Freitag, 27. Januar 2023

Was verbirgt sich hinter der Langwaldschanze von Schonach?


Wie überall im Schwarzwald weckten die ersten Schneeschuhläufer, wie die Skifahrer damals hießen, zuerst ungläubiges Staunen und dann der Wunsch des Nachmachens. So wurde 1906 im Januar  von ein paar Mutigen der Skiclub Schonach gegründet. Bald folgten die Wettbewerbe im Hindernislauf und im Springen Sprunghügel aus Schnee erlaubtem die Sprünge von wenigen Metern.

 

1924 folgte  der Wunsch, eine richtige Schanze zu haben. Der damalige Vorsitzende Arthur Schyle stellte den Antrag in der Kuttlematte im Langenwald einen richtigen Sprunghügel zu bauen. Der Kostenvoranschlag betrug damals 200 Mark. Engagiert wurde ans Werk geganen und die Schanze gebaut. Im Winter 1924 wurde die Rekordweite von 27 m gemessen. Für damalige Verhältnisse eine beachtliche Weite.

 

1932 wurde die Schanze umgebaut und eine Weite von 37 m wurde gesprungen. Zwei Jahre später demonstrierte die Norweger ihre Überlegenheit und sprangen 43 m auf der Schanze. Ein weiteres Jahr später gelang es dem Skiclub erstmalig die Schwarzwaldmeisterschaft nach Schonach zu holen. Ein weiteres Jahr später wurde die Schanze wiederum umgebaut, um den neuesten Anforderungen zu genügen. Und schon ein Jahr später stellten die Schonacher einen neuen Schanzenrekord mit 55,5 m auf.

 

Ab 1971 wurde die „Internationale Nordische Kombination um den Schwarzwaldpokal“ alleine von Schonach  ausgerichtet. Der Ruf, dass in Schonach die Wettbewerbe perfekt organisiert werden, hatte sich herum gesprochen. Der Schanzenrekord war mittlerweile auf 64 m geschoben worden.

 

1972 wurde die Langenwaldschanze nach den Normen des Internationalen Skiverbandes umgebaut und erhielt als erste Sprunganlage in Deutschland einen beweglichen Startschlitten am Anlaufturm. Aber die Normen des Internationales Skiverbandes änderten sich schneller wie die Umbauten folgen konnten. Eine neue Schanze musste her, aber wo sollten die notwendigen 2,2 Mio DM herkommen? Im Hinblick auf die zu erwartenden  Juniorenweltmeisterschaften 1981 und des Schwarzwaldpokales beteiligten sich Bund und Land mit je 40% an Zuschüssen. Damir konnte 1979 etwas seitlich versetzt die neue Langenwaldschanze gebaut werden.

 

Mittlerweile versammelten sich die Besten aus Europa und maßen sich auf der neuen Schanze. Und schon wurden die 92 m von einem Finnen als Schanzenrekord aufgestellt. 1995 verbesserte ein Japaner  den Rekord auf 96 m. 2002 erhielt die Schanze eine Modernisierung und eine Flutlichtanlage, so dass ein Nachtspringen möglich war. In dem Jahr schob wiederum eine Finne den Schanzenrekord auf 98 m.

 

Ohne Umbau keinen Weltcup war die klare Forderung des Internationalen Skiverbandes 2008. Die Erwartungen waren eindeutig: Eine Sprungschanze musste für damalige Verhältnisse Sprünge über 100 m ermöglichen. Jetzt war die die große Frage, woher sollten für eine Gemeinde wie Schonach 2,25 Mio € kommen? Aber alle hielte zusammen: Gemeinde, Landkreis, Verbände und das Land Baden-Württemberg und die neue Sprungschanze konnte 2010 eingeweiht werden. Damit hat Schonach einen festen Platz im Weltcup Kalender. Und siehe da, ein Norweger hält 2019 den Schanzenrekord von 108,5 m.

Skispringen auf dem Feldberg 1897 Weite 10-15 m


 

Freitag, 20. Januar 2023

Was verbirgt sich hinter der Orgelbauerdynastie Bruder in Waldkirch?

 

Ignatz Bruder1780-1845

Ignaz Blasius Bruder (1780-1845), der Urahn der Orgelbauer, kam in Zell a.H. als Sohn armer Eltern zur Welt. Wie sein Vater sollte er Maurer werden. Gerne hätte der sensible Junge ein Kunsthandwerk gelernt, aber dafür fehlte einfach das Geld. In der Lehrzeit lernte er ein wenig Zeichnen. Immer wenn eine Kirchenorgel repariert oder eingebaut wurde, war er zur Stelle und brachte sich selber die Spieluhrmacherei bei.

