Freitag, 30. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der Kalenderreform?



Nimmt man die Naturkonstanten Tag, Sonne oder Mond ergeben sich folgende Tatsachen, die aber nicht miteinander korrespondieren:

1.     Die Erde dreht sich in einem Tag einmal um sich selbst (mittlerer Sonnentag für die Kalenderrechnung)

2.     Die Erde dreht sich in einem Jahr einmal um die Sonne (tropisches Jahr). Dieses Jahr hat eine genaue Länge von 365,2422 Tagen. Dies entspricht 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Beginnt man das Jahr am 1. Januar 0 Uhr, so endet es im nächsten Jahr am 1. Januar um ca 6 Uhr morgens, im 4. Jahr wäre es am 2. Januar um ca 0 Uhr. Nach ca 1500 Jahren würde sich der Jahresanfang durch das ganze Jahr hindurch bewegen.

3.   Der Mond dreht sich in 29,5306 Tagen einmal um die Erde. (Mondumläufe) Nimmt man die Monate abwechselnd 29 und 30 Tage ergibt dies 354 Tage und so bleiben am Jahresende 11 Tage übrig. Im nächsten Jahr beginnen die Monate 11 Tage früher. Nach 33 Jahren ist der Kalender durch das Jahr hindurch gewandert d.h. nach 16 Jahren wäre Januar im Sommer.

Die Menschen versuchten ein System zu finden, das Erdumdrehung, Sonnen- und Mondumlauf in ein abgestimmtes System bringt. Das ist aber unmöglich, deswegen haben sich verschiedene Kalendersysteme entwickelt je nachdem ob Sonne oder Mond berücksichtigt wird.

 

Die Mohammedaner haben einen streng nach dem Mond ausgerichteten Kalender. Das hat zur Folge, dass die Monate jedes Jahr früher beginnen. Der europäische Kalender orientiert sich nach der Sonne und geht auf die Ägypter zurück. Diese kannten auch schon das Schaltjahr alle vier Jahre.

 

Der römische Kalender, der am 1. März begann, hatte nur 10 Monate (daher Dezember als 10. Monat) und damit 304 Tage. Der Rest des Jahres wurde mehr oder weniger auf zwei Schaltmonate verteilt. Daher hat Cäsar 45 v Chr den sog Julianischen Kalender eingeführt. Er legte fest, dass das Jahr 46 v Chr 445 Tage haben sollte, um den Jahresbeginn auf den 1. Januar statt am 1. März zu beginnen. Er legte die Monatslängen 8 mal 31 Tage, 5 mal 30 Tage und den Februar mit 28 Tagen sowie alle 4 Jahre das Schaltjahr mit dem 29. Februar fest.

 

Leider begingen die Ägypter und damit Cäsar einen kleinen Fehler. Sie nahmen die Jahreslänge mit 365,25 Tagen an, während das Sonnenjahr 365,2422 Tage hat. Die Differenz von 0,0078 Tage oder 11 Minuten was das Sonnenjahr kürzer ist als das Kalenderjahr, scheint unbedeutend zu sein. Aber dies addiert sich in ca 128 Jahren auf einen Tag und war bis zum Jahr 1500 auf 10 Tage angewachsen.

 

Im Jahre 325 n. Chr. beschloss dann das Konzil von Nicäa für alle Zeiten verbindlich, Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu legen. Im Jahr 2020 war dies Mittwoch der 8. April mit Vollmond und darauf folgend der Sonntag 12. April Ostern. Unter anderem wohl auch deswegen, weil sich dieses Datum mit dem germanisch-heidnischen Fruchtbarkeitsfest deckt – und so die alten Heiden vielleicht eher bereit waren, sich mit dem neuen Glauben anzufreunden. Ostern kann somit zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Da das Osterfest nach dem julianischen Kalender nicht mit dem ersten Frühlingsmond übereinstimmte, führte dies zu einer erneuten Kalenderreform.

 

Papst Gregor XIII ordnete 1582 die nach ihm benannte Gregorianische Kalenderreform an: Auf den 4. Oktober 1582 folgte einmalig direkt der 15. Oktober d. h. er übersprang 10 Tage.

 

Es war die Zeit der wenigsten Heiligenfeste. Das Fest des heiligen Dionysius 9. Oktober wurde einmalig auf den 15. Oktober verlegt.

 

Diejenigen Jahre, die durch 100 teilbar sind (Säkularjahre), sollten nur noch jene Schaltjahre sein, die auch durch 400 teilbar sind. 1700, 1800, 1900 z. B. sind keine Schaltjahre, jedoch die Jahre 1600 und 2000 waren Schaltjahre. Die Jahre 2100, 2200 und 2300 werden Jahre ohne Schalttag sein. Dadurch spart man in 400 Jahren drei Tage ein und der Fehler von Caesar ist soweit korrigiert, dass es über 3000 Jahre dauert, bis der noch vorhandenen Fehler einen ganzen Tag ausmacht.

 

Durch die Schaltjahrregelung liegt eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen zugrunde, die den 365,2422 Tagen des Sonnenjahres näher kommt als die 365,25 Tage des julianischen Kalenders.

 

Es dauerte hunderte von Jahren, bis sich die Kalenderreform des Gregorianischen Kalenders durchgesetzt hatte. In den älteren Kalendarien sind bis ca 1700 beide Zählungen nebeneinander angegeben. Die Reformation lehnte den gregorianischen Kalender ab, da er vom katholischen Papst kam. Die evangelischen Reisstädte des Heiligen Römischen Reiches übernahmen 118 Jahre später –nämlich 1700- den gregorianischen Kalender, berechneten aber das Osterfest noch weitere 76 Jahre nach dem julianischen Kalender. Sie nannten ihn aber  nicht gregorianische Kalender sondern neuen bürgerlichen Kalender. Das protestantische Herzogtum Preußen war schon früher im Jahre 1612 mit der Umstellung dran. Die letzten Gemeinden im Kanton Graubünden stellten den Kalender 1812 um. Sowjetrussland führte mit der Oktoberrevolution 1918 den gregorianischen Kalender ein. Die Feiertage werden aber bis heute nach dem julianischen Kalender berechnet. Da 2021 das Weihnachtsfest auf den 7. Januar gelegt ist, ergibt sich eine Differenz von 13 Tagen.

 

Die Verwendung beider Kalender führte natürlich auch zu Kuriositäten: Die Gemeinde Tennenbronn bei Schramberg war geteilt: Ein Teil gehörte seit 1443 zum Amt Hornberg und damit zum später evangelischen Württemberg, der andere zur späteren Stadt Schramberg und damit zum katholischen Vorderösterreich. In Württemberg wurde 1536 die Reformation eingeführt und damit gab es 164 Jahre zwei verschiedene Kalendersysteme im evangelischen und katholischen Tennenbronn nebeneinander. Erst 1922 wurden beide Gemeinden vereint.

 

Betroffen sind natürlich aber auch die alten Bauernregeln wie z. B. der Siebenschläfer (27. Juni) oder die Eisheiligen Mitte Mai die damals nach dem julianischen Kalender 10 Tage später liegen müssten. Deswegen die Klage eines Bauern damals: „Oh, Babst, was hast Du angericht…!“.

 

Freitag, 23. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der ehemaligen Klostersiedlung Nordrach-Kolonie?

Nordrach St Nepomuk

Der Weg von Offenburg ins Kinzigtal führt uns in Biberach links ab nach Zell a. H., wo sich ein langgestrecktes, kurvenreiches Tal öffnet, das in Nordrach-Kolonie eine steil ansteigende Straße endet und ins Renchtal führt.

