Heute ist der Weihnachtsbaum im weihnachtlichen
Brauchtum so sehr verwurzelt, dass wir ihm ein ehrwürdiges Alter zutrauen
würden.
Nach den ältesten Urkunden und Zeugnissen hat
sich der Brauch des Weihnachtsbaumes im Südwesten des deutschen Sprachraumes
allmählich herausgebildet. Nach einer Stelle im Narrenschiff des Sebastian Brant
(1494) war es in Straßburg Sitte „gryn tannriß in sin hus zu stecken“. So
tauchten 1521 in der Kirche von Selestat und 1539 im Straßburger Münster
erstmals ein Weihnachtsbaum auf. Eine Urkunde von 1604 berichtet: „Zu Straßburg
in den Stuben richtet man auff Weihnacht Dannenbäume uff“. Der Weihnachtsbaum
in seiner frühen Form trug noch keine Kerzen sondern wurde mit Äpfeln, Nüssen,
Oblaten, Süßigkeiten und Papierrosen behängt. Aber noch lange war das Normale,
dass auf dem Gabentisch nur Kerzen, die eine Pyramide bildeten, aufgestellt
waren.
So schrieb die Liselotte von der Pfalz aus
Paris 1718 züchtig von lichtergeschmückten Bäumen, die in ihrer Jugendzeit am
hannoverschen Hof üblich waren. Am französischen Hof war es ihr nicht gelungen,
den Weihnachtsbaum als „mode allemande“ einzuführen.
Eine Revolution im Christbaumschmuck brachten
die Glasbläser aus Thüringen, als es ihnen um 1870 gelang, Glaskörper von innen
her zu versilbern. So kam die Christbaumkugel in vielen Varianten zum
Weihnachtsbaum. Lametta oder Engelshaar als festlicher Schmuck auf den Zweigen
vervollständigte die heutige Form des Weihnachtsbaumschmuckes. Die Verbreitung
des Weihnachtsbaumes war allerdings sehr zögerlich trotz der Erfindung von
Stearin und Paraffin 1818.
Eine Legende war es, dass Martin Luther den
Weihnachtsbaum erfunden habe. Der Kunstmaler Otto Schwerdgeburth hat ein Bild
„Weihnachten in Luthers Haus“ gemalt. Dies hatte sicherlich dazu beigetragen,
dass der Weihnachtsbaum in der evangelischen Bevölkerung schneller heimisch
wurde als bei den Katholiken. Preußische Offiziere, die alle evangelisch waren,
wurden häufig versetzt und leisteten damit sicherlich einen großen Betrag zur
Verbreitung.
1834 tauchte in Wolfach im Schwarzwald erstmals
ein Weihnachtsbaum auf. Theodor der Seifensieder hat diesen von der
Wanderschaft aus Karlsruhe mitgebracht. Hansjakob erzählt uns:“ Ich hab‘ den
Theodor stark im Verdacht, seinen ersten Christbaum zu Liebeszwecken verwendet
zu haben. Er zündete ihn acht Tage lang jeden Abend an und gab jedermann freien
Zutritt. Er selbst aber ging in das Haus des Sattlers Roggenburger und lud
Mutter und Tochter ein, den ersten Christbaum auch zu beschauen. So bekam er
Gelegenheit, das erste Mal das Haus seiner Jeanette zu besuchen; darum vermute
ich, er habe den ersten Christbaum in Wolfach in seines Herzens Not erfunden.“
An der Art, wie man die Weihnachtszeit
außerhalb der Kirchen beging, war lange die konfessionelle Zugehörigkeit zu
erkennen. Die Katholiken feierten im 19. Jahrhundert eine Krippenfeier, evangelische
Familien eine Weihnachtsbaumfeier.
1816 zeigte ein Kalenderblatt einen öffentlichen
Christbaum auf der Residenzstraße in München. 1840 kam er mit der Heirat
Königin Viktorias mit Albert von Sachsen, Coburg und Gotha nach London an den
englischen Hof, 1847 stellten deutsche Einwanderer in Ohio den ersten
Weihnachtsbaum auf. 1870 / 1871 brachten die preußischen Soldaten im Krieg den
Weihnachtsbaum nach Nordfrankreich. Im restlichen Frankreich ist er nicht
bekannt. So auch nicht in den katholischen Ländern Südamerikas. Auch die
Ostkirche kannte keinen Weihnachtsbaum. 1912 stand erstmals auf dem New Yorker
Madison Square ein Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen.