Samstag, 31. März 2018

Was verbirgt sich hinter dem Teufelstein des ehemaligen Kloster St Ulrich?



Von Bollschweil  im Hexental südlich Freiburg führt die Landstraße 3,4 km nach St Ulrich. Hier im Hof des ehemaligen Klosters neben der noch zum Gottesdienst genutzten Kirche Peter und Paul steht ein „Brunnentrog“. Über zweieinhalb Meter Durchmesser und gut 8 Tonnen schwer, ein ehemaliges Taufbecken. Das ehemalige Klostergebäude beherbergt heute die Landvolkhochschule.



Die Klostergründung geht auf den heiligen Ulrich von Regensburg zurück, der 1087 von Cluny kam. Nachdem Ulrich 1093 starb und in seinem Kloster beerdigt wurde, begann seine große Verehrung und viele Wundertaten geschahen durch Anrufung des heiligen Ulrichs. Im Jahre 1740 wurde von Peter Thumb eine Barockkirche gebaut, deren Raum mit ornamentalem Stuckdekor sowie Wand- und Deckenfresken im Rokokostil ausgestaltet ist. 1987 wurde der Innenraum grundlegend restauriert und eine Metzler Orgel eingebaut. Aus der Vorgängerkirche stammt die Madonna mit dem Kind, die um 1310 entstand.



Die Kirche ist Peter und Paul geweiht (Patrozinium 29.6.) und der Ort dem heiligen Ulrich (Patrozinium 14.7.) Hauptfest ist der Ulrichstag.



Die Sage behauptet nun, dass der hl Ulrich, der Gründer des Klosters 1087, den „Teufelstein“ persönlich vom Teufel geschenkt bekam. Übrigens 1806 wurde das Kloster säkularisiert,  die Klosterkirche diente forthin als Pfarrkirche.



Der heilige Ulrich hatte sein kleines Kloster im Möhlingrunde aufgebaut und wünschte nun noch einen steinernen Trog zu dem Brunnen. In dem Talgrunde selbst konnte er keinen tauglichen Stein auffinden und von anderswoher wegen der Enge des Tales keinen kommen lassen. Da schlief er eines Abends im Freien ein. Im Traum erblickte er auf dem Meeresgrunde einen runden Sandsteinblock, der schien ihm zu einer Brunnenschale wie gemacht.



Als St Ulrich erwachte, war es Morgen. Da kam ein Jäger des Weges daher und unterhielt sich mit dem heiligen Ulrich. Als der den Traum des Heiligen und sein Verlangen nach dem Steinblock erfahren hatte, erbot er sich, diesen noch vor Abend herbeizuschaffen, wenn Ulrich ihm dafür seine Seele verschreibe. Da wusste der Heilige, mit wem er es zu tun hatte und sagte: „Um neun will ich Messe lesen. Wenn du den Stein vor der Wandlung zum Kloster geschafft hast, will ich nach meinem Tode dein eigen sein. Bringst du aber den Stein erst nach der Wandlung, so gehört er mir und ich nicht dir!“ Mit diesem Vorschlag war der Teufel zufrieden und eilte von dannen.



Zur festgesetzten Zeit las der Heilige die Messe und bat Gott um Beistand gegen den Bösen. Unterdessen schwebte der Teufel mit dem Block auf dem Kopfe heran. Aber in der Ferne tönte ihm schon das erste Läuten zur Wandlung entgegen, und bei seiner Ankunft auf dem Berg Geiersnest erklang das zweite. Da warf der Teufel voll Grimm den Stein ins Tal hinab und fuhr brüllend davon. Als Ulrich aus der Kirche kam, sah er mit Freuden den Block beim Kloster liegen. Er ließ aus ihm von seinen Mönchen das kunstreiche Becken mit den Heiligenbildern hauen, in das sich noch heute der Brunnen ergießt.



Heute noch trägt die Schale den Namen „Teufelsstein“


Freitag, 23. März 2018

Was verbirgt sich hinter dem Palmsonntag?



Palmkönig 1925 Wolfach

Hansjakob erzählt über diesen Tag: Da hatten wir in den Wäldern der Heimat einige zuvor die Stechpalmen geholt, schlanke Fichten gehauen und geschält, in den Gärten den „Fesenbaum“ (Thuja) beraubt, an den Bächen Haselruten geschnitten, um einen „Palmen“ zu machen.



Am Sonntag früh, beim zweiten Glockenzeichen, zogen wir mit unseren Palmen, an den haushohen Fichtenstangen sie tragend, dem Kirchplatz zu. In diesem Moment lag die ganze selbstbewusste Knabenseele im „Palmen“. Herr Gott! Mit welchem Stolz ward bei jedem Schritt an der Stange hinaufgeschaut, und wie des Nebenmenschen Palmen gemessen und fixiert, wenn alle vor der Kirche versammelt waren! Jeder wollte den schönsten und längsten Palmen haben, und oft kam’s in diesem Wettstreit zur Palmenschlacht; der eine hieb auf den anderen mit seinem stolzen Besen ein, und es entstand ein Höllenspektakel unter den Palmenträgern. Erst das Erscheinen des Pfarrers unter der Kirchentür, um die Zeremonie des Segnens vorzunehmen, trennte die Kämpfer. Aber jetzt rauschten die Palmen nochmals durcheinander, jeder wollte den meisten Segen und die größte Fülle von Weihrauch und Weihwasser auf seinen Liebling haben, und bis vor die Nase des Priesters  hin stritten die Palmenköpfe um den Vorrang. So Hansjakob in seinem Buch „Jugendzeit“.