 

Die Anfänge des kirchlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in Nordrach-Kolonie gehen auf die Abtei Gegenbach zurück. Das 761 gegründete Benediktinerkloster erhielt 1231 von König Heinrich VII den Auftrag zur Rodung und Besiedlung der ausgedehnten Klosterwaldungen. So wurden Höhenhöfe angelegt, um das einsame Gebiet „der Moos“ zu besiedeln. Die Klosterhöfe mit dem Mühlstein (Schottenhöfe) und die Hohenhöfe in Lindlach und Bräunlinsberg waren bis 1803 der Aufhebung des Klosters an dieses tributpflichtig. Der Rest des Tales gehörte zur freien Reichsstadt Zell, wurde 1803 zusammen mit der Auflösung des Klosters Gengenbach dem Großherzogtum Baden zugeschlagen und 1929 zu einer Gemeinde Nordrach vereint.

 

Der Boden in Nordrach-Kolonie war karg, die Erträge schlecht, so dass sich die Höhenhöfe nicht erfolgreich für das Kloster entwickeln konnten. Dafür gab es Holz zur Genüge, das nur mühsam abtransportiert werden konnte. 1695 gründete der Gegenbacher Abt, Placius Thalmann, im Quellgebiet des Dörrenbaches eine Glashütte. Die Glasbläser verpflichteten sich durch die „Handtreu“, einem Treuegelöbnis, gegenüber dem Kloster, Holzknechte, Schürer, Holzhackern, Fuhrleute und Glasträger waren so wie alle Bewohner der Kolonie Leibeigene des Klosters. Der jeweilige Jahreszins wurde durch Glaswaren bezahlt nicht durch Bargeld. Produziert wurden Spiegelscheiben, Schoppengläser, Becher, Sauerwasserflaschen Zuckerbüchsen usw.

 

Nachdem der erste Glasbläser nur Schulden für das Kloster produzierte, wurde nach wenigen Jahren Joachim Sigwarth aus Solothurn vereidigt aus einer Glaserfamilie, deren Name im Schwarzwald immer wieder bei Glasbläsern auftauchte. Der Erfolg der Glashütte zeichnete sich auch ab. Zur Ausbildung in der Glaskunst reiste er nach Italien. Seine Frau gelobte, wenn er gesund zurückkehre, wolle sie eine Kapelle stiften. Bei seiner Rückkehr nach einem Jahr entstand das Glaserkirchlein zum heiligen Nepomuk, das mit der Glashütte in die Kolonie verlegt wurde.

 

Schwierigkeiten bereitete immer wieder der Transport von Lebensmittel, Rohstoffen wie Quarzsand, die aus dem Gebiet Baden-Baden bezogen wurde und der Abtransport der Fertigware über den Berg zum Kloster. Da vermutlich vom Kloster auch Ackerland gewonnen werden wollte, wurde die Hütte immer wieder verlegt: 1748 vom Mitteleck zur Höflematt, zum Schäfersfeld, und 1776 talabwärts in die Kolonie. Das Kloster musste immer wieder die Glashütte unterstützen, die Glasbläser unterboten sich gegenseitig, so dass die Rentabilität litt.

 

1750 wurde nachbarschaftlich zur Glashütte vom Abt Benedikt Rischer eine Kobalt- oder Blaufarbenfabrik  mit Mittel privater Geldgeber und Kobalterzen aus Böhmen gegründet. Die blaue Farbe wurde zum Teil in der Glashütte verarbeitet und als Farbe in den Handel gebracht. Nach anfänglichem Erfolg war auch hier ein stetiges Auf und Ab wie bei der Glashütte zu verzeichnen, vor allem als der Konvent des Klosters sich weigerte, für Verluste gerade zu stehen.

 

Die Napoleonischen Kriege führten immer wieder zu Stockungen, und die Aufhebung des Klosters 1803 ergab mit einem Großbrand 1808 den völligen Niedergang. Bis 1848 wurde verschiedentlich versucht, die Glasbläserei mit wechselndem Erfolg wieder aufzunehmen.


Eine Firma Samuel Dukas aus Freiburg versuchte es mit einer Bürstenfabrik in den Räumlichkeiten. Aber auch hier kehrte nur kurze Erfolg ein, denn auch dieses Werk rentierte sich nicht. Denn das einsame Nordrachtal war nicht geschaffen, Industriestätte zu werden.

 

1889 kaufte der Arzt Dr Otto Walter das ganze Anwesen und gründete im stillen einsamen Tal eine Lungenheilanstalt, die dann an die Badische Landesversicherungsanstalt in Karlsruhe verkauft wurde. Mit der Zeit entstanden im Luftkurort weitere Kuranstalten für Lungenkranke und wurde als badisches Davos bezeichnet. Heute gibt es noch zwei Rehabilitationskliniken.


Freitag, 16. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der Höllentalbahn?


Höllentalbahn 1902

Kaiser Napoleon III hatte schon in den 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts Interesse an einer Bahnlinie Paris-Breisach-Freiburg-Donaueschingen-München-Wien beim badischen Großherzog bekundet. Aber die Gedanken des badischen Hofes beschäftigten sich intensiv mit der Planung der Schwarzwaldbahn, obwohl Robert Gerwig schon 1860 mehrere Planungen zur Überquerung des südlichen Schwarzwalds vorgelegt hatte. Wie bei der Straßenführung ging auch bei der Eisenbahn das Tauziehen um die Trassenführung über das Wagensteigtal oder Höllentalklamm los. Man entschied sich für die kürzere Verbindung durch das Höllental wie bei der 1857 angelegten Straße, dafür nur für die Eingleisigkeit und damit gegen eine internationale Streckenführung. Zum Glück entschied man sich gegen eine preiswertere Schmalspurbahn, um den südlichen Schwarzwald für Gewerbe, Industrie und später für den Fremdenverkehr zu erschließen. Denn verkehrsgeographisch war die Höllentalbahn gegenüber der Schwarzwaldbahn eine Fehlplanung. Ein eifriger Befürworter der Höllentalbahn, der Industrielle Franz Josef Faller, brach bei der Begrüßung des Großherzogs tödlich zusammen, so dass dieser Eröffnungs- und Trauerrede vereinen musste.



Das technische Meisterwerk von Robert Gerwig -fertiggestellt 1887- musste von Freiburg, Höllental, Hinterzarten nach Neustadt 34,9 km mit 613 Höhenmeter überwinden und zwischen dem Hirschsprung und Hinterzarten mit 7,175 km und 326 m Steigung mit Hilfe von Zahnradbetrieb überwinden. Zur Sicherheit verfügte jeder Wagen eine eigene Handbremse. 1901 konnte bei der Talfahrt der Zahnradbetrieb schon entfallen und 1933 nach der Elektrifizierung der Strecke mit den schweren Tenderlokomotiven auch auf der Bergstrecke entfallen.

Der ursprüngliche Kopfbahnhof lag in Freiburg Wiehre. Doch schon 1914 wurde aus verkehrstechnischen Gründen begonnen, den Beginn der Strecke in den Freiburger Hauptbahnhof zu verlegen. Deswegen beginnt heute die Strecke nicht bei 0 km sondern bei -1,52 km im Freiburger Bahnhof.

Auf der gesamten Strecke zwischen Freiburg und Neustadt wurden 563.000 m³ an Erde und Fels bewegt und vorwiegend von Italienern ausgeführt. Auf der Strecke Himmelsreich bis Hinterzarten mussten 7 Tunnels mit einer Länge von zusammen 886 m gebaut werden. Highlight der Strecke war die 144 m lange  und 37 m hohe leicht gebogene Ravenna Eisenbahnbrücke.  Sie wurde wegen der gestiegenen Anforderungen des Zugverkehrs abgerissen. 1927 wurde dann das heute bekannte gemauerte Steinviadukt eingeweiht. Im 2. Weltkrieg wurde wegen Sperrballons von den Alleierten vergeblich versucht, die Ravenna Brücke zu zerstören. Allerdings ist sie am Ende des Kriegs von deutschen Soldaten gesprengt und wurde unter der französischen Besatzungsmacht 1946 wieder errichtet worden. Die Ravenna Brücke ist die einzig beheizbare Brücke Deutschlands.

