Freitag, 25. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter dem "ersten Schwarzwälder Weihnachtsbaum"?

 


Theodor Armbruster, der Seifensieder, stellte 1834 in Wolfach den ersten Weihnachtsbaum auf. Diesen „lutherischen“ Brauch hatte der noch nicht ganz zwanzigjährige Theodor von seiner Wanderschaft aus seiner Karlsruher Gesellenzeit mitgebracht. Er hat den Baum im Siechenwald am Käpfele geschlagen. Mit dem evangelischen Brauch des Weihnachtsbaumes hatte er im katholischen Wolfach große Aufmerksamkeit erzielt. In katholischen Gebieten war um jene Zeit die Krippe als Symbol an Weihnachten üblich, die Geschenke brachte der heilige Nikolaus.

 

Der evangelische Brauch des Weihnachtsbaums verbreitete sich von Norddeutschland langsam nach Süden. Mit der Erfindung von Stearin und Parafin (1818 und 1830) konnte sich auch das breite Volk einen Lichterbaum leisten. Denn die anfänglichen Wachskerzen waren zu teuer.

 

Heinrich Hansjakob schreibt in seinem Buch, Waldleute, dass er den Seifensieder im Verdacht hatte, seinen ersten Christbaum zu Liebeszwecken verwendet zu haben. Er zündete ihn acht Tage lang jeden Abend an und gab Jedermann freien Zutritt. Er selbst ging aber in das Haus des Sattlers Rottenburger, lud Mutter und Tochter ein, den ersten Christbaum auch zu beschauen. So bekam er Gelegenheit, das erste Mal das Elternhaus seiner Jeanette zu besuchen – die später seine treue Ehefrau wurde. Hansjakob vermutet deswegen, dass der Seifensieder den ersten Christbaum in Wolfach in seinem Herzen Not erfunden habe.

 

Nach seiner Heirat 1838 hat das junge Ehepaar die wohl damals übliche Nikolausbescherung aufgegeben und dafür den Christbaum und die Christkindlebescherung eingeführt. 

 

In der Tat war Theodors Geschäft lange Zeit das erste und einzige, in dem es Weihnachtsbaumschmuck und –kerzen  zu kaufen gab. Schon deshalb war der Weihnachtsbaum ein wichtiger Werbeträger für sein Geschäft. In den Tälern und Dörfern der Umgebung ging es noch lange, bis der Weihnachtsbaum heimisch wurde. Leichter war es in den evangelischen Orten Kirnbach, Gutach, Hornberg und Reichenbach, die keine Krippendarstellung kannten.

 

Das Haus mit dem ersten Weihnachtsbaum stand aber nicht im Geburts- und Sterbehaus des Seifensieders in der Vorstadtstraße –wie hier abgebildet- sondern in der Hauptstraße 47, wo er damals wohnte.

 

Frohe Weihnachten allen Lesern.


 

Freitag, 18. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter dem "Liebenzeller Bädle"?

Bad Liebenzell 1850

Das „Liebenzeller Bädle“ im Nagoldtal war schon seit 1403 als „Wildbad zu Liebenzelle“ urkundlich erwähnt. Die Badherbergen waren damals schon vorhanden, der Ursprung liegt im Bereich der Sage. Gleichzeitig wurde das „Liebenzeller Bädle“ zwischen Baden und Württemberg hin und her gereicht, denn der Markgraf Rudolf I kaufte Burg Liebenzell 1273. Die Markgrafen von Baden brauchten dauernd Geld, die Herzöge von Württemberg wollten ihr Gebiet vergrößern. Also wurde 1603 das Liebenzeller Bädle württembergisch. Mit der Kreisreform 1973 wurde Bad Liebenzell der Region Nordschwarzwald zugeteilt,  diese gehört zum Regierungsbezirk Karlsruhe und war damit wieder bei den „Gelbfüssler“ zumindest verwaltungstechnisch angekommen.

  

Markgraf Bernhart I ließ dem Bad die Bezeichnung „Unteres Bad“ zukommen, denn schon 1425 ließ er das „Obere Bad“ neu anlegen und schaffte damit die Voraussetzung für die positive Entwicklung von Liebenzell. 1680 hatte es schon ein Trinkhaus gegeben, in dem auch Kramläden vorhanden waren. Vom 17. Jahrhundert bis Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte Liebenzell wohl eine Glanzzeit. Die württembergische Herzöge beehrten das Bad mit häufigen Besuchen: Die Lindenalle wurde 1719 angelegt, ein Kurhaus 1727 erbaut, 1785 zerstörte eine Feuerbrunst, die von einem betrunkenen Schreiber ausgelöst wurde, den Ort nahezu völlig. 1806 verlor Liebenzell den Sitz als Amtsstadt, denn die Stadt war völlig herunter gekommen. Das Badeleben hatte völlig aufgehört und brachte viele Einwohner um Arbeit und Brot.

