Dienstag, 29. September 2015

Was verbirgt sich hinter dem Tannenzäpfle der Brauerei Rothaus?



Im November 1956 hat die Rothaus Brauerei im Hochschwarzwald das Tannenzäpfle –die 0,33 l Bierflasche- als erste Brauerei aus der Taufe gehoben.



Im Jahre 1791 wurde die Brauerei Rothaus durch das Benediktinerkloster St Blasien vom damaligen Abt, Martin Gerbert II, gegründet. Mit Bedacht hat dieser vorausschauende Abt den Ort gewählt. Eine wichtige Handelsstraße vom Hochrhein in den Breisgau überwand hier den Schwarzwald. Die Gaststätte “Zum Rothen Haus“ lud zum Verschnaufen und Erholen vom schweren Aufstieg ein. Wasser zum Brauen und Holz zum Heizen waren ausreichend vorhanden. Es war gleichzeitig Strukturpolitik, denn in der neu erworbenen Herrschaft Bonndorf hatte der Abt eine Sparkasse gegründet, die zweitälteste in Deutschland. Die Nähe des Brauhauses zum Kloster eignete sich als Klosterbrauerei. Mit der Säkularisierung des Klosters fiel es an das Großherzogtum Baden, wurde zum Staatsbetrieb und firmiert heute unter „Badische Staatsbrauerei Rothaus AG“.



1956 führte der damalige Brauereidirektor Nägele entgegen dem Marktrend die 0,33 l Flasche, das damalige und heutige „Tannenzäpfle“, ein. Das gute Bier in der anderen Verpackung wurde mit der Zeit ein Kultstatus unter den Biermarken.



Allen Wünschen zum Trotze weigerte sich die Landesregierung  in Stuttgart in all den Jahren die Brauerei zu privatisieren. Die abgelegenen Arbeitsplätze im Hochschwarzwald sollten erhalten bleiben. Mit nahezu 900.000 hl Bierausstoß gehört die Rothaus Brauerei zu den führenden Brauereien in Deutschland.
Brauerei Rothaus

Sudkessel

Freitag, 25. September 2015

Was verbirgt sich hinter der Wutachschlucht?



Oktober ist Wandermonat vor allem, wenn der „Alt Weibersommer“ die Wanderer begleitet.


Die Wutachschlucht mit ca 33 km Länge und seinen Nebenschluchten bildet ein Naturschutzgebiet einmaliger Art. Der Wanderer bekommt über hundert Millionen Jahre Entstehungsgeschichte zu sehen. Die Geologie zeigt von West nach Osten das granitene Grundgestein, Buntsandstein, weicher Muschelkalk, Ton Mergel aus dem Trias und zum Schluss treten schwarzer und brauner Jura zu Tage. Aber auch die Flora, Fauna und Tierwelt zeigen sich in dem durch Auwälder und an Felswänden vorbei drängenden Wutach eine einmalige Vielfältigkeit.


Der mittlere Teilabschnitt von der Schattenmühle bis zur Wutachmühle mit 13 km Länge und der Wutachversickerung auf der Höhe von Bachheim für 1,5 km ist der schönste Abschnitt. Er wird von 100.000 Wanderern im Jahr frequentiert. Die steilen Felswände stellten die Wegebauer immer wieder vor große Probleme. Brücken mussten über die reißende Wutach geschlagen werden, die Wanderpfade wurden in die Felswände gesprengt, um die Durchgängigkeit zu ermöglichen.



Nicht nur das Hochwasser sondern auch die Technik –nämlich der Bau von Pumpspeicherkraftwerken – waren eine Gefahr für die Wutachschlucht. Das Badenwerk wollte 1925 beim Bau des Schluchseekraftwerkes auch die Wutach ableiten. Ebenso versuchte 1942  die Schluchsee AG wiederum mit einer Ausnahmebewilligung von Reichsmarschall Göring das Wasser abzuleiten. 1955 wurde erneut ein Versuch unternommen, um mit einem 62 m hohen Staudamm, 20 Mio qbm Wasser zu stauen. Dies alles obwohl die Wutachschlucht seit 1939 als Naturschutzgebiet eingetragen ist.



Schon früh wurde die Mineralquelle von Bad Boll sowohl zum Trinken als auch zum Baden genutzt. Seine größte Blüte erreichte das heute verfallene Bad Boll in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ursächlich waren dies nicht nur die Mineralwasser führende Badquelle, die landschaftliche Schönheit des Tales sondern auch der Fischreichtum der Wutach. Für längere Zeit galt die Wutach als das beste Forellenwasser Europas und gehörte auch für einige Zeit dem englischen Fishing Club. Die Gasthöfe und Hotels entlang der Wutach verdankten ihre Existenz den schweizerischen aber vor allem den englischen Fischgästen. Allein der englische Fishing Club betrieb damals ein Hotel mit 12.000 Übernachtungen pro Jahr. Bis heute ist nur das Fischen mit der Fliege erlaubt.



Ein ganzes Geflecht von Wanderwegen durchzieht die Wutachschlucht und ihre Nebenschluchten.

Felswand in der Wutachschlucht
Tropfendes Moos in der Wutachschlucht
Wiedereintritt der Wutach ins alte Flußbett

Dienstag, 22. September 2015

Was verbirgt sich hinter Baden-Baden?


Schon die Römer badeten in den heißen Quellen von Baden-Baden. Im 1. Jahrhundert wurde die Siedlung „Aqua Aurelia“ gebaut. 1743 weilte für sieben Wochen Kaiser Friedrich III zur Kur in Baden-Baden und leitete damit die Entwicklung zum Fürstenbad ein. Sicher förderlich war, dass schon 1606 12 Quellen zwischen 57° und 68° katalogisiert waren. Heute sprudeln aus diesen Quellen 800.000 l pro Tag Thermalwasser in die Hotels, Badetempel wie Caracalla Therme oder Friedrichbad und in die Trinkstuben.

Die blaue Kuppel der russisch-orthodoxen Kirche demonstriert die enge frühere Verbindung mit dem Zarenhof aber auch heute wieder mit dem weltlichen Russland. Allerdings den Ruf als Weltbad erfolgte durch die Eröffnung des Spielcasinos 1838.  In der Zeit zwischen 1845 und 1870 galt Baden-Baden als vornehmste Kurstadt Europas. Es war der strahlende Treffpunkt des Adels und der Reichen und von denjenigen, die sich dazugehörig fühlten zwischen St Petersburg, Paris, London, Wien und Rom.

Auch heute noch geben sich in der 5. Jahreszeit in Baden-Baden – der Iffezheimer Rennwoche seit 1858- Adel, Reiche und Neureiche die Klinke in die Hand und versuchen sich gegenseitig zu überbieten.

Die Große Woche ist das Flaggschiff des deutschen Galoppsportes. Es ist eines der sieben G I Rennen der Welt.  Das größte und wichtigste Meeting ein absolutes Muss für alle die im Rennsport Rang und Namen haben. Sportlicher Höhepunkt ist der Große Preis von Baden, der immer am 1. Sonntag im September gelaufen wird. 2015 vom 28.8. – 6.September.

Galopprennen Grosse Woche Baden-Baden
Russisch orthodoxe Kirche Baden-Baden
Ruine Hohenbaden über Baden-Baden
 

 




Freitag, 18. September 2015

Was verbirgt sich hinter dem Ausbau der Schwarzwaldhochstraße?



Vor 77 Jahren am 1.10.1038 wurde Dipl Ing Autenrieth mit dem Ausbau einer Straße für militärische und touristische Zwecke entlang des Schwarzwaldhauptkammes beauftragt. Dies obwohl das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen war. Das war nur der Organisation Todt im 3. Reich möglich, sich über alle Gesetze und Widerstände hinwegzusetzen.

Die wohl berühmteste Straße im Schwarzwald ist die Schwarzwaldhochstrasse, die erst ab 1950 in der derzeitigen Form ausgebaut wurde. Infolge der intensiven Waldbewirtschaftung entstehen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Passhöhen des nördlichen Schwarzwaldes als Übergänge über das Gebirge aus Holzhauerhütten nach und nach Gasthäuser. Sie entwickelten sich mit der Zeit zu Höhenhäusern und dann schließlich zu Kurhäusern. Bis auf das Schlosshotel Bühlerhöhe, Höhenhotel Untersmatt, Berghotel Mummelsee und Schliffkopfhotel haben alle ihre Geschichte ausgeschrieben.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden damals die einzelnen Häuser verbindenden Forstwege ausgebaut. Teilweise trieben die Kurhäuser mit eigenen Finanzmitteln den Ausbau der Straße voran. So führte der sogenannte Chaisenweg von Baden-Baden über den Plättig zum Sand, um den Adel und regierenden Fürstenhäuser auf die Höhengebiete zu kutschieren. Um 1930 wird der Wanderweg zum Mummelsee für Personenfahrzeuge ausgebaut, die dann bis zum Ruhestein weitergeführt wird.

Die 1935 vorgenommene Planung einer Straßenverbindung zwischen Ruhestein und Alexanderschanze stieß auf vehementen Widerstand wegen des Naturschutzgebietes um den Schliffkopf, der ebenfalls nur auf einem Wanderweg zu erreichen war. Nur der Organisation Todt war es möglich, unter größten Widerständen aus wehrpolitischen Gründen, die Straße vom Kniebis her bis 1942 fertigzustellen. In jenem Naturschutzgebiet entstand dann das Führerhauptquartier für den Frankreichfeldzug.

Das Führerhauptquartier wurde nicht mehr benötigt, die Arbeiten am Ausbau der Schwarzwaldhochstraße mussten wegen Arbeitskräftemangel infolge der Kriegshandlungen eingestellt werden. Das letzte fehlende Stück zwischen Schliffkopf und Ruhestein war gewalzt, befahrbar aber für den Kraftverkehr gesperrt. Erst 1952 wurde das letzte Teilstück vom Ruhestein zum Schliffkopf mit einer Asphaltdecke versehen und für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Seither ist die beliebte 62 km lange Schwarzwaldhochstraße durchgehend befahrbar, trotz der bis heute mit kritischen Augen beobachtenden Naturschutzbehörden und –verbänden.
Schwarzwaldhochstraße beim Zollstock
Schwarzwaldhochstraße beim Schliffkopf


Schliffkopf Hotel

Dienstag, 15. September 2015

Was verbirgt sich hinter der Tracht beim Erntedankfest von Gutach?



Im Schwarzwald gibt es eine Gemeinde –Gutach- und zwei Ortsteile –Kirnbach, Ortsteil von Wolfach und Reichenbach, Ortsteil von Hornberg, in denen der weltbekannte Bollenhut getragen wird. Es waren Gemeinden, die früher zu Württemberg gehörten und heute badisch sind. Deswegen hat sich hier nicht die sonst übliche Fürstenberger Tracht durchgesetzt.

Einfluss auf die Tracht nahm jeweils die Militäruniform. So schrieb Heinrich Hansjakob, dass das Landvolk durch die Landsknechte bezüglich der Kleidung verführt wurde. Aus diesem Grunde untersagte die Standesherrschaft  das Tragen von Gold, Perlen, Samt, Seide und Tuchsorten, die mehr als einen halben Gulden die Elle kosteten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kann eigentlich vom Entstehen der heutigen Volkstracht gesprochen werden. Die Landbevölkerung blieb von der sogenannten „Pariser Mode“ verschont und blieb bei der alten deutschen Tracht, die im 17. Und 18. Jahrhundert von der Landbevölkerung jeweils für sich zurecht gemacht wurde. Das führte dazu, dass jeweils bald jedes Dorf eine eigene Tracht hatte. Die  Französische Revolution 1789 ließ durch die Idee der Gleichheit den alten langen Zwilchrock bei den Mannsleuten verschwinden und durch Hose und kurze Jacke ersetzen. Bis ins 19. Jahrhundert veränderte sich die Tracht vor allem mit zunehmendem Wohlstand und war damit eine lebende Tracht.

Den größten Unterschied in der Tracht drückt sich in der Kopfbedeckung aus. Bei den Bollenhuttrachten ist dies der rote Bollenhut für unverheiratete und schwarz bei  den verheirateten Frauen.  Auf dem mit Gips überzogenen Strohgeflecht sind 14 rote bzw schwarze Bollen in Kreuzform aufgesetzt. Zur Konfirmation wird der rote Bollenhut erstmals getragen, zur Hochzeit das Hochzeit Schäppel und danach der schwarze Bollenhut.

Um 8.45 Uhr findet ein sehenswerter Trachtenumzug in Gutach vom Gemeindehaus zur Kirche statt. 9.00 Uhr Festgottesdienst in der reich geschmückten Kirche St Peter mit der schmucken Trachtenkapelle und um 10.30 Uhr gibt die Gemeindeversammlung einen Erntedankempfang. 2015 findet das Erntedankfest am 4. Oktober statt.

Bollenhuttracht rot
Hochzeit-Schäpel




Bollenhuttracht schwarz