Der Weiterbau der Höllentalbahnstrecke bis Donaueschingen von 39,8 km –auch hintere Höllentalbahnstrecke genannt- wurde erst 1898 begonnen und 1901 beendet. Aber erst 2019 wurde das letzte Stück elektrifiziert, um eine durchgehende Fahrt von Freiburg nach Donaueschingen zu ermöglichen. In Titisee zweigt die 1926 fertiggestellte Dreiseeen bis Seebrugg am Schluchsee ab.

 

Kuriosum in der Geschichte der Höllentalbahnn war: 1923 konnte die Rheintalbahn von Amsterdam nach Basel nicht befahren werden konnte. Die französische Armee hatte nach dem Ersten Weltkrieg Offenburg und Appenweier besetzt. So musste der Umweg ab Karlsruhe über Pforzheim, Horb, Villingen und Donaueschingen durch das Höllental nach Freiburg geleitet werden. So gab es in jener Zeit einen Schlafwagen Frankfurt – Hinterzarten.

Ravenna Viadukt


 

Freitag, 9. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter Hasel-Glashütten im Hotzenwald?

Hasel Flößerpfad

Hasel im südlichen Hotzenwald zwischen dem Wehra- und Wiesental ist bekannt durch die älteste Tropfsteinhöhle Deutschlands, die Erdmannshöhle.

1613 hat Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) darüber gerätselt, wie das umfangreiche Holz des Hasler Waldes verwendet werden könnte: Holz war genügend vorhanden, auch die Stadt Basel mit seinem enormen Holzverbrauch wäre ein begehrter Abnehmer, der die markgräflichen Kassen füllen würde. Aber wie sollte das Holz aus dem Hasler Wald zur Wiese gebracht werden, um es nach Basel zu flössen. Zwischen dem Haselbach- und Wiesental schoben sich die Ausläufer der „Hohen Möhr“, die keine Floßverbindung ermöglichten. Die Wegeverhältnisse waren äußerst primitiv und für größere Holzfuhren völlig ungeeignet.

Der Holzschaffner Martin Ehrhardt aus Fahrnau wusste Rat. Er empfahl einen breiten Graben vom hinteren Kohlbach, der mit geringem Gefälle zum Silberschwand und unterhalb des Füllbergs zum Schlierbächlein zu führen. Dort sollte man im Talgrund eine Kluse, in der das Holz gesammelt wurde, errichtet werden. Immer wenn genügend Wasser sich gesammelt hätte, würde das Holz in das ausfliesende Wasser im zugerichteten Schlierbachgraben Richtung Fahrnau geschwemmt werden. Die Theorie war genial, doch die Probleme ergaben sich in der Praxis. Zu wenig Wasser und zu wenig Gefälle ließen das Werk scheitern, denn mit 10 bis 12 Mann konnte man gerade mal ein Klafter Holz pro Tag gegen die Wiese flößen. Mittlerweile waren bis 1623 1.350 Holz schon geschlagen, warteten auf den Abtransport und drohten wegen langer Lagerung zu verderben. Das Holz mit Fuhrwerken abzutransportieren erwies sich für Mensch und Vieh als zu große Schinderei und war damit aussichtslos.

Folglich blieb nur das Anwerben von Glaser in diesem entlegenen Waldwinkel, die hier billig Grund erwerben konnten, um ihre Glashütten zu errichten. Holz war genügend da. Um 1630 gründeten acht Brüder Greiner die Glasbläserei, in dem sie der Gemeinde Hasel Grundstücke abkauften. Für die Waldniessung waren jährlich 120 Gulden Glashüttenzins zu zahlen.

Schon 1690 waren aber die größten Holzvorräte abgeschlagen. Da eine geordnete Forstwirtschaft fehlte und für das Eisenwerk in Hausen auch das Holz hier verkohlt wurde, war voraus zu sehen, dass in einigen Jahrzehnten die Holzvorräte völlig erschöpft sein müssen. Da galt für die Obrigkeit die Glaser auf einen Übergang zur Landwirtschaft vorzubereiten.

So konnte 1712 von den Glasern erneut Richtung Gersbach Gelände erworben werden, denn die Glasherstellung konnte bis 1720 betrieben werden. Allerdings waren die Grunderwerbungen 1690 und 1712 immer  gemeinschaftlich durch die zehn Glashütten. 1760 wurde versucht den gemeinschaftlichen Besitz unter den Glashüttenfamilien aufzuteilen, da verarmte Glaser ihre Anteile nach auswärts verkauft hatten. Diese wurden aber 1770 von der Gemeinde zurückgekauft. Erst 1803 wurde den Glashütter Bürgern von der Gemeinde Hasel die Güter zugelost. So war es der teilweise verarmten Bevölkerung möglich, Grund und Boden zu verkaufen. Ins Wiesental der Arbeitsmöglichkeiten wegen wegziehen wollten sie auch nicht. 1927 gingen die Waldungen um Glashütten in den Besitz des badischen Staates über. 1934 wurde Glashütten nach Hasel eingemeindet.

Freitag, 2. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter den Thermalquellen von Baden-Baden?

Caracalla Therme

Die römische Siedlung „Aquae Aureliae“ entstand im 1. Jahrhundert n. Chr wegen des Thermalwassers, das am Südhang des Neuen Schlosses, dem Florentinerberg, zu Tage tritt.
Der Feldherr Caracalla erbaute zum Dank seiner Genesung im heilenden, heißen Wasser die Kaiserbäder. Daneben gab es auch Soldaten- und Pferdebäder. Die Römer nutzten das Heilwasser vor allem zum Auskurieren von Kriegsverletzungen. Die Thermen sind heute noch unter dem „Friedrich Bad“ und Kloster „Zum Heiligen Grab“ begehbar.

 

Mit dem Vertreiben der Römer im 4. Jahrhundert wurden die Badeanlagen von Volk und Fürsten weiter benutzt, zerfielen dann aber nach und nach. Vom öffentlichen römischen Bad verlagerte sich das Baden in Badeherberge. Nach Erwerb eines Badelehens konnte das Heilwasser in Holzröhren in Badekästen in die Herbergen geleitet werden. Um 1500 erließ Margraf Christoph I eine Stadtordnung, in der erstmals eine Kurtaxe erhoben wurde.

 

Die Entwicklung zum Fürstenbad wurde durch den Kuraufenthalt von Kaiser Friedrich III eingeläutet, denn er weilte 1473 mit  großem Gefolge und 600 Pferden sieben Wochen in Baden-Baden. Geheilt wurden in jener Zeit vor allem rheumatische Schmerzen und Verletzungsfolgen. Mehrmals wurde die Stadt mit Mineralwasser gegen die Pest geflutet.

 

Nachdem die Franzosen Baden-Baden 1689 in Brand gesetzt hatten, entstand nach und nach ein neues Baden-Baden. Infolge der hohen Badefrequenz wurde 1750 ein Promenadehaus – dem heutigen Kurhaus- gebaut. Weinbrenner baute die Trinkhalle mit seinen Fresken aus der Sagenwelt, Dampfbad, Inhalatorium und es gab sogar ein thermales Pferdebad. 1868/71 gelang es Robert Gerwig die wichtigsten Thermalwasseraustritte am Florentinerberg in zwei Stollensystemen zu fassen.

 

Nach dem Schließen der Spielbank 1873 und dem Wegbleiben der High Society besann sich Baden-Baden darauf, dass es ja seit 2000 Jahren Heilbad war. Mit den Millionen Erträgen der Spielbank wurde das repräsentative Friedrichsbad gebaut, es folgte das prunkvolle Augustusbad und aus dem Armenbad wurde das Landesbad.

