Donnerstag, 27. September 2018

Was verbirgt sich hinter der Eisenbahnlinie nach Bonndorf?


Rathaus Bonndorf

Die Erschließung gewerbetreibender Gemeinden und die Zunahme im Hochschwarzwald riefen seit 1845 nach einer Eisenbahnverbindung von Neustadt nach Bonndorf. Wie St Blasien, so bemühte sich auch Bonndorf und Lenzkirch um eine Eisenbahnanbindung. Die Pläne für eine Weiterführung nach Schaffhausen lagen vor, aber der damalige Reichstagsabgeordnete Friedrich Faller als Posthalter in Bonndorf konnte diese großzügige Planung der Weiterführung  verhindern. Er fürchtete um sein Geschäft.



1905 wurde in Neustadt mit dem Bau der Bahnlinie begonnen und 1907 eingeweiht. Bei Neustadt-Kappel Gutachbrücke zweigt die Bahnlinie von der Höllentalbahn ab und führte 20 km über Lenzkirch, Gündelwangen nach Bonndorf. Da Lenzkirch unbedingt auf einem eigenen Bahnhof in der Stadt bestand, wurde aus Kostengründen für Lenzkirch eine Spitzkehre und ein Kopfbahnhof gebaut und damit zur schlechtesten trassierten Strecke der Badischen Staatsbahnen.



Bis zum 2. Weltkrieg war die Strecke für den Holztransport stark frequentiert. 1966 wurde der Personenverkehr eingestellt und zehn Jahre später der Güterverkehr. Zwischen 2003 und 2008 wurde auf der Trasse der Bähnle-Radweg eingerichtet. Am ehemaligen alten Bahnhof in Bonndorf, der heute anderweitig genutzt wird, endet dieser Radweg.



Kuriosum beim Bau der Bahnlinie war: Der geschäftstüchtige und weitblickende Adolf Vogt, Besitzer des Hotels Waldeck und der Vogtssäge im Steinatal, plante dem Geschehene etwas voraus. Er baute das Bahnhofhotel in Bonndorf dorthin, wo er den Bahnhof vermutete. Sein imposantes Hotelgebäude stand schon vor Beginn der Arbeiten. Der Bahnhof aber kam schließlich einige hundert Meter von seinem „Bahnhofhotel“ entfernt zu liegen.



Auch das Gasthaus „Lindenbuck“  wurde in Erwartung gebaut, dass bei der ursprünglichen Planung der Eisenbahnverbindung über Schleitheim nach Schaffhausen der Bahnhof am Lindenbuck westlich von Bonndorf liegen sollte. Doch die die Verlängerung nach Schaffhausen wurde nie gebaut.


Sonntag, 23. September 2018

Was verbirgt sich hinter dem Uhrenträger Matthias Faller?


Am 25. Juni 1794 wurde Matthias Faller ausgeraubt und ermordet in der Türkei gefunden. Damit fand einer der schillerndsten Uhrenträger des Schwarzwaldes sein Ende.



Im Winter stellte der Uhrmacher seine Uhren her, im Frühjahr zog er mit seiner Krätze in die Fremde, zum Breisgau, nach Schwaben oder die Schweiz. Waren seine Waren verkauft, kehrte er zurück in den einsamen Hof. Bald erkannten die Uhrmacher, dass es günstiger war daheim zu bleiben und zu arbeiten während Familienmitglieder oder vertrauenswürdige Männer den Verkauf betrieben. Der erste Uhrenträger war um 1725 Jakob Winterhalter aus Gütenbach.



Das Schicksal von Mathias Faller mag für einen erfolgreichen Uhrenträger beispielhaft sein. Durch ihn fanden die Schwarzwälder Uhren ihren Weg bis nach Asien. Er stammte vom Schafhof bei Friedenweiler, war wanderlustig und geschäftsgewand. Gegen 1770 begründete er eine Uhrenträgerkompanie mit seinen Brüdern.



Mit einer Ladung zusammengekauften Uhren wagte er sich 1779 zum ersten Mal nach Konstantinopel. Dort machte er dem Sultan Abdul Hamid I eine Spieluhr zum Geschenk und erhielt zum Dank einen „Fährmann“, was ihm für das ganze osmanische Reich den Uhrenhandel ohne jegliche Abgabe ermöglichte. Soweit des Sultans Macht in Asien reichte, konnte nun Faller mit seinen Schwarzwälder Waren Handel treiben. Natürlich mussten die Uhren dem türkischen Geschmack angepasst werden. Die Schilder bekamen einen türkischen Zahlenring, wurden mit orientalischen Ornamenten bemalt, mit dem Halbmond, die Figuren trugen türkische Tracht. Die Spieluhren durften keine abendländischen Musikspiele ertönen lassen sondern Weisen, wie sie den Ohren der Orientalen behagten.



Als Matthias Faller nach 10 Jahren aus der Türkei zurückkehrte, verfügte er über ein stattliches Vermögen. Mächtig staunten die Bauern, wenn er sich in türkischer Kleidung zeigte.



1790 trat er reichlich mit Uhren versorgt seine zweite Türkeireiseise an, um seinen Handel nach Innerasien voranzutreiben. Wie aber das Donaueschinger Wochenblatt 1794 berichtete, wurde er am 25. Juni 1794 nachts ermordet und ausgeraubt in seinen Gewölbe zu Galata gefunden.




Freitag, 14. September 2018

Was verbirgt sich hinter dem Feldbergturm?


