Freitag, 16. März 2018

Was verbirgt sich hinter den Salpetereraufständen?



Kloster St Blasien 1734

Der Kaiser in Wien hat 1704 bestimmt, dass die Untertanen der Grafschaft Hauenstein nie wieder mit dem Wort leibeigen belegt werden dürfen. Der Abt von St Blasien sucht einen schlauen Ausweg: Im sei egal, ob ein Untertan leibeigen oder eigen sei. Hauptsache ist, dass die Abgaben wie bisher entrichtet werden. Darauf verlangte er von den Bewohnern der Grafschaft Hauenstein den Eid der Treue, die Huldigung.



Den ersten Zusammenstoß gab es beim Dinggericht 1719. Der Salpeterer Johann Fridolin Albiez verweigerte die Huldigung, da er nicht leibeigen sei und damit auch nicht abgabenpflichtig. Der letzte Graf von Hauenstein habe 1408 ihnen angeblich das Land geschenkt. Albiez reiste sogar nach Wien, um dem Kaiser sein Anliegen vorzutragen. Ziemlich barsch wurde er aber wieder zurück auf den Wald geschickt, da er keine Erlaubnis bekommen habe nach Wien zu reisen. Als die Unruhen und der Ungehorsam immer stärker wurden, die „Unruhigen“ wie die Salpeterer genannt wurden auf die friedlicheren, die „Ruhigen“, Bewohner losgingen, wurden die Anführer verhaftet. Auch Albiez wurde verhaftet und starb 1727 im Gefängnis in Freiburg.



Aber schon 1728 brachen neue Unruhen aus, da angeblich die alten Rechte der Hauensteiner nicht beachtet wurden. Die Hauensteiner verweigerten wieder die Huldigung und damit die Abgabenpflicht gegenüber dem Kloster St Blasien. Nach vergeblicher Vermittlung forderte der Waldvogt in Waldshut Truppen an, ließ den Aufstand niederschlagen und Rädelsführer verhaften oder zur Verbannung nach Ungarn schicken.



1738 kam es zwischen dem Kloster St Blasien und den Einungen, der gewählten Vertretern der Hauensteiner, zu einer Vereinbarung über  den Loskauf vom Kloster und dessen offiziellen Verzicht auf die Leibeigenschaft d h die Abgabepflicht. Aber die Salpeterer verweigerten wiederum die Bezahlung gemäß der Vereinbarung. Schließlich musste das Militär für klare Verhältnisse sorgen. Das Ende des blutigen Aufstandes 1739 waren Verbannung, Zwangsarbeit und Kerkerhaft für die Salpeterer.



Nachdem das Kloster 58.000 Gulden Ablösesumme über den Loskauf der Hauensteiner vom Kloster und dessen offiziellen Verzicht auf die Leibeigenschaft und damit die Abgabenpflicht erhalten hatte, ließ Kaiserin Marie Thesresia 1742 verschiedene Verbannte heimkehren. Als die Franzosen infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges 1745 abgezogen waren, wollten die Hauensteiner ihre Gewehre zurück haben, die während der Besatzungszeit der Franzosen abgeliefert werden mussten. Dies wurde ihnen aber versagt mit Hinweis auf die Abmachungen mit der französischen Generalität. Die Unruhigen versuchten deswegen zweimal die Stadt Waldshut zu stürmen. Der Landsturm schlug aber in einem blutigen Kampf die Salpeterer. Neben den Zahlungen von 1.200 Gewehren für die Landwehr, mussten überall der Eid des Gehorsams geleistet werden. Die ledigen Burschen kamen zum Militär, die Rädelsführer nach Ungarn.



Als 1755 nochmals Anzeichen von Salpeterunruhen bemerkbar wurden, griff Wien sehr hart durch. Die Haupträdelsführer wurden mit ihren Familien verhaftet. In den folgenden Tagen wurden insgesamt 112 Personen unter Militärbewachung in die Verbannung für immer nach Temeswar in Ungarn ab Ulm mit dem Schiff verbannt. Dort wurden sie in den umliegenden Ortschaften angesiedelt. Ihr Besitz wurde eingezogen, nach Abzug der Fahrkosten wurde ihnen das Geld i Banat ausbezahlt.