Freitag, 28. Januar 2022

Was verbirgt sich hinter dem Schaffhauser Wald?

 

Schaffhauser Sägemühle

Grafenhausen mit seinen gut 2.000 Einwohnern liegt im südlichen Hochschwarzwald und ist bekannt durch die im Ortsteil Rothaus liegende Rothausbrauerei und dem Heimuthüsli aus der Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“.

 

Die Siedlung Grafenhausen wurde im Jahre 1078 von den Grafen von Nellenburg gegründet. Gleichzeitig dehnte das Benediktinerkloster Allerheiligen in Schaffhausen sich Richtung Hochschwarzwald aus, und Abt Sigfrid gründete 1095 in der Siedlungsinsel Grafenhausen die Benediktinerinnenzelle St Fides. Im gleichen Jahr wurde der Besitz von Papst Urban bestätigt.

Bis 1285 befand sich die Vogtei über Kloster und Stadt im Besitz der Grafen von Nellenburg, die sie in diesem Jahr an das Kloster Allerheiligen verpfändeten und 1341 an das Kloster verkauften.

 

Mit der Reformation in der Eidgenossenschaft Anfang 1500 wurde das Kloster Allerheilgen säkularisiert. Besitz und Rechte gingen an die Stadt Schaffhausen über. Um ein geschlossenes Gebiet und bereinigte Grenzen zu bekommen, tauschte die Stadt Schaffhausen mit dem Stühlinger Landgraf von Lupfen um 1530 zur Abrundung der Gebiete die Dörfer Grafenhausen und Birkendorf gegen die Ortschaften Schleitheim und Beggingen. Schaffhausen behielt sich aber auf der Gemarkung Grafenhausen das Recht vor, 360 ha Wald am Staufenberg samt Säge und den zwei Bannhölzern am „langen Stein“ gegen Birkendorf im Besitz zu behalten und zu bewirtschaften. Schaffhausen hatte nämlich einen riesigen Bedarf an Bau- und Brennholz.

 

Die im eigenen Wald geschlagenen Stämme wurden in der Schaffhauser Mühlsäge unten an der Mettma verarbeitet, dann auf die Signauerhöhe zur „Dielhütte“ gefahren und dort gelagert. War genügend beisammen, brachten die Bauern von Grafenhausen die Hölzer vierspännig nach Schleitheim (östlich von Stühlingen), wo sie von Schaffhauser Fuhrleuten übernommen wurden.

 

Das große Waldgebiet heute im Besitz des Kantons Schaffhausen ist bekannt unter der Bezeichnung „Schaffhauser Wald“.  Ein Recht, das als Einzigartigkeit bis heute besteht. Somit wird dieser Schaffhauser Wald auch heute noch durch einen vom Kanton Schaffhausen besoldeten Förster, mit einem eigens dazu erbauten Kantonalen Forstamt gegenüber Signau, betreut.

 

So kam ein Kantonsförster aus der Schweiz nach Grafenhausen, in ein Schaffhauser Waldgebiet. Als Auslandsschweizer musste er allerdings auch immer eine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung beantragen, um seinen Beruf auszuüben. Heute im Zuge der Assoziierung der Eidgenossenschaft an die EU hat sich dies aber überholt.


 

 

Freitag, 21. Januar 2022

Was verbirgt sich hinter der Hochfirstschanze in Neustadt?

 

Hochfirstschanze in den 50er Jahren

1896 wurde der Skiclub Neustadt als dritter Skiclub nach Todtnau (1891), Freiburg (1894) zusammen mit Karlsruhe-Badner-Höhe  gegründet. Sehr schnell entwickelte sich die Sparte Skispringen als die erfolgreichste, denn schon 1911 wurde die erste Sprungschanze am Gewann Mühlrain gebaut. Sie ließ immerhin Sprünge von 30 m zu.

 

1932 wurde die neuerbaute Hochfirstschanze als Naturschanze im Schmiedsbach fertiggestellt, auf der gleich 1936 ein Schanzenrekord von 59 m aufgestellt wurde. 1938 wurden als Imagewerbung für Neustadt die Deutsche- und Wehrmachtskimeisterschaft ausgetragen, zu der 29 Sonderzüge aus dem gesamten Deutschen Reich 10.000 Zuschauer brachten.

