Dienstag, 22. Dezember 2015

Was verbirgt sich hinter dem Weihnachtsbaum?



Heute ist der Weihnachtsbaum im weihnachtlichen Brauchtum so sehr verwurzelt, dass wir ihm ein ehrwürdiges Alter zutrauen würden.



Nach den ältesten Urkunden und Zeugnissen hat sich der Brauch des Weihnachtsbaumes im Südwesten des deutschen Sprachraumes allmählich herausgebildet. Nach einer Stelle im Narrenschiff des Sebastian Brant (1494) war es in Straßburg Sitte „gryn tannriß in sin hus zu stecken“. So tauchten 1521 in der Kirche von Selestat und 1539 im Straßburger Münster erstmals ein Weihnachtsbaum auf. Eine Urkunde von 1604 berichtet: „Zu Straßburg in den Stuben richtet man auff Weihnacht Dannenbäume uff“. Der Weihnachtsbaum in seiner frühen Form trug noch keine Kerzen sondern wurde mit Äpfeln, Nüssen, Oblaten, Süßigkeiten und Papierrosen behängt. Aber noch lange war das Normale, dass auf dem Gabentisch nur Kerzen, die eine Pyramide bildeten, aufgestellt waren.



So schrieb die Liselotte von der Pfalz aus Paris 1718 züchtig von lichtergeschmückten Bäumen, die in ihrer Jugendzeit am hannoverschen Hof üblich waren. Am französischen Hof war es ihr nicht gelungen, den Weihnachtsbaum als „mode allemande“ einzuführen.



Eine Revolution im Christbaumschmuck brachten die Glasbläser aus Thüringen, als es ihnen um 1870 gelang, Glaskörper von innen her zu versilbern. So kam die Christbaumkugel in vielen Varianten zum Weihnachtsbaum. Lametta oder Engelshaar als festlicher Schmuck auf den Zweigen vervollständigte die heutige Form des Weihnachtsbaumschmuckes. Die Verbreitung des Weihnachtsbaumes war allerdings sehr zögerlich trotz der Erfindung von Stearin und Paraffin 1818.



Eine Legende war es, dass Martin Luther den Weihnachtsbaum erfunden habe. Der Kunstmaler Otto Schwerdgeburth hat ein Bild „Weihnachten in Luthers Haus“ gemalt. Dies hatte sicherlich dazu beigetragen, dass der Weihnachtsbaum in der evangelischen Bevölkerung schneller heimisch wurde als bei den Katholiken. Preußische Offiziere, die alle evangelisch waren, wurden häufig versetzt und leisteten damit sicherlich einen großen Betrag zur Verbreitung.



1834 tauchte in Wolfach im Schwarzwald erstmals ein Weihnachtsbaum auf. Theodor der Seifensieder hat diesen von der Wanderschaft aus Karlsruhe mitgebracht. Hansjakob erzählt uns:“ Ich hab‘ den Theodor stark im Verdacht, seinen ersten Christbaum zu Liebeszwecken verwendet zu haben. Er zündete ihn acht Tage lang jeden Abend an und gab jedermann freien Zutritt. Er selbst aber ging in das Haus des Sattlers Roggenburger und lud Mutter und Tochter ein, den ersten Christbaum auch zu beschauen. So bekam er Gelegenheit, das erste Mal das Haus seiner Jeanette zu besuchen; darum vermute ich, er habe den ersten Christbaum in Wolfach in seines Herzens Not erfunden.“



An der Art, wie man die Weihnachtszeit außerhalb der Kirchen beging, war lange die konfessionelle Zugehörigkeit zu erkennen. Die Katholiken feierten im 19. Jahrhundert eine Krippenfeier, evangelische Familien eine Weihnachtsbaumfeier.



1816 zeigte ein Kalenderblatt einen öffentlichen Christbaum auf der Residenzstraße in München. 1840 kam er mit der Heirat Königin Viktorias mit Albert von Sachsen, Coburg und Gotha nach London an den englischen Hof, 1847 stellten deutsche Einwanderer in Ohio den ersten Weihnachtsbaum auf. 1870 / 1871 brachten die preußischen Soldaten im Krieg den Weihnachtsbaum nach Nordfrankreich. Im restlichen Frankreich ist er nicht bekannt. So auch nicht in den katholischen Ländern Südamerikas. Auch die Ostkirche kannte keinen Weihnachtsbaum. 1912 stand erstmals auf dem New Yorker Madison Square ein Weihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen.