Freitag, 16. Februar 2024

Was verbirgt sich hinter dem Schramberger Ortsteil Sulgen?

Sulgen, _Sulgau und _Schramberg

Das Geschlecht der Falkensteiner übte im frühen 15. Jahrhundert die Herrschaft über Schramberg aus. Sie besaßen auch sieben Höfe auf dem Sulgen und vier in Schönbronn. Diese Höfe verkauften sie durch wirtschaftlichen Niedergang , Familienzwistigkeiten und erfolglose Fehden geschwächt, im Jahr 1444 an Graf Ludwig von Württemberg, der seit geraumer Zeit im Raum Hornberg Fuß gefasst hatte. Da die Herrschaft Falkenstein damals bereits geteilt war, gelangte allerdings nicht der gesamte falkensteinsche Besitz an Württemberg. Der Teilhaber Jakob von Falkenstein veräußerte im Jahr 1449 den Rest der Herrschaft an seinen Schwiegervater Hans von Rechenberg, darunter auch Güter auf dem Sulgen, so dass nun der Sulgen zwischen den Häusern Rechenberg und Württemberg geteilt war. Der Rechenberger Besitz kam durch verschiedene Hände, bis er 1583 an das Hause Österreich kam. Die folgenschwere Teilung des Weilers Sulgen sollte bis 1934 bestehen bleiben.

Die württembergischen Bauern auf dem Sulgen wurden in der Folgezeit mit denen von Schönbronn und Weiler zu einem Stab „Sulgau“ zusammengefasst und dem Amt Hornberg unterstellt. Der folgenschwerste Meilenstein des 16. Jahrhunderts in Württemberg war die Einführung der Reformation unter Herzog Ulrich im Jahr 1535. Damit endete allerdings die soziale Klammer einer zusammengehörenden Pfarrei, denn der Ortsteil Sulgau wurde evangelisch und der Ortsteil Sulgen blieb wie Schramberg katholisch. Sie lagen nur 1km auseinander. Es war hiermit nicht nur eine herrschaftliche Trennung sondern auch eine fortschreitende konfessionelle Trennung. 1558 wurde von der Herrschaft Schrambergs der selbstständige Stab „Sulgen“ geschaffen.

Das Problem, das sich aus der Herrschafts- und Konfessionsspaltung ergab, war für die Sulger und Sulgauer Bauern die gemeinsame Nutzung der Kirche. Den württembergischen Untertanen stand ein Drittel des Pfarrsatzes und des Heiligeneinkommens zu. Württemberg entschärfte diesen Konflikt, in dem sie 1583 die lutherische  Pfarrei Weiler gründete, die auch für Schönbronn und Sulgau zuständig war. Allerdings bedeutete dies für die Sulgauer Bauern einen zweistündigen Marsch zum Gottesdienst. Die einzige Erleichterung, die die Obrigkeit zugestand, war, dass einmal im Monat der evangelische Pfarrer von Weiler kam und im Bären bis 19. Jahrhundert Gottesdienst hielt.

Durch die Neuordnung von Napoleon wurde 1805 Sulgau sowie Sulgen wie auch Schramberg ebenfalls dem damaligen Herzogtum Württemberg zugeschlagen. Dennoch war es nicht möglich, die beiden Gemeinden zu vereinigen. Die Gemeinde Sulgen baute 1825/26 eine neu Kirche, während Sulgau dies 1835 endlich erreichte, dass eine evangelische Kirche in Schönbronn, erheblich näher als das frühere Weiler, gebaut werden konnte. Ähnlich verhielt es sich mit dem Bau des Schulhauses. 1872 errichtete Sulgau ein Rat-Schulhaus, während Sulgen schon 1843 ein erstes Schulhaus errichtete.

1920 beantragte Sulgen den Zusammenschluss mit Schramberg. Für Schramberg gab es aber nur den Weg eines Zusammenschluss der beiden Gemeinden Sulgen und Sulgau und dann erst den Anschluss an Schramberg. Aber die Emotionen kochten immer sofort hoch, zusätzlich war Schramberg nicht bereit sich an der Wasserversorgung auf dem Berg zu beteiligen. Insofern gingen die beiden Gemeinden diese Investition 1926/28 zunächst an. Eine Eingliederung war trotz mehrerer Anläufe nicht möglich. Erst den Nazis war es möglich im Interesse eines zentralistischen Staates 1934 einen Vereinigungsvertrag durchzusetzen. Nach weiteren, zähen Verhandlungen wurde erreicht, dass die Gemeinde unter dem Namen „Sulgen“ endlich vereint sowie Sitz der Verwaltung ebenfalls Sulgen wird. Die Eingemeindung nach Schramberg  wurde dann 1939 vollzogen.

Sulgau vorne, Sulgen hinten 1929


Freitag, 9. Februar 2024

Was verbirgt sich hinter dem Titisee als Pumpspeicher?

Feldsee

Der Titisee als bekanntester See im Schwarzwald ist sicherlich auch der stärkste Magnet des Schwarzwaldtourismus. Er wurde 1111 erstmals urkundlich erwähnt. Jahrhunderte war er verkehrsabgelegen von dunklen Tannenwälder umsäumt, oft unheimlich, daher sagenumwoben. Erst der Straßenbau um 1885, die Höllentalbahn 1887 und 1926 die Dreiseeenbahn erschlossen den See für den Fremdenverkehr.

Der Titisee ist ein Überbleibsel des 16 km langen Bärentalgletschers von vor 40.000 Jahren. Der spätere Rückzug des Gletschers legte die Ausschürfungen des Titisee-Zungenbeckens frei.

Der See mit einer Länge von 1,8 km, 750 m Breite und 40 m Tiefe wird heute vom Seebach gespeist. Dieser entspringt ursprünglich in der Hochmulde des Grüble unterhalb des Seebucks und fällt 62 m tief über den Feldseewasserfall in den Feldsee. Zusätzlich entwässert der Sägenbach kommend vom Baldenweger Buck in diesen. Aus dem Feldsee fließt der Seebach in den Titisee.

Als Ender der 20er Jahre des 20. Jahrhundert die Pläne für den Schluchsee und dessen Pumpspeicherwerk konkrete Pläne annahmen, wurde auch der Titisee in die Überlegungen der Wasserzufuhr für den Schluchsee mit einbezogen. Denn schon 1863 wurde mit dem Straßenbau nach Lenzkirch eine erste feste Schleuse am Ausfluss des Titisees eingebaut. Diese wurde 1876 bei einer Straßenveränderung um 75 cm erhöht. Damit sollte das Wasser des Titisees um 65  cm abgesenkt werden können. Gleichzeitig sollte eine Aufstauung 40 cm über den normalen Wasserspiegel möglich werden. Dies hatte natürlich einen Aufschrei der Entrüstung der Bevölkerung hervorgerufen. Das malerische, idyllische und teilweise unberührte Ufer des Titisees sollte entweder überspült oder als weit verbreiterter brauner Schlammstreifen sichtbar werden. Beim flachen Seebacheinlauf würde das Moor bis zu 3 km überspült werden. Auch der Vorschlag der Schluchsee AG  den See vom 1. Juni bis 15. September nicht unter die jetzige Stauschwelle zu senken, konnte die Gemüter beruhigen. Für die Hotels und den aufkommenden Tourismus ein nicht zu akzeptierender Zustand.

Um das Problem des schwankenden Wasserstand am Titisee zu umgehen, wurde am Ausfluss des Feldsee 70% des Wassers des Seebachs in einem 10 km langen verdeckten Hangkanal am Osthang des Feldbergs und Bäremtal 1934 gebaut und das Wasser dem Windgefällweiher zugeführt. 1895 war er schon zur heutigen Größe aufgestaut worden. Das Schluchseewerk übernahm den Windgefällweiher 1929, um das Wasser 1932 über einen offenen Überleitungkanal durch das Haslachtall dem Schluchsee zu zuführen zu können.

Deswegen verlässt die Gutach als kleiner Wiesenbach den Titisee. Auch der Wanderer der Wutachschlucht wundert sich über das friedliche Wässerchen der Wutach, die eigentlich als wilde Gutach sich in die Tiefe des Gesteins über Jahrhunderte gefressen haben soll.

Titisee