Freitag, 22. Februar 2019

Was verbirgt sich hinter den Schiltacher Floßherren auf der Wutach?


Christian Trautwein  1819-1898
Die Eröffnung des Rhein-Rhone-Kanals 1834 hat ermöglicht, dass Holz aus der Schweiz und Oberschwaben über den Bodensee, Rhein und durch den Kanal nach Frankreich und zum Mittelmeer geflößt werden kann. Durch die Revolution in Frankreich 1830 wurden die Geschäfte der Kinzigflößerei in Mitleidenschaft gezogen. Da erschien den Schiltacher Floßherrn die Flößerei auf der Wutach, ein zweites Standbein zu sein. Sie gründeten die Holzhandelsgesellschaft „Wolber, Vayhinger und Companie“ mit 15 Mitgliedern aus Schiltach und 5 aus dem Südschwarzwald.



Finanzkräftige Floßherren mussten es sein, da der Kauf und Einschlag des Holzes, die Floßbarmachung der Wutach und Steina, das Anlegen von Schwallweihern und der Holztransport gewaltige finanzielle Mittel verschlang. Bei Unterlauchingen wurde, um die Stromschnellen zu umgehen, ein Kanal von 120 m in den Fels gesprengt. Auch wurden zwei Sägewerke bei Stühlingen und Bannschachen am Rhein bei Waldshut errichtet. Wegen der Versickerung von Wutach und Steina mussten zusätzliche Schwallweiher angelegt werden. Und trotzdem kam es immer wieder vor, dass Flöße längere Zeit auf dem Trockenen lagen.



Seit 1831 hatte die Wutach-Gesellschaft das Großherzogliche Privileg für 40 Jahre auf der Wutach, Steina und dem Titisee Holz zu flößen. Mit den Mühlen mussten Vereinbarungen ausgehandelt werden, denn mal hatten sie zu viel Wasser und mal zu wenig. Mit dem Kanton Schaffhausen musste über Uferschäden verhandelt werden, da die Schweiz mehrere Kilometer Anrainer an der Wutach war. Hallau beispielsweise arretierte 1833 drei Flöße, bis die Entschädigungen bezahlt waren, und die Flöße dann erst freigegeben wurden.



In der Zeit von 1835 bis 1838 konnten nahezu 2.000 Flöße jährlich die Wutach und Steina hinunter geflößt werden. In dieser Zeit verließen aber auch Mitglieder wegen den immer wieder auftretenden Schwierigkeiten die Wutach-Gesellschaft.



Um diesen Kapitalabzug auszugleichen, wurde die Wolfacher Schifferzunft als Mitglied aufgenommen. Diese machte sich insbesondere in der Buchhaltung des Sägewerkes Bannschachen breit und ließen das gesägte Holz bis nach Kehl auf dem Rhein flößen. Den Erlös ließen sie aber nicht auf das Konto von Bannschachen sondern auf ihr eigenes überweisen. 1839 war die Wutach-Gesellschaft in Gant gegangen. Sie hatte zwar die Wutach und Steina floßbar gemacht aber auch 200.000 Gulden Schaden erwirtschaftet.



1842 kam es zu einer zweiten Wutach-Gesellschaft „Mahler, Kretz und Wolber“. Aber 1845 kaperten dieses Mal Unterhallauer wegen Uferbeschädigungen ein Floß und der Kanton Schaffhausen untersagte für die Zukunft das Flößen. Aber auch auf der badischen Seite gab es Streit wegen des Flößens. 1846 ließ der Gendarm von Bonndorf ein Floß anhalten und gab erst nach drei Tagen frei. 1847 war auch diese Wutach-Gesellschaft pleite.



1856  ersteigerte der Fürst von Fürstenberg  die Floßrechte für 8520 Gulden auf der Wutach und Steina, dass diese Rechte nicht mehr in ungeeignete Hände fallen würden.

Flößer 1887

Freitag, 15. Februar 2019

Was verbirgt sich hinter dem Pumpspeicherkawernenkraftwerk Atdorf?


Die Schluchsee AG verfügt über die Schluchsee Gruppe mit einer Turbinenleistung von 680 MW. Mit der Hotzenwald Gruppe kommen ab 1976 nochmals mit ihren Pumpspeicherkawernenkraftwerke 1156 MW hinzu. Im Gegensatz zur Schluchsee Gruppe wird also nicht mehr der Rhein für den Ausgleich des Wassers herangezogen, sondern es handelt sich hier um ein System zwischen zwei riesigen Wasserbecken. Insgesamt 1.836 MW Turbinenleistung und 1.604 MW Pumpleistung bringen beide Gruppen als Leistung.



