Freitag, 25. September 2015

Was verbirgt sich hinter der Wutachschlucht?



Oktober ist Wandermonat vor allem, wenn der „Alt Weibersommer“ die Wanderer begleitet.


Die Wutachschlucht mit ca 33 km Länge und seinen Nebenschluchten bildet ein Naturschutzgebiet einmaliger Art. Der Wanderer bekommt über hundert Millionen Jahre Entstehungsgeschichte zu sehen. Die Geologie zeigt von West nach Osten das granitene Grundgestein, Buntsandstein, weicher Muschelkalk, Ton Mergel aus dem Trias und zum Schluss treten schwarzer und brauner Jura zu Tage. Aber auch die Flora, Fauna und Tierwelt zeigen sich in dem durch Auwälder und an Felswänden vorbei drängenden Wutach eine einmalige Vielfältigkeit.


Der mittlere Teilabschnitt von der Schattenmühle bis zur Wutachmühle mit 13 km Länge und der Wutachversickerung auf der Höhe von Bachheim für 1,5 km ist der schönste Abschnitt. Er wird von 100.000 Wanderern im Jahr frequentiert. Die steilen Felswände stellten die Wegebauer immer wieder vor große Probleme. Brücken mussten über die reißende Wutach geschlagen werden, die Wanderpfade wurden in die Felswände gesprengt, um die Durchgängigkeit zu ermöglichen.



Nicht nur das Hochwasser sondern auch die Technik –nämlich der Bau von Pumpspeicherkraftwerken – waren eine Gefahr für die Wutachschlucht. Das Badenwerk wollte 1925 beim Bau des Schluchseekraftwerkes auch die Wutach ableiten. Ebenso versuchte 1942  die Schluchsee AG wiederum mit einer Ausnahmebewilligung von Reichsmarschall Göring das Wasser abzuleiten. 1955 wurde erneut ein Versuch unternommen, um mit einem 62 m hohen Staudamm, 20 Mio qbm Wasser zu stauen. Dies alles obwohl die Wutachschlucht seit 1939 als Naturschutzgebiet eingetragen ist.



Schon früh wurde die Mineralquelle von Bad Boll sowohl zum Trinken als auch zum Baden genutzt. Seine größte Blüte erreichte das heute verfallene Bad Boll in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ursächlich waren dies nicht nur die Mineralwasser führende Badquelle, die landschaftliche Schönheit des Tales sondern auch der Fischreichtum der Wutach. Für längere Zeit galt die Wutach als das beste Forellenwasser Europas und gehörte auch für einige Zeit dem englischen Fishing Club. Die Gasthöfe und Hotels entlang der Wutach verdankten ihre Existenz den schweizerischen aber vor allem den englischen Fischgästen. Allein der englische Fishing Club betrieb damals ein Hotel mit 12.000 Übernachtungen pro Jahr. Bis heute ist nur das Fischen mit der Fliege erlaubt.



Ein ganzes Geflecht von Wanderwegen durchzieht die Wutachschlucht und ihre Nebenschluchten.

Felswand in der Wutachschlucht
Tropfendes Moos in der Wutachschlucht
Wiedereintritt der Wutach ins alte Flußbett