Freitag, 11. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter der Kilpenstraße im Simonswälder Tal?

 

Simonswälder Tal

Schon seit dem 14. Jahrhundert bestand ein Fahrweg von dem zähringenschen Villingen über Vöhrenbach, Furtwangen, Simonswald, Waldkirch, Denzlingen ins zähringensche Freiburg. Es war die kürzeste Verbindung zwischen der Rheinebene und dem Hochland. Aufwärts wurde Getreide und Wein transportiert und abwärts Holz und vor allem Uhren aus Furtwangen. Sie war wichtiger als die Verbindung Wagensteig, Thurner, Hohler Graben, Kalte Herberge. Herzstück war die Kilpenstraße vom Engel in Obersimonswald bis Furtwangen.

 

Die schlauen Freiburger bezahlten 1316 dem damaligen Schutzzoll von Waldkirch, Heinrich von Schwarzenberg, 50 Mark Silber, nur um die Kilpenstraße zu schädigen. Der Transport von Karrengut oder Kaufmannswaren waren demnach verboten worden. 1485 wurde es von Erzherzog Sigismund von Österreich abgemildert. Ein Saumweg sollte bestehen bleiben. Auch 1577 wurde eine geplante Verbreiterung vom Landvogt Wilhelm von Ragoldstein untersagt.

 

Als nach dem Dreißigjährigen Krieg die Wagensteigstraße allmählich verfiel, wurde der Kilpenweg zu einem förmlichen Verkehrs- und Handelsweg umgewandelt. Auch 1776 wurde sie von der vorderösterreichischen Regierung weiter verbessert. Aber dennoch kann man sich vorstellen, was der Anstieg von 25%  hinauf zum Kilpenpaß trotz 18 Pferdevorspann für Mensch und Tier bedeutete.  Er stieg an über das Harzhäusle bis hinauf zum ehemaligen Gasthaus Post, wo wiederum die Pferde getauscht werden mussten. Von da ging es bis hinauf zur Wasserscheide (Alteck). Von hier waren es dann mit 10-15% Gefälle hinunter zur Pfarrkirche nach Furtwangen.

 

Je wichtiger und stärker die Kilpenstraße mit schwerem Fuhrwerk genutzt wurde, ließ das den Wunsch aufkommen, die Schinderei über den Kilpenpaß zu umgehen und Gütenbach an das Straßennetz anzuschließen. Ingenieur Robert Gerwig wurde 1846 beauftragt die Straße von Obersimonswald über Gütenbach über das Neueck nach Furtwangen zu planen. Die Steigung sollte 6,5% nicht übersteigen. Welcher Unterschied zur Kilpenstraße.

 

1854 war das erste Teilstück von Obersimonswald bis Gütenbach mit mehreren Serpentinen an die Landschaft angepasst, um die Steigung elegant zu überwinden und einem Felstunnel erstellt. 1857 erfolgte der Ausbau Gütenbach nach Furtwangen. Auf der Passhöhe der Kilpenstraße wurde 1777 auf dem Alteck ein Gasthaus „Zur Stadt Freiburg“ erbaut. Nachdem Neubau der Kunststraße hatte das Gasthaus seine Bedeutung verloren. Auf der Gschwendhöhe, der neuen Passhöhe, wurde das Gasthaus „Zur Stadt Freiburg“ neu errichten. Nach dem 1896 das Gasthaus abgebrannt war, wurde der Neubau als Gasthaus „Neueck“ errichtet. Gütenbach erhielt 1858 eine Poststation und war damit an „die Welt angeschlossen“.