Freitag, 26. Juli 2019

Was verbirgt sich hinter dem Naturschutzgebiet Feldberg?


Feldberg vom Schauinsland

Der Feldberg ist der höchste Berg des Schwarzwaldes mit 1493 m Höhe. Er ist kein eigentlicher Berg sondern ein mehrere Kilometer langes Mittelgebirgsmassiv. Dies besteht aus drei Kuppen: Feldberg, Seebuck 1.448 m und der Baldenweger Buck mit 1.468 m.



Seit 1913 befinden sich auf dem Feldberg mit dem Friedrich-Luisenturm eine Wetterbeobachtungsstation und seit 2003 ein 82 m hoher Stahlbetonturm ohne Aussichtsplattform des SWR für Rundfunk und Fernsehen. Der Feldbergturm auf dem Seebuck war bis 2001 der Funkturm des Südwestfunkes. Heute bietet er mit seiner Aussichtsplattform eine herrliche Aussicht. In ihm befindet sich seit 2013 das Schinkenmuseum. Ebenfalls wurde auf dem Seebuck 1896 der Bismarckturm errichtet. 1995 wurden die Riesenantennen „ACE High Station“ auf dem Baldenweger Buck der Nato wieder abgebaut und das Gelände renaturiert.



Mit dem Einsetzen des Wanderns als Volkssports, des Fremdenverkehrs und des Wintersports begann die Gefährdung vieler Naturschönheiten. Um diese Gefahren einzufangen wurde 1937  das Naturschutzgebiet Feldberg erlassen. Es umfasste 3.250 ha. Anfang der 90er Jahre wurde es auf 4.200 ha erweitert.



Zu Füßen des Seebucks liegt der Feldsee, ein Karsee ein Relikt der Eiszeit. 1939 wurde die Gemeinde Feldberg durch Vereinigung der verschiedenen Weidegebieten mit der Gemeinde Bärental gegründet.



Es kommen jährlich mehrere Millionen Touristen auf den Feldberg.  Zusätzlich werden Teile des Naturschutzgebietes landwirtschaftlich genutzt, Das führte immer wieder zu Konflikten zwischen Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft. Viele Wege, die sich die Wanderer selbst suchten, verkamen zu tiefen Erosionsrinnen. An vielen Stellen ist der Boden kaum noch rekultivierbar. Um dies zu lösen gibt es seit 1989 die hauptamtlichen Feldberg-Ranger und als Infocenter das „Haus der Natur“. Sie lenken heute die Besucher mit Wegempfehlungen und unauffälligen Leitvorrichtungen. Auch das Drachenfliegen ist seit Jahren auf dem Feldberg völlig verboten. Die Windkraftanlagen werden keine Chance haben. Schon 1908 wurde der erste Skilift von Winterhalter aus Schollach konzipiert und abgelehnt.



Es galt nun mit Rücksicht auf den Naturschutz den Bau von Skiliftanlagen beim boomenden Volkssport, Skifahren, zu kanalisieren. 1951 wurde eine Schwebeseilbahn vom Feldbergerhof zum Bismarckdenkmal mit eine Länge von 870 m und 170 m Höhendifferenz eingeweiht werden. 1952 erteilte die Gemeinde Menzenschwand die Genehmigung einen Skischlepplift auf der Grafenmatt zu bauen. Er hatte nach einem Umbau 935 m Länge und eine Höhendifferenz von 140 m.



Heute gibt es mit dem Liftverbund auf der Grafenmatt mit Fahler Loch 7 Schlepplifte und 2 Sessellifte sowie auf dem Seebuck 2 Schlepplifte und 3 Sessellifte. Der Liftverbund garantiert einen verträglichen Wintersport, der genügend Freiraum für Tier und Pflanzenwelt lässt.

Feldsee

Freitag, 19. Juli 2019

Was verbirgt sich hinter der Hinterglasmalerei?


Heilige Notburga

Die Hinterglasmalerei kam über die Glasträger, die aus Böhmen und den Alpenländer sowie Bayern die Hinterglasbilder zurückbrachten. Etwa um 1770 bis 1890 war die Blütezeit der Hinterglasmalerei. Bedeutende Orte waren: Neukirch, St Märgen, Breitnau, Höllsteig, Bernau, Neustadt, Todtmoos und vor allem Rötenbach. In der Nähe waren bekannte Wallfahrtsorte wie Triberg, St Märgen, St Peter, Todtmoos und St Blasien.



Auch bei der Hinterglasmalerei war es eine Familie, die die Hinterglasmalerei wesentlich beeinflusste und dominierte: Lorenz Winterhalter aus Rötenbach, der als Uhrenschildermaler tätig war und vermutlich in Böhmen als Glasträger mit der Hinterglasmalerei in Berührung kam.



