Freitag, 31. Dezember 2021

Was verbirgt sich hinter den Schneechuhvereinen des Nordschwarzwaldes?

 


1891 befuhr der französische Diplomat Dr Pillet als erster mit Skiern den Feldberg. Während der Weihnachtstage im gleichen Jahr wurde der Skiclub Todtnau gegründet.

 

1894 bestieg der Stuttgarter Bankbeamte Wilhelm Fränkle als erster Skiläufer die Hornisgrinde und schaffte die Strecke Freudenstadt, Kniebis, Schliffkopf, Ruhestein und  Hornisgrinde in einem Tag. Schon seit 1893 bot der Hotelier Paul Lechler vom Palmenwald in Freudenstadt den Winterbetrieb an.

 

1896 wurde durch den Hotelier Friedrich August Maier vom Kurhaus Sand der Schneeschuhverein Karlsruhe-Badener Höhe gegründet.

 

1902 fand der erste Schneeschuhwettlauf am Ruhestein statt. Der Sieger war Karl Klumpp, der den Schneeschuhvereins Baiersbronn 1905 mit begründet hatte.

 


Die Schneeschuhläufer hatten eine übermannshohe Stange in der Hand. Von Schwüngen wussten die Schneeschuhfahrer noch nichts. Wer am Schluss der kurzen Abfahrt krampfhaft mit beiden Händen den Bremsprügel geklemmt einen Bogen machen konnte, war der Meister. Bei längeren Abfahrten ließ der Fahrer sich gewandt in den Schnee fallen, aufstehen, das Gleiche wieder tun, bis man im Tal war mit der sog. „Schuss-Bumm-Technik“. Bei steilen Abhängen wurden die Schneeschuhe abgeschnallt. Als Wachs für die Holzskier diente anfänglich eine Speckschwarte.

 

1904 richtete der Skiclub Badener Höhe den ersten Damenskilauf aus. Wobei noch jahrelang die Damen Röcke bis zu den Knöchel getragen haben.

 

Die drei Söhne von Ludwig Klumpp bauten 1906 in einer Geröllhalde im verlassenen Steinbruch ihres Vaters gegenüber dem Kurhaus die erste Sprungschanze. Diese ließ Sprungweiten bis zu 20 m zu. 1910 wurde die Bergergrundschanze in Baiersbronn, 1923 dann die große Ruhesteinschanze gebaut.

 

1908 wurde erstmals eine Langlaufstrecke ausgesteckt. Die Markierung bestand aus roten in Öl getränkten Lappen. Die Strecke mit 35 km führte von Freudenstadt, Kniebis, Schliffkopf, Ruhestein über den Wildsee nach Baiersbronn.

 

Erstmals wurden für Fremde und Einheimische Schneeschuhunterricht abgehalten. 1912 erteilt Fritz Klumpp vom Ruhestein dem kaiserlichen Prinzen August-Wilhem Skiunterricht am Ruhestein.

 

1950 wurde auf dem Gelände Unterstmatt der erste motorisierte Skilift gebaut und 1964 kam eine Flutlichtanlage – die erste an einem Skihang in Deutschland- dazu.


 Einen "Guten Rutsch in 2022" und bleiben Sie alle gesund.

Dieter Hund

 

 

 

Freitag, 24. Dezember 2021

Was verbirgt sich hinter dem heiligen Nikolaus?

 


Nikolaus wurde um 300 zum Bischof von Myra ernannt und wurde in der heutigen Türkei geboren. Im Zuge der Christenverfolgung geriet er 310 in Gefangenschaft,  wurde schwer misshandelt. Trotz der Folterungen trat er auf dem Konzil von Nicäa auf. Das ungefähre Sterbedatum des Bischofs in Myra lag um den 6. Dezember 350. Dies sind die wenigen Daten aus seinem Leben.

