Mittwoch, 30. Dezember 2015

Was verbirgt sich hinter Silvester und Neujahr?




In Schiltach wurden beim Silvester Gottesdienst auf den Altarstufen weiße Windlichter aufgestellt. Es waren so viele, wie Glieder der Kirchengemeinde gestorben waren und am Taufstein so viele rote Windlichter, als Kinder getauft wurden.



Gegen 20.30 Uhr strömen die Einwohner mit ihren zum Teil schon brennenden Laternen zum Marktplatz, wo eine große Tanne im Lichterglanz erstrahlt. Nachdem die große Glocke der evangelischen Kirche geläutet hat, singen die Mitglieder des Kirchenchores „Nun danket alle Gott“. Die Personen beginnen mit den mitgebrachten Laternen sich vom Marktplatz in Richtung evangelisches Pfarrhaus in Bewegung zu setzen. Der Pfarrer berichtet über das vergangene Jahr und das Vorhaben im kommenden Jahr. Er bittet um den Segen für das kommende Jahr. Der Zug bewegt sich zurück zum Rathaus, um dort vom Bürgermeister seinen Rechenschaftsbericht zu hören und die Glückwünsche entgegenzunehmen.



Uralt ist das Neujahransingen. Bereits 1611 erhielten die „Sundersiechen“ (Leprakranken) in Lahr Geld, als sie das „Guot Johr“ gesungen hatten. In Staufen wurde dies schon im Jahre 1550 erwähnt. Das Neujahransingen soll gute Geister wecken, während das Lärmen, das Schießen die bösen Geister bannen soll. In Wolfach erhielten die Schützen im Jahre 1682 sogar einen Gulden und 30 Kreuzer.



In Oberwolfach hat sich bis zum 2. Weltkrieg das Neujahrssingen von ledigen Burschen erhalten, die von Hof zu Hof in alle Täler und Zinken gezogen sind, um das Neujahrslied zu singen. Als Dank für ihre Mühen erhielten sie ein deftiges Vesper, manchmal auch noch ein „Schnäpsle“ und oft auch ein Taschengeld.
Teilweise hat sich dieser Brauch in einigen Zinken bis in die 70iger Jahre erhalten.


Das Neujahrssingen ist nicht nur im Kinzigtal sondern auch im oberen Wiesen-  und Elztal sowie  im Hotzenwald bekannt. Gleiches berichtet die Chronik von Bubenbach und Eisenbach. Im Achertal hieß das Neujahrslied der armen Leute „Schnitzellied“, weil es zum Dank getrocknete Obstschnitze gab. Aus Weilheim ist der Segenswunsch bekannt:



Wir wünschen nun euch allen ein neu glücksel’ges Jahr,

Viel schöner das neue, das alte einst war...

Ihr Eltern und Geschwister und die ganze Menschenschar,

Verzeiht einander wieder im neu glücksel’gen Jahr...



In Bonndorf wird bis heute dieser Brauch gepflegt. Wie früher die Altvorderen zieht auch heute noch die Jugend von Haus zu Haus, um die Bewohner mit einem Lied und den guten Wünschen zum Neuen Jahr zu erfreuen. Nicht einmal während des Krieges war der Brauch unterbrochen.



Auch in Calw wurde der Brauch des Neujahransingen gepflegt. Nach dem Zwölfuhrschlag zogen die beiden Nachtwächter mit ihren Frauen und Kinder von Haus zu Haus. Zuerst wünschten sie den Hausbewohnern bis herab zur Magd ein glückseligen neues Jahr. Erst dann sangen sie ihr Neujahrslied.




Das Neujahrbrezelholen der Patenkinder bei den Paten wurde in Kirchzarten bis in die 70iger Jahre noch gepflegt.



In Moosbronn ging das Neujahreinläuten der Wallfahrtskirche in ein Neujahranschießen bis heute über.





Silvesterumzug in Schiltach von Trautwein

Dienstag, 22. Dezember 2015

Was verbirgt sich hinter dem Weihnachtsbaum?



Heute ist der Weihnachtsbaum im weihnachtlichen Brauchtum so sehr verwurzelt, dass wir ihm ein ehrwürdiges Alter zutrauen würden.



Nach den ältesten Urkunden und Zeugnissen hat sich der Brauch des Weihnachtsbaumes im Südwesten des deutschen Sprachraumes allmählich herausgebildet. Nach einer Stelle im Narrenschiff des Sebastian Brant (1494) war es in Straßburg Sitte „gryn tannriß in sin hus zu stecken“. So tauchten 1521 in der Kirche von Selestat und 1539 im Straßburger Münster erstmals ein Weihnachtsbaum auf. Eine Urkunde von 1604 berichtet: „Zu Straßburg in den Stuben richtet man auff Weihnacht Dannenbäume uff“. Der Weihnachtsbaum in seiner frühen Form trug noch keine Kerzen sondern wurde mit Äpfeln, Nüssen, Oblaten, Süßigkeiten und Papierrosen behängt. Aber noch lange war das Normale, dass auf dem Gabentisch nur Kerzen, die eine Pyramide bildeten, aufgestellt waren.



