Freitag, 28. April 2017

Was verbirgt sich hinter der Walpurgisnacht?



Der Glaube an Hexen und ihr unheilvolles Treiben gegen Mensch und Tier prägte den Schwarzwald. Die Angst vor dem dämonischen Treiben der Hexen war die direkte Betroffenheit: Verzauberung von Tier und Mensch, Stehlen der Kinder, Milchdiebstahl, Unfruchtbarkeit von Mensch und Tier. Im Volksglauben nahm man an, dass die Hexen sich auf dem Kandel träfen und dort ihre Sabbate feierten, um dann Mensch und Tier zu schädigen. Auch südlich zwischen Badenweiler und Kandern bei Schallsingen liegt ein Gewann „Hexenmatt“ wohin die Hexen auf einem Besen geritten kamen, tanzten und ihr Unwesen trieben.



So galt als eine der schaurigsten Nächte des Jahres die Nacht vom 30. April zum 1. Mai, die sog. „Walpurgisnacht“, in der sich alle Zaubermächte der Fesseln entledigen und Mensch, Tier und Fluren mit Unheil bedrohen. Um sich zu schützen, stellt der Bauer die Egge mit der Spitze nach oben vor der Stalltür auf. Daran konnte die Hexe nicht vorbei, da sie Eisen fürchtete. Das Verstecken des Besens hinderte die Hexe daran, fliegen zu können. Hohe Schwellen im Eingang zum Stall lassen Hexen stolpern. Der umgekehrt aufgestellte  Besen an der Stalltür verhindert, dass eine Hexe den Stall betreten und Milch stehlen kann.



Kurt Klein erzählt uns: Damit die bösen Geister auf ihrem Fluge auf gutem Ackerland nicht niedergehen wurden Gabel und Rechen mit den spitzen Zinken nach oben in das Erdreich gesteckt. Oder alte Besen wurden verbrannt, um den Hexen ihr Gefährt zu nehmen. Aus dem angeblichen Treiben der Unholde wurde eine „Unruh- und Störnacht“, in denen die Dorfburschen ihren Schabernak trieben. Mancher Bauer hat am Morgen seine Geräte oder gar einen Wagen auf dem Dache wieder gefunden, so manche Tür und Fenster wurde zugestellt. Von den Verehrern wurde jungen Mädchen grüne Maien auf das Dach gesetzt, wobei auch für verschmähte Liebe ein dürrer Tannenbaum als „Schandmaien“ oder einen vielsagenden alten, dreckigen  Besen vor das Haus einer Schönen platziert wurde. Das Maienstecken –ob geschmückt oder dürr- wird heute noch aus Mariazell gepflegt. Es werden aber auch Sägemehlspuren vom Haus des Burschen zu einem Mädchen gelegt, um das heimliche Verhältnis öffentlich zu machen.




Samstag, 22. April 2017

Was verbirgt sich hinter der Murgschifferschaft?



Die Murgschifferschaft wurde 1488 gegründet und ist wohl die älteste Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland. In ihr wird der Geschäftsbetrieb insbesondere Holzhandel, Sägerei und Flößerei in 41 Artikeln mit 396 Punkten festgelegt.



Geheimnis des Überlebens der Murgschifferschaft bis zum heutigen Tag war eine strenge Berufsteilung: Hoheit und Verwaltung hatten vier Hauptschiffer. Sie vertraten die Schifferschaft nach außen hin. Sie wurden immer nur für 2 Jahre gewählt, um eine eigene Machtpolitik einzugrenzen. Die eigentlichen Unternehmer und Kapitalbesitzer waren die Rheinschiffer, sowie die zweite Gruppe, die Waldschiffer. In der dritten Gruppe wurden die Sägewerksbesitzer, Waldhauer und Fuhrleute zusammengefasst.



Zwei weit über die Grenzen der Region bekannte Murgschiffer brachte die Murgschifferschaft hervor: Anton Rindenschwender und Jakob Kast.



Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verlor die Flößerei durch den Eisenbahnbau an Bedeutung. Aber schon rechtzeitig hatten die Murgschiffer sich nicht nur auf die Flößerei festgelegt sondern betrieben unzählige Sägewerke als weiterverarbeitende Industrie. Die Bretter gingen als Oblast mit den Flößen ihren Bestimmungsorten entgegen. Aber die Aktivitäten der Murgschifferschaft waren nicht nur die Wald- und Holzwirtschaft sondern auf ihre Aktivitäten gingen die Gründung der Bezirkssparkasse Gernsbach und der Bau der Murgtalbahn zurück. Dies obwohl mit  der Eröffnung dieser 1896 das Todesurteil über die Flößerei gesprochen war.



Das Augenmerk der Murgschifferschaft war aber längst die Waldwirtschaft mit der Bewirtschaftung von 5.000 Hektar Wald sowie der Bau der Sägewerke. Aus diesen gingen zahlreiche Gesellschaften hervor, die heute Papier, Kartonagen und Verpackungen, Spanplatten und Bierfilze fertigen.