 

Bunsen erarbeite 1861 eine moderne Analyse der Quellen und entdeckte im Quellwasser heilende Radioaktivität. Ein Auszug aus dem Deutschen Badekalender weist folgende Heilanzeigen aus: Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, chronisch entzündliche rheumatische Erkrankungen: rheumatoide Arthritis, Arthrosen, degenerative Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule. Nachbehandlung nach Operationen und Unfallverletzungen am Bewegungsapparat, Funktionelle Kreislaufstörungen, Erkrankungen des Nervensystems, Erkrankungen der Atemwege.

 

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die 1655 begonnene Eichen Allee zu einer 3,5 km langen Flaniermeile vom Hotel „Badischer Hof” bis zum Zisterzienserinnenkloster in Lichtental ausgebaut. Heute ist sie weltberühmt und überwältigend mit ihrer Fülle an Blumen und exotischen Bäumen. 1861 wurde dort auf den Preußischen König Wilhelm ein Attentat verübt, der nur leicht verletzt wurde.

 

Heute sprudeln aus 12 Quellen 800.000 l Thermalwasser pro Tag in die Badhotels und Badetempel wie die Caracalla Therme, die 1985 gebaut wurde und heute von 50.000 Besuchern pro Woche frequentiert werden. Aber auch das Friedrichbad, die Trinkhalle und öffentliche Brunnen werden mit dem Thermalwasser versorgt.

Baden-Baden 1890



Baden-Baden Lichthentaler Allee 1823


 

Freitag, 25. November 2022

Was verbirgt sich hinter dem Feldberg und der gleichnamigen Gemeinde?

Feldberg v Schauinsland

Das Feldbergmassiv, mit den drei Erhebungen, dem war von allen Verkehrswegen abgeschnitten. Er wurde seid je her im Sommer von Viehhirten (Herder) genutzt, die mit dem Vieh in den Viehhütten wohnten. Entsprechend den Gemeinden, die auf dem Feldberg zusammenstießen, gab es die Menzenschwander-, Zastler-, Lenzkircher- Baldenweger-, Todtnauer- und St Wilhelminerhütte. Ebenso waren Glasbläser, Flößer und Uhrmacher in den Randgebieten zu finden. Erst 1760 war mit dem Fürstabt von St Blasien, Martin Gerbert, der erste Tourist auf dem Feldberg. Nach einer Übernachtung im Freien, verließ er fluchtartig den Feldberg, weil er jämmerlich fror.

 

Erst 1848/49 wurde die erste Felbergstraße von Todtnau – Zeiger – Bärental – Altglashütten mit Anschluss nach Lenzkirch – St Blasien gebaut. Allerdings als Fahrweg konnte dies nicht bezeichnet werden. Deswegen wurde 1885 eine neue Feldbergstraße gebaut, die 1934 eine Teerdecke erhielt. Allerdings wurde es mit der Verkehrsanbindung des Feldberges möglich, auf diesem den ersten Feldbergturm 1858 einzuweihen. Damit war die Erschließung des Feldberges eingeläutet: 1864 wurde der Badische Schwarzwaldverein in Freiburg gegründet, 1865 konnte der erste Berggasthof, der spätere „Feldberger Hof“ als „Kurhaus Feldberg“, eingeweiht werden. Mit der Einweihung der Höllentalbahn 1887 wurde das Feldberggebiet mit der Eisenbahn erschlossen und 1891 war mit Dr Pillet der erste Skiläufer auf dem Feldberg unterwegs. Damit nahm der Tourismus um und auf dem Feldberg seinen Lauf.

 

Schon 1909 musste eine Landesbauordnung von Neustadt den Feldberg schützen, 1937 wurde das Feldbergebiet unter strengen Naturschutz gestellt. Zuvor war 1907/08 der spätere „Hebelhof“ entstanden, 1914 entstand das spätere Gasthaus „Zur Jägermatt“. 1924 wurde die Kinderheilstätte „Caritas-Haus-Feldberg“ und 1928/29 die Jugendherberge gebaut. Auf der einen Seite war die Zersiedelung des Feldberggebietes wegen den unterschiedlichen Gemeinden möglich, auf der anderen Seite forderte der stetig anwachsende Tourismus seinen Tribut.

 

Um die Jahrhundertwende entstand die Max-Egon-Sprungschanze, 1836/37 die Sprungschanzen im Fahler Loch. Schon immer wieder wurde ein Zusammenschluss der verschiedenen Gemeindeteile zu einer Gemeinde Feldberg diskutiert, was natürlich nicht auf Zustimmung der verschiedenen Gemeinden stieß. Aber möglich machte dies die diktatorische Verwaltung des Dritten Reiches. 1939 wurde die Gemeinde Feldberg gegründet, ohne die beteiligten Gemeinden zu befragen. Der Hintergrund des Vorhabens war Olympische Spiele auf dem Feldberg auszurichten, was Gottlob der bevorstehende Zweite Weltkrieg verhinderte. Wegen der Gebietsentschädigung von 805 ha der Gemeinden Bernau, Brandenberg, Hinterzarten, Menzenschwand, St Wilhelm, Todtmau und Zastler sollte noch später verhandelt werden. Denn alles wurde nach der Gemeinde Bärental eingemeindet, wobei die neu entstandene Gemeinde „Feldberg“ hieß und der ursprüngliche Ortsteil den Namen „Bärental“ behielt.

 

Kaum war der Zweite Weltkrieg vorbei, wandte sich die Gemeinde Menzenschwand mit einem Gesuch der Auflösung der Gemeinde Feldberg bei der badischen Staatsregierung. Bis auf Hinterzarten schlossen sich alle anderen Gemeinden nach und nach an. Die Gemeinde Feldberg war entsetzt. Unzählige Vermittlungsversuche mit Entschädigungen waren nötig, um den ganzen Streit 1964 endlich zu beenden und den Fortbestand der Gemeinde Feldberg zu garantieren.


Die Nato-Sendeanlagen auf dem Baldenweger Buck verschwanden 1995, dem blühenden Fortbestand des  Tourismus im Feldberggebiet waren nun keine Grenzen mehr gesetzt, es sei denn der Naturschutz oder die seit 1989 angestellten Feldbergranger geboten Einhalt. Die Viehhütten als Menzenschwander, Wilhelminer, Zastler und Todtnauer Hütte wurden zu Berggasthöfen. Auf letzterer  und in der Laurentiuskapellewird jährlich am Laurentius Tag (10.8.) das Laurentiusfest –das Fest der Viehhirten des Feldberges- gefeiert.

Feldberg Laurentiuskapelle


 

Freitag, 18. November 2022

Was verbirgt sich hinter den Schwarzwälder Uhrenträger?

 

Ein Glasträger aus dem Knobelwald, der zum Kloster St Peter gehörte, soll eine hölzerne Stundenuhr, die er einem böhmischen Glasträger abkauft hatte, auf den Schwarzwald mitgebracht haben. Die einen behaupten, die Gebrüder Kreutz vom Glashof (St Peter), die anderen legen sich auf Lorenz Frey im Pfarrsprengel in der Spritzen (St Märgen) fest, die erste Uhr nachgebaut zu haben. Es liegt eindeutig im Dunkeln. Der Zeitpunkt dürfte um 1650 gelegen haben.

Die anfänglich von den Schwarzwälder Glasträgern mitgeführten Uhren fanden guten Absatz und reichlich Gewinn. Dieses einträgliche Geschäft wollten die Uhrmacher sich nicht entgehen lassen und nahmen den Verkauf ihrer Produkte selbst in die Hand. Die Uhren, die sie im Winter hergestellt hatten, verkauften sie im Sommer über. Aber bald wurde ihnen klar, dass es lukrativer war, das Uhrenhandwerk das ganze Jahr zu betreiben und eine Person aus der Familie mit dem Verkauf zu beauftragen.