So schrieb die Liselotte von der Pfalz aus Paris 1718 züchtig von lichtergeschmückten Bäumen, die in ihrer Jugendzeit am hannoverschen Hof üblich waren. Am französischen Hof war es ihr nicht gelungen, den Weihnachtsbaum als „mode allemande“ einzuführen.



Eine Revolution im Christbaumschmuck brachten die Glasbläser aus Thüringen, als es ihnen um 1870 gelang, Glaskörper von innen her zu versilbern. So kam die Christbaumkugel in vielen Varianten zum Weihnachtsbaum. Lametta oder Engelshaar als festlicher Schmuck auf den Zweigen vervollständigte die heutige Form des Weihnachtsbaumschmuckes. Die Verbreitung des Weihnachtsbaumes war allerdings sehr zögerlich trotz der Erfindung von Stearin und Paraffin 1818.



Eine Legende war es, dass Martin Luther den Weihnachtsbaum erfunden habe. Der Kunstmaler Otto Schwerdgeburth hat ein Bild „Weihnachten in Luthers Haus“ gemalt. Dies hatte sicherlich dazu beigetragen, dass der Weihnachtsbaum in der evangelischen Bevölkerung schneller heimisch wurde als bei den Katholiken. Preußische Offiziere, die alle evangelisch waren, wurden häufig versetzt und leisteten damit sicherlich einen großen Betrag zur Verbreitung.



1834 tauchte in Wolfach im Schwarzwald erstmals ein Weihnachtsbaum auf. Theodor der Seifensieder hat diesen von der Wanderschaft aus Karlsruhe mitgebracht. Hansjakob erzählt uns:“ Ich hab‘ den Theodor stark im Verdacht, seinen ersten Christbaum zu Liebeszwecken verwendet zu haben. Er zündete ihn acht Tage lang jeden Abend an und gab jedermann freien Zutritt. Er selbst aber ging in das Haus des Sattlers Roggenburger und lud Mutter und Tochter ein, den ersten Christbaum auch zu beschauen. So bekam er Gelegenheit, das erste Mal das Haus seiner Jeanette zu besuchen; darum vermute ich, er habe den ersten Christbaum in Wolfach in seines Herzens Not erfunden.“



An der Art, wie man die Weihnachtszeit außerhalb der Kirchen beging, war lange die konfessionelle Zugehörigkeit zu erkennen. Die Katholiken feierten im 19. Jahrhundert eine Krippenfeier, evangelische Familien eine Weihnachtsbaumfeier.



1816 zeigte ein Kalenderblatt einen öffentlichen Christbaum auf der Residenzstraße in München. 1840 kam er mit der Heirat Königin Viktorias mit Albert von Sachsen, Coburg und Gotha nach London an den englischen Hof, 1847 stellten deutsche Einwanderer in Ohio den ersten Weihnachtsbaum auf. 1870 / 1871 brachten die preußischen Soldaten im Krieg den Weihnachtsbaum nach Nordfrankreich. Im restlichen Frankreich ist er nicht bekannt. So auch nicht in den katholischen Ländern Südamerikas. Auch die Ostkirche kannte keinen Weihnachtsbaum. 1912 stand erstmals auf dem New Yorker Madison Square ein Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen.

 



Freitag, 18. Dezember 2015

Was verbirgt sich hinter den Adventsymbolen?



Der Adventskranz nahm seinen Ursprung und Siegeszug nicht aus dem alemannischen Sprachraum sondern ging den umgekehrten Weg von Nord nach Süd.



Der evangelische Theologe Johann Wiechern (1808 – 1881) gründete in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Hamburg das „Rauhe Haus“, in welchem er Waisenkinder eine Heimat gab. Im  „Rauhen Haus“ wurde am 1. Advent ein Holzkranz aufgehängt, auf dem eine Kerze brannte. An jedem Abend, wenn die Waisenkinder zum Singen und Beten abends zusammenkamen, wurde eine weitere Kerze aufgesteckt. Am Heiligen Abend brannten 24 Kerzen. Die jungen Leute haben den Holzkranz, auf dem die Kerzen aufgesteckt waren, in der Folgezeit mit Tannenreisig geschmückt. So entstand der Adventskranz. Da der Aufwand mit 24 Kerzen jedes Jahr zu groß war, wurde er auf vier Kerzen für jede Woche reduziert.



Dieser Tannenkranz mit den brennenden Kerzen ist im protestantischen Norddeutschland bald ein bürgerlicher Familienbrauch geworden. Erst nach dem ersten Weltkrieg verbreitete sich der Adventskranz  und erst 1930 wurde er im deutschen Sprachraum üblich, um mit dem Adventskranz die Adventszeit zu verschönern. Schon 1935 hing ein „katholischer Adventskranz“ in der Stiftskirche von Berchtesgaden. So  brannte 1938 in einer katholischen Kirche von München der erste Adventskranz und breitete ich dann nach Österreich aus.