1949 kam die Idee beim Skiclub Neustadt auf, neben der Hochfirstschanze eine neue Großschanze ebenfalls als Natursprungschanze zu bauen. Der Deutsche Skiverband gab grünes Licht. Als Anfang 1950 die neue Großsprungschanze, die als K 80  Schanze konzipiert war, eingeweiht werden sollte, blieb der Schnee aus. Über 100 Lastwagen mussten den Schnee von der B 500 heranfahren, um das Einweihungsspringen trotz Regen zu ermöglichen. 15.000 Zuschauer konnten Sprünge bis zu 95 m verfolgen. Schon 1951 konnten die Nordischen Skimeisterschaften auf der neuen Großsprungschanze ausgetragen werden. Ab den 60er Jahren ging Georg Thoma mehrfach aus den verschiedenen Wettbewerben als Sieger hervor und stellte 1963 auch den Schanzenrekord von 94 m ein.

 

Mehrfach wurde die Großsprungschanze am Schanzentisch und im Anlauf umgebaut, um 1971 den jeweiligen K-Punkt auf 101 m, 1988 auf 113 m und 2000 auf den 125 m zu schieben. 1991 flog Jens Weissflog einen Schanzenrekord von 121 m. Neben der alten 1971 abgerissenen Hochfirstschanze, die als Mattensprungschanze gedient hatte, wurde 1992  die Fritz-Heitzmann als K 40 Mattensprungschanze gebaut.

 

Da die damalige Großschanze nicht mehr weltcuptauglich war, wurde sie 2000 auf den K Punkt 125 m als HS 142 Schanze für 3,5 Mio umgebaut. Ausschlaggebend für die Idee des Umbaus waren die erfolgreichen „Schwarzwaldadler“ (Martin Schmitt, Sven Hannawald, Dieter Thoma, Hansjörg Jäckle, Alexander Herr und Christof Duffner). Die einzige Naturgroßsprungschanze in Deutschland wurde in den FIS-Weltcup-Kalender aufgenommen. 2002 fand das erste Weltcupspringen erfolgreich statt. Bisher führten der Skiclub Neustadt, das Organisationskomitee und die Stadt Titisee-Neustadt insgesamt zehn Weltcup Skispringen aus und zwar in den Jahren 2001, 2002, 2003, 2005, 2007, 2013, 2015, 2016, 2017, 2020 und 2021 der Weltcup. Die Durchführung der Weltcup Springen in den Jahren 2002 und 2003 konnten nur durch eine Lieferung mehrerer Sattelschlepper Schnee vom schweizerischen Gotthard gewährleistet werden

 

Den offiziellen Schanzenrekord hält Domen Prevc (SLO) seit 2016 mit 148 m.  Die größte Weite sprang und stand jedoch Maximilian Mechler (GER) mit 150 m im Jahr 2011 während des Continental Cups. Da dieser aber kein Weltcup Skispringen war, wird diese Weite von der FIS nicht als Schanzenrekord gewertet. Da in Neustadt keine Aufstiegshilfe existiert, werden die Springer mit Kleinbussen zum Anlauf befördert. Um die Schanzenpräparation für das Weltcup Skispringen im Dezember 2013 wetterunabhängig zu machen und Schneemangel zu vermeiden, wurden im März desselben Jahres 10.000 m³ Maschinenschnee zur Schneeübersommerung hergestellt. Der so entstandene „Schwarzwaldgletscher“ erreichte eine Länge von 65 Metern, eine Breite von 26 Metern und eine Höhe von zehn Metern und dient der Sicherstellung der Welt-Cup-Turniere

Freitag, 14. Januar 2022

Was verbirgt sich hinter der Bekanntheit von Todtmoos?

 

Todtmoos 1909

Todtmoos liegt am Rande des Hotzenwaldes, 700 m hoch und an dem Zusammenfluss des Todten-, Rütebaches in die Wehra, hat rund 2.000 Einwohner, 13 Ortsteile, 500.000 Übernachtungen, von den vielen Tagesgästen und Wallfahrer ganz zu schweigen.

 

1255 soll der Leutpriester Dietrich von Rickenbach am Schönbühl zu Ehren der schmerzhaften Maria ein Kapelle aus Holz gebaut haben. Die Gegend wurde „totes-Moos“ genannt, da die ganze Gegend ein Waldsumpf war, aus dem giftige Dämpfe aufstiegen. Und dann diese Entwicklung 765 Jahre später?