Nach übereinstimmenden Berichten wird 1720 Jakob Winterhalter aus Gütenbach als erster Uhrenträger erwähnt. Dieser hatte seinen Uhrenvorrat sorgfältig auf seine Krätze gepackt. Zu Fuß ging es hinunter in die Städte des Schwarzwaldrands, nach Straßburg, Richtung Köln und sogar bis Holland. Sie waren auf den Märkten nicht zu übersehen mit ihrer dunklen Kniebundhose, roten Weste, darüber einen langen Tuchrock und einem dunklen runden Filzhut.

Jakob Winterhalter reiste  als Uhrenträger bis nach Sachsen. Von dort brachte er Kanarienvögel mit, die er mit großem Gewinn im Rheinland und Holland verkaufte. Ab 1740 waren auch Thomas Bärmann aus Schollach, Joseph Kammerer aus Furtwangen und Joseph Ganter aus Neukirch unterwegs. Lagen anfänglich die Verkaufsgebiete im deutschsprachigen Raum wurde der Radius immer größer, fremde Länder wurden erschlossen. Bald wurden wie bei den Glasträgern Speditionsunternehmern beauftragt, die Uhren zu bestimmten Stützpunkten zu bringen hatten.

In der Zeit zwischen 1740-1760 gliederten  sich die Uhrenträger, die immer zahlreicher wurden, nach bestimmten Ländern. Das waren die Anfänge der Uhrenträgergesellschaften, die jeweils bis zu 20 Mitgliedern hatten: Die Schwarzwälder waren in Frankreich, Holland, Italien, England, Türkei, Rußland und Polen, Spanien und Portugal, Dänemark und Schweden, Ungarn und Siebenbürgen sowie sogar 1750 in Pennsylvenien in Nordamerika unterwegs.

Anfänglich schlossen sich meist nur Mitglieder einer Familie zu einer Händler-Sozietät zusammen. Die Vorschriften und Gepflogenheiten dieser Uhrenträgerkompanien wurden sehr streng gehandhabt. Jedes aufgenommene Mitglied musste 3 bis 5 Jahre als Knecht dienen. Erst nach Ablauf dieser Zeit erhielt der Träger erstmals einen Anteil am Gewinn. Dagegen war bei Krankheit oder Todesfall vorgesorgt. Sehr streng wurde bei einem liederlichen Lebenswandel durchgegriffen. Die Familie hatte auf dem Schwarzwald zu bleiben. Mindestens einmal im Jahr trafen sich die Uhrenträger zum Abrechnen in Triberg und kamen dann zu ihren Familien zusammen.

Mathias Faller Friedenweiler überbrachte dem Sultan des Osmanischen Reich eine Spieluhr und erhielt einen „Ferman“, einen Schutzbrief, der ihm den Verkauf im ganzen Osmanischen Reich ermöglichte. Urban Hummel aus Gütenbach konnte Kaiserin Katharina II von Rußland eine Kunstuhr schenken, auf der die zwölf Apostel die Stunde schlugen. Und Georg Rombach aus Eschbach erzählte, wie er im Westen Nordamerikas  einen Farmer und dessen Sohn in einer Kneipe erschreckte, als plötzlich der Kuckuck erschien und die Stunde schlug. Die beide hielten das für Zauberei.
Uhrenträger Museum Triberg



 

Freitag, 11. November 2022

Was verbirgt sich hinter dem Unternehmen Kloster St Blasien?

Kloster St Blasien 1734

Viele glauben, die Klöster seien ausschließlich Orte des Glaubens, der Wissensvermittlung oder der Wissenschaft gewesen. Aber wie das Kloster St Blasien zeigt, trifft dies nicht annähernd zu. Eines der ersten strategischen Ziele zur Gründungszeit war die Urbanisierung des Schwarzwalds: Durch Rodung des Waldes sollte Siedlungsfläche für Bauern entstehen.

Durch die Einkünfte des mittelalterlichen Silbererzbergbaus im Hausgebiet „Zwing und Bann“ und in den Vogteien Todtnau, Schönau und in der nördlichen Grafschaft Hauenstein sowie den Grubenbeteiligungen im Südschwarzwald flossen dem Kloster Geldmittel zum planmäßigen Erwerb von Gütern und Grundbesitz zu. Gegen Ende der Klosterherrschaft gehörten 81 Gemeinden mit Nebenorten Weilern und Einzelhöfen  im Schwarzwald zum Kloster. Es besaß die weitaus größte Kapitalmacht im Südschwarzwald.

Eine weitere Erwerbsquelle waren die Beteiligungen am Eisenhüttenwesen im Südschwarzwald. Das erste Eisenwerk, an dem sich das Kloster beteiligte, war das Eisenschmelzwerk Eberfingen an der Wutach. Es wurde 1622 von Abt Martin I und dem Grafen von Sulz gebaut. Das Kohlholz kam aus den Wäldern des Klosters, das Eisenerz aus den Gruben des Grafen. 1649 wurden die Anteile des Klosters an den Fürsten von Fürstenberg verkauft und 1761 wegen Holzmangel geschlossen. Nach dem Anteilverkauf von Eberfingen wurde mit dem Grafen von Sulz das Eisenwerk Gutenburg an der Schlücht 1660 gebaut. 1698 wurde der Vertrag vom Kloster gekündigt, da die Rentabilität zu gering war. Der neue Teilhaber Fürst zu Schwarzenberg hatte nicht genügend Holz, um es  weiter zu führen.

1681 wurde das Eisenwerk Albbruck an der Alb von Schweizer Bürgern gegründet. Holzlieferant war das Kloster St Blasen. 1755 konnte sich das Kloster am Unternehmen beteiligen. 1763 konnte St Blasen einen Pater als Bergdirektor durchsetzen. 1806 fiel das Eisenwerk mit der Säkularisierung an das Großherzogtum Baden und wurde bis 1866 mit Erfolg weitergeführt. Das Unternehmen wurde später zur Papierfabrik Albbruck. Daneben baute das Kloster St Blasien am Oberlauf der Alb das Eisenwerk Kutterau, das ebenfalls 1806 an Baden fiel.

Nicht nur das Kohlholz für die Eisenwerke kam aus den Klosterwäldern sondern über die Wiese und ihrem Floßkanal wurden bis 1759 Scheitholz nach Basel geflößt.

Auch damit wurde Geld verdient und investiert: Mit der hohen Summe von 260.000 Gulden aus dem Freikauf der Leibeigenschaft der Hauensteiner nach den Salpeteraufständen wurden 1738 die Herrschaften Staufen und Kirchhofen erworben.

Über die frühen Glashütten des Kloster St Blasien ist wenig bekannt. 1424 wurde eine Glashütte im Albtal erwähnt, im Bernauertal 1480. Die Namen Glashütte bei Bonndorf zeigen auf die Glashütte von 1645-1705 und von Todtnau 1662-1790, Glaserloch bei Grünwald-Kappel  von 1611-1715 oder die Gewannnamen Glashalde und Glashalde weisen darauf hin. Die Erfolgsgeschichte waren die Glasbläser vom Blasiwald von 1597 an mit den verschieden Stationen bis zur endgültigen Verlegung 1716 nach Äule am Schluchsee und dem Übergang 1806 an Baden. Die Hütte produziert bis 1878 Glas.

Eine Investition, die sich sicherlich lohnte, war die Gründung der Brauerei Rothaus. Eine wichtige Handelsstraße vom Hochrhein in den Breisgau überwand hier den Schwarzwald. An dem verkehrsgünstigen Platz stand das „Würtshaus zum Rothen Haus“, das das Kloster 1766 kaufte und gründete 1781 dort die Brauerei. Holz und Wasser waren genügend vorhanden und mit dem Bier sollten die Schwarzwälder mit dem Bier vom hochprozentigen Schnaps entwöhnt werden. Auch die Brauerei wurde 1806 säkularisiert und ist heute die erfolgreiche Staatsbrauerei Rothaus.