 

Der Nikolaus erscheint am 6. Dezember –an seinem Namenstag- im Gewand eines römisch-christlichen Bischofs und beschenkt aber auch rügt die Kinder. Das Beschenken der Kinder mag auf die Legende zurückgehen, dass er drei armen Mädchen drei Goldsäckchen oder Goldkugeln geschenkt habe, um sie vor der Prostitution zu schützen. Zumindest ist dies seit 1555 verbürgt. Die Reformatoren, insbesondere Luther, lehnten die Heiligenverehrung und damit das Überbringen der Geschenke durch den Nikolaus ab. Sie versuchten diesen zu verdrängen. Luther fragte seine Tochter Lenchen: Was wird Dir der Heilige Christ wohl bringen“? So wurden auch zur Reformationszeit in Straßburg die Nikolausumzüge verboten.

 

Ab dem Mittelalter beschenkte der Nikolaus nicht nur, er prüfte den Katechismus, die Schulaufgaben aber auch die Klausenhölzle. Dies waren vierkantige Hölzchen, in denen die Anzahl der gebeteten Vaterunser eingekerbt waren.

 

In vielen Gegenden wird der Nikolaus vom Knecht Ruprecht bekleidet. Dieser wilde Begleiter ist mit einem Sack ausgestattet, in dem Geschenke aber auch unartige Kinder gesteckt werden. Diese Figur ab dem 17. Jahrhundert bekannt geht auf vorchristliche Bräuche zurück und ist wohl auch ein Verwandter der Prechtenfiguren der Alpenländer. Sie versuchen in den Rauhnächten vom 13. Dezember bis in den Januar die Dämonen der dunklen Jahreszeit zu vertreiben.

 

Im Kinzigtal haben sich zwei Sonderformen beim Umzug mit dem Nikolaus erhalten: die Klausebigger in Steinach. Sie als Begleiter des Nikolauses sind seltsam bekleidete Ungetüme, von denen ein undefinierbares „Quick“ und „Brr“ zu hören ist. Es sind dies der Bigger und der Rupelz. Der Brauch geht auf das Mittelalter zurück.

 

In Haslach wird der Nikolaus durch den Pelzmärtel, Knecht Ruprecht beide mit schwarz gefärbtem Gesicht, dem Christkindle, das früher Weihnachtsengel genannt wurde, und dem Biggeresel begleitet. In Entersbach sind dies der Biggeresel aber anders verkleidet und mit schwarzgefärbtem Gesicht  der Rupelz. Sie treffen sich vor dem Rundgang zum Klausern und schwärzen sich aber mit Ruß und Schuhwichse. Mit Kettenrassel und besonders mit den charakteristischen Schreien ziehen sie durch das Dorf und wehe dem Mädchen, das ihnen begegnet…Die einzelnen Häuser im Dorf werden besucht. Die Kinder müssen beten und singen, bekommen ihre „Sünden“ vorgehalten, wobei der Biggesel einen fürchterlichen Krach macht. Es folgen Ermahnungen und zum Schluss gibt es die Gaben.

 

Im Lärm und im Gegensatz vom Schwarz der Gesellen und dem Leuchten des Nikolauses wird der Kampf zwischen Hell und Dunkel, Nacht und Tag, Winter und Sommer gesehen.

 

Viele Pfarrkirchen im Schwarzwald wurden dem hl Nikolaus geweiht. So wurde schon 1179 im hinteren Wolftal eine „Cella Nicolai in predio Rippoldesowe“ gegründet. Auch die Kirnbacher Pfarrkirche ist ursprünglich eine dem Nikolaus geweihte Kirche. Auch die Kirchen und Kapellen von Schluchsee, Kappelrodeck, Elzach, Waldau, Unterentersbach, Schönenbach und Seebach sind dem Heiligen geweiht. Bekannt ist die Klausen Kapelle in Achern und das Wahrzeichen von Calw, die Nikolaus Kapelle. Die Verehrung des Nikolaus wurde vor allem von den Klöstern St Georgen und Hirsau aus verbreitet.
 
Achern Klausen Kirchl


Calw Nikolauskapelle

 

 

Freitag, 17. Dezember 2021

Was verbirgt sich hinter dem Naturschutzgebiet Schliffkopf und Kniebis?

 

Rest Trafostation  Tannenberg Kniebis

1972 wurde vom Landratsamt Freudenstadt das Landschaftsgebiet „Kniebis“ eingetragen. 1996 trat dann das Naturschutzgebiet „Kniebis-Alexandrschanze“ in Kraft und umfasst 190 ha. Ziel ist es unter Wanderer, Autofahrer, Wintersportler und Waldbesitzer einen Interessenausgleich herbeizuführen.