 

1804 ließ sich  der Autodiktat als Spieluhrenmacher in Alt-Simonswald nieder und verkaufte 1806 die erste funktionsfähige Orgel ohne Uhrwerk. Noch heute steht eine 1822 gebaute Flötenspieluhr von Bruder in einem Basler Museum.  Dem erfolgreichen Spieluhrenmacher wurden 15 Kinder geschenkt, wovon die zwei Ältesten Andreas (1807-1859) und Xaver (1808-1888) schon als fertige Spieluhrenmacher den Umzug 1834 nach Waldkirch mitmachten. Mit der Zeit kamen noch drei weitere Söhne: Wilhelm (1819-1882), Carl (1823-?) und Ignaz (1825-1891)  als Spieluhrenmacher zu ihm in die Lehre. Als der Vater als wohlhabender Mann starb, hatten die 5 Söhne jeder seine eigene Werkstatt und trotzdem pflegten sie immer in der Not die Zusammenarbeit.

 

Andreas Bruder (1807-1845), der älteste der Brüder, war ein erfolgreicher Spieluhrenmacher, der seine Orgelwerkstätte an seinen Sohn Franz Josef (1830-1881) weitergab. Dessen ältester Sohn Richard (1862-1912) übernahm das elterliche Geschäft und betätigte sich vorwiegend im Wirts- und Schaustellergewerbe. 1922 konnte der Sohn Alfred (1889-1937) als 4. Generation das elterliche Anwesen übernehmen und baute Orgeln mittlerer Größe.

 

Xaver (1808-1881), ein erfolgreicher Orgelbauer und Nr 2 der Brüder, hatte das Pech, dass seine Kinder keines das Erwachsenenalter erreichte. Deswegen zog er sich im Alter vom Orgelbau zurück, betätigte sich als Stadtrat in Waldkirch und überließ ein Großteil seines Vermögens dem Armenfond. Carl (1832-?) Nr 4 zog es, als er verheiratet war, blad nach Moskau und betätigte sich am Zarenhof als Hofuhrenaufzieher. Ignatz  II (1825-1891) versuchte sein Glück auch in Moskau, kam aber wegen seiner kränklichen Frau 1860 zurück.

 

Der Sohn von Andreas Bruder Franz Sales gründete 1864 mit seinen Onkels Wilhelm (1819-1882 –dritter Sohn der Spieluhrmacher) und Ignatz II (1860-1891 –der fünfte Spieluhrmacher der ursprünglichen Brüder) das Orgelbauunternehmen „Gebrüder Bruder“, kauften Grundstücke und bauten erfolgreich Orchestrien. Franz Sales erhielt vom Großherzog, der öfters in Waldkirch zu Besuch war, als Senior der Orgelbauer das Ritterkreuz des Zähringer Löwenordens. Die „Gebrüder Bruder“ nahm als Gesellschafter jeweils nur den jüngsten Sohn als  Teilhaber laut Gesellschaftsvertrag auf. Trotz aller Erfolge im Laufe der Jahre vermerkte das Handelsregister 1937 nach drei Generationen das Aus der Gesellschaft.

 

Die restlichen beiden Söhne von Wilhelm, die keinen Platz in der Gesellschaft „Gebrüder Bruder“ hatten, gründeten zu zweit 1868 die „Wilhelm Bruder Söhne“. Auch hier führten drei Generationen das Unternehmen bis 1941. Ein Großbrand durch Brandstiftung hervorgerufen vernichtete das große Holzvorratslager. Vor diesem schweren Schlag erholte sich das Unternehmen nicht völlig. Die beiden Söhne von Ignaz Bruder, die keinen Platz in den anderen Gesellschaften gefunden hatten, gründeten die Gesellschaft „Ignatz Bruder Söhne“. Diese Gesellschaft war aber schon in der gleichen Generation 1918 zu Ende.

 

Die verschiedenen Generationen der Familie Bruder vollzogen den Weg von der Uhr mit Musikwerk, zur Drehorgel, Vögelorgeln mit Walzen oder Pfeifen, Musikorgeln mit Figuren zu Orchestrien für Kaffeehäuser und Tanzpaläste und schließlich diese mit Pneumatik, mit lebensgroßen Figuren als Roboterkapellen. Das Ende der verschiedenen Brudergesellschaften wurde durch die Uneinigkeit der Gesellschafter begünstigt. Alle internen und externen Bemühungen zur Fusion der verschiedenen Gesellschaften, um Kräfte zu bündeln, waren vergebens.
Drehorgel 12 Melodien Bruder Waldkirch 1860


Freitag, 6. Januar 2023

Was verbirgt sich hinter dem Uhrenpater von Staufen?