Aber nicht nur Kommerz sondern auch soziale Investitionen wurden vorgenommen: 1765 gründete Abt Gerbert die „Waisenkasse“ Bonndorf, um deren weniges Geld sicher anzulegen. Damit ist die Sparkasse von Bonndorf die zweitälteste Kreditanstalt in der Bundesrepublik und existiert heute noch als Sparkasse Bonndorf-Stühlingen.


 

Freitag, 4. November 2022

Was verbirgt sich hinter den Schwarzwälder Kapellen?

Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, die Schwarzwälder Kapellen zu erfassen. Selber besucht habe ich alle Kapellen im Nordschwarzwald bis runter auf die Höhe von Furtwangen. Ab dort nur noch vereinzelt. Für die restlichen Kapellen habe ich mich des Internets bedient und die Quelle vermerkt, woher das Bildmaterial stammt. Bei allen Kapellen ist vermerkt, wo sie zu finden sind.

Es gibt viele bekannte Wallfahrtskapellen, die vielen Leuten bekannt sind – wie das Bruderkirchle in Vöhrenbach, die Lindenbergkapelle bei St Peter, die Neunlindenkapelle über Elzach, die Markuskapelle in Bräunlingen-Mistelfeld, die Friedhofskapelle in Hüfingen, die Wallfahrtskirche auf dem Giersberg bei Kirchzarten oder die Wallfahrtskapelle auf dem Lindenberg bei Winden.

Für mich interessant waren aber die vielen kleinen versteckten Kapellen, die ebenso die tiefe Frömmigkeit der Bevölkerung zum Ausdruck brachten.



Die Neun-Geschwister-Kapelle in Waldkirch-Siensbach von der Biehlstraße rechts in einer Talmunde gelegen. Sie steht über einer Quelle zu Ehren der heiligen Notburga und wurde 1420 erstmals erwähnt. Die heutige Kapelle wurde 1750 an Stelle einer alten Holzkapelle erbaut. Noch heute kommen Gläubige zum stillen Gebet, die sich Nachwuchs wünschen.
Die Kapelle ist der heiligen Notburga geweiht (Patrozinium 14.9.) sie wird besonders von schwangeren Frauen angerufen.


Die Sage berichtet: Die heilige Notburga lebte im 9. Jahrhundert. Sie war mit dem König von Schottland vermählt, der frühzeitig verstarb. Schwanger wurde sie von bösartigen Menschen vom Hof gejagt und kam nach Bühl im Klettgau. Auch von dort wieder verjagt, kam sie an diesen Ort und gebar hier neun Kinder. Im Hof bat sie um Unterkunft, der ihr verweigert wurde. Sie hieß ihre Magd an einen Felsen zu schlagen, und es kam klares Wasser heraus, mit dem sie acht Kinder taufte, das neunte war schon verstorben.


Die Rinkenhof Kapelle liegt in Oppenau-Ramsbach im Ramsbächle 4 km bis zum Rinkenhof. Die Kapelle wurde 1710 vom Bauer Adam Hilger wegen einer  Bewahrung einer grassierenden Viehseuche erbaut. Der Rinkenhof war von 1196 bis 1803 ein Erblehnhof des Klosters Allerheiligen. Er wurde in der Gründungsurkunde des Klosters erwähnt.
Die Kapelle ist der Gottesmutter Maria geweiht. Deswegen steht auf dem Altar eine Figur Marias mit dem Jesuskind.






Die Schlangenkapelle liegt am Kandel-Höhenweg, das Wittental bis zum Recklehof, dann zum Höhenweg hinauf. Sie gehört zur Pfarrei Stegen.
1780 als Holzkapelle erwähnt, 1890 als gemauerte Kapelle erbaut und 2003 renoviert.
Die Sage berichtet, dass das Tal mit seiner Bauernschaft vor langer Zeit von unzähligen giftigen Schlangen heimgesucht worden sei. Gläubige Vorfahren bauten die Kapelle zu Ehren unserer Lieben Frau im frommen Sinn, von einer argen Schlangenplage erlöst zu werden. Die Schlangen verschwanden nach der Sage erst, als man der Jungfrau Maria eine Kapelle gelobte, um vor der Schlangenplage befreit zu werden. Was auch geschah.




Die Klausenkapelle in Titisee-Neustadt liegt an der L 128 im Jostal. Eine Klausenkapelle an diesem Ort war schon seit 1300 bekannt. Die jetzige Kapelle wurde 1720 erbaut und 1957 renoviert. Eine Besonderheit der Klausenkapelle ist, dass sie zu zwei Höfen gehört. Sie steht genau auf der Hofgrenze vom Griesbachhof (Schildwende) und Berggrunderhof (Jostal).

Neben der Kapelle steht ein Russenkreuz von 1720. Es sollen dort gefallene Russen beerdigt worden sein.





Die Elztalkapelle an der Gemarkungsgrenze zwischen Schonach und Oberprechtal im Elztal. Am wichtigen und beschwerlichen Aufstieg in den damaligen Wäldersteig wurde für die Fuhrwerke nach Schonach und auf den Hohen Wald  eine Kapelle gebaut. Sie wurde aus Dankbarkeit von Fuhrleuten errichtet, weil diese auf dem steilen Abstieg vom Berg vor einem Unglück bewahrt wurden. Ebenso sollen Furhrleute um Schutz und Hilfe für die nächsten schweren Kilometer vor dem Aufstieg gebetet haben.

Der Wäldersteig wurde nicht nur regelmäßig von der Postkutsche sondern auch von den Fuhrleuten vom Breisgau zur Baar und umgekehrt damals benutzt.


Sämtliche Kapellen sind unter „kapellen-im-schwarzwald.blogspot.com“ mit einem Ortsregister aufgeführt. Sollten Kapellen noch fehlen, was sicherlich der Fall ist: Bitte melden unter  Schwarzwald-hund@freenet.de  Vielen Spaß beim Lesen. Bis zur nächsten Woche.

Dieter Hund

  

Freitag, 28. Oktober 2022

Was verbirgt sich hinter der Steingutfabrik in Hornberg?

Horn Georg Friedrich 1817
Im 18. Jahrhundert ließ das Stuttgarter Bergamt überall in den Bergen in ihrem Herrschaftsbereich nach abbauwürdigen Erzlagern schürfen. Dabei wurde beim Hinteren Bauer im Offenbachtal unter dem Karlstein ein bedeutendes Lager abbauwürdiger „weißer Erde“ entdeckt. Seit den 1780er Jahren wurde es von der Calwer Zeughandelskompanie zur  Prozellanfabrik nach Ludwigsburg abgefahren. Mit dem Übergang Hornbergs an das Großherzogtum Baden kam der Abbau der „weißen Erde“ zum Erliegen, denn das Großherzogtum hatte bei Baden-Baden- und Malsch genügend Vorkommen, die leichter abzufahren waren.

Dem badischen Obereinnehmer in Hornberg, Georg Friedrich Horn, kam die Überlegung, die „weiße Erde“ in Hornberg an Ort und Stelle zu verarbeiten. Wasserkraft und Holz für eine Produktion vor Ort waren vorhanden. Schon 1817 ließ Horn zwei Fabrikationsgebäude links der Gutach Richtung Niederwasser erbauen. So entstand die „G.F. Horn, Porcelaine Fabrick“. Wobei die Produkte als Porzellan zu bezeichnen übertrieben war, denn die Produkte waren nicht durchscheinend wie echtes Porzellan. Kaum kamen die Hornberger Waren auf den Markt, riefen die Zeller Keramisch Fabrik nach der Staatsgewalt, denn diese hatte die Zusage vom damaligen Markgrafen Karl Friedrich: Keine Konkurrenz im Umkreis! So hagelte es auch folgerichtig: Kein Porzellangeschirr aus Hornberg! Horn vermied es geschickt in Zukunft von Porzellan zu sprechen, denn er verkündete, dass er nur feuerfestes Kochgeschirr produziere, also nur als Steingut.