2008 veröffentlichte das Schluchsee-Werk den Plan für das neue Pumpspeicherkavernenkraftwerk Atdorf. Hier soll also südlich des bisherigen Hornbergbeckens I das Hornbergbecken II als Oberbecken mit 9 Mio. m³ Nutzinhalt gebaut werden. Das Wasser des Oberbeckens soll über einen gepanzerten Druckschacht mit 7 m Durchmesser im Kavernenkraftwerk zugeführt werden, das 3,2 km tief im Berg 6 Turbinen mit einer maximalen Leistung von 1.400 MW Strom produzieren kann. 600 m tiefer würde dann das Haselbecken mit einem ebenfalls notwendigen Nutzinhalt von 9 Mio. m³ und der riesigen Staumauer von 520 m Länge, einer sichtbaren Höhe von bis 76 m und 40 m Tiefe gebaut werden.  Mit dem Bau von Atdorf würden die Leistungen um 75 % deutlich erhöht.



Bei dieser Dimension dieses Vorhabens prallen natürlich die Argumente gegeneinander. Die Eigentümer vom Schluchsee-Werk AG weisen auf die Notwendigkeit bei regenerativen Energien, Strom mangels anderer Speicher zu puffern. Schon heute würden die Windräder stundenweise mehr Strom, als zu dieser Zeit im gesamten Netz nachgefragt wird, liefern. Dieser Strom soll in diesen Pumpspeicherkraftwerken gepuffert werden. Die Gegner haben natürlich auch gewichtige Argumente neben der Veredlung des Atomstroms. Sprengungen und LKW-Kolonnen gefährden jahrelang Ökologie und Tourismus. Eine einzigartige Berglandschaft wird unwiederbringlich versiegelt, Touristen verschreckt und die Heilquellen des Kurorts Bad Säckingen gefährdet.



Ab Januar 2017 fand die Offenlegung der Planungsunterlagen in Wehr statt. Immer noch prallten die Argumente hier aufeinander. Ende des gleichen Jahres gab die EnBW bekannt, dass das 1,6 Mrd Euro teuere Projekt nicht realisiert wird. RWE war schon 2014 aus dem Projekt ausgeschieden.

Für den Umweltverband BUND war dies eine gute Nachricht für Mensch, Umwelt und Natur vor Ort.

Hornberg Becken 1 im Hintergrund, geplantes Hornberg Becken 2 vorne /Bild Schluchseewerk AG

Freitag, 8. Februar 2019

Was verbirgt sich hinter dem Skiclub Schwarzwald?


Dr Pillet erteil Todtnauer Skiunterricht

Der Feldberg wurde vom 1864 gegründeten Badischen Schwarzwaldverein erschlossen. 1884 hatte Karl Mayer den Feldberger Hof gekauft. Damit war eine ideale Beherbergungsstätte am Seebuck vorhanden.



1891 bestieg der französische Konsulatssekretär Dr Pilet als erster mit Skiern den Feldberg. Er hatte das Skilaufen in Norwegen gelernt. Im gleichen Jahr wurde der Todtnauer Skiclub während der Weihnachtstage gegründet. Unter der Initiative von Prokurist Fritz Breuer ist dies wohl aus einer Stammtischrunde entstanden. Mit der Gründung wurde auch gleich Fridjof Nansen als Ehrenmitglied aufgenommen. Und tatsächlich hat er sich für diese Ehre in einem Schreiben vom 6. Januar 1892 bedankt. 1892 gab Dr Pilet den Mitgliedern des Todtnauer Skiclubs und Interessenten aus Freiburg den ersten Skiunterricht neben dem Feldberger Hof.



Das führte dazu, dass die Freiburger 1895 den zweiten Skiclub im Schwarzwald, Section Freiburg des Skiclubs Feldberg, gründeten. Aufgabe sollte sein: Anlegen von Bahnen mit Hindernissen und das Skilaufen als Verkehrsmittel. Der Freiburger Skiclub hatte am Ende des Gründungsjahrs schon 100 Mitglieder. 10 Jahre später waren es 600. Auch Damen waren erwünscht, wenn auch kein weibliches Wesen es wagte, in Hosen alleine ohne den schützenden Rock Ski zu fahren.



Zwei Jahre beschäftigte den Vorstand des Skiclubs, ob Damen im Langlauf ein Aufstieg zuzumuten war oder nicht. Auf die Idee, die Damen selbst zu fragen, kam keiner.