Grabstein Rinderle

Noch heute steht auf dem Alten Friedhof von Freiburg ein Grabstein, der auf einen Benediktinermönch, Erfinder und Mathematikprofessor hinweist: Thaddäus Rinderle. Er wurde als Sohn eines vermögenslosen Staufers Bürger 1748 geboren und ist als hochangesehener Professor der Freiburger Universität gestorben.

Der kleine Mathias fiel früh durch sein Interesse und Begabung auf, so dass er als Neunzehnjähriger 1767 wohl auf Wunsch seiner Eltern in das Kloster St Peter eintrat. Damit war für die Eltern gesichert, dass er die bestmögliche Ausbildung damals erhielt. Sehr schnell wurde die naturwissenschaftliche Begabung des Mönchs Thaddäus erkannt. Folglich schickte Abt Philipp Jakob Steyer den jungen Novizen zum Studium der Philosophie und Mathematik an die Universität Salzburg. Bald nach seiner Rückkehr erhielt er 1772 die Priesterweihe.

Er war nicht nur als genialer Theoretiker der Physik und Mathematik bekannt sondern auch ein überaus geschickter Mechaniker. Sehr schnell erkannten die „Wälder“ die Vorteile der Konstruktionsvorschläge und Verbesserungen für Uhren und Werkzeuge des Priesters. 1780 konstruierte Rinderle das verbesserte Bohrgeschirr aus Metall, um entscheidend die Qualität der Uhrmacherei zu verbessern. Gleichzeitig schuf er für das Zisterzienser Stift Salem ein mathematisches Museum, ein physikalisches Kabinett und eine kleine Sternwarte.

1787 konnte Rinderle nach jahrelanger Arbeit seine astronomisch-geographische Weltzeituhr beenden. Mit diesem Werk wollte er die wissensbegierigen Schwarzwälder Uhrmacher mit den Grundlagen der Astronomie vertraut machen und gleichzeitig zur Herstellung einer solchen anregen. Alle Teile hatte er selber angefertigt, nur das vergoldete Ziffernblatt stammt Mathias Faller aus Neukirch. Auf dem kleinen Ziffernblatt wird die Minuten angezeigt. Auf dem Hauptblatt kann man für jeden Ort der Erdscheibe die Zeit ablesen, ferner das Datum mit den Kalenderheiligen. Man sieht wo Tag, wo Nacht, wo Mitternacht ist, wie viele Stunden Tag und Nacht an beliebigem Orte dauern, welche Lichtgestalt der Mond hat. Sie ist heute noch im Uhrenmuseum von Furtwangen zu bewundern.

Im Jahre 1788 wurde Rinderle von der Universität Freiburg zum ordentlichen Professor ernannt und übernahm den Lehrstuhl für angewandte Mathematik. Er verließ damit offiziell das Kloster, trat aber immer im Ordenskleid auf. Dies obwohl es ihm anzumerken war, dass er die klösterliche Mauern zu gerne hinter sich ließ. Schon in seiner Klosterzeit war ihm anzumerken, dass die klösterlichen Ordensregeln für ihn verlorene Zeit waren, er lebte nur für seine naturwissenschaftliche Forschungen.

In höchster Not wandte sich das Dorf Sasbach an den Freiburger Professor. Die jedes Jahr wiederholenden Hochwasser des Rheins, drohten das Dorf zu überschwemmen, da schon einige Häuser unterspült worden waren. Für die erbosten Wasserbautechniker war es ein Unding, als sie den Ordensmann am Rheinufer entdeckten. Aber Rinderle ließ sich nicht beirren und entwickelte nach langer Prüfung eine Schutzvorrichtung, deren Versenkung im Rhein er selber 1801 überwachte. Das kommende Hochwasser gab dem Professor Recht, Sasbach wurde nicht überschwemmt – Sasbach war gerettet.

Rinderle wurde mit immer neuen Aufgaben von der Universität ausgenützt, so dass er unter seiner angeschlagene Gesundheit immer mehr leiden musste. Teilweise musste er auf seine Kosten Vorlesungen immer wieder von seinen Schülern halten lassen. Körperlich geschwächt und krank bat er 1818 um Versetzung in den Ruhestand. Es blieben ihm noch sechs Jahre voller Krankheit, Leiden und finanziellen Sorgen bis er 1824 auf dem Alten Friedhof beigesetzt wurde. Sein Grabmal erinnert noch heute an einen Großen der Wissenschaft.

