallen und 1933 nach der Elektrifizierung der Strecke mit den schweren Tenderlokomotiven auch auf der Bergstrecke entfallen.

Der ursprüngliche Kopfbahnhof lag in Freiburg Wiehre. Doch schon 1914 wurde aus verkehrstechnischen Gründen begonnen, den Beginn der Strecke in den Freiburger Hauptbahnhof zu verlegen. Deswegen beginnt heute die Strecke nicht bei 0 km sondern bei -1,52 km im Freiburger Bahnhof.

Auf der gesamten Strecke zwischen Freiburg und Neustadt wurden 563.000 m³ an Erde und Fels bewegt und vorwiegend von Italienern ausgeführt. Auf der Strecke Himmelsreich bis Hinterzarten mussten 7 Tunnels mit einer Länge von zusammen 886 m gebaut werden. Highlight der Strecke war die 144 m lange  und 37 m hohe leicht gebogene Ravenna Eisenbahnbrücke.  Sie wurde wegen der gestiegenen Anforderungen des Zugverkehrs abgerissen. 1927 wurde dann das heute bekannte gemauerte Steinviadukt eingeweiht. Im 2. Weltkrieg wurde wegen Sperrballons von den Alleierten vergeblich versucht, die Ravenna Brücke zu zerstören. Allerdings ist sie am Ende des Kriegs von deutschen Soldaten gesprengt und wurde unter der französischen Besatzungsmacht 1946 wieder errichtet worden. Die Ravenna Brücke ist die einzig beheizbare Brücke Deutschlands.

Der Weiterbau der Höllentalbahnstrecke bis Donaueschingen von 39,8 km –auch hintere Höllentalbahnstrecke genannt- wurde erst 1898 begonnen und 1901 beendet. Aber erst 2019 wurde das letzte Stück elektrifiziert, um eine durchgehende Fahrt von Freiburg nach Donaueschingen zu ermöglichen. In Titisee zweigt die 1926 fertiggestellte Dreiseeen bis Seebrugg am Schluchsee ab.

 

Kuriosum in der Geschichte der Höllentalbahnn war: 1923 konnte die Rheintalbahn von Amsterdam nach Basel nicht befahren werden konnte. Die französische Armee hatte nach dem Ersten Weltkrieg Offenburg und Appenweier besetzt. So musste der Umweg ab Karlsruhe über Pforzheim, Horb, Villingen und Donaueschingen durch das Höllental nach Freiburg geleitet werden. So gab es in jener Zeit einen Schlafwagen Frankfurt – Hinterzarten.

Ravenna Viadukt


 

Freitag, 9. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter Hasel-Glashütten im Hotzenwald?

Hasel Flößerpfad

Hasel im südlichen Hotzenwald zwischen dem Wehra- und Wiesental ist bekannt durch die älteste Tropfsteinhöhle Deutschlands, die Erdmannshöhle.

1613 hat Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) darüber gerätselt, wie das umfangreiche Holz des Hasler Waldes verwendet werden könnte: Holz war genügend vorhanden, auch die Stadt Basel mit seinem enormen Holzverbrauch wäre ein begehrter Abnehmer, der die markgräflichen Kassen füllen würde. Aber wie sollte das Holz aus dem Hasler Wald zur Wiese gebracht werden, um es nach Basel zu flössen. Zwischen dem Haselbach- und Wiesental schoben sich die Ausläufer der „Hohen Möhr“, die keine Floßverbindung ermöglichten. Die Wegeverhältnisse waren äußerst primitiv und für größere Holzfuhren völlig ungeeignet.

Der Holzschaffner Martin Ehrhardt aus Fahrnau wusste Rat. Er empfahl einen breiten Graben vom hinteren Kohlbach, der mit geringem Gefälle zum Silberschwand und unterhalb des Füllbergs zum Schlierbächlein zu führen. Dort sollte man im Talgrund eine Kluse, in der das Holz gesammelt wurde, errichtet werden. Immer wenn genügend Wasser sich gesammelt hätte, würde das Holz in das ausfliesende Wasser im zugerichteten Schlierbachgraben Richtung Fahrnau geschwemmt werden. Die Theorie war genial, doch die Probleme ergaben sich in der Praxis. Zu wenig Wasser und zu wenig Gefälle ließen das Werk scheitern, denn mit 10 bis 12 Mann konnte man gerade mal ein Klafter Holz pro Tag gegen die Wiese flößen. Mittlerweile waren bis 1623 1.350 Holz schon geschlagen, warteten auf den Abtransport und drohten wegen langer Lagerung zu verderben. Das Holz mit Fuhrwerken abzutransportieren erwies sich für Mensch und Vieh als zu große Schinderei und war damit aussichtslos.

Folglich blieb nur das Anwerben von Glaser in diesem entlegenen Waldwinkel, die hier billig Grund erwerben konnten, um ihre Glashütten zu errichten. Holz war genügend da. Um 1630 gründeten acht Brüder Greiner die Glasbläserei, in dem sie der Gemeinde Hasel Grundstücke abkauften. Für die Waldniessung waren jährlich 120 Gulden Glashüttenzins zu zahlen.

Schon 1690 waren aber die größten Holzvorräte abgeschlagen. Da eine geordnete Forstwirtschaft fehlte und für das Eisenwerk in Hausen auch das Holz hier verkohlt wurde, war voraus zu sehen, dass in einigen Jahrzehnten die Holzvorräte völlig erschöpft sein müssen. Da galt für die Obrigkeit die Glaser auf einen Übergang zur Landwirtschaft vorzubereiten.