 



Antriebsmotor dieser positiven Entwicklung war unbestritten die Wallfahrt, denn schon 1268 musste anstatt der Holzkapelle eine erste Kirche erbaut werden. Dies beförderte natürlich, dass die Pfarrei Todtmoos 1319 zum Kloster nach St Blasien kam. Auch zwei große Pestwallfahrten der Städte Freiburg (1427) und Basel (1439) mit 1.000 Wallfahrer, in deren Folge die Seuche zum Erliegen kam, halfen mit, den Ruf der wundertätigen Muttergottes weiter zu verbreiten. Die Wallfahrt zog Ströme von Pilgern zum Todtmooser Gnadenbild. Noch heute zieht es jährlich 40.000 Pilger zur 1628 erbauten und 1927/28 erweiterten Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau in Todtmoos“.

 

Das Heilklima des oberen Wiesentales führte schon dazu, dass die Äbte von St Blasien das Pfarrhaus von Todtmoos zu ihrer Sommerresidenz ausbauten. Aber nicht nur die Geistlichkeit wurde in diese Abgeschiedenheit gezogen, denn die bessere Erreichbarkeit von Todtmoos wurde erst 1852 durch die Wehratalstraße erreicht, die zuerst nur als Holzabfuhrweg diente. Davor war das Wehratal nicht passierbar gewesen. Der Zustrom der weltlichen Patienten oder Urlauber führte dazu, dass 1897 das Kurhaus „Luisenbad“ gebaut wurde. Und 1902 folgte schon das Sanatorium Wehrawald. Todtmoos wurde zum heilklimatischen Kurort erklärt und 2005 wurde der 1983 erbaute Kurpark modernisiert.

 

Mittlerweile hat sich Todtmoos zum Eldorado für Schlittenhunderennen etabliert. 1975 fand das erste Schlittenhunderennen statt, 1994 konnte sogar die Weltmeisterschaft ausgerichtet werden.

 

Aber auch die Umgebung lud die Urlauber ein. 1892 wurde die Hochkoppfhütte mit Aussichtsplattform auf dem 1263 m hohen Hochkopf eingeweiht. 1925 folgte der eigenwillige Hopfkopfturm, der 1982 als 3. Turm im Original nachgebaut wurde und einen herrlichen Blick über den südlichen Schwarzwald mit seinen Tälern ermöglicht.

 

Zwischen den Ortsteilen Rütte und Hintermoos stürzt sich der Rüttebach in drei Stufen 40 m in die Tiefe, davon 8 m als Einzelwasserfall.

 

Wie überall im Schwarzwald wurde auch im Ortsteil Mättle von 1798-1937 nach Erz –hier in dem Fall  Magnet- und Nickelkieserz- gegraben. Noch heute erinnert die Grube „Hoffnungsstollen“ daran. Seit 2000 ist sie als Besucherbergwerk zugänglich. Das Magneterz wurde in den Ortsteil Berghütte zur Vitriolhütte transportiert. Dort wurde Vitriol hergestellt, um Alaun, Ledergerbmittel,  Tinte  zu gewinnen.

 

Auch Glas wurde überall im Schwarzwald geblasen. So wurde auch im Ortsteil Glashütte von 1590 200 Jahre lang Glas geblasen bis das Holz alles verbraucht war. Noch heute erinnert der Glasberg im Ortsteil an jene Zeit.

 

Besuchsbergwerk Hoffungsstollen

 

 

Donnerstag, 6. Januar 2022

Was verbirgt sich hinter den Skisprungschanzen im Nordschwarzwald?

 

Skispringen Feldberg 1897

Nachdem sich um 1900 auch das Schneeschuhlaufen im Nordschwarzwald ausbreitete, die Höhenhäuser sich zu besseren Hotels entwickelten, setzte sich verstärkt der Wunsch nach dem Skispringen durch.