Georg Friedrich Horn übergab 1822 seine Firmenanteile an beide Söhnen Karl und Hermann, da er zunehmend Ärger mit der staatlichen Aufsicht bekam. Das Amt mit dem Obereinnhehmer –also leitender Beamter- und Fabrikant ließen sich nicht mehr vereinbaren. Die Söhne bekamen 1830 vom Großherzog die endgültige Erlaubnis, die Steingutfabrik ohne Beschränkung betreiben zu können. Sie überwand die darniederliegende Zeit der 1840/50er Jahre und die Einführung der Gewerbefreiheit 1862, wobei die Fabrik stetig erweitert wurde. 1884 zog sich die Familie Horn aus dem Unternehmen zurück, es beschäftigte damals 300 Arbeitnehmer.

1903 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, da der Kapitalbedarf immer größer wurde. Die Feuerung musste von Holz auf Kohle umgestellt werden. Dies war möglich, da die Schwarzwaldbahn schon 1873 fertiggestellt worden war und Kohle herbei transportieren konnte. Auswärtiges Kapital griff nach der „Steingutfabrik Schwarzwald GmbH“. Die Straßenseite der Gutach wurde mit den langen Werkhallen bebaut, die bisherigen Rundöfen zum Brennen des Steinguts wurden durch Tunnelöfen ersetzt.

1905 wurde eine folgerichtige Entscheidung getroffen: Neben dem Steingutgebrauchsgeschirr wurden auch Sanitärartikel in die Produktpalette aufgenommen. Mit dem zunehmenden Bewusstsein der Hygiene in der Bevölkerung kam eben die Spezialisierung des Unternehmens auf den reinen Sanitärbereich. Das Ergebnis der Spezialisierung drückte sich im Erfolg aus, denn vor dem Zweiten Weltkrieg wurden 500 Arbeitnehmer beschäftigt. Da der Sanitärbereich keine kriegswichtige Produktion war, wurden die Materialzuteilungen immer geringer, so dass die Produktion 1944 geschlossen wurde, ab 1946 wieder anlief und bis 1948 unter französischer Verwaltung stand. Durch die Mahlung, Mischung der Grundstoffe sowie die neuen Glasuren entstand 1950 das Duravit-Porzellan, das das bisherige Hartsteingutes ersetzte und die Tür für den weltweiten Erfolg öffnete.

Duravit hat die Geschichte des Bades neu erfunden und weltweit erfolgreich vermarktet, so dass die Geschichte des Bad Designs untrennbar mit der Geschichte von Duravit verbunden ist.



Freitag, 21. Oktober 2022

Was verbirgt sich hinter dem wieder entdeckten Thermalbad im Murgtal?

Rotenfels Trinkhalle 1841

Markgraf Wilhelm ließ 1839 am Fuße des Schanzenberges  –heute rechts der B 462- am Ortseingang von Gaggenau nach Steinkohle bohren. Nachdem bei Umweg, Neuweier und Müllenbach Steinkohlenfelder zutage traten, wollte er auf seinem Mustergut auch vom „schwarzen Gold“ profitieren. Doch anstatt Kohle kam klares, farbloses Wasser 19 °C warm. Der Markgraf ließ die Quelle fassen und gab ihr den Namen „Elisabethenquelle“ nach dem Namen seiner Gattin.

Zunächst kämen die Leute aus der Umgebung. Als Badgebäude diente den Kranken und Erholungssuchenden eine einfache Trinkhalle, in der Mitte die gefasste Elisabethenquelle.  1843 folgte zum erstellten Kurpark ein dreistöckiges Badhotel. 1858 fertigte der erfahrene Chemiker und Physiker Bunsen eine Wasseranalyse an.

Da Rotenfels kein Staatsbad war, wurde es von Pächtern betrieben. So baute der Pächter Franz Hämmerle einen großen Saalbau an und ließ zur Freude der Bevölkerung die Rastatter Militärkapelle zum Konzert und Tanz aufspielen. Da das Bad aber durch verschiedene Hände ging, kam es, wie es kommen musste. Es fand sich kein Pächter mehr. Die markgräfliche Vermögensverwaltung ließ das Inventar versteigern und die Gebäude 1906 niederreißen.

In der Mitte der 30er Jahre erwarb die Gemeinde Rotenfels das Gelände und ein kleines Brunnenhaus erinnerte an vergangene Zeiten.

In den 50er Jahren erinnerte sich die Verwaltung von Rotenfels der verwahrlosten Quelle und prüfte das Wiederverwenden der Elisabethenquelle. Verschiedene Bohrungen ließen Optimismus aufkommen, aber die arthesische Schüttungen der Elisabethenquelle reichten für die heutigen Anforderungen nicht aus, obwohl mittlerweile eine Kurgesellschaft gegründet, ein Kursanatorium mit Kurmittelhaus gebaut werden konnte. Die Zuversicht wuchs, als das 19°C warmes Natrium-Chlorid-Wasser 1962 als Heilwasser anerkannt wurde. In den 60er und 70er Jahren wurden durch ausdauernden Einsatz der Stadtverwaltung und Verwendung von Haushaltsmittel mit der gegründeten Kurgesellschaft immer wieder Versuchs- und Tiefenbohrungen auf dem umliegenden Gelände vorgenommen. Rotenfels liegt in der Baden-Badener Senke, die ein Teil des Oos-Saale-Troges ist und im französischen Zentralmassiv beginnt und sein Ende in Thüringen hat.

Endlich Mitte der 70er Jahre wurden die zahlreichen Bemühungen und Bohrungen vom Erfolg gekrönt. Zur bisherigen Elisabethenquelle wurde die Schanzenberg mit 24°C und Laurentiusquelle mit nahezu 28°C erschlossen. Dabei hatten die Natrium-Chlorid-Thermalwässer noch bessere Werte als die Elisabethenquelle.

1971 erhielt das 1970 von Gaggenau eingemeindete Rotenfels das Prädikat „Heilbad“ verliehen und 1972 als erste Stadteilteil in Baden-Württemberg den Titel „Bad“ verliehen. 1981 konnte die neue Heilbad- und Freizeitanlage „Rotherma“ in Betrieb genommen werden.

Mit einer modernen Konzeption hat Rotherma Abschied genommen von der freudlosen „Kur“ der Vergangenheit: In Bad Rotenfels soll Gesundbaden Spaß machen bei Frische und Entspannung sowie Bewegung im gesunden Wasser bei aktiver Gesundheitsvorsorge.

Die Erlebniswelt „Rotherma“ beinhaltet ein Thermalbad  28°C bis 35°C mit Vitalbad (40°-48°C) -eine moderne Interpretation des römischen Caldariums- und Amorbad (50°C)- stärken ätherische Öle die Lebensgeister- einem Saunapark von 5.000 m², Felsenauna, Eisgrotte und Salzwelt.

Bad Rotenfels Erlebniswelt "Rotherma"


Freitag, 14. Oktober 2022

Was verbirgt sich hinter der Familiendynastie Furtwängler aus Neukirch?


I
n Neukirch –heute einem Ortsteil von Furtwangen- liegt im oberen Heubachtal nahe der Grenze zu Furtwangen und Urach der Oberheubachhof. Ein Anwesen, das erstmalig 1495 unter einem Furtwengler Werlin erwähnt wird. Karoline Furtwängler, als Hoferbin, heiratete 1902 Otto Faller, und die Fallers bewirtschaften bis heute damit über 500 Jahre den Hof im Familienbesitz. Der Oberheubachhof ist der Ursprung unserer Furtwängler Dynastie und nicht der Furtwänglerhof in Furtwangen Katzensteig, der von1480 bis 1634 von einer Familie Furtwängler bewirtschaftet wurde.

Martin Furtwängler (1670-1737) als 5. Kind vom Hofbauer Georg (1639-1700) und damit als weichender Erbe kam durch Kauf zum Bachwirtshof im Vogtsgrund südlich von Gütenbach. Als Zweitgeborener und damit als weichender Erbe ließ sich sein Sohn Michael (1698-1771) im Vogtsgrund von Gütenbach nieder. Dessen Sohn Martin (1729-1798) zog in Schmidthäusle am Bach in Gütenbach. Dies muss eine alte Schmiede gewesen sein, denn sein Sohn Bartholomäus (1772-1845) wurde immer noch „Schmitebartli“ genannt, obwohl er einen Fruchthandel betrieb. Mit seiner Frau, Helena Dold vom Ecklehof in Gütenbach, begründete er drei weltbekannte Familiendynastien.

Sein Sohn Lorenz (1807-1866) war eben der „Schmitelenz“, da er im Schmithäusle am Bach wohnte und war bei seinem älteren Bruder Johannes in die Uhrmacherlehre gegangen war. Nach seiner Heirat mit Mechthilde Volk aus Vöhrenbach gründete eine eigene Werkstatt und zog 1839 in den „Schwefeldobel“, einem Talgrund an der Gemarkungsgrenze von Neukirch und Gütenbach. Hier erwarb er ein kleines Haus. Der tüchtige Uhrmacher bekam manche Auszeichnung für seine vorzüglichen Arbeiten. Er wurde sogar in den Verwaltungsrat des Uhrengewerbevereins in Furtwangen berufen. Er versäumte auch nicht seine 4 Söhne Gustav Adolf (1839-1905), Karl Hektor (1840-1911), Julius Theophil (1843-1897) und Oskar (1850-1908) bestens als Uhrmacher auszubilden. Sie zogen zwei Jahre nach dem frühen Tod des Vaters 1866 nach Furtwangen und gründeten das weit über den Schwarzwald hinaus bekannte Uhrenunternehmen „Lorenz Furtwängler & Söhne“, das erst 1932 erlosch.

Ein weiterer Sohn des Ehepaars Furtwängler war der aufgeweckte Wilhelm (1809-1875) Dank des Zuspruchs des Pfarrers wurde ihm der Weg zum Gymnasium ermöglicht. So studierte er zuerst auch Theologie wandte sich aber später der klassischen Altertumswissenschaft zu. Ergebnis war der spätere Direktor des Bertold Gymnasium in Freiburg. Sein Sohn Adolf (1853-1907) war der später international anerkannte Archäologe, dem es mit zu verdanken ist, dass Mykene und Olympia in Griechenland ausgegraben wurden. Dessen Sohn Wilhelm (1886-1954) war der später wohl der bedeutendsten Dirigent im 20. Jahrhundert. Dessen Enkelin ist die 1966 geborene Ärztin, und Schauspielerin Maria Furtwängler verheiratete Burda.

Philipp (1800-1867) war wie seine Brüder zum Uhrmacher ausgebildet und brachte später sich den Orgelbau autodidaktisch bei. 1822 zog er nach Elze bei Hildesheim, produzierte zuerst Schottuhren, die wenig Anklang fanden, widmete sich mit Erfolg dem Turmuhrenbau zu. Er trat zum protestantischen Glauben über und produzierte  ab 1826 über 220 Orgeln  in katholischen und evangelischen Kirchen in der norddeutschen Region. Die bedeutendste Leistung war die Orgel in der evangelischen Kirche von Gronau. Sie sollte 48 Register haben, er fügte aber unentgeltlich 9 weitere Register hinzu. Seit 1952 steht die Orgel unter Denkmalschutz. Auch die Gütenbacher Orgel stammt von ihm. Von den Söhnen Wilhelm und Pius, beides bekannte Orgelbauer, wurde das Unternehmen bis 1883 unter „Philipp Furtwängler & Söhne“ weitergeführt.

Haus von Lorenz Furtwängler Gütenbach abgerissen 1927


Freitag, 7. Oktober 2022

Was verbirgt sich hinter dem stillen Blindensee?


Der Blindensee an der Gemarkungsgrenze von Schonach und Schönwald –aber auf Schönwälder Gemarkung- liegt in einem Hochmoorgebiet am Westweg der Blindensee auf 1.000 m Höhe. Er versteckt sich hinter einem Ring aus verkrüppelten Legföhren und ist nur über zwei Holzstege von Schönwälder und Schonacher Seite inmitten des Hochmoorgebietes zu erreichen.

Beim Hochmoorgebiet mit dem Blindensee entstanden durch Hebungen der Gesteinsmassen und Gletscherwirkungen viele kleinere und größere Lücken und Höhlungen. Diese füllten sich mit Wasser und Erde. Es bildeten sich Sümpfe, die in der Zeit der Trockenheit Gräser und Buschwerk wachsen ließen. Bei Hochwasser wurde wieder alles überflutet und vermoderte im Laufe der Jahrhunderte. Neue Schichten setzten sich darüber und so entstanden mit der Zeit nach und nach die Moorböden, die Torfmoore. Aus ihnen entstand dann der brauchbare Brenntorf: Im Hochmoorgebiet des Blindensees bis zu 8 m dick. An manche Stellen blieben große Wassertümpel zurück –der Blindensee. Durch die Vermoorung lässt sich die Tiefe des Sees nicht ermitteln.

Dieser hat keinen Zu- oder Abfluss. Außer Mücken und Wasserflöhen sind keine Lebenswesen im Wasser erkennbar. Manche Leute glaubten daher komme der Name „Blindensee“. Doch weit gefehlt: Der Blindensee gehörte zum früheren Hofgut „Blindenhof“. Dieser Hof wurde 1908 abgebrochen, ist aber nachweisbar seit 1564. Der 6. Bauer von 1718-1760, Gabriel Kern, war völlig blind. Daher resultiert der Hof- und Seename. Der 5. Bauer, Kern Bartholomäus, soll noch keinen Hoferben sondern nur Töchter bekommen haben. In seiner Not beschwor er den Teufel, dieser möge ihm einen Nachfolger schenken, auch wenn er mit Blindheit geschlagen zur Welt käme. Sein Wunsch ging wie erzählt in Erfüllung. Das dürfte aber in den Bereich der Sage gehören.

Das Hochmoorgebiet hat eine Fläche von 20 ha (entspricht 200.000m²), Seefläche von 34 Ar (entspricht 3.400 m²).

Das Hochmoorgebiet mit dem geheimnisvollen Blindensee lädt natürlich zu verschiedenen Sagen ein. Denn die früheren Generationen hatten noch keine wissenschaftlichen Erklärungen für eine solche geheimnisvolle und auch gefährliche Gegend. Eine Rettung aus einem Moor ist äußerst aufwendig und gefährlich.

Deswegen nur eine Legende: Nach dieser soll das Hochmoorgebiet größer gewesen sein und bedeutete für Schwarzenbach und Triberg eine Gefahr, da dieses ausbrechen könnte. Angesichts der Gefahr einer Flutkatastrophe nahm die Bevölkerung von Triberg Zuflucht zu der als Wallfahrt in einer Tanne verehrten Muttergottes Maria. Diese soll erschienen sein und ein feingewobenes Netz gesponnen haben, damit der See nicht mehr ausbrechen kann, und die Bevölkerung vor einem Unglück verschont bleiben wird. Jedes Jahr verfault jedoch ein Faden des Schutznetzes. Ist der letzte Faden verfault, bricht die Katastrophe über Triberg herein. Dies soll zu dem eintreten, wenn in Triberg ein großes Fest gefeiert wird.