Freitag, 27. Oktober 2017

Was verbirgt sich hinter der Drothea-Grube in Christophstal?



Dorothea-Grube
Die Bundesstraße B 462 führt von Freudenstadt nach Baiersbronn. Unten im Forbachtal liegt Christophstal, eine alte Bergwerkwerkgemeinde. In den Stollen wurde nach Erz gegraben. In der Dorothea-Grube wurde seit 1536 Silbererz abgebaut.  1725 wurde der Dorothea-Stollen mit dem höher liegenden Ferdinandstollen zur Dorothea- und Ferdinandzeche zusammen gefasst.



Im Zuge der Suche nach Schwer- und Flussspat im Schwarzwald wurde unterhalb des Dorotheastollens ein Untersuchungsstollen durch die Firma Sachtleben Bergbau aufgetrieben. In einem Gerichtsverfahren bekam Sachtleben das Recht, den Stollen gegen die Bedenken der Bevölkerung anzulegen.



Mit dem Untersuchungsstollen kamen die Bergleute auf das Gangsystem des Dorotheastollens und stellten fest, dass die Gänge gut erhalten und nahezu betriebsbereit waren. Die Stollen wurden zwischen 1988 und 1992 betrieben. 2007 waren Überlegungen, ob die Arbeiten fortgesetzt werden sollten. Aber 2009 ruhten die Arbeiten wieder.



Seit 2015 ist Sachtleben aber gewillt die Arbeiten wieder aufzunehmen und in anderen Teilen des Stollensystems Schwerspat abzubauen Die Vorstellungen sind 30.000 t insgesamt schwerspathaltiges Gestein pro Jahr abzubauen, die in Wolfach aufbereitet werden sollen.



Der Widerstand der Bevölkerung regte sich in Angst um den Fremdenverkehr und der Idylle des Forbachtales. Denn die Vorstellungen von Sachtleben sehen eine dreijährige Explorationsphase von 2017 bis 2019 vor. Bei positiven Ergebnissen könnte sich eine bis zu zehn Jahre lange Abbauphase anschließen. Vorgesehen sind 10 Wagenladungen pro Tag d. h. mit den Leerfahrten 20 Touren.



Um der Bevölkerung entgegen zu kommen, hat Sachtleben angeboten während der Erkundungsphase von 10 auf 2 bis 4 Lastwagenfahrten zu reduzieren. Kleinere Lkws mit nur 32 t anstatt wie vorgesehen 40 t zu verwenden und nur mit 20 km/h zu fahren. In der Zeit des Abbaus soll eine neue Zufahrt von der Bundesstraße gebaut werden, um Christophstal zu entlasten.



Die Exploration ergab Ende 2017, dass anstatt der 300.000 t gewinnbares Erz nur 120.000 t abbaubar seien. Damit wird der Dorotheastollen stillgelegt.

 
Aufbereitungswerk Sachtleben AG Wolfach-Kirnbach

Freitag, 20. Oktober 2017

Was verbirgt sich hinter der Hornisgrinde?



Hochmoorgebiet Hornisgrinde mit Bismarkturm
Die Hornisgrinde ist die höchste Erhebung des Nordschwarzwaldes mit 1163 m.  Auf kaum 8 km fällt der Schwarzwald 1000 m ab und bietet einen herrlichen Blick auf die Rheinebene, Vogesen und die Pfalz.



Von weither sichtbar sind der 8,5 m hohe Bismarckturm von 1892 und der 23 m hohe Hornisgrindeturm, der 1910 errichtet wurde. Neben dem ausgedehnten Moorgebiet liegt noch der Dreifürstenstein von 1722. Ein Holzpfad führt durch das 6.000 Jahre alte Moorgebiet dort hin. Er markierte die Grenze des Königreichs Württemberg, Markgrafschaft Baden und Fürstbistum Straßburg.



1912 wurde neben dem Turm das Hornisgrinde Hotel erbaut. Immer an Pfingsten fanden ab 1930 – 1938 mit zunehmender Beliebtheit die alljährlichen Segelflugtage statt. Im Jahre 1938 wurde der gesamte südliche Bereich der Hornisgrinde militärisches Sperrgebiet. Ab 1942 wurde das Hotel beschlagnahmt und das restliche Gebiet von der Luftwaffe als Flugabwehrstellung genutzt.



1945 übernahm die französische Luftwaffe den Standort und dehnte das Sperrgebiet noch aus. Das Hornisgrinde Hotel brannte folglich Leichtsinns französischer Soldaten ab und wurde zu einer großen Kommandozentrale des 30 ha großen Gebietes umgebaut. Es entstanden Kasernen, Bunker, Trafostationen und eine große Abhörstation des französischen Auslandsgeheimdienstes. 1955 wurde der Mummelsee frei gegeben. 1965 mußten die Gemeinde und die Waldgenossenschaft Seebach  zwangsweise das gesamte besetzte Gebiet eigentumsrechtlich an den Bund abgeben. 




Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde Anfang der neunziger Jahre nach und nach verschiedene Teile der Hornisgrinde von den früheren Eigentümer: Sasbach, Sasbachwalden und Waldgenossenschaft Seebach zurückgekauft. Auch nach der Wiedervereinigung wurde das Gelände für die Radarüberwachung und Nachrichtenübermittlung genutzt. Erst 1999 wurde das Gelände von der französischen Armee geräumt, so dass im Jahre 2000 der Hornisgrindeturm von der Waldgenossenschaft zurückerworben werden konnte.





Es bleibt nun Aufgabe, die militärischen Hinterlassenschaften nach und nach zu beseitigen und in ein touristisches Gesamtkonzept zum Wohle der Urlaubenden zu integrieren.

Blick von Hornisgrinde Richtung Rheinebene









Freitag, 13. Oktober 2017

Was verbirgt sich hinter dem Führerhauptquartier Tannenberg?



Ab 1937 wurden für den Ausbau des Westwalles die Taleingänge auf der Westseite des Schwarzwaldes mit Bunkern befestigt, 1938 erfolgte der Bau unterirdischer Gefechtsstände zur Führung der am Oberrhein eingesetzten Truppen und der Einbau weitreichender Artellerie.



Mit der Vorbereitung des Westfeldzuges gegen Frankreich wurde ab dem Herbst 1939 das Führerhauptquatier Tannenberg auf dem Kniebis errichtet und zwar 1,5 km NNW von der Alexanderschanze entfernt entlang der Schwarzwaldhochstraße im Naturschutzgebiet. Gebaut wurde die Anlage von der Organisation Todt bis Mitte 1940. Es wurden 2.340 m³ Beton verbaut.



Das Führerhauptquatier Tannenberg umfasste 275 m² verbunkerte Fläche. Wobei ein Bunker für Hitler und einer für die Fernmeldezentrale vorgesehen waren und ein Feldflugplatz für Kurierflugzeuge.



Am 27. Juni bezog Hitler mit seinem Stab das Führerhauptquatier. Im Gasthaus Alexanderschanze war die Abteilung Landeverteidigung des Wehrmachtsführungsamtes des Oberkommandos der Wehrmacht untergebracht. Während des Aufenthaltes auf dem Kniebis hatte Hitler und seine Begleitung Glück mit dem Wetter. Da die Bunker noch nicht ausgetrockneten waren, hielt man sich im Freien auf. Die Luft in den Bunkern war zu stickig.



Am 28. Juli besuchte Hitler von hier aus Straßburg und das Elsaß, am 30. das Südelsaß und Freiburg. In den folgenden Tagen empfing Hitler Botschafter und Nazigrößen. Am 5. Juli wurde die Lazarettstadt Freudenstadt besucht und am Nachmittag ging es mit dem Führersonderzug ab Oppenau nach Berlin zurück.



Nach dem Kriege wurde das ehemalige Führerhauptquatier von französischen Truppen 1945 gesprengt. Übrig geblieben sind nur wenige Fundamente im Wald oder die Reste gesprengter Bunker, die überwuchert sind.



Das Naturschutzgebiet hat seine Ruhe wieder, die Narben sind verheilt und dient wieder dem Wanderer zur Erholung.
Restliche Fundamente des Führerhauptquartiers




 
Gesprengter Bunker Kniebis

Freitag, 6. Oktober 2017

Was verbirgt sich hinter dem Bergbauende am Schauinsland?



Das Ende des Bergbaues im Schwarzwald –außer dem Abbau von Fluss- und Schwerspat- zeichnete sich Mitte des 19. Jahrhunderts ab. So wurde einer der letzten Bergwerkvereine im Schwarzwald, der Badisch-Englische Bergwerkverein, 1865 am Schauinsland aufgelöst. Der Silbergehalt des geförderten Erzes war zu gering, da zu viel wertlose Zinkblende enthalten war.



Zink wurde zunehmend als Korrosionsschutz von Eisen und Stahl gebraucht. Das führte dazu, dass Carl von Roggenbach 1878 die bisher wertlose Zinkblende von alten Halden am Schauinsland durchkutten ließ. Es wurde sogar ein noch tieferer Stollen, der von Kappel nach Hofsgrund führen sollte, aufgefahren.



Die Nachfolgegesellschaft, die Gewerkschaft Schwarzwälder  Erzbergwerke, trieb den Abbau der Zinkblende voran. 1899 wurde vom Kappler Mundloch eine 5,3 km lange Materialseilbahn zur neuen Aufbereitungsanlage am Ende des Kappler Tales mit Anschluss an die Höllentalbahn gebaut. In Oberried wurde ein Kraftwerk zur Stromversorgung gebaut.



Die Nachfrage nach Zink und Blei steigerten den stetigen Ausbau der Bergbauaktivitäten. Auch nach dem Ersten Weltkrieg wurden über 250 Bergleute in den Gruben beschäftigt. Erst 1930 erzwangen stark sinkende Blei- und Zinkpreise des Weltmarktes wieder die Stilllegung der Gruben am Schauinsland.



Die Materialwirtschaft des 3. Reiches garantierten Festpreise für Zink und Blei, so dass 1936 die Stolberg Zink AG den Erzabbau am Schauinsland wieder voran trieb und ausbaute. Schon nach kurzer Zeit waren über 300 Bergleute in den Gruben wieder beschäftigt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war 1950 die Förderleistung der Vorkriegszeit wieder erreicht worden.



Anfang der 50iger Jahre setzte der Plastik-Kunststoff mit  seinem enormem Siegeszug ein. Der Zinkbedarf ging zurück und gleichzeitig überschwemmte Zink aus Australien, Peru und Nordamerika die Weltmärkte. Die Preise stürzten in den Keller. 1954 wurden die Gruben mangelnder Rentabilität stillgelegt, die Materialseilbahn abgebaut und die Mundlöcher verbaut. 1970 wurden von der Stollberg Zink AG Geräte und Gelände verkauft. Damit war das Ende besiegelt, und die herrliche Gegend um den Schauinsland konnte sich erfolgreich dem Fremdenverkehr und Erholungssuchenden erfolgreich öffnen. Zurückgeblieben als Erinnerung an die 40 km langen Gruben ist das Besucherbergwerk Gegenturm.



Anna Hochegger aus Bad Ems erinnerte sich dass sie von 1926 bis 1930 mit anderen Kindern der Bergleute aus Kappel im Winter mehrere Kilometer durch den Kappler Stollen zur Schule nach Hofsgrund trotz aller Gefahren gingen. In der einen Hand hielten sie die Karbidlampe, in der anderen die Schultasche. Im Sommer ging es über den Schauinsland zur Schule.
Besucherbergwerk Schauinsland

Wasserkraftwerk Oberried Bruggatal