Schon im Februar sammeln die Buben im Rench- und Kinzigtal die roten Beeren der Stechpalme. Vor dem Palmsonntag werden diese dann auf Blumendraht aufgezogen und die religiösen Monogramme gestaltet. Man erblickt die Buchstaben JHS, die Wörter Jesus und Maria, köstliche Kronen und manchmal sogar die Marterwerkzeuge. Aber auch Symbole von Glaube, Hoffnung und Liebe: Kreuz, Anker und Herz. An ihrem oberen Ende tragen sie ein Büschel aus Buchs, Stechpalmen, Wachholder und Sevenzweigen.



Die Sitte der Palmweihe hat den Sinn Unheil und Gefahr, dämonische Einflüsse und Krankheiten fernzuhalten. Daher werden die Palmen nach der Weihe im Hause an der Giebellucke, im Stall oder im Garten angebracht als Wächter gegen jegliche Gefahr. Im Kinzigtal müssen drei Gewitter über sie weggegangen sein, bevor sie ins Haus genommen werden. Einige Zweige werden hinter das Kreuz im Herrgottswinkel oder unter den Firstbalken gesteckt und bei drohendem Gewitter im Feuer verbrannt.



In Bachheim werden auf die Fichtenstange des Palmen ein aus Weißtannenreisig geformte Kugel und ein Kreuz gebunden. Als Krönung schiebt man Holunderröhrchen kreuzförmig auf einen verästelten Zweig, auf deren Ende kleine Tannenkreuze gesteckt sind. Um Kugel und Kreuz windet sich ein auf eine Schnur gereihter Kranz von Äpfeln. Nach der Weihe werden diese an Verwandte und Nachbarn verschenkt. Sie gelten als Schutz gegen Halskrankheiten.



In einigen Gegenden wurde derjenige Bub als „Palmkönig“ gefeiert, der den schönsten und größten Palmen in die Kirche brachte. Otto Schrempp berichtet von einem Palmen aus dem Ippichen, Wolfach-Kinzigtal, der im Jahre 1925 mit einem Palmen von 5,5 m Höhe Palmkönig wurde.



Aus Wittnau berichtet die Chronik, dass der Mesner zur Säge greifen musste, um den Palmen zu kürzen, dass die  größten Palmträger überhaupt in die Kirche zur Weihe kamen. Derjenige, der den kleinsten oder kümmerlichsten Palmen zur Kirche brachte, wurde das Jahr über einen „Palmesel“ gerufen. In manchen Gegenden war derjenige  „Palmesel“, der als letzter zur Palmweihe in die Kirche kam.



Aus dem 9. Jahrhundert ist uns die erste Kunde über den Brauch des Palmsonntags erhalten. Die Palmprozession und die dort mitgetragenen Palmen sollten an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern. Nicht selten wurde noch vor der Zeit der Aufklärung (2. Hälfte des 18. Jahrhundert) in der Palmprozession ein hölzerner Palmesel mit einem geschnitzten Christuskörper mitgeführt. Diese wurden dann aber mit der Zeit verboten. In Bayern (Weilheim) und im Elsaß (Ammerschwihr) werden heute noch Palmesel bei der Palmprozession mitgeführt. Mit dem Palmsonntag wird die Karwoche –die stille Zeit- eingeleitet, so berichtet Alois Krafcyk.




    


Freitag, 16. März 2018

Was verbirgt sich hinter den Salpetereraufständen?



Kloster St Blasien 1734

Der Kaiser in Wien hat 1704 bestimmt, dass die Untertanen der Grafschaft Hauenstein nie wieder mit dem Wort leibeigen belegt werden dürfen. Der Abt von St Blasien sucht einen schlauen Ausweg: Im sei egal, ob ein Untertan leibeigen oder eigen sei. Hauptsache ist, dass die Abgaben wie bisher entrichtet werden. Darauf verlangte er von den Bewohnern der Grafschaft Hauenstein den Eid der Treue, die Huldigung.



