In Gernsbach-Scheuern weist ein
Schild auf den Beginn der Alten Weinstraße hin. Das Murgtal lädt zwar als
Trichter zum Zugang in und auf den Schwarzwald ein. Aber schon bei Hörden war
Schluss, denn die felsigen Ufer der Murg ließen kein Durchkommen im Murgtal zu.
Deswegen gab es schon im 11. Jahrhundert- es gibt sogar Hinweise auf die
Römerzeit- eine Verbindung von Gernsbach zum Kloster Reichenbach und ins
Schwabenland hinein.
Von Gernsbach führt die Alte
Weinstraße steil bergauf über den Fechtenbuckel zur Illertkapelle und dann zum
Ahornwasen unterhalb der Teufelsmühle auf 900 m zu. Mit 10 bis 12 km hatte sie
650 Höhenmeter zu überwinden. Auf der Höhe zieht sie sich um den Langmartskopf
herum, Kreuzlehütte, Schwarzmiß ins Naturschutzgebiet des Holoh. Turm und See
werden dabei umgangen. Immer auf gleicher Höhe über den Toten Mann, Schramberg,
Redoutte und Richtung Besenfeld führt die Verbindung und von dort zum Hilpertsberg
an der „Burschigen Fichte“ vorbei nach Freudenstadt. Einige Querwege
ermöglichen den Abstieg ins Murg- oder Enztal.
Die Grafen von Eberstein, die
sich 1272 auf Schloß Eberstein bei Gernsbach niederließen, hatten strategische Interessen
an der Alten Weinstraße. Durch sie wurde Gernsbach zum Marktort an einem
wichtigen Handelsweg ausgebaut. Sie übernahmen 1339 die Schutzvogtei über das
Kloster Reichenbach. Besenfeld war bis 1421 ebersteinisch.
Auf der Alten Weinstraße wurde,
wie der Name schon sagt, vor allem Wein aus dem Elsaß und Rheintal ins
Schwabenland transportiert. Als an heißen Tagen immer wieder Wein fehlte, wurde
dazu übergangen, diesen bei der Ankunft zu versteigern. Das Risiko trug ab da
der Transporteur, der nun darauf achten musste, dass unterwegs nichts abgezapft
wurde. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges mussten die Transporte durch
bewaffnete Soldaten geschützt werden. Auf dem Rückweg wurde Salz, Tuch und Holz
transportiert. Aber auch Viehhändler waren unterwegs, wenn sie die Viehmärkte
im Badischen oder Württembergischen besuchten. Noch heute erinnert der
Metzgerstein zwischen dem Ahornsattel und der Langmartskopfhütte an den Mord
zweier Brüder 1817, die auf dem Viehmarkt von Berneck Vieh kaufen wollten und
ausgeraubt wurden.
Aber auch militärisch war die
Alte Weinstraße von Bedeutung. Sie wurde von französischen Truppen als
Aufmarschroute benutzt, um in Württemberg einzufallen. Die Schanze bei der
Redoutte und die Manslohschanze im
Kaltenbronn erinnern als Verteidigungsanlagen noch an jene Zeit.
Erst mit dem Ausbau des Murgtales,
das 1793 durchgängig befahrbar war, ging die Bedeutung der Alten Weinstraße
nach und nach zurück. Sie diente immer noch dem Grenzverkehr zwischen dem
Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden wie der Metzgerstein
bezeugt. Sie verfiel nach und nach bis Ende des 19. Jahrhunderts die
Forstverwaltung Besitz ergriff und die Alte Weinstraße zu Forstwegen ausbaute.