So konnte 1712 von den Glasern erneut Richtung Gersbach Gelände erworben werden, denn die Glasherstellung konnte bis 1720 betrieben werden. Allerdings waren die Grunderwerbungen 1690 und 1712 immer  gemeinschaftlich durch die zehn Glashütten. 1760 wurde versucht den gemeinschaftlichen Besitz unter den Glashüttenfamilien aufzuteilen, da verarmte Glaser ihre Anteile nach auswärts verkauft hatten. Diese wurden aber 1770 von der Gemeinde zurückgekauft. Erst 1803 wurde den Glashütter Bürgern von der Gemeinde Hasel die Güter zugelost. So war es der teilweise verarmten Bevölkerung möglich, Grund und Boden zu verkaufen. Ins Wiesental der Arbeitsmöglichkeiten wegen wegziehen wollten sie auch nicht. 1927 gingen die Waldungen um Glashütten in den Besitz des badischen Staates über. 1934 wurde Glashütten nach Hasel eingemeindet.

Freitag, 2. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter den Thermalquellen von Baden-Baden?

Caracalla Therme

Die römische Siedlung „Aquae Aureliae“ entstand im 1. Jahrhundert n. Chr wegen des Thermalwassers, das am Südhang des Neuen Schlosses, dem Florentinerberg, zu Tage tritt.
Der Feldherr Caracalla erbaute zum Dank seiner Genesung im heilenden, heißen Wasser die Kaiserbäder. Daneben gab es auch Soldaten- und Pferdebäder. Die Römer nutzten das Heilwasser vor allem zum Auskurieren von Kriegsverletzungen. Die Thermen sind heute noch unter dem „Friedrich Bad“ und Kloster „Zum Heiligen Grab“ begehbar.

 

Mit dem Vertreiben der Römer im 4. Jahrhundert wurden die Badeanlagen von Volk und Fürsten weiter benutzt, zerfielen dann aber nach und nach. Vom öffentlichen römischen Bad verlagerte sich das Baden in Badeherberge. Nach Erwerb eines Badelehens konnte das Heilwasser in Holzröhren in Badekästen in die Herbergen geleitet werden. Um 1500 erließ Margraf Christoph I eine Stadtordnung, in der erstmals eine Kurtaxe erhoben wurde.

 

Die Entwicklung zum Fürstenbad wurde durch den Kuraufenthalt von Kaiser Friedrich III eingeläutet, denn er weilte 1473 mit  großem Gefolge und 600 Pferden sieben Wochen in Baden-Baden. Geheilt wurden in jener Zeit vor allem rheumatische Schmerzen und Verletzungsfolgen. Mehrmals wurde die Stadt mit Mineralwasser gegen die Pest geflutet.

 

Nachdem die Franzosen Baden-Baden 1689 in Brand gesetzt hatten, entstand nach und nach ein neues Baden-Baden. Infolge der hohen Badefrequenz wurde 1750 ein Promenadehaus – dem heutigen Kurhaus- gebaut. Weinbrenner baute die Trinkhalle mit seinen Fresken aus der Sagenwelt, Dampfbad, Inhalatorium und es gab sogar ein thermales Pferdebad. 1868/71 gelang es Robert Gerwig die wichtigsten Thermalwasseraustritte am Florentinerberg in zwei Stollensystemen zu fassen.

 

Nach dem Schließen der Spielbank 1873 und dem Wegbleiben der High Society besann sich Baden-Baden darauf, dass es ja seit 2000 Jahren Heilbad war. Mit den Millionen Erträgen der Spielbank wurde das repräsentative Friedrichsbad gebaut, es folgte das prunkvolle Augustusbad und aus dem Armenbad wurde das Landesbad.

 

Bunsen erarbeite 1861 eine moderne Analyse der Quellen und entdeckte im Quellwasser heilende Radioaktivität. Ein Auszug aus dem Deutschen Badekalender weist folgende Heilanzeigen aus: Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, chronisch entzündliche rheumatische Erkrankungen: rheumatoide Arthritis, Arthrosen, degenerative Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule. Nachbehandlung nach Operationen und Unfallverletzungen am Bewegungsapparat, Funktionelle Kreislaufstörungen, Erkrankungen des Nervensystems, Erkrankungen der Atemwege.

 

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die 1655 begonnene Eichen Allee zu einer 3,5 km langen Flaniermeile vom Hotel „Badischer Hof” bis zum Zisterzienserinnenkloster in Lichtental ausgebaut. Heute ist sie weltberühmt und überwältigend mit ihrer Fülle an Blumen und exotischen Bäumen. 1861 wurde dort auf den Preußischen König Wilhelm ein Attentat verübt, der nur leicht verletzt wurde.

 

Heute sprudeln aus 12 Quellen 800.000 l Thermalwasser pro Tag in die Badhotels und Badetempel wie die Caracalla Therme, die 1985 gebaut wurde und heute von 50.000 Besuchern pro Woche frequentiert werden. Aber auch das Friedrichbad, die Trinkhalle und öffentliche Brunnen werden mit dem Thermalwasser versorgt.

Baden-Baden 1890



Baden-Baden Lichthentaler Allee 1823