Freitag, 27. Mai 2016

Was verbirgt sich hinter dem Orginal Joseph Anton Fürst?



Am 27. April 1893 verstarb Joseph Anton Fürst in St Roman, einem Ortsteil von Wolfach mit einer aus dem 15. Jahrhundert stammenden Wallfahrtskirche.

Er residierte in seinem Forsthaus auf dem Abrahamshügel in St Roman als fürstlich Fürstenbergischer Beiförster und wachte über die weitläufigen Fürstlich Fürstenbergische Wälder und sorgte für Ordnung. Wegen der Nähe zum geheimnisumwitterten Teufelstein nannte er sich“ Fürst am Teufelstein“, welches vom Volk schnell zum „Fürst vom Teufelstein“ umgeformt wurde.

Auf 13 Kinder brachte er es in 40 Ehejahren mit seiner Frau Heli. So musste er sehr sparsam mit seinem Geld umgehen. Weil er sehr viel rauchte, kam er auf den Gedanken, seinen Bedarf an Tabak selbst auf einer Waldoase an zubauen. Die Tabakpflanze konnte geerntet werden, wurde auf der Bühne getrocknet und ohne Fermentation geraucht. Das konnte aber nur der Teufelsteiner mit seiner riesen Gesundheit ertragen. Als ein Maurer an seinen Tabak auf der Bühne ging, fiel er in Ohnmacht.

Da er auch dem Kaffee sehr zugetan war, versuchte er diesen auch anzupflanzen. Die Pflanze trug zwar Bohnen als Früchte, aber beim Rösten schrumpften diese völlig zusammen. Nach dem Genuss des einheimischen Kaffees wurde es sämtlichen Familienmitglieder so elend, dass der Hausherr darauf verzichtete, Kaffee in St Roman anzupflanzen.

Wegen einer Wanzenplage im Forsthaus bat er die fürstliche Kammer, die Holztäfelung in seinem Forsthaus entfernen zu lassen und die Wände zu tünchen. Als er keine Antwort bekam, schickte der „Fürst“ zwölf lebende Wanzen nach Donaueschingen zur fürstlichen Kammer. Als auch jetzt keine ‚Antwort kam, wurden gleich 24 Blutsauger auf die Reise geschickt mit der Bemerkung, die Wanzen vermehrten sich so, dass er eine Kolonie nach Donaueschingen schicken könnte. Sofort wurde seiner Bitte entsprochen.

Nach 40 Ehejahren musste er seine Frau Heli zu Grabe tragen. Seine Tochter Kreszenz versorgte ihn dann. Sie kränkelte aber sehr und deren Unterhalt bereitete ihm große Sorge. Um dieser eine Pension zu beschaffen, schrieb er an die fürstliche Domänenkanzlei in Donaueschingen: Wie bekannt bin seit dem 1. April vorigen Jahres Witwer, aber trotz meiner 83 Jahre noch heiratsfähig. Ich würde auf eine Wiederverheiratung verzichten, wenn die Domänenkanzlei meiner kranken Tochter nach meinem Tode die Pension gewähren würde, welche sonst meiner überlebenden Frau zukäme. Andernfalls werde ich mich mit einer knapp der Schule entlassenen Mädchen verehelichen. Natürlich wurde dies abgelehnt. Der Fürst von Fürstenberg übernahm aber die Tochter nach seinem Tode ins fürstliche Altersheim.


F F Beiförster Joseph Anton Fürst

Was verbirgt sich hinter Jakob Reinhardt?



Wahrscheinlich wurde Jakob Reinhardt –später Hannikel genannt- in Hessen in einem Zigeunerwagen geboren. Als Vierjähriger kam er nach Lahr, da seine Mutter die Anstellung einer Gänsehirtin von der Stadt Lahr erhalten hatte. Jakob konnte sich so als Schweinehirt verdingen. Seine kriminelle Laufbahn war ihm in die Wiege gelegt, da zahlreiche seiner Vorfahren am Rad oder Galgen geendet haben. Insofern waren für ihn Schwüre und Flüche, Lügen und Betrügereien, Pläne zu Diebstahl und Mord schnell das Allerlei des Lebens. Allerdings war dies auch in der Mitte des 18. Jahrhunderts gar nicht anders möglich, da die Zigeunersippen praktisch vogelfrei waren.



