Freitag, 3. April 2020

Was verbirgt sich hinter der Alten Weinstraße?


In Gernsbach-Scheuern weist ein Schild auf den Beginn der Alten Weinstraße hin. Das Murgtal lädt zwar als Trichter zum Zugang in und auf den Schwarzwald ein. Aber schon bei Hörden war Schluss, denn die felsigen Ufer der Murg ließen kein Durchkommen im Murgtal zu. Deswegen gab es schon im 11. Jahrhundert- es gibt sogar Hinweise auf die Römerzeit- eine Verbindung von Gernsbach zum Kloster Reichenbach und ins Schwabenland hinein.



Von Gernsbach führt die Alte Weinstraße steil bergauf über den Fechtenbuckel zur Illertkapelle und dann zum Ahornwasen unterhalb der Teufelsmühle auf 900 m zu. Mit 10 bis 12 km hatte sie 650 Höhenmeter zu überwinden. Auf der Höhe zieht sie sich um den Langmartskopf herum, Kreuzlehütte, Schwarzmiß ins Naturschutzgebiet des Holoh. Turm und See werden dabei umgangen. Immer auf gleicher Höhe über den Toten Mann, Schramberg, Redoutte und Richtung Besenfeld führt die Verbindung und von dort zum Hilpertsberg an der „Burschigen Fichte“ vorbei nach Freudenstadt. Einige Querwege ermöglichen den Abstieg ins Murg- oder Enztal.



Die Grafen von Eberstein, die sich 1272 auf Schloß Eberstein bei Gernsbach niederließen, hatten strategische Interessen an der Alten Weinstraße. Durch sie wurde Gernsbach zum Marktort an einem wichtigen Handelsweg ausgebaut. Sie übernahmen 1339 die Schutzvogtei über das Kloster Reichenbach. Besenfeld war bis 1421 ebersteinisch.



Auf der Alten Weinstraße wurde, wie der Name schon sagt, vor allem Wein aus dem Elsaß und Rheintal ins Schwabenland transportiert. Als an heißen Tagen immer wieder Wein fehlte, wurde dazu übergangen, diesen bei der Ankunft zu versteigern. Das Risiko trug ab da der Transporteur, der nun darauf achten musste, dass unterwegs nichts abgezapft wurde. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges mussten die Transporte durch bewaffnete Soldaten geschützt werden. Auf dem Rückweg wurde Salz, Tuch und Holz transportiert. Aber auch Viehhändler waren unterwegs, wenn sie die Viehmärkte im Badischen oder Württembergischen besuchten. Noch heute erinnert der Metzgerstein zwischen dem Ahornsattel und der Langmartskopfhütte an den Mord zweier Brüder 1817, die auf dem Viehmarkt von Berneck Vieh kaufen wollten und ausgeraubt wurden.



Aber auch militärisch war die Alte Weinstraße von Bedeutung. Sie wurde von französischen Truppen als Aufmarschroute benutzt, um in Württemberg einzufallen. Die Schanze bei der Redoutte  und die Manslohschanze im Kaltenbronn erinnern als Verteidigungsanlagen  noch an jene Zeit.



Erst mit dem Ausbau des Murgtales, das 1793 durchgängig befahrbar war, ging die Bedeutung der Alten Weinstraße nach und nach zurück. Sie diente immer noch dem Grenzverkehr zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden wie der Metzgerstein bezeugt. Sie verfiel nach und nach bis Ende des 19. Jahrhunderts die Forstverwaltung Besitz ergriff und die Alte Weinstraße zu Forstwegen ausbaute.