Heute ist der Staat mit 54 % der größte Genossenschafter. Sein Stimmenanteil wurde aber freiwillig auf 35% begrenzt. Im Verwaltungsrat der Genossenschaft sitzen bis heute noch neben dem staatlichen Vertreter jeweils noch zwei Verwaltungsratsmitglieder mit der zweit- und drittgrößten Beteiligung neben zwei gewählten Mitgliedern. Alles Familienmitglieder, deren Vorfahren in Gernsbach gesiedelt und gearbeitet haben. Die Zahl der Genossen ist auf über 100 gestiegen, deren Anteile im Grundbuch von Forbach eingetragen sind.

Floß bei Gernsbach

Freitag, 14. April 2017

Was verbirgt sich hinter dem variablen Ostertermin?




Ostern kann zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Die zeitliche Festsetzung des Ostertermins richtet sich nach dem ersten Frühlingsvollmond. Der folgende Sonntag ist der Ostersonntag.



Angefangen haben soll alles mit dem jüdischen Passahfest einerseits und dem altgermanischen Frühlings-Fruchtbarkeitsfest andererseits. Das Passahfest wird am 14. Nissan gefeiert. Und zwar zum Gedenken an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Und dieses Datum deckt sich genau mit dem Tag im Frühlingsmonat, an dem der Frühlingsvollmond zum ersten Male eintritt. Dasselbe trifft nun für das germanische Fruchtbarkeitsfest zu. Auch hier bestimmte der erste Frühlingsvollmond den Zeitpunkt des Festes.



Im Jahre 325 nach Christus beschloss dann das Konzil von Nicäa für alle Zeiten verbindlich, Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu legen. Unter anderem wohl auch deswegen, weil sich dieses Datum mit dem germanisch-heidnischen Fruchtbarkeitsfest deckt. So waren die alten Heiden vielleicht eher bereit, sich mit dem neuen Glauben anzufreunden. Nun musste die Festlegung der Ostertage mit dem Termin des Frühlingsmondes abgestimmt werden. Mit dem wechselnden Ostertermin liegt rückgerechnet 40 Tage vom Ostertagsonntag der Aschermittwoch. Sonn- und Schalttage werden nicht berücksichtigt. 40 Tage nach Ostern liegt Christi Himmelfahrt, Pfingsten 50 Tage und weitere 10 Tage nach Pfingsten Fronleichnam.

Osterbrunnen Bad Königshofen

Freitag, 7. April 2017

Was verbirgt sich hinter dem Kleppern?



Auf den Palmsonntag folgt die „stille Woche“ –die Karwoche- nach dem altdeutschen Wort Kara genannt, das so viel wie Klage und Trauer bedeutet. Früher war es verboten, lärmende Arbeiten zu verrichten. Spätestens nach dem Gloria am „Gründonnerstag“ schweigen die Glocken. Sie unternehmen einen Ausflug nach Rom, um vom Papst gesegnet zu werden. Sie kämen erst wieder zurück, um das Fest der Auferstehung des Herren einzuläuten.



In dieser Zeit übernehmen Geräte das Geläut, die man je nach Region Rätschen, Därren oder Klappern nennt. Die Funktion dieser Geräte besteht darin, dass Holzhämmer an federnden Stielen sich durch das Drehen einer Walze anheben und trommelnd gegen die Kastenwand schlagen. Sie erzeugen ein ohrenbetäubendes Geräusch.



In katholischen Gemeinden war und ist das Kleppern oder Rätschen weit verbreitet. In frühester Zeit war das Lärmzeichen wohl für die Verständigung oder die Warnung vor Gefahr vor allem bei weit auseinander liegenden Gehöften benutzt. Das Kleppern verkündete das Ausrufen der Tageszeit, zu der sonst die Glocken läuteten oder den Beginn des Gottesdienstes. Die Rätschen waren entweder auf den Kirchtürmen installiert oder wurden von den Burschen durch die Gassen getragen. Aber auch anstelle der Ministranten-Klingel, die bei der Messe und bei Erteilung des sakramentalen Segens erklangen, wurde die in der stillen Zeit kleine Rätschen oder dumpfe Klapper eingesetzt. Sie sollen auch an die Leiden und Schmerzen von Jesus erinnern, die er bis zu seinem Kreuztod erleiden musste.



Das Kleppern hat aber auch noch in das Fasnachtsbrauchtum Eingang gefunden. In den Fasnachtshochburgen Gengenbach, Haslach, Radolfzell und Waldkirch gibt es Klepperlesgarden, deren Mitglieder sich Klepperleswettbewerben stellen. Erstmals amtlich wurde das Kleppern in den Akten des stattgefundenen „Klepperleskrieges“ von 1881 erwähnt. Der Haslacher Bürgermeister, Caspar Bosch, hat in seinem Schreiben an den damaligen Großherzog festgestellt, dass der Brauch des Klepperns noch wesentlich älter sei – so Alois Krafcyk.

Ministrant mit einer Rätsche