Sehr schnell schlossen sich Mutter und Sohn einer der zahlreichen bis zu 300 Mann starken Banden an, die den gesamten süddeutschen Raum unsicher machten. Das Verhalten war zigeunerisch, denn sie gingen dem Müßiggang und der Wollust nach. Sie stahlen und tyrannisierten mitunter wo sie konnten, betrogen die Leute mit Wahrsagereinen, dass ihnen die Augen übergingen. Die Räuberbanden, darunter Frauen und Männer mehreren Generationen, konnten gut und gerne in einem württembergischen Schwarzwalddorf fette Beute machen und sich über die badische Grenze absetzen. Die zersplitterten Kleinstaaten in Südwestdeutschland kamen ihnen da sehr zustatten. Die weiten Wälder des Nordschwarzwaldes boten ebenfalls sicheren Unterschlupf. Im Frühjahr gingen sie „auf den Strich“, im Winter dagegen zogen sie sich in entlegene Schwarzwaldtäler zurück, wo sie von den armen Bauern Unterkunft und warme Mahlzeiten erpressten. Sie bedienten sich mit Speck und Fleisch aus den Räucherkammern.  Wer seine Ersparnisse und Wertsachen nicht sofort herausrückte wurde gequält, gefoltert oder gar ermordet.



Hannikel ließ seine Spießgesellen teilweise als marodierende französische Soldaten auftreten und hielt so ganze Dörfer in Schach. Bevorzugte Opfer waren übrigens aber die Juden. Schuldbewusstsein gegenüber dieser ebenfalls am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen, hatte er nie. Nicht im Traum dachten die Räuber daran, mit den Armen zu teilen. Die schweren Jungs verjubelten ihren Beuteanteil oftmals mit leichten Mädchen, die reichlich in den Hehlerquatieren ebenfalls lebten.



Um sich unbelauscht verständigen zu können, benutzten diese Räuber schon damals entweder spezielle Zeichen wie Zinken oder oft sogar eine eigene Sprache, das Rotwelsche. Der erste Erfolg gelang den Behörden durch den Konstanzer Hans, der selber Räuberhauptmann war. Im Gefängnis hatte er eine Art Wörterbuch geschrieben und wurde dafür begnadigt.



Nach wiederholten Überfällen in der Gegend, gelang es die Räuberbraut des Hannikel und damit auch ihn dingfest zu machen. Am 17. Juli 1787 wurde er in Sulz durch den Strang am Galgen gehängt. Die restlichen Bandenmitglieder darunter Hannikels Sohn und Bruder wurden lebenslänglich eingesperrt.



Neben Furcht und Abscheu entwickelte sich in Folge eine Romantik, die das Räuberleben als Freiheitsideal zu preisen wusste. So entstand das Hannikel-Lied als dramatische Ballade. Nach dieser Vorlage entstand Schillers Drama „Die Räuber“.






Jakob Reinhardt





Freitag, 20. Mai 2016

Was verbirgt sich hinter Fronleichnam?



1264 führte Papst Urban den „Herrgottstag“-wie er im bäuerlichen Kalender genannt wurde- für die gesamte Christenheit ein. Noch im 13. Jahrhundert setzte er sich im deutschen Sprachraum durch. An vier Stationen, die nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind und an denen meist Altäre aufgestellt waren, sangen die Gläubigen an Fronleichnam die Anfänge der vier Evangelien. So wurde der  Missionsauftrag von  Jesus symbolisiert.



Nicht nur die Umzüge zu den verschiedenen blumengeschmückten Altären, die mit Birken oder Birkenlaub versehenen Straßen sondern auch die Blumenteppichen mit christlichen Symbolen und Motiven sind typisch für Fronleichnam. Weit über die Region hinaus bekannt ist der nahezu 1000 m lange Mühlenbacher Blumenteppich bei Haslach aber auch der 600 m lange Blumenteppich von Hüfingen.



Der Maler Lucian Reich sah auf einer Italienreise solche Blumenteppiche und brachte das Gesehene mit nach Hüfingen. 1842 begann er vor seinem Haus in Hüfingen mit kleinen Blumenteppichstücken. Der Blumenteppich wird von vielen fleißigen Händen zur Ehre Gottes zusammengestellt, weshalb Fronleichnam im bäuerlichen Leben auch als  Herrgottstag bekannt ist.