 

Die Bäder waren inzwischen fast ganz in Vergessenheit geraten. Mit Dr Hartmann kam 1840 ein junger Badearzt, der beschrieb die Vorzüge des Ortes, seine Quellen und machte mit seinen jährlichen Badeberichte den Ort im In- und Ausland wieder bekannt. Gäste strömten wieder herbei, die spätere Königin Olga von Württemberg beehrte das Bad. Auch der Bau der Nagoldbahn brachte neue Kurgäste. Dr Hartmann machte die Verwaltung darauf aufmerksam, dass das Wasser bisher nicht versendet wurde, obwohl sich das Wasser wegen seines geringen Gehaltes an flüchtigen Stoffen sich zum Versenden eignete.

 

In den Jahren 1864 – 1867 wurden neue Quellen gebohrt. Geblieben waren davon 4 neue Quellen. Bis zum Jahr 1900 erfreute die Stadtverwaltung eine immer positivere Badefrequenz und erreichte die Grenze von 1.500 Kurgästen. 1926 wurde Liebenzell der Titel „Bad“ verliehen. 1928 gründete der damalige Bürgermeister Gottlob Klepser die „Bad Liebenzeller Mineralbrunnen    Betriebe“.

 

Auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges ging es in Bad Liebenzell wieder aufwärts. 1951 erhielten die Mineralbrunnen ein neues Fabrikgebäude, der Bau des neuen Kurhauses wurde realisiert. Bad Liebenzell war wieder in die Reihe der Heilbäder eingerückt. In der Zeit von 1950 – 1980 wurden nochmals Thermalwasserbohrungen vorangetrieben, so dass heute 8 verschieden Heilquellen zur Verfügung stehen. 1969 konnte die „Paracelsus Therme“ mit angeschlossener „Sauna Pinea“ eingeweiht werden.

 

Weltbekannt ist die „Liebenzeller Mission“, eine evangelische Missionsgesellschaft, die in 25 Ländern überkonfessionell in medizinischen und sozialen Projekten aller Art tätig ist. Sie wurde 1899 gegründet und zog 1902 nach Bad Liebenzell.

 

 

Freitag, 11. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter der Kilpenstraße im Simonswälder Tal?

 

Simonswälder Tal

Schon seit dem 14. Jahrhundert bestand ein Fahrweg von dem zähringenschen Villingen über Vöhrenbach, Furtwangen, Simonswald, Waldkirch, Denzlingen ins zähringensche Freiburg. Es war die kürzeste Verbindung zwischen der Rheinebene und dem Hochland. Aufwärts wurde Getreide und Wein transportiert und abwärts Holz und vor allem Uhren aus Furtwangen. Sie war wichtiger als die Verbindung Wagensteig, Thurner, Hohler Graben, Kalte Herberge. Herzstück war die Kilpenstraße vom Engel in Obersimonswald bis Furtwangen.

 

Die schlauen Freiburger bezahlten 1316 dem damaligen Schutzzoll von Waldkirch, Heinrich von Schwarzenberg, 50 Mark Silber, nur um die Kilpenstraße zu schädigen. Der Transport von Karrengut oder Kaufmannswaren waren demnach verboten worden. 1485 wurde es von Erzherzog Sigismund von Österreich abgemildert. Ein Saumweg sollte bestehen bleiben. Auch 1577 wurde eine geplante Verbreiterung vom Landvogt Wilhelm von Ragoldstein untersagt.

 

Als nach dem Dreißigjährigen Krieg die Wagensteigstraße allmählich verfiel, wurde der Kilpenweg zu einem förmlichen Verkehrs- und Handelsweg umgewandelt. Auch 1776 wurde sie von der vorderösterreichischen Regierung weiter verbessert. Aber dennoch kann man sich vorstellen, was der Anstieg von 25%  hinauf zum Kilpenpaß trotz 18 Pferdevorspann für Mensch und Tier bedeutete.  Er stieg an über das Harzhäusle bis hinauf zum ehemaligen Gasthaus Post, wo wiederum die Pferde getauscht werden mussten. Von da ging es bis hinauf zur Wasserscheide (Alteck). Von hier waren es dann mit 10-15% Gefälle hinunter zur Pfarrkirche nach Furtwangen.