Bei der Hinterglasmalerei wird die Farbe nicht eingebrannt sondern Öl-, Tempera- oder Wasserfarben verwendet. Das Trägermaterial bildet Tafelglas oder zuvor mundgeblasenen Zylinder, die aufgeschnitten und plattgewalzt wurden. Gemalt wurde wie bei Ölbildern nur in umgekehrter Reihenfolge, da das fertige Bild von der dem Maler abgewandten Seite betrachtet wird. Konturen und Schatten wurden zuerst gemalt. Um die Menge der zu malenden Bilder wurde entweder schon seitenverkehrte Bilder mit Spiegelschrift auf Papier als Vorlage genommen. Oder ungeübtere Maler übernahmen Hintergrund und Schatten, während der Meister nur die Feinheiten wie Gesicht malte.



Als Abkömmling einer kinderreichen Bauernfamilie bekam durch das Anerbenrecht nicht Lorenz Winterhalter sondern der jüngste Bruder den elterlichen Hof. Zuerst als Glasträger einer Handelskompanie, später als Uhrenschildermaler wurde er zum Hinterglasmaler. Vier seiner Kinder gingen bei ihm in die Lehre und wurden selbst bedeutender Glasmaler. So etwa Johannes, der 1808 nach St Petersburg wanderte und dort als Porträtist am Zarenhof tätig war. Sein ältester Sohn wiederum verlegte die Werkstatt von Rötenbach um 1823 nach Colmar, um die Importzölle zu umgehen. Von seinen neun Kindern wurden wiederum vier Hinterglasmaler. Einer von Ihnen, Ferdinand, übernahm später in Lambach Niederbayern eine Glashütte und lieferte seinem älteren Bruder Benedikt das notwendige Flachglas für die Werkstatt in Rötenbach.



Aber auch wenig bekanntere Familien brachten bedeutende Glasmaler hervor. So die Steiers in St Märgen, die Mayers in Waldau, die Fallers in Seppenhofen bei Löffingen.



Die Uhrenträger- und Glasträgerkompanien nahmen Hinterglasbilder in ihr Sortiment auf. Hausierer belieferten in der näheren Umgebung die Wallfahrtsorte. Selbst nach Nordamerika wurden die Hinterglasbilder über die ausgewanderten Familienmitglieder geliefert. Den Handelsweg nach Osten verhinderten die bayerischen Produktionen.



Marienbilder waren die bevorzugten Motive der bäuerlichen Bevölkerung. In die Bibelecken bei den Protestanten und den Herrgottswinkel der Katholiken hingen die Hinterglasbilder. Ebenso als Mitbringsel von den Wallfahrtsorten waren sie beliebt. Die Gottesmutter mit dem Jesuskind wurde der Tochter mit auf den Weg zur Hochzeit mitgegeben, um für reichlich Kindersegen zu bitten. Aber auch die ganzen Schutzpatrone, wie Florian oder Agathe, und Namenspatronen durften nicht vergessen werden. Bei den Städtern waren die Porträts politischer Größen gefragt wie Napoleon, Andreas Hofer oder Friedrich Hecker. Aber auch Blumenbilder waren von Bürgersfrauen gefragt.



Nach 1870 fand die Hinterglasmalerei ein rasches Ende, als die Techniken der Fotografie preiswerte Reproduktionsmöglichkeiten boten.

Abendmahl

Donnerstag, 11. Juli 2019

Was verbirgt sich hinter der Bergwerkstadt Todtnau?


Todtnau 1890

Todtnau liegt im oberen Wiesental am Zusammenfluss der Wiese, die am Feldberg entspringt sowie am Schönenbach, der vom Notschrei kommt.



Urkundlich erwähnt wurde Todtnau 1025. Durch Schenkung kam sie 1114 in Besitz des Klosters St Blasien und gehörte von 1366 bis 1805 zu Vorderösterreich. Danach ging durch die Säkularisierung und Mediatisierung die ganze Region an das Großherzogtum Baden. 1809 erhielt Todtnau das Stadtrecht.



Bereits 1028 war der Bischof von Basel Nutznießer des Todtnauer Bergregals, so dass sicher ohne Zweifel der Bergbau im 10. Jahrhundert begann. Als im 14. Jahrhundert der Umbruch von der Natural- zur Geldwirtschaft sich vollzog, brauchte man immer mehr Münzen. Da waren die Todtnauer Silberbergwerke sehr gefragt, die dem Kloster St Blasien Reichtum und Ansehen brachten. Mit dem Dreißigjährigen Krieg waren alle Bergaktivitäten eingestellt. Ab 1720 wurde der Bergbau von Staats wegen wieder aufgenommen. Dies wurde verstärkt mit der Entdeckung von Eisenerz in den Bergwerken, so dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Gruben dann wegen mangelnder Rentabilität geschlossen wurden.



