Heilige Notburga |
Die Hinterglasmalerei kam über die
Glasträger, die aus Böhmen und den Alpenländer sowie Bayern die
Hinterglasbilder zurückbrachten. Etwa um 1770 bis 1890 war die Blütezeit der
Hinterglasmalerei. Bedeutende Orte waren: Neukirch, St Märgen, Breitnau,
Höllsteig, Bernau, Neustadt, Todtmoos und vor allem Rötenbach. In der Nähe
waren bekannte Wallfahrtsorte wie Triberg, St Märgen, St Peter, Todtmoos und St
Blasien.
Auch bei der Hinterglasmalerei war es
eine Familie, die die Hinterglasmalerei wesentlich beeinflusste und dominierte:
Lorenz Winterhalter aus Rötenbach, der als Uhrenschildermaler tätig war und
vermutlich in Böhmen als Glasträger mit der Hinterglasmalerei in Berührung kam.
Bei der Hinterglasmalerei wird die Farbe
nicht eingebrannt sondern Öl-, Tempera- oder Wasserfarben verwendet. Das
Trägermaterial bildet Tafelglas oder zuvor mundgeblasenen Zylinder, die
aufgeschnitten und plattgewalzt wurden. Gemalt wurde wie bei Ölbildern nur in
umgekehrter Reihenfolge, da das fertige Bild von der dem Maler abgewandten
Seite betrachtet wird. Konturen und Schatten wurden zuerst gemalt. Um die Menge
der zu malenden Bilder wurde entweder schon seitenverkehrte Bilder mit
Spiegelschrift auf Papier als Vorlage genommen. Oder ungeübtere Maler
übernahmen Hintergrund und Schatten, während der Meister nur die Feinheiten wie
Gesicht malte.
Als Abkömmling einer kinderreichen
Bauernfamilie bekam durch das Anerbenrecht nicht Lorenz Winterhalter sondern
der jüngste Bruder den elterlichen Hof. Zuerst als Glasträger einer
Handelskompanie, später als Uhrenschildermaler wurde er zum Hinterglasmaler.
Vier seiner Kinder gingen bei ihm in die Lehre und wurden selbst bedeutender
Glasmaler. So etwa Johannes, der 1808 nach St Petersburg wanderte und dort als
Porträtist am Zarenhof tätig war. Sein ältester Sohn wiederum verlegte die
Werkstatt von Rötenbach um 1823 nach Colmar, um die Importzölle zu umgehen. Von
seinen neun Kindern wurden wiederum vier Hinterglasmaler. Einer von Ihnen,
Ferdinand, übernahm später in Lambach Niederbayern eine Glashütte und lieferte
seinem älteren Bruder Benedikt das notwendige Flachglas für die Werkstatt in
Rötenbach.
Aber auch wenig bekanntere Familien
brachten bedeutende Glasmaler hervor. So die Steiers in St Märgen, die Mayers
in Waldau, die Fallers in Seppenhofen bei Löffingen.
Die Uhrenträger- und Glasträgerkompanien
nahmen Hinterglasbilder in ihr Sortiment auf. Hausierer belieferten in der
näheren Umgebung die Wallfahrtsorte. Selbst nach Nordamerika wurden die
Hinterglasbilder über die ausgewanderten Familienmitglieder geliefert. Den
Handelsweg nach Osten verhinderten die bayerischen Produktionen.
Marienbilder waren die bevorzugten
Motive der bäuerlichen Bevölkerung. In die Bibelecken bei den Protestanten und
den Herrgottswinkel der Katholiken hingen die Hinterglasbilder. Ebenso als
Mitbringsel von den Wallfahrtsorten waren sie beliebt. Die Gottesmutter mit dem
Jesuskind wurde der Tochter mit auf den Weg zur Hochzeit mitgegeben, um für
reichlich Kindersegen zu bitten. Aber auch die ganzen Schutzpatrone, wie
Florian oder Agathe, und Namenspatronen
durften nicht vergessen werden. Bei den Städtern waren die Porträts politischer
Größen gefragt wie Napoleon, Andreas Hofer oder Friedrich Hecker. Aber auch
Blumenbilder waren von Bürgersfrauen gefragt.
Nach 1870 fand die Hinterglasmalerei ein rasches Ende, als
die Techniken der Fotografie preiswerte Reproduktionsmöglichkeiten boten.
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