Ein Jahr nach der Vereinsgründung wurde der erste  Schwarzwälder Skiwettbewerb veranstaltet. Paulcke schaffte als Sieger vom 1,5 hohen Sprunghügel 6,50 m. 1898 waren es schon 10 bis 15 m. Der Sieger im Herzogenhorn-Dauerlauf  legte die 8 km in 1 Std 32 Minuten zurück.



Wie überall kam bald die Suche nach neuem Nervenkitzel: 1894 wurde durch Mitglieder des Todtnauer Skiclubs der Gotthard-Furka-Nägelegrates überschritten. Mir der damaligen Ausrüstung ein gewagtes Unternehmen.1898 wurde von dem Freiburger Oskar Schuster der Monte Rosa, mit 4634 m der zweithöchste Berg der Alpen, bestiegen.



Schon 1895 wurde der Skiclub Schwarzwald gegründet, in dem die Todtnauer und Freiburger Clubs Sektionsmitglieder waren. Damit sollte der Rahmen geschaffen werden, unter dem sich weitere Skiclubs einbringen konnten.



Den ersten Skilift im Feldbergebiet betrieb nach Kriegsende die französische Besatzungsmacht. 1951 wurde eine Schwebeseilbahn vom Feldbergerhof zum Bismarckdenkmal eingeweiht. 1952 erteilte die Gemeinde Menzenschwand die Genehmigung, einen Skischlepplift auf der Grafenmatt zu bauen. Vor dieser Zeit musste alles zu Fuß präpariert werden: Aufstieg und Abfahrtspiste.

Skisprunglauf Feldberg 1897

  
Skifahrer auf dem Seebuck 1899

Freitag, 1. Februar 2019

Was verbirgt sich hinter dem Mühlstein-Bergbau bei Waldshut?


Dass Mühlsteine in Stollen –zuerst im Tagebau und ab dem 18. Jahrhundert mit Hilfe von Schwarzpulver dann unter Tage abgebaut wurden, ist wenig bekannt. Im Schmitzinger Tal bei Waldshut gab es eine Gesteinsformation, die sich zum Mühlstein-Bergbau eignete: Ein ausgebleichter, stark verkieselter Sandstein mit hartem Korn und weichem Bindemittel. Er wurde 1393 erstmals erwähnt. Absatz fanden die Mühlsteine in den Mahlmühlen für Korn, Gips, Zement, Farben und sogar in Edelsteinschleifereien.



Ab 1531 wurde der Bergbau so rege, dass die Stadt Waldshut eine „Steingruoben-Verordnung“ erließ.  In ihr wurde unter anderem festgelegt, dass ein Gulden pro Mühlstein an die Stadt abzuführen sei. Aber auch die gemeinschaftliche Unterhaltung von Wassergräben, Karrenwege, das Verhalten untereinander und Alkoholverbot in den Gruben waren geregelt.



Über 400 Jahre hat sich dieser Zweig des Bergbaues erhalten können. 1840 wurden 125 Mühlsteine pro Jahr gebrochen. Für den Absatz wirkte sich der Bau der Eisenbahnstrecke am Hochrhein 1860 günstig aus. Aber auch die Steine aus Konkurrenzgebieten waren leichter zu transportieren und drangen in die Märkte ein. Durch die Champagnersteine aus Frankreich ging die Produktion 1860 auf 100 Mühlsteine pro Jahr zurück. Ab 1870 verdrängten sie die Steine aus dem Schwarzwald.



Diese Steine aus der Champagne hatten ein Herzstück aus Sandstein, die Mahlflächen waren aber aus Platten mit porösem Süßwasser zementiert. Mit diesen Mahlsteinen konnte der Müller im Mahlstuhl das Korn schälen und mahlen, ohne dass die Mahlbahnen glatt wurden. Durch das widerstandsfähige und porige Material blieben sie lange rau und mussten nicht so oft geschärft werden. Aber auch der Champagnerstein konnte sich nur noch 30 Jahre halten. Er wurde ab 1900 durch Porzellanwalzen verdrängt.

Zwar nahm ein Maurermeister aus Waldshut nochmals den Mühlstein Bergbau 1888 auf. Dies aber nur in der Winterszeit, um seine Arbeiter zu beschäftigen. Der Zugang zu den leeren Gruben wurde 1924 durch einen Erdrutsch verschüttet. 

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof: Ölmühle 1848