 

 

Seit 1938 ist der Schliffkopf auf der württembergischen und badischen Seite mit seiner hochmoorartigen Gipfelregion von 520 ha als Naturschutzgebiet eingetragen. Dazu kamen 1986 auf dem Gebiet des Landkreises Freudenstadt weitere 876 ha Naturschutzgebiet dazu. Dieses Naturschutzgebiet ist seit 2014 im Nationalpark Schwarzwald integriert.

 

Nur wenige Tage nach der Eintragung des Naturschutzgebietes wurde entschieden, dass die Organisation Todt die schon 1932 abgesteckte Straßenverbindung vom Ruhestein zur Zuflucht aus Gründen der Landesverteidigung eine Straße, die heutige B 500, durch das Naturschutzgebiet über die Höhe des Schliffkopfes hinweg gebaut werden soll. Um den wahren Grund des Baues zu verschleiern, wurde die Straße als Erholungsstraße bezeichnet. Nur dem energischen Einspruch des Landesamtes für Denkmalpflege durch Professor Schwenkel war es zu verdanken, dass die Straße nicht über den Gipfel sondern an den Rand der Freiflächen gedrückt wurde.

 

Einschneidender als die Straße waren aber die militärischen Anlagen, die im Zuge der Westwallbefestigung 1938 auf dem Schliffkopf erstellt worden waren. Die großkalibrigen Flackstellungen sollten die feindlichen Bomber in noch größere Höhen zwingen, um durch den höheren Spritverbrauch in der dünneren Luft eine Reichweiteverminderung zu erreichen. Wer heute auf dem betonierten Gipfel des Schliffkopfes steht, weiß nicht, dass es sich hier um die einstige Flackstellung handelt. 1939 wurde das Führerhauptquatier Tannenberg bei der Alexanderschanze erbaut.

   

1950 sollte auf dem Schliffkopf trotz des energischen Einspruchs des Naturschutzes ein 46 m hoher Kurzwellensender gebaut werden. Er sollte in dem vorhandenen Bunker ein Technikerraum eingerichtet werden. Die Einsprüche des Naturschutzes verhallten, der Bau wurde nur verhindert, da die französische Armee den Bau des Sendemastes auf der Hornisgrinde in ihrem militärischen Sperrgebiet in Aussicht stellte.

 

Nach dem Kriege wurden das ehemalige Führerhauptquatier und die Bunkerstellungen rund um den Schliffkopf von französischen, amerikanischen Truppen sowie der Bundeswehr nach und nach gesprengt. Übrig geblieben sind nur wenige Fundamente im Wald oder die Reste gesprengter Bunker, die übererdet wurden.

 

Die Naturschutzgebiete haben ihre Ruhe wieder, die Narben sind verheilt und dienen wieder dem Naturschutz und dem Wanderer zur Erholung. Nur das Schliffkopfgebiet wurde in den 60er und 70er Jahre trotz des Naturschutzes immer wieder geschunden: Ungenehmigter Bau von Skiliften bei der Rösenschanze, Skilifte und Anlagen bei der Zuflucht, mehrere Parkplatzanlagen für PKWs, die alle im Nachhinein genehmigt wurden,  ebenso durch den Ausbaus des Schliffkopfhotels und nach dem Brand 1991 den viel größeren Neubau des Hotels.

 

Seit 1993 bemühen sich Ranger von der Naturschutzverwaltung um den Rückbau des Wegenetzes auf wenige feste Pfade, Sperrung von Trampelpfaden, Reduzierung der Parkplätze und Einhaltung der Loipen im Winter.

 

Dabei bietet das Kniebis und Schliffkopfgebiet ein ideales Langlaufgebiet mit der Kniebis- und Zollstockspur sowie den angrenzenden Zuführungsloipen. Der Westweg und der Europäische Fernwanderweg N 1 führen hier durch.

 

Bisher konnte sich nur eine Windkraftanlage auf der Alexanderschanze sich etablieren. Ansonsten streiten sich verschieden Bürgermeister mit dem Schwarzwaldverein gegen die EnBW wegen Windkraftanlagen in den Vorbergen.

 

Gesprengter Bunker Kniebis