Freitag, 24. April 2020

Was verbirgt sich hinter den Schanzen des Schwarzwaldes?


Röschenschanze Zuflucht

Die Schanzen ziehen sich mit mehreren Linien durch den Schwarzwald. Sie wurden zumeist im 17./18. Jahrhundert angelegt und dienten als Verteidigungslinie bis Anfang des 19. Jahrhunderts gegen einfallende reformierte Truppen allgemein als Schweden bezeichnet und später vor allem französischen Truppen. Die Schanzen bestehen aus Gräben und aus aufgeschütteten oder befestigten Wällen, die mit sternförmigen oder viereckigen Schanzen oder auch Redouten genannt, verbunden waren.



Eine ältere Linie verläuft von Säckingen über den Hotzenwald nach St Blasien, Feldberg, Hohwart (Breitnau), Thurner, Gütenbach, Prechtal, Hausach zum Kniebis. Von dort über den Schramberg über Raumünzach, dem Murgtal entlang, Dobel und Neueunbürg.



Eine neuere Linie, die den Schwarzwald westlicher schützt, beginnt am Feldberg (Todtnauer Hütte), Schauinsland nach Freiburg. Von dort über den Roßkopf, Kandel, hinunter ins Simonswälder Tal, das beim Griesbach gekreuzt wird, Martinskapelle, Rohrhardsberg, oberes Prechtal, Hornberg, Markgrafenschanze, Schondelhöhe, Moosenmättlegebiet, Liefersberg, Kreuzung des Kinzigtales, Gebiet von St Roman, Kniebis, Schramberg (über Raumünzach), Kaltenbronn und endet in Dobel.



Die Verteidigungslinien zeigen als Schanze folgendes Profil: Verhau ein meist 100 m tiefes Hindernis aus Ästen und Gestrüpp oder gefällten ganzen Bäumen, einem Graben mit anschließendem hohen Graben, der auch als Brustwehr diente. Dahinter befanden sich Wege, die ein schnelles Verschieben der Landwehren ermöglichten. In unregelmäßigen Abständen waren die Verteidigungslinien mit viereckigen seltener mit sternförmigen Schanzen oder Redouten teilweise mit Wachttürmen verbunden. Die großen Schanzen waren vor allem bei den Verteidigungsbrennpunkten angelegt. Die Verteidigungslinien waren nicht laufend besetzt sondern bei Alarm durch die Landwehr aus den näher gelegenen Dörfern zu besetzen. Die Aufgabe war zumeist den Feind aufzuhalten bis die oft schlecht ausgerüsteten Truppen der deutschen Länder angerückt kamen. Für die zumeist gut ausgerüsteten und trainierten französischen Truppen waren sie kein großes Hindernis. Die Verteidiger flüchteten oft ohne ernstlichen Widerstand.



Noch heute begegnet dem Wanderer auf vielen Berghöhen die noch deutlichen erkennbaren Schanzen. So auf dem Wiedener Eck, Rohrhardsberg mit dem Gasthaus Schwedenschanze, beim Büchereck im oberen Prechtal, südlich davon die Hirschlachschanze auf dem Westweg, die Schloßschanze bei Hornberg. „Auf der Schanz“ als Übergang vom Welschensteinacher Tal zum Prinzbachtal, die Alexanderschanze auf dem Kniebis von 1734, die Schwedenschanze links der L 92 nach Oppenau, nicht weit davon die Schwabenschanze bzw Röschenschanze nach dem württembergischen Major Rösch von 1794 auf dem Rößbühl bei der Zuflucht und die Manslohschanze bei Kaltenbrunn erbaut 1663, erweitert 1736.



Schanzen Hausach 1690
Aber auch die Zugangstäler waren durch Schanzen geschützt. Das Kinzigtal wurde an  engen Stellen in Gegenbach und in Hausach bei den Tennisplätzen durch sie geschützt. So auch das Gutachtal bei Hornberg mit der Markgrafenschanze. Das Dreisamtal durch den Sperrriegel der Festung Freiburg mit Schloßberg und Rosskopf Linie sowie die Engstelle beim Hirschsprung als natürliche Sperre. Das Wagensteig Tal mit seinen Schanzen beim Thurner und dem Hohlengraben schützten diesen Übergang.


Freitag, 17. April 2020

Was verbirgt sich hinter 900 Jahre St Märgen?


St Märgen, ein heilklimatischer Kur- und Wallfahrtsort, liegt auf rund 900 m Höhe über St Peter und hat rund 1900 Einwohner. Die Hälfte dieser ist über Täler und Höhen des 3.300 ha großen Gemeindebezirkes in kleinen Ansiedlungen, Hofgruppen oder Erbhöfen verteilt.



Wie die ehemalige Klosterkirche heute noch dokumentiert, war der Beginn 1115/18 mit der Klostergründung. Der Straßburger Dompropst Bruno etablierte das Augustiner-Chorherren Stift Maria-Zell später St Märgen, um dem nahe gelegenen benediktinischen Kloster St Peter dessen Einfluss zurückzudrängen. Das raue Klima, die Abgeschiedenheit, die deutsche Sprache setzten den französischen Chorherren zu. Viele französische Chorherren zogen wieder zurück nach Frankreich. Streit mit den Nachbarn aber auch durch Betrug, Gewalt und sogar Mord wurde das Kloster schikaniert. Verheerende Brände (1284, 1430, 1560 und 1704) setzten dem Kloster stark zu. 1462 wurde nach dem verheerenden Brand von 1430 von Abt Johannes und Konvent beschlossen, das Klostergut und Gemeinde St Märgen an die Stadt Freiburg zu verkaufen. Zurück blieben ein Chorherr als Pfarrer und die wieder aufgebaute Kirche.



Mit dem Kauf des Klosters, dessen Preis von Freiburg nie bezahlt wurde, fielen auch die großen Klosterwaldungen an die Stadt Freiburg. Als im 16. Jahrhundert der Brennholzbedarf in Freiburg nicht mehr zu decken war, wurde der Wagensteigbach als Floßstraße ausgebaut und innerhalb 30 Jahren war der gesamte Klosterwald im hinteren Wagensteigtal abgeholzt. Daher der Name „Holzschlag“. Der gleiche Kahlschlag wiederholte sich 1824, erst das Badische Forstgesetz machte 1833 derartiger Waldzerstörung ein Ende.



Auch die Verteidigungslinie von Säckingen nach Pforzheim des 17. /18. Jahrhunderts gegen die Franzosen ging von der Ramshalde bis zum Hohlen Graben über das Gebiet von St Märgen. Auch sie führt zu erheblichen Kahlschlägen der Waldungen.



1699 konnte der Meierhof in St Märgen zurückerworben werden. Damit begann der Wiederaufbau des Klosters und 1715 konnte die Gnadenmadonna wieder zurückgeführt werden. 1806 wurde das Kloster aufgehoben und fiel mit all seinen Besitztümer an das Großherzogtum. Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1718 errichtet und musste nach einem Brand 1907 innen völlig restauriert werden und dient heute als Ortskirche.



Das Gesetz über die geschlossenen Hofgütern sollte die Zersplitterung der bäuerlichen Anwesen verhindern. Von 83 Wohnplätzen wurden 76 zu geschlossenen Hofgütern erklärt. Der Ortsteil Glashütte, der früher die Glashütte von St Peter beherbergte und Wildgutach, die die Gemeinde Hinterstrass zusammen gebildet hatten, wurde 1936 eingemeindet.



Ranken Mühle
Bekannt ist St Märgen nicht nur wegen seiner gut erhaltenen alten Mühlen sondern auch als Wiege der Schwarzwälder Uhr: Um 1660 bauten die Brüder Georg und Mathias Kreutz auf der Rödeck bzw Lorenz Frey  in der Spritzen die ersten Waaguhren nach. Die St Märgener Füchse, eine alte Schwarzwälder Pferderasse, wird hier noch gezüchtet. Alle drei Jahre findet das bekannte Roßfest statt.




Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte der Fremdenverkehr erste Bedeutung in St Märgen, dessen Haupterwerbszweig zuvor die Land- und Forstwirtschaft war. 1973 wurde St Märgen staatlich anerkannter Luftkurort und verzeichnet heute weit über 100.000 Übernachtungen im Jahr.


Samstag, 11. April 2020

Was verbirgt sich hinter dem Zweribachwerk im Simonswälder Tal?



Plattensee

Im oberen Simonswälder Tal liegt wenig bekannt einer der schönsten und wildesten Wasserfälle des Schwarzwaldes: Die Zweribachwasserfälle. Wer die mehrere hundert Meter hohen Wasserfälle bestiegen hat, ist erstaunt, dass er oben auf der Höhe, der Platte, einen Stausee vorfindet.



Das 1.000 m hohe Gebiet liegt im Windschatten des Kandels und zeichnet sich durch 1.800 mm Niederschlag im Jahr aus. Handwerksbetriebe und vor allem die aufkommende Industrie allen voran Gütermann in Gutach im Elztal verlangten nach Strom. Das Ingenieurbüro Ludin in Karlsruhe entwarf den Plan eines Pumpspeicherkraftwerkes 1923 als eines der ersten seiner Art in der Weimarer Republik.



Als Obersee sollte der Plattensee mit 10.200 m³ dienen. Mit dem das Wasser des Zweribaches und seiner Nebenflüsse aus einer Fläche von 2,35 km² sollte der See gestaut werden. Als Untersee sollte die Wildgutach dienen. Der Textilfabrik Gütermann ließ den Plan 1924 in die Tat umsetzen. Über sieben Monaten musste in dem steilen und unwegsamen Gelände die 3,5 t schweren und 12 m langen Rohre verlegt werden. Eine Hochdruckrohrleitung über 2,5 km verbindet Plattensee mit dem Kraftwerk im Wildgutachtal. Ganzjährig rauschen 112 l/s mit einem Höhenunterschied von 462 m ins Tal.



Der vorgesehen Pumpbetrieb (halbe Kraftwerksleistung), der Wasser nachts oder sonntags hochpumpen sollte, konnte nach kurzer Zeit wieder ausgebaut werden, da genügend Wasser ganzjährig zur Verfügung stand und die Zweribachwasserfälle immer genügend Wasser als Touristenattraktion zur Verfügung haben.



Schon um 1900 wurde vom Sternenwirt Josef Stratz in Wildgutach das Sägewerk mit Wasserkraft betrieben. Er konnte sogar die Uhrenindustrie in Gütenbach mit Strom mit beliefern. 1915 schlossen die Gemeinden Altsimonswald und Obersimonswald Stromablieferungsverträge mit Gütermann ab. 1916 folgte Untersimonswald, 1928 waren große Teile des Elz- und Simonswäldertales durch das Zweribachkraftwerk mit elektrischen Licht und Energie versorgt.



Durch die Umstrukturierung der Firma Gütermann und den Verkauf der Familienanteile kam auch das Zweribachkraftwerk in andere Hände. Seither ist ein Stefan Schweighöfer Besitzer des Kraftwerkes.

Zweribachwassefälle






Freitag, 3. April 2020

Was verbirgt sich hinter der Alten Weinstraße?


In Gernsbach-Scheuern weist ein Schild auf den Beginn der Alten Weinstraße hin. Das Murgtal lädt zwar als Trichter zum Zugang in und auf den Schwarzwald ein. Aber schon bei Hörden war Schluss, denn die felsigen Ufer der Murg ließen kein Durchkommen im Murgtal zu. Deswegen gab es schon im 11. Jahrhundert- es gibt sogar Hinweise auf die Römerzeit- eine Verbindung von Gernsbach zum Kloster Reichenbach und ins Schwabenland hinein.



Von Gernsbach führt die Alte Weinstraße steil bergauf über den Fechtenbuckel zur Illertkapelle und dann zum Ahornwasen unterhalb der Teufelsmühle auf 900 m zu. Mit 10 bis 12 km hatte sie 650 Höhenmeter zu überwinden. Auf der Höhe zieht sie sich um den Langmartskopf herum, Kreuzlehütte, Schwarzmiß ins Naturschutzgebiet des Holoh. Turm und See werden dabei umgangen. Immer auf gleicher Höhe über den Toten Mann, Schramberg, Redoutte und Richtung Besenfeld führt die Verbindung und von dort zum Hilpertsberg an der „Burschigen Fichte“ vorbei nach Freudenstadt. Einige Querwege ermöglichen den Abstieg ins Murg- oder Enztal.



Die Grafen von Eberstein, die sich 1272 auf Schloß Eberstein bei Gernsbach niederließen, hatten strategische Interessen an der Alten Weinstraße. Durch sie wurde Gernsbach zum Marktort an einem wichtigen Handelsweg ausgebaut. Sie übernahmen 1339 die Schutzvogtei über das Kloster Reichenbach. Besenfeld war bis 1421 ebersteinisch.



Auf der Alten Weinstraße wurde, wie der Name schon sagt, vor allem Wein aus dem Elsaß und Rheintal ins Schwabenland transportiert. Als an heißen Tagen immer wieder Wein fehlte, wurde dazu übergangen, diesen bei der Ankunft zu versteigern. Das Risiko trug ab da der Transporteur, der nun darauf achten musste, dass unterwegs nichts abgezapft wurde. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges mussten die Transporte durch bewaffnete Soldaten geschützt werden. Auf dem Rückweg wurde Salz, Tuch und Holz transportiert. Aber auch Viehhändler waren unterwegs, wenn sie die Viehmärkte im Badischen oder Württembergischen besuchten. Noch heute erinnert der Metzgerstein zwischen dem Ahornsattel und der Langmartskopfhütte an den Mord zweier Brüder 1817, die auf dem Viehmarkt von Berneck Vieh kaufen wollten und ausgeraubt wurden.



Aber auch militärisch war die Alte Weinstraße von Bedeutung. Sie wurde von französischen Truppen als Aufmarschroute benutzt, um in Württemberg einzufallen. Die Schanze bei der Redoutte  und die Manslohschanze im Kaltenbronn erinnern als Verteidigungsanlagen  noch an jene Zeit.



Erst mit dem Ausbau des Murgtales, das 1793 durchgängig befahrbar war, ging die Bedeutung der Alten Weinstraße nach und nach zurück. Sie diente immer noch dem Grenzverkehr zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden wie der Metzgerstein bezeugt. Sie verfiel nach und nach bis Ende des 19. Jahrhunderts die Forstverwaltung Besitz ergriff und die Alte Weinstraße zu Forstwegen ausbaute.