Den ersten Zusammenstoß gab es beim Dinggericht 1719. Der Salpeterer Johann Fridolin Albiez verweigerte die Huldigung, da er nicht leibeigen sei und damit auch nicht abgabenpflichtig. Der letzte Graf von Hauenstein habe 1408 ihnen angeblich das Land geschenkt. Albiez reiste sogar nach Wien, um dem Kaiser sein Anliegen vorzutragen. Ziemlich barsch wurde er aber wieder zurück auf den Wald geschickt, da er keine Erlaubnis bekommen habe nach Wien zu reisen. Als die Unruhen und der Ungehorsam immer stärker wurden, die „Unruhigen“ wie die Salpeterer genannt wurden auf die friedlicheren, die „Ruhigen“, Bewohner losgingen, wurden die Anführer verhaftet. Auch Albiez wurde verhaftet und starb 1727 im Gefängnis in Freiburg.



Aber schon 1728 brachen neue Unruhen aus, da angeblich die alten Rechte der Hauensteiner nicht beachtet wurden. Die Hauensteiner verweigerten wieder die Huldigung und damit die Abgabenpflicht gegenüber dem Kloster St Blasien. Nach vergeblicher Vermittlung forderte der Waldvogt in Waldshut Truppen an, ließ den Aufstand niederschlagen und Rädelsführer verhaften oder zur Verbannung nach Ungarn schicken.



1738 kam es zwischen dem Kloster St Blasien und den Einungen, der gewählten Vertretern der Hauensteiner, zu einer Vereinbarung über  den Loskauf vom Kloster und dessen offiziellen Verzicht auf die Leibeigenschaft d h die Abgabepflicht. Aber die Salpeterer verweigerten wiederum die Bezahlung gemäß der Vereinbarung. Schließlich musste das Militär für klare Verhältnisse sorgen. Das Ende des blutigen Aufstandes 1739 waren Verbannung, Zwangsarbeit und Kerkerhaft für die Salpeterer.



Nachdem das Kloster 58.000 Gulden Ablösesumme über den Loskauf der Hauensteiner vom Kloster und dessen offiziellen Verzicht auf die Leibeigenschaft und damit die Abgabenpflicht erhalten hatte, ließ Kaiserin Marie Thesresia 1742 verschiedene Verbannte heimkehren. Als die Franzosen infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges 1745 abgezogen waren, wollten die Hauensteiner ihre Gewehre zurück haben, die während der Besatzungszeit der Franzosen abgeliefert werden mussten. Dies wurde ihnen aber versagt mit Hinweis auf die Abmachungen mit der französischen Generalität. Die Unruhigen versuchten deswegen zweimal die Stadt Waldshut zu stürmen. Der Landsturm schlug aber in einem blutigen Kampf die Salpeterer. Neben den Zahlungen von 1.200 Gewehren für die Landwehr, mussten überall der Eid des Gehorsams geleistet werden. Die ledigen Burschen kamen zum Militär, die Rädelsführer nach Ungarn.



Als 1755 nochmals Anzeichen von Salpeterunruhen bemerkbar wurden, griff Wien sehr hart durch. Die Haupträdelsführer wurden mit ihren Familien verhaftet. In den folgenden Tagen wurden insgesamt 112 Personen unter Militärbewachung in die Verbannung für immer nach Temeswar in Ungarn ab Ulm mit dem Schiff verbannt. Dort wurden sie in den umliegenden Ortschaften angesiedelt. Ihr Besitz wurde eingezogen, nach Abzug der Fahrkosten wurde ihnen das Geld i Banat ausbezahlt.

Freitag, 9. März 2018

Was verbirgt sich hinter dem Obertalstaubecken von Baiersbronn?



Rudolf-Fettweis-Werk im Murgtal

Das Rudolf-Fettweis-Werk –gegründet 1914 als Murg-Schwarzenbach-Werk- der „EnBW Kraftwerk AG“ im Murgtal hat mit dem Stauwehr von Kirschbaumwasen, dem Schwarzenbach Stausee und dem Kraftwerk in Forbach die Möglichkeit 65.630 KW Strom zu erzeugen.



Im Raumünzachtal wurden die beiden Quellflüsse der Raumünzach, die Biberach und Hundsbach, in 680 m Höhe gefasst und im Raumünzachstollen dem Schwarzenbachbecken zugeführt.



Die damaligen Pläne, im Raumünzachtal ein Staubecken zu errichten mit 15 Mio m³ Inhalt wurden fallen gelassen. Entsprechend der Größe des Schwarzenbachbeckens mit gleicher Staumauer wäre zu errichten gewesen. Man entschied sich in Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg für die preiswertere Lösung einer Beileitung der Raumünzach.



Auf dem ehemaligen württembergischen Gebiet der Gemarkung von Baiersbronn sollte im Ortsteil Obertal ein Stausee entstehen. Es sollte mit Errichtung einer 70 m hohen Staumauer ein Speicherbecken mit 90 Mio m³ entstehen. Das wäre immerhin die sechsfache Größe der Schwarzenbachtalsperre oder 80% des Inhaltes des Schluchsees gewesen. Es sollten Buhl-, Ell- und Sankenbach beigeleitet werden.



Ein großer Teil des Obertales wäre überstaut worden. Schwierige geologische Verhältnisse und die Inflation der 20iger Jahre haben Baiersbronn vor dem Gigantismus bewahrt.