Samstag, 26. Mai 2018

Was verbirgt sich hinter dem Rudolf-Fettweis-Werk?


Schwarzwnbachtalsperre
Das Rudolf-Fettweis-Werk der „EnBW Kraftwerk AG“, bekannt unter dem früheren Namen „Murg-Schwarzenbach-Werk“ ist der „kleinere Bruder“ des Schluchsee-Kraftwerkes im Südschwarzwald. Die ursprünglichen Planungen gingen auf Prof Rehbock 1905 zurück. Allerdings konnten damals das württembergische Murggebiet nicht mit einbezogen werden sondern nur das badische. Nach seinen Plänen wurde 1914 begonnen und bei Kirschbaumwasen die Murg durch ein 17 m Wehr gestaut. Dadurch entstand ein 900 m langer See, der 359.000 m³ Wasser als Tagesausgleichsbecken fasst. Durch den 5,6 km langen Murgwerkstollen wird ein Gefälle von 140 m ausgenützt. Das Wasser fließt oberhalb Forbach in ein von der Murg aufgestauten Wasserbecken, das immerhin noch 230.000 m³ fasst. Das Murg-Hochdruckwerk ging 1918/19 mit 22.000 KW ans Netz.



Der rasch steigende Energiebedarf zwang aber zum weiteren Ausbau des Kraftwerkes, die Schwarzenbachstufe. 1922 wurde mit dem Bau der Staumauer (67 m hoch und 380 m lang) im Schwarzenbachtal begonnen. Aus dem 247 km² großen Einzugsgebiet konnte ein 2,2 km langer und 600 m breiter See aufgestaut werden, der 1922 abgeschlossen war und 15 Mio m³ fasst. Durch den 1,7 km langen Druckstollen wird eine maximale Fallhöhe von 362 m erreicht und dadurch 43.000 KW Strom gewonnen.



Die Pumpspeicherkraftwerke können ihre Pumpen innerhalb von 3 Minuten von Turbinen- auf Pumpbetrieb umstellen. Vorwiegend nachts werden mit der Schwarzenbachstufe im Pumpspeicherbetrieb aus dem Staubecken von Kirschbaumwasen Wasser in das 230 m höher gelegenen Staubecken Schwarzenbach mit billigem Nachtstrom gepumpt. Bei Spitzenstrombedarf müssen nur die Schieber geöffnet werden, um in Mannheim oder Stuttgart oder sonst wo den Spitzenstrom abzudecken.



Übrig geblieben ist das 1922 errichtete Raumünzachwerk, das die erforderliche elektrische Energie beim Bau der Talsperre geliefert hat und noch heute mit einer Fallhöhe von 62 m 630 KW liefert.



Mittlerweile haben sich Segler, Ruderbote, Angler und Badegäste der Schwarzenbachtalsperre bemächtigt und zu einem Freizeitgebiet gemacht.

Stauwehr Kirschbaumwasen

Freitag, 18. Mai 2018

Ws verbirgt sich hinter der "Kalte Herberge" an der B 500?


Dort wo die L 180 von Hammereisenbach und Urach auf die die B 500 trifft, liegt an der der B 500 das Gasthaus „Kalte Herberge“. Das Gasthaus „Kalte Herberge“ gehörte immer zum Steighof. Dieser steht auf der Wasserscheide Donau-Rhein und wurde 1450 erstmals urkundlich erwähnt. Die Herberge wurde vom Steighofbauer erbaut und wurde auch erstmals im Urbar von St Peter im gleichen Jahr erwähnt. Das Haus Herberge eignete sich vorzüglich zum Übernachten der Reisenden am Ende der Uracher Steige. Die Herberge bekam ihre Bedeutung durch den Ausbau der Straße Villingen und Freiburg durch die Zähringer. Die Wagensteigstraße wurde erstmals 1360 urkundlich erwähnt, da die Handelsbeziehungen zwischen beiden Städten immer intensiver wurden. Sie führte von Villingen, Vöhrenbach Urach, Kalte Herberge, Hohler Graben, Thurner hinab ins Wagensteintal, Buchenbach und schließlich ins Dreisamtal nach Freiburg.



Die Familie Winterhalder vom Steighof ist seit1480 bis heute als Eigentümer der „Kalte Herberge“ nachgewiesen. Das jetzige Gebäude wurde  1830 nach einem Brand erbaut und erhielt damals den Name „Zur Krone“. Schon sehr früh, im 15. Jahrhundert, erhielt sie das Wirtschaftsrecht und zwar bis heute.



Mit der Zeit gewann die „Kalte Herberge“ immer mehr an Bedeutung durch den Glashandel, denn hier hatten die Glasträger ihre Herberge und die Möglichkeit einen Stapelplatz für ihre Waren einzurichten. Der erste Uhrmacher auf dem Schwarzwald, der die Uhrmacherei als Hausgewerbe betrieb war Simon Dilger (1671-1750) aus Urach. Er betrieb auf der nahegelegenen „Kalte Herberge“ eine Art Uhrmacherschule. Hier kamen die Uhrmacher der ganzen Gegend zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Das zentral gelegene Gasthaus diente  auch als Stapelplatz für Uhren. Es lag inmitten des Uhrmachergewerbes.



Das Gebäude hinter dem Gasthaus, das Mathise-Hüsle, geht auf den Sohn von Simon Dilger, Friedrich Dilger (1712-1773) zurück. Dieser betrieb dort gewerbsmäßig die Uhrmacherei. Thomas Winterhalder gründete 1810 eine eigene Firma zur Uhrenherstellung, die später als Winterhalder & Hofmeier in Neustadt bekannt wurde. Das jetzige Gebäude wurde 1831 nach einem Brand neu aufgebaut.



Einen weiteren Bekanntheitsgrad gab es als 1940 die neueröffnete Hitlerstraße, die heutige B 500, eröffnet wurde. 2006 wurde ein Gästehaus gebaut und 2009 das  Gasthaus renoviert.




Freitag, 11. Mai 2018

Was verbirgt sich hinter dem Kniebis?


Im 13. Jahrhundert war der Schwarzwald kaum besiedelt. Durch diesen urwaldähnlichen, dunklen und unbesiedelten Gebirgszug führte ein Saumpfad als einzige Querverbindung im Nordschwarzwald auf seinem Weg von Wien nach Paris. Sie führte von Dornstetten, Aach, Finkenberg, Kniebis (971 m) und Oppenau nach Straßburg.



Die Pfarrkirche Dornstetten erstellte zum Schutz der Reisenden eine Kapelle. Diese wurde in einer Urkunde 1267 erstmals erwähnt. 1277 stiftete Graf Heinrich I den Franziskanern ein Kloster auf dem Kniebis. Dieses wurde auch 1287 eingeweiht. Da das Kloster sich freiwillig 1341 dem Benediktinerorden im Kloster Alpirsbach unterstellte, wurde es im Zuge der Reformation 1558 aufgelöst. Dies führte zur Umwandlung des Hospizes in eine Gastherberge.



Durch die Gründung von Freudenstadt 1599 wurde wegen des ansteigenden Reiseverkehrs eine württembergische Zollstation in der Vorhalle des Klosters eingerichtet. 1799 versuchten französische Soldaten einen Ochsen am Spieß zu braten. Durch den Funkenflug fing das Kirchendach Feuer und das Kloster brannte bis auf die Grundmauern nieder.



Ab 1708 kamen die ersten Siedler auf den Kniebis, so dass hundert Jahre später schon eine Siedlung aus 12 Häusern auf den Gemarkungen von Baiersbronn und Freudenstadt entstanden war. Um 1780 gründete die Fürstlich Fürstenbergische Verwaltung eine Holzhauersiedlung im südlichen Teil des Kniebisgebietes. Im Zuge der Gründung des Großherzogtums Baden wurde das fürstenbergische Gebiet 1806 Baden zugesprochen. Neben der mühsamen Holzfällerei war die Harzerei die einzige Erwerbsquelle der armen Bevölkerung in diesem kargen Gebiet. Heinrich Hansjakob beschrieb dies auch nach dem Verbot durch die Obrigkeit in seinem Buch Waldleute.



Das Leben in dieser kargen Gegend war so mühsam, dass zwischen 1851/57 insgesamt 145 Kniebiser auf Kosten des Fürsten von Fürstenberg und dem badischen Staat nach Amerika ausreisen konnten.



1938 kam der südliche Kniebis zur Gemeinde Bad Rippoldsau. Und 1975 schließlich wurde der dreigeteilte Kniebis vereint. Die Bürgermeister von Baiersbronn, Freudenstadt und Bad Rippoldsau setzen Ihre Unterschrift unter den Einigungsvertrag, der bestimmte, dass Schulen vereinheitlicht werden und der Kniebis mit einem eigenen Ortschaftsrat nach Freudenstadt eingegliedert wurde.



Freitag, 4. Mai 2018

Was verbirgt sich hinter der Hotzenwald ist nicht lokomotivisch?


Früher Klosterpforte St Blasien ab 1806 Rathaus

Diese Feststellung von Victor von Scheffel zeigt das Problem der Eisenbahnanbindung von St Blasien. Der einzige Amtsbezirk im Deutschen Reich, der keinen Bahnanschluss besaß. Deswegen suchte die Stadt St Blasien nach Möglichkeiten einen Anschluss Richtung Titisee mit der Dreiseeenbahn oder den Anschluss im Rheintal an die Badische Staatsbahn zu bekommen.



Das erste Projekt für eine Eisenbahnanbindung war von Waldshut, Gurtweil, Indlekofen Bannholz, Albtal, St Blasien. Die 2,65 Mio Mark teure und 27 km lange Strecke schloss 25 Gemeinden an und kam ohne Tunnels aus.



Natürlich führte das Projekt 1 gleich zu lautstarkem Protest bei den nicht bedachten Gemeinden. So entstand Plan 2 Albruck mit Görwihl, Unter- und Oberalpfen,  Abtal, St Blasien. Die Strecke war nur 25 km lang, mit 4,3 Mio Mark nahzu doppel so teuer.



Beide Pläne wurden der Großherzoglichen Regierung zur Begutachten vorgelegt. Die Antwort der Regierung waren kurz: Oberer Grenzwert für Steigung war überschritten und die Kosten zu tief angesetzt.



Um die Pattsituation aufzulösen wurde 1907 ein Plan 3 vorgelegt. Eine Eisenbahnstrecke sollte von Säckingen Murg-Rothaus, zwischen Laufenburg und Binzgen, Schleifen bei Oberhof und Hänner, Schleife bei Oberwihl, Hottingen, Herrischried, Großherrischschwand, Todtmoos-Glashütte, Ibach, Nordumrundung des Kohlwaldes, St Blasien führen. Die 51 km lange Strecke schloss eine viermal größere Bevölkerungszahl an die Eisenbahn an. Die Großherzogliche Regierung und die Ministerien griffen in den Trassenstreit mit den drei Varianten nicht ein. So konnte die Eisenbahnanbindung von St Blasien auf die lange Bank geschoben werden, denn es gab für sie wichtigere Projekte.



Auch eine 12 km lange elektrische Lokalbahn von Albbruck nach Görwihl tauchte als Plan 4 auf. Diese Strecke hätte dann später über Segeten, Murgtal, Dachsberg, Albtal nach St Blasien verlängert werden können. Aber dieses Projekt schlief gleich wieder ein. Der Erste Weltkrieg beendete sowieso die Diskussionen um die Planvarianten.



1929 wurde wiederum eine Initiative zum Bahnanschluss von St Blasien unternommen. Die Trasse als Plan 5 sollte von Albruck, Schachen, Albtal, Tiefenstein, mit zwei Schleifen in das Schildbach- und das Lochmühltal, Göhrwil Unter- und Oberalpfen, Immeneich, Unterkutterau, St Blasien führen. Die kalkulierten Kosten für die 30 km lange Strecke sollten 12 – 13,5 Mio Mark betragen.



Es wurde sogar der Plan diskutiert, die Hotzenwaldbahn nach Baden (Schweiz) weiterzuführen, um Anschluss an das schweizerische Bahnnetz zu erhalten.



Der Aus- und Neubau der Straßen im Hotzenwald, der Siegeszug des Automobils und der Postomnibusse als auch die leeren Gemeindekassen ließen alle Ausbaupläne in den Schubladen verschwinden.

Wehratalstraße Ende 19. Jahrhundert