 

Je wichtiger und stärker die Kilpenstraße mit schwerem Fuhrwerk genutzt wurde, ließ das den Wunsch aufkommen, die Schinderei über den Kilpenpaß zu umgehen und Gütenbach an das Straßennetz anzuschließen. Ingenieur Robert Gerwig wurde 1846 beauftragt die Straße von Obersimonswald über Gütenbach über das Neueck nach Furtwangen zu planen. Die Steigung sollte 6,5% nicht übersteigen. Welcher Unterschied zur Kilpenstraße.

 

1854 war das erste Teilstück von Obersimonswald bis Gütenbach mit mehreren Serpentinen an die Landschaft angepasst, um die Steigung elegant zu überwinden und einem Felstunnel erstellt. 1857 erfolgte der Ausbau Gütenbach nach Furtwangen. Auf der Passhöhe der Kilpenstraße wurde 1777 auf dem Alteck ein Gasthaus „Zur Stadt Freiburg“ erbaut. Nachdem Neubau der Kunststraße hatte das Gasthaus seine Bedeutung verloren. Auf der Gschwendhöhe, der neuen Passhöhe, wurde das Gasthaus „Zur Stadt Freiburg“ neu errichten. Nach dem 1896 das Gasthaus abgebrannt war, wurde der Neubau als Gasthaus „Neueck“ errichtet. Gütenbach erhielt 1858 eine Poststation und war damit an „die Welt angeschlossen“.

Freitag, 4. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter dem Schneeschulaufen im Nordschwarzwald?


 Um die Jahrhundertwende wurde das Schneeschuhlaufen im südlichen Schwarzwald einer immer breiteren Bevölkerung zugänglich. Da von Heidelberg, Karlsruhe und Straßburg der Weg zum Feldberg zu weit war, wurde auch der Nordschwarzwald zum Schneeschuhlaufen entdeckt. Mit der Eisenbahn war das Gebiet schon gut erschlossen: Die Rheintalstrecke nach Bühl oder Achern und mit den frisch gebauten Zweigbahnen nach Bühl-Obertal oder Ottenhöfen war es möglich, relativ rasch in die Schneegebiete zu kommen.

 

Die damals schönste Strecke verlief vom Ruhestein (916 m) hinauf zum See- und Altsteigerskopf, hinab zum Seibelseckle, hinauf zu den Hochflächen der Hornisgrinde (1166), hinab zur Unterstmatt, hinauf zum Hoch- und Pfrimackerkopf und hinab über den Riesenkopf zur Hundseck (886 m) Bei einem Schneeschuhlauf 1905 wurde diese Strecke von knapp 23 km in einer ¾ Stunde zurückgelegt. Für die Städter waren aber sicherlich 3 bis 5 Stunden angesagt.

 

Die Strecke war damals vom badischen Ski-Club Schwarzwald mit Stangen, roten Fähnchen und Wegweisern so gut ausgezeichnet, dass auch bei starkem Nebel ein Durchkommen möglich war.

 

Auf der württembergischen Seite war um 1905 die Begeisterung für das Schneeschuhlaufen noch nicht so stark vorhanden. Die Stuttgarter und Tübinger mussten mit schlechter Bahnverbindung nach Baiersbronn durchkommen. Von dort war der dreistündige Aufstieg über Mittel- und Obertal zum Ruhestein zu bewältigen.

 

Die andere Möglichkeit vom Kniebis (Lamm 931 m) über den Schliffkopf (1055 m) zum Ruhestein bot nicht die Abwechslung wie die Strecke Ruhestein zum Hundseck. Da sie weniger Steig- und Abfahrtmöglichkeiten bot. Außerdem hatte der württembergische Skiclub es bis dahin versäumt, diese Strecke auszuzeichnen, so dass nur der ortskundige Schneeschuhläufer und ohne Nebel eine Chance hatte, den Ruhestein oder umgekehrt zu erreichen.

 

Für die Ausrüstung 1905 mit Schneeschuhe (heute Ski), wollene Fäustlinge und Wickelgamaschen waren 30 Mark anzusetzen. Welcher Unterschied zu heute!

 

Der Skilanglauf im Nordschwarzwald präsentiert sich heute in zahlreichen Rundloipen unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrad neben der Fernloipe von Freudenstadt nach Herrenwies über 49,3 km mit weiterer Anbindung bis zur Roten Lache bei Baden-Baden im Norden und im Süden mit den Bad Griesbacher Loipen. Loipen mit und ohne Beleuchtung insgesamt über mehrere 100 km Länge, die vom Deutschen Skiverband koordiniert und vor Ort hervorragend gespurt werden, ist heute ein Langlaufvergnügen ohnegleichen möglich. Wenn genügend Schnee liegt.