 

So wurde schon 1908 auf dem Kniebis die Sprungschanze am Eichelberg, beim heutigen Hotel Waldblick, eine K 15 Sprungschanze bis 1912 benutzt. 1909/10 folgte im Dorf Kniebis am Ochsenhang eine K 20 Schanze, die sogar bis 1948 existierte. Professionelle Wettbewerbe ließen nach und nach die 1929 erbaute K 25 Sprungschanze an der Abendwiese südlich der B 28 beim Dorf Kniebis zu. Sie wurde 1949 als eine K 40 Schanze  und nach und nach bis 1958 als K 60 Schanze jeweils neu gebaut.  1968 fand noch die Schwäbische Meisterschaft in der Nordischen Kombination statt.1969 brannte sie wegen einer Unachtsamkeit ab und wurde nicht mehr erneuert.

 

1922 wurde in Freudenstadt Christophstal beim Bärenschlössle die Schwarzwaldschanze als K 48 und später durch Umbauten als K 55 Schanze erweitert. Seit 1952 gab es Nachtspringen, das bis zu 3.000 Besucher anzog. 1953 fand die Deutsche Nordische Skimeisterschaft als letztes nationales Turnier statt. Die Holzkonstruktion gewährleistete nicht mehr die notwendige Sicherheit und wurde 1969 abgebrochen.

 

1909 wurde die Bergergrundschanze in Baiersbronn-Obertal als K 45 Schanze gebaut, 1952 modernisiert und 1972 wegen fehlender Schneesicherheit aufgegeben. Bis heute existieren noch Anfänger- und Kinderschanzen.

 

Anspruchsvoller waren die 1927 gebauten Murgtalschanzen in Baiersbronn-Mitteltal als K 65 und K 45 Schanzen. Die große Sprungschanze wurde 1951 gemäß den FIS-Bestimmungen umgebaut, 1953 konnten die Deutschen Nordischen Skimeisterschaften ausgetragen werden. Die Veranstaltung zog immerhin 35.000 Zuschauer an. Aber 1955 war die große Schanze nicht mehr sicher genug, die kleine Schanze folgte 1973. Beide wurden abgebaut.

 

Schon um die Jahrhundertwende gab es am Ruhestein kleine Sprunghügel. 1908 wurde die erste K 20 Schanze errichtet. Die große Ruhesteinschanze wurde 1924 eingeweiht, mehrfach umgebaut und schließlich als K 85 Schanze in Betrieb genommen. 1933 wurden die Deutschen Meisterschaften ausgerichtet. 2002 erhielt die Schanze eine Beschneiungsanlage. Seit 1996 wurden einige Wettbewerbe der B-Weltcup der Nordischen Kombination ausgerichtet. Neben der großen Sprungschanze gibt es noch eine K 60 Schanze und eine K 43, K 17 und K 7 Schanze. Die Großschanze benötigt allerdings 2,5 bis 3 Millionen Euro als Sanierungsaufwand für den Schanzentisch, Flutlichtanlage und Keramik-Spuren im Anlauf, um den Schneemangel auszugleichen. Im Haushaltsplan von Baden-Württemberg waren dafür keine Mittel mehr vorgesehen.

 

Auf dem Gebiet Ruhestein nahe beim Schliffkopf wurde 1924 eine K 65 Schanze gebaut. Nach Streitereien zwischen dem Schneeschuhverein und der Forstdirektion wurde die Vogelskopfschanze abgerissen.

 

Bereits 1920 wurde beim Hundseck eine K 20 Schanze gebaut. Die Nordschwarzwaldschanze entstand 1951 als K 62 Schanze, auf der internationale Wettbewerbe ausgetragen wurden. 1976 wurde die Schanzenanlage nach den Vorgaben der FIS umgebaut. Es fand jedoch kein einziger Wettkampf statt, die Anlage ist mittlerweile abgerissen.

 

In Ortsteil Bad Griesbach wurde die 1954 gebaute Kreuzkopfschanze als K 60 Schanze 1966/67 mit Matten belegt. Daneben gibt es noch eine K 28 und K 10 Schanze. Die Großschanze besitzt eine Porzellananlaufspur. Seit 1968 gibt es das alljährliche Mattenspringen, das seit 1989 unter der Schirmherrschaft von Georg Thoma steht und bis heute als alleinige Sprungschanze in Betrieb ist.

 

Im Ortstal Bad Peterstal wurde 1978 die Bühlhofschanze als K 28,5 Schanze gebaut. Aber auch sie ist mittlerweile abgerissen.

 

Die Musik in Sachen Skispringen spielen sich auf den Schanzen in Schonach, Neustadt und Hinterzarten ab. Der Nordschwarzwald wurde zum Eldorado der Langläufer.