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Grabstein Rinderle |
Noch heute steht auf dem Alten Friedhof von Freiburg ein Grabstein, der auf einen Benediktinermönch, Erfinder und Mathematikprofessor hinweist: Thaddäus Rinderle. Er wurde als Sohn eines vermögenslosen Staufers Bürger 1748 geboren und ist als hochangesehener Professor der Freiburger Universität gestorben.
Der kleine
Mathias fiel früh durch sein Interesse und Begabung auf, so dass er als
Neunzehnjähriger 1767 wohl auf Wunsch seiner Eltern in das Kloster St Peter
eintrat. Damit war für die Eltern gesichert, dass er die bestmögliche
Ausbildung damals erhielt. Sehr schnell wurde die naturwissenschaftliche
Begabung des Mönchs Thaddäus erkannt. Folglich schickte Abt Philipp Jakob
Steyer den jungen Novizen zum Studium der Philosophie und Mathematik an die
Universität Salzburg. Bald nach seiner Rückkehr erhielt er 1772 die Priesterweihe.
Er war nicht nur
als genialer Theoretiker der Physik und Mathematik bekannt sondern auch ein
überaus geschickter Mechaniker. Sehr schnell erkannten die „Wälder“ die
Vorteile der Konstruktionsvorschläge und Verbesserungen für Uhren und Werkzeuge
des Priesters. 1780 konstruierte Rinderle das verbesserte Bohrgeschirr aus
Metall, um entscheidend die Qualität der Uhrmacherei zu verbessern.
Gleichzeitig schuf er für das Zisterzienser Stift Salem ein mathematisches
Museum, ein physikalisches Kabinett und eine kleine Sternwarte.
1787 konnte
Rinderle nach jahrelanger Arbeit seine astronomisch-geographische Weltzeituhr
beenden. Mit diesem Werk wollte er die wissensbegierigen Schwarzwälder
Uhrmacher mit den Grundlagen der Astronomie vertraut machen und gleichzeitig
zur Herstellung einer solchen anregen. Alle Teile hatte er selber angefertigt,
nur das vergoldete Ziffernblatt stammt Mathias Faller aus Neukirch. Auf dem
kleinen Ziffernblatt wird die Minuten angezeigt. Auf dem Hauptblatt kann man
für jeden Ort der Erdscheibe die Zeit ablesen, ferner das Datum mit den
Kalenderheiligen. Man sieht wo Tag, wo Nacht, wo Mitternacht ist, wie viele Stunden
Tag und Nacht an beliebigem Orte dauern, welche Lichtgestalt der Mond hat. Sie
ist heute noch im Uhrenmuseum von Furtwangen zu bewundern.
Im Jahre 1788
wurde Rinderle von der Universität Freiburg zum ordentlichen Professor ernannt
und übernahm den Lehrstuhl für angewandte Mathematik. Er verließ damit
offiziell das Kloster, trat aber immer im Ordenskleid auf. Dies obwohl es ihm
anzumerken war, dass er die klösterliche Mauern zu gerne hinter sich ließ.
Schon in seiner Klosterzeit war ihm anzumerken, dass die klösterlichen
Ordensregeln für ihn verlorene Zeit waren, er lebte nur für seine
naturwissenschaftliche Forschungen.
In höchster Not
wandte sich das Dorf Sasbach an den Freiburger Professor. Die jedes Jahr
wiederholenden Hochwasser des Rheins, drohten das Dorf zu überschwemmen, da
schon einige Häuser unterspült worden waren. Für die erbosten
Wasserbautechniker war es ein Unding, als sie den Ordensmann am Rheinufer
entdeckten. Aber Rinderle ließ sich nicht beirren und entwickelte nach langer
Prüfung eine Schutzvorrichtung, deren Versenkung im Rhein er selber 1801
überwachte. Das kommende Hochwasser gab dem Professor Recht, Sasbach wurde
nicht überschwemmt – Sasbach war gerettet.
Rinderle wurde
mit immer neuen Aufgaben von der Universität ausgenützt, so dass er unter
seiner angeschlagene Gesundheit immer mehr leiden musste. Teilweise musste er
auf seine Kosten Vorlesungen immer wieder von seinen Schülern halten lassen.
Körperlich geschwächt und krank bat er 1818 um Versetzung in den Ruhestand. Es
blieben ihm noch sechs Jahre voller Krankheit, Leiden und finanziellen Sorgen
bis er 1824 auf dem Alten Friedhof beigesetzt wurde. Sein Grabmal erinnert noch
heute an einen Großen der Wissenschaft.
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Astronomische Uhr Th. Rinderle |