Freitag, 6. Januar 2023

Was verbirgt sich hinter dem Uhrenpater von Staufen?

Grabstein Rinderle

Noch heute steht auf dem Alten Friedhof von Freiburg ein Grabstein, der auf einen Benediktinermönch, Erfinder und Mathematikprofessor hinweist: Thaddäus Rinderle. Er wurde als Sohn eines vermögenslosen Staufers Bürger 1748 geboren und ist als hochangesehener Professor der Freiburger Universität gestorben.

Der kleine Mathias fiel früh durch sein Interesse und Begabung auf, so dass er als Neunzehnjähriger 1767 wohl auf Wunsch seiner Eltern in das Kloster St Peter eintrat. Damit war für die Eltern gesichert, dass er die bestmögliche Ausbildung damals erhielt. Sehr schnell wurde die naturwissenschaftliche Begabung des Mönchs Thaddäus erkannt. Folglich schickte Abt Philipp Jakob Steyer den jungen Novizen zum Studium der Philosophie und Mathematik an die Universität Salzburg. Bald nach seiner Rückkehr erhielt er 1772 die Priesterweihe.

Er war nicht nur als genialer Theoretiker der Physik und Mathematik bekannt sondern auch ein überaus geschickter Mechaniker. Sehr schnell erkannten die „Wälder“ die Vorteile der Konstruktionsvorschläge und Verbesserungen für Uhren und Werkzeuge des Priesters. 1780 konstruierte Rinderle das verbesserte Bohrgeschirr aus Metall, um entscheidend die Qualität der Uhrmacherei zu verbessern. Gleichzeitig schuf er für das Zisterzienser Stift Salem ein mathematisches Museum, ein physikalisches Kabinett und eine kleine Sternwarte.

1787 konnte Rinderle nach jahrelanger Arbeit seine astronomisch-geographische Weltzeituhr beenden. Mit diesem Werk wollte er die wissensbegierigen Schwarzwälder Uhrmacher mit den Grundlagen der Astronomie vertraut machen und gleichzeitig zur Herstellung einer solchen anregen. Alle Teile hatte er selber angefertigt, nur das vergoldete Ziffernblatt stammt Mathias Faller aus Neukirch. Auf dem kleinen Ziffernblatt wird die Minuten angezeigt. Auf dem Hauptblatt kann man für jeden Ort der Erdscheibe die Zeit ablesen, ferner das Datum mit den Kalenderheiligen. Man sieht wo Tag, wo Nacht, wo Mitternacht ist, wie viele Stunden Tag und Nacht an beliebigem Orte dauern, welche Lichtgestalt der Mond hat. Sie ist heute noch im Uhrenmuseum von Furtwangen zu bewundern.

Im Jahre 1788 wurde Rinderle von der Universität Freiburg zum ordentlichen Professor ernannt und übernahm den Lehrstuhl für angewandte Mathematik. Er verließ damit offiziell das Kloster, trat aber immer im Ordenskleid auf. Dies obwohl es ihm anzumerken war, dass er die klösterliche Mauern zu gerne hinter sich ließ. Schon in seiner Klosterzeit war ihm anzumerken, dass die klösterlichen Ordensregeln für ihn verlorene Zeit waren, er lebte nur für seine naturwissenschaftliche Forschungen.

In höchster Not wandte sich das Dorf Sasbach an den Freiburger Professor. Die jedes Jahr wiederholenden Hochwasser des Rheins, drohten das Dorf zu überschwemmen, da schon einige Häuser unterspült worden waren. Für die erbosten Wasserbautechniker war es ein Unding, als sie den Ordensmann am Rheinufer entdeckten. Aber Rinderle ließ sich nicht beirren und entwickelte nach langer Prüfung eine Schutzvorrichtung, deren Versenkung im Rhein er selber 1801 überwachte. Das kommende Hochwasser gab dem Professor Recht, Sasbach wurde nicht überschwemmt – Sasbach war gerettet.

Rinderle wurde mit immer neuen Aufgaben von der Universität ausgenützt, so dass er unter seiner angeschlagene Gesundheit immer mehr leiden musste. Teilweise musste er auf seine Kosten Vorlesungen immer wieder von seinen Schülern halten lassen. Körperlich geschwächt und krank bat er 1818 um Versetzung in den Ruhestand. Es blieben ihm noch sechs Jahre voller Krankheit, Leiden und finanziellen Sorgen bis er 1824 auf dem Alten Friedhof beigesetzt wurde. Sein Grabmal erinnert noch heute an einen Großen der Wissenschaft.

Astronomische Uhr Th. Rinderle