In Europa hat sich der Adventskranz nur in evangelischen Ländern richtig durchgesetzt. Frankreich und Spanien kennen keinen den Adventskranz.



Der Adventskalender entsprang den praktischen Erwägungen einer typisch schwäbischen Hausfrau.


Die Urform des Adventskalenders bestand darin –so wurde 1850 dokumentiert- den Kindern nach dem abendlichen Vorlesen und Singen ein Bildchen mit Motiven aus der Weihnachtsgeschichte zu gegeben. Diese wurden täglich an die Tapete geheftet, bis zum 24. Dezember. In katholischen Gebieten wurde ein Strohhalm in die Krippe gelegt oder ein Kreidestrich im inneren des Schrankes abgewischt, bis an Weihnachten der letzte Strich abgewischt wurde.



Die Pfarrersfrau Lang aus Maulbronn hatte 1883 die Idee, das Warten auf Weihnachten zu versüßen. Um die Ungeduld des Bubens zu zügeln, hatte sie die Idee, 24 Stück Eiweißgebäck, sogenannte Wiebele, auf ein Stück Karton zu nähen. Täglich durfte der Sohn ein Stück pflücken.



Ihrem Sohn, Gerhard Lang, gefiel diese Art der Zeitrechnung so sehr, dass er 1904 den ersten Adventskalender in München-Schwabing druckte. Er hatte allerdings noch keine Türchen, sondern für jeden Tag ein Gedicht zum Ausschneiden. Um eine bessere Optik und höhere Spannung zu erreichen, ließ Gerhard Lang Türchen in die Oberfläche stanzen. Hinter den Türchen war jeweils ein Bildchen versteckt, auf dem ein kleines Geschenk abgebildet war. Am 24. Dezember wurde zumeist die Krippe mit dem Jesuskind abgebildet. Später gab es  dann auch Schokolade oder andere Überraschungen dazu.



Aus der Langschen Druckerei kamen bis 1939 alle möglichen Arten von Adventskalender, die im Laufe der Zeit die heute bekannte Form erhalten haben.



Aber auch Gemeinden gehen dazu über, Ihre Rathäuser als Adventskalender zu schmücken, so wie hier Gengenbach.
Moderner Adventskranz
Rathaus Gengenbach als Adventskalender




Freitag, 11. Dezember 2015

Was verbirgt sich hinter Theodor Huber?






Theodor Huber wurde am 13. Juli 1758 in Nendingen geboren und starb hoch angesehen am 16. März 1816 in Triberg.

Um die Jahrhundertwende war das Uhrengewerbe von einer tiefen Rezession betroffen. Es war ein Segen für die Region, dass Obervogt Huber von 1758 bis 1806 das Oberamt Triberg übernahm.

Um die Lebensbedingungen der hungernden Bevölkerung zu verbessern, war seine Vorstellung, die Bedingungen und Qualität der Strohflechterei zu verbessern. Auf eigene Kosten ließ er einen Strohflechter aus Italien kommen, der ihm und seiner Frau die sehr viel feinere und qualitativ hochwertigere Technik der italienischen Strohflechterei beibringen sollte.  Mit der neu erworbenen Kunstfertigkeit ging das Ehepaar auf die Dörfer, um der anfänglich widerspenstigen Landbevölkerung ihre Kunst zu vermitteln. Trotz anfänglichen Widerspruchs überzeugte Obervogt Huber die Bauern, das unreife Korn früher zu schneiden, um eine bessere Halmqualität des Strohs für das Flechten zu erhalten.  Denn das reife, gelbe Schwarzwälder Stroh war viel zu spröde und für feinere Arbeiten nicht geeignet. Die bigotten Bauern waren ob des Frevels empört und beschimpften ihn.

Aber auch das Handwerkszeug musste verbessert werden. Zum Spalten der Halme ließ er auf eigene Kosten besondere Schneidnadeln „Hälmlespalter“ anfertigen, um gleichmäßige und feine  Streifen aus den Strohhalmen zu bekommen. Huber kaufte das unreife Stroh selber auf, um den Widerstand der Bauern zu brechen und verteilte es unter die geschicktesten Flechterinnen. Da die Stroharbeiten anfänglich noch nicht so recht vorzeigbar waren, kaufte er sie selbst den Frauen zu guten Preisen ab, bis ihre Kunst es erlaubte, diese selbst auf dem Markt anzubieten. Der Schönwälder Löffelschmied, Jakob Weißer, erprobte auch noch ein Verfahren zum Bleichen des Strohs mit Schwefel und eine Appretur, die das Stroh geschmeidig und glänzend machte. So konnte er schon 1820 gebleichte Strohflechterei nach Holland, Frankreich, Westfalen und Rußland verkaufen.

Der Westweg führt vom Landwassereck zur Hirschlachschanze zu einem mächtigen Felsblock, dem Huberfelsen, in Erinnerung an Obervogt Huber.

Colestine Eisele-Kirner 1. Strohflechterlehrerin

Strohflechter Werkstatt Museum Triberg


Stroh Uhr Museum Triberg