Aber nicht nur durch den Bergbau wurde Todtnau bekannt. Als im 16. Jahrhundert der Bergbau ruhte, wandte sich die Bevölkerung dem Spinn- und Webgewerbe zu. Züricher finanzkräftige Fabrikanten nutzten die Wasserkraft aus und ließen „an kleinen Rädern rohe Baumwolle spinnen". Nach großer Bedeutung ging in den 20er Jahren auch hier die Textilindustrie zurück. Spezialisierung und das Ausweichen in den Kunststoffbereich halfen beim Überleben.



Weit bekannter wurde die Bürstenindustrie in Todtnau., die sich wie überall im Schwarzwald als Hausindustrie etabliert hat. Leodgar Thoma war ein Glücksfall für die Stadt. Im Jahre 1772 hat Thoma von einem in Freiburg stationierten Österreichischen Reiterregiment den Auftrag, soviel Pferdebürsten wie nur möglich zu liefern. Um überhaupt größere Mengen liefern zu können, zerlegte er die Fertigungsschritte der Bürste. Familienmitglieder spezialisierten sich auf die einzelnen Arbeitsschritte wie das Borstenbinden, Bürstenholz richten und Borsteneinziehen. Schon 1815 waren 600 Personen im Bürstengewerbe tätig. Um 1920 wurde von der Firma Zahoransky der erste Halbautomat als Bürstenbindemaschine gebaut. Noch heute genießen die Firmen Zahoransky und Ebser in Todtnau Weltruf. Die Bürsten werden in Asien hergestellt, aber die Maschinen kommen aus Todtnau.



Im Juli 1876 traf die Stadt ein harter Schicksalsschlag. Ausgehend von einem Brand in einer Papierfabrik unterstützte ein kräftiger Wind den Großbrand. 149 Gebäude fielen dem Brand zum Opfer und 1.000 Einwohner wurden dabei obdachlos.



Der junge Karl Nessler bewunderte beim Schafhüten das wellige Fell der Schafe. Das soll ihm im Laufe seiner Experimente auf die Idee der Dauerwelle gebracht haben. Aber nicht in Todtnau sondern in London und den USA verwirklichte er den Traum der Dauerwelle und verdiente dort sein Geld.



Heute ist der Fremdenverkehr ein wichtiger Faktor der Todtnauer Wirtschaft. Dem wird durch die Ferienwelt Todtnau Rechnung getragen. Nicht zu vergessen, 1891 wurde in Todtnau der erste Skiclub in Deutschland gegründet.

Wallfahrtskirche



Freitag, 5. Juli 2019

Was verbirgt sich hinter dem Katz'schen Garten in Gernsbach?


Die Bleichstraße führt in Gernsbach talaufwärts an der Murg entlang. An der Engstelle liegt rechts zwischen Straße und Murg der Katz’sche Garten. Eine kleine historische Parkanlage mit Spätbarock- und Skulpturengarten mit mediterranem Flair.



Der damalige bekannte Architekt und Baumeister Friedrich Weinbrenner erbaute die feudale Villa der Murgschifferfamilie Katz. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat ein italienischer Gartenbauarchitekt am Murgufer den ungewöhnlichen Garten geplant und gestaltet habe.



Der wertvolle alte Baumbestand, Sumpfzypressen aus Florida und alte Magnolienbäume, die zu den ältesten nördlich der Alpen gehören, stammen aus jener Zeit. Ergänzt wird der Baumbestand durch Bananenstauden, zwölf verschiedenen Palmenarten, Säulenzypressen, Passionsblumen mit goldgelben Früchten, Granatapfelbäumen und zweimal im Jahr tragenden Feigenbäumen sowie Erdbeerbäume mit roten Früchten. Dieses botanische Kleinod vermittelt oberitalienisches Flair an die Murg.



1846 wurde der Privatgarten der Familie Katz durch das Teehaus im klassizistischen Baustil  erweitert. Währen der Badischen Revolution 1849 diente er preußischen Truppen als Gefechtsstellung.



1913 übernahm Johanna Katz bis zu ihrem Tode 1952 den Garten und prägte ihn zusätzlich mit Steinmetzarbeiten und ließ den Garten mit dem neu erworbenen Barockziehbrunnen mit Broderiebuchsbeeten neu anlegen.



In den 1960er Jahren wurde der Garten der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Um der Überalterung und dem Verfall der baulichen Einrichtungen aufzuhalten wurde 1995 der Arbeitskreis Katz’scher Garten gegründet. Dieser führte von 1996 bis 2001 aufwendige Restaurationen durch und bezog das Murgvorland mit in die Konzeption ein.



Heute dient der Park seinen Bürgern mit seinem Pavillon als Podium für Empfänge, kleine Konzerte und Lesungen. Er ist ein Treffpunkt für Gartenfreunde und Kunstinteressierte.



Heute gehört der Garten der Firma Pfleiderer in Neumarkt. Der Garten ist von April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr geöffnet.