Astronomische Uhr Th. Rinderle


Dienstag, 3. Januar 2023

Was verbirgt sich hinter dem "Vorzimmer" des Schwarzwaldes?

Bonndorf 1750

Bonndorf an der Südostgrenze des Schwarzwaldes gelegen wurde erstmals 1223 urkundlich erwähnt, liegt auf 845 m Höhe und südlich der Wutachschlucht. Die Stadt gehört zum Kreis Waldshut und seit den 1970er Jahren wurden die selbstständigen Gemeinden Boll, Brunnadern, Dillendorf, Ebnet, Gündelwangen, Holzschlag, Wellendingen und Wittlekofen eingemeindet.

 

Die damaligen „Herren von Bonndorf“ wohnten auf der Burg Fohrenbühl, die am Lindenbucks an der Straße nach Wellendingen gelegen sein soll. Die Herrschaft Bonndorf kam 1609 durch Kauf an das Kloster St Blasien. 1699 wurde die neue Herrschaft Bonndorf, die reichsunmittelbar war, mit den bisherigen Herrschaften des Klosters Gutenburg, Bettmaringen, Blumegg zur Grafschaft Bonndorf zusammengefasst. Die Krönung dieser Aufbauarbeit war die Erhebung dieser in den Reichsfürstenstand. Damit wurde die Grafschaft Bonndorf zum Fürstentum und der Abt von St Blasien zum Fürstbischof. Durch die Säkularisierung wurde das Kloster St Blasien aufgehoben. Zuerst wurde es 1803 dem Malterserorden zugeschlagen, 1805 dem Königreich Württemberg schließlich 1806 dem Großherzogtum Baden.

 

Highlight ist das ehemalige fürstliche Schloss von Bonndorf. 1592 bis 1595 von den damaligen Grafen von Mörseberg als Herrschaftssitz erbaut, wurde es ab 1723 vom Abt Blasius Bender völlig in der heute noch bestehenden Form umgebaut. Es sollte eine standesgemäße Residenz für die jeweiligen Landesherren sein. Endgültig abgeschlossen waren die Bauarbeiten erst 1770. Nach dem großen Brandunglück des Klosters St Blasien 1768 erwog Fürstabt Gerbert mit seinen Mönchen eine Verlegung des altehrwürdigen Klosters nach Bonndorf. Damit wäre das unter österreichischer Herrschaft stehende Kloster reichsunmittelbar geworden und wäre damit der nicht klosterfreundlichen Politik Österreichs entgangen. Das Schloss erhielt 1975-77 mit einer Restaurierung seinen ursprünglichen Glanz zurück. Heute beherbergt das Schloss ein großzügiges Narrenmuseum mit über 400 Narrenfiguren und ein Kulturzentrum mit Ausstellungen; Konzerten und Lesungen.

 

Mit der Renovierung des Schlosses wurde auch der Schlossgarten neu angelegt, der heute in den Japanischen Garten übergeht. Ein Pavillon, im Stil einer japanischen Pagode, soll das traditionelle Teehaus, den Mittelpunkt des Japanischen Gartens, darstellen.

 

1765 verordnete Fürstabt von St Blasien, dass die Waisen- und Pflegschaftsgelder vom Rentenamt zu Bonndorf angenommen und angelegt werden sollten. Von den Zinserträgen konnte ein Unterstützungs- und Armenfond unterhalten werden. So war eine Waisenkasse entstanden, später die Waisen- und Sparkasse und schließlich die Bezirksparkasse, die damit die zweitälteste Sparkasse in der Bundesrepublik ist.

 

„St Laurentius Betreutes Wohnen und Pflegeheime“ geht auf das von Abt Franz I 1662 gegründete Siechenhaus im Stadtteil Wellendingen zurück. Im Stadtteil Boll befindet sich die Mühle Boll, die weit über 300 Jahre bis 1972 in Betrieb war und heute ein Museum beherbergt. Im Ortsteil Glashütte war von 1611 bis 1715 eine Glashütte des Klosters St Blasien tätig.

 

Heute hat Bonndorf ca 7.000 Einwohner und ist durch ihre Pflumeschlucker zur Fastnachtzeit weit über die Region hinaus bekannt. Die Unternehmen Willi Studer mit ihren Leiterplatten und Motoren, Dunkermotoren und Kienzle Feinbau sowie Hans Adler OHG mit ihrem Schwarzwälder Schinken bieten genügend Arbeitsplätze auch für die Region.

       Abtswappen über dem Eingang


Schloss Bonndorf