Von dort breitet sich der Brauch über den Schwarzwald aus. Überall in den Gemeinden finden farbenträchtige Trachtenprozessionen mit ihren Trachtenkapellen statt. Der Pfarrer schreitet mit der Monstranz unter einem Baldachin der Prozession voran. Ihm folgen junge Trachtenmädchen, welche Figuren der heiligen Ursula, des heiligen Joseph oder heiligen Maria tragen. Dem Zug schließen sich die Gemeinderatsmitglieder sowie die örtlichen Vereine an. Die Prozession zieht über die Gemeindefluren zu den Altären in der Natur und betet im Feldgottesdienst um Schutz und reiche Ernte. Bekannt ist die prächtige Trachtenprozession von St Peter, die sich nach dem feierlichen Gottesdienst unter Böllerschüssen zur Prozession begibt. Nur 1800, so schrieb Abt Spekle, wurde auf die Böllerschüsse verzichtet, da österreichische Soldaten einquartiert waren und auf Komplikationen verzichtet werden sollte. 



In Freiburg wurde erst 1969 die althergebrachte Prozessionsordnung: Getrennt nach Geschlecht, Alter und Beruf, aufgehoben. 

Fronleichnamprozession in Oberwolfach

Freitag, 13. Mai 2016

Was verbirgt sich hinter dem Pfingstfest der Hirten?



Pfingsten war im Schwarzwald je nach Gebiet die Krone des Hirtenlebens. In den Zeiten als das gesamte Vieh den ganzen Sommer über noch von Hirten auf die Weide getrieben wurde, war jeder Hirte bestrebt, am Pfingstmorgen möglichst vor Tagesgrauen sein Vieh auf die Weide auszutreiben. Zumeist war der erste Austrieb traditionell an Pfingsten. Der Früheste erhielt den Namen Frühspitz und durfte an diesem Tage sein Vieh mit Blumenkränzen und Bändern um die Hörner zieren; der zuletzt Austreibende wurde mit Spottnamen „Pfingstdreck“, „Pfingstlümmel“ oder „Pfingstputz“ gebrandmarkt. Er musste seinem Vieh belaubte, birkene Zweige um die Hörner und teilweise um den Schwanz binden. Daher hat auch das Sprichwort „Herausgeputzt wie ein Pfingstochse“ seinen Ursprung.



Am Pfingstmontag wurde dann der „Pfingstputz“ oder „Pfingstbär“ mit Birken- und Tannenreisig, Haselnusslaub und Buchenzweigen eingehüllt. Er wurde mit einer Kuhglocke und einer Maske aus Baumrinde versehen und durch die Straße des jeweiligen Dorfes geführt.



Die Hirten trugen für das Pfingstfest Ginster und anderes Reisig für das „Pfingstfeuer“  zusammen. Am Samstag, nachdem das Vieh im Stall versorgt und die Dämmerung  hereingebrochen war, wurde der Stapel angezündet. Ringsum auf den Bergen waren die Pfingstfeuer zu sehen. Alsbald ging das Rätseln um, wer hatte das größte „Pfingstfeuer“?



Am Pfingstsonntag haben die Hirten frei und bekommen, nach dem Mittagessen ein Trinkgeld, um auf den Glocken- und Schellenmarkt zu gehen. Bekannt waren die Schellenmärkt auf dem Biereck bei Hofstetten und auf dem Fohrenbühl bei Lauterbach.



Am Pfingstsonntagnachmittag, ehe der Weidegang für den Sommer begann, sammelten sich die Hirten auf der Höhe des Elztales unweit der Heidburg und hielten Glockenrevue. Jeder Hirte brachte die Glocken mit, die er an sein Haupttier zu hängen gedachte, um am Glockenton zu hören, wo das Vieh weidet, wenn es sich vom Hirten entfernte. Da wurden dann Glocken vertauscht und in allen Tonarten die Glöcklein probiert, die einsam über die Berghalden hintönen sollten den Sommer über und hineintönen in das stille Kinderherz der Hirtenknaben, so berichtet Hansjakob in seiner „Jugendzeit“



Aus ähnlichen Anlass wurden teilweise Pfingstspiele, wie der "Pfingstdreck" aufgeführt. So im Fußbach, einem Seitental der Kinzig. Kinzigtäler Buben zogen als Hauptmann und Soldaten mit Säbel verkleidet, heischender Weise von Hof zu Hof. Der Kleinste wurde spotthalber als „Hemdenschisser“ betitelt. Dieses uralte bäuerliche Fruchtbarkeitsbrauchtum soll zeigen, dass nun die Macht des Winters mit seine letzten Ausläufern, den Eisheiligen, besiegt ist, so berichtet uns Kurt Klein.
Schellenmarkt auf dem Biereck in früherer Zeit

in Raitenbuch bei Lenzkirch