Anlässlich der Vermählung des Großherzogpaares Friedrich und Luise wollten der Schwarzwaldverein und die Felderggemeinden einen Turm auf dem Feldberg bauen. Dieser wurde 1859 als Friedrich-Luise-Turm eingeweiht. Zum goldenen Ehejubiläum wurde dann der baufällige Turm vom Schwarzwaldverein durch einen Neubau (21 m hoch) ersetzt, der dann allerdings erst 1913 eingeweiht werden konnte. Seit 1937 befand sich eine Wetterbeobachtungsstation auf dem Turm.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde der Turm durch das Militär wie im Ersten Weltkrieg belegt. Nach dem Kriege besetzte das französische Militär den Turm. 1959 verkaufte der Schwarzwaldverein den Friedrich-Luise-Turm an die Bundesvermögensverwaltung, da er für den Verein nicht nutzbar war.

Der Feldbergturm war bis 2001 Eigentum des Südwestrundfunkes und wurde als Rundfunkturm seit 1950 für Radio und Fernsehen genutzt. 2003 wurde vom SWR ein neuer 82 m hoher Stahlbetonturm ohne Aussichtsplattform auf dem Feldberggipfel gebaut Der alte sollte abgerissen werden. Seit 2003 ist der Turm aber im Besitz der Gemeinde Feldberg und damit auch für Besucher geöffnet. Geöffnet ist der Turm  auf dem Feldberg (1.493 m)von Anfang Mai bis Anfang November.
Mit dem Aufzug erreicht der Besucher im 11. Stock die Aussichtsgallerie. Der Rundum-Blick eröffnet im Südosten die Österreichischen Alpen, im Süden das Berner Oberland, im Südwesten das Mont-Blanc-Massiv und im Westen die Vogesen.

Der Felsbergturm beinhaltet auch ein Schinkenmuseum. Für heiratswillige Paare gibt es extra das höchstgelegene Trauzimmer im 11. Stock.

Vom Haus der Natur sind es 40 Minuten zu Fuß oder mit der Feldbergschwebebahn zum Turm.

Feldberg vom Belchen aus


Freitag, 7. September 2018

Was verbirgt sich hinter den Stromrebellen von Schönau?


Blick ins Wiesental

Im April 1996 flog das sowjetische Atomkraftwerk Tschernobyl in die Luft und vier Tage später war es Gewissheit, denn der radioaktive Niederschlag hatte auch das Wiesental im Südschwarzwald erreicht.



Im Frühsommer danach gründeten besorgte Eltern aus Schönau im Wiesental eine Initiative „Eltern für eine atomfreie Zukunft“. Als erster Schritt wurde Stromsparberatung durchgeführt. Danach wurde von Schönauer Bürger eine Firma gegründet, um die Produktion von ökologischem Strom zu fördern. So wurden wieder kleine Wasserkraftwerke reaktiviert, Blockheizkraftwerke oder Photovoltaikanlagen gebaut.



1990 wurde der bisherige örtliche Energieversorger und Atomkraftwerkbetreiber KWR über die Aktivitäten in Schönau unruhig. Sie bot der Stadt zusätzlich 100.000 DM Konzessionsabgabe, wenn der bisherige Stromliefervertrag vorzeitig verlängert wird. Die Schönauer Bürgerinitiative bot daraufhin den gleichen Betrag, wenn die die Stadt auf die vorzeitige Vertragsverlängerung verzichtet.



Damit war der Kampf „David gegen Goliath“ eröffnet, denn der Stadtrat lehnte das Angebot der Bürgerinitiative ab und stimmte für die vorzeitige Vertragsverlängerung. Die Schönauer Bürgerinitiative zettelte einen Bürgerentscheid an, um dies zu verhindern. 1991 wurde der Bürgerentscheid von der Bürgerinitiative tatsächlich knapp gewonnen. Wertvolle Zeit konnte gewonnen werden.



Die Stromrebellen gründeten mit 650 Mitgliedern 1994 die EWS (Elektrizitätswerke Schönau) und erwarben ein Jahr später eine Konzession zum Betreiben des Stromnetzes. Nach dieser Entwicklung versuchte der bisherige Lieferant (KWR) die Entscheidung für die EWS durch einen zweiten Bügerentscheid rückgängig zu machen. Der Schuss ging aber nach hinten los, denn der bisherige Strombetreiber verlor den Entscheid mit 85% Gegenstimmen.



Um die Konzession behalten zu können, bot der bisherige Lieferant für einen Phantasiepreis von 8,7 Millionen DM das Stromnetz dem EWS an. Aber Umweltschutzverbände in der ganzen Bundesrepublik riefen für Spenden der Stromrebellen im Südschwarzwald auf. Das Wunder geschah, die Stromrebellen hatten nach kurzer Zeit ihre eigenen Mitteln mit Spenden aufstocken können und erwarben das Stromnetz. 1997 war die EWS der Stromversorger. Die größte Solaranlage konnte auf der evangelischen Kirche betrieben werden. Daneben sicherten 2.600 kleine dezentrale Kraftwerke in Bürgerhand die atomfreie Stromversorgung.



1998 wurde der Strommarkt liberalisiert und die EWS konnte bundesweit atomfreien Strom anbieten. 2009 konnte eine Gaskonzession in Schönau erworben und Gas konnte in Baden-Württemberg und Bayern vertrieben werden. Im gleichen Jahr wurde die EWS in eine Genossenschaft umgewandelt.



Das Erfolgsmodell in Schönau vertreibt seit 2015 Strom sowieso und auch Gas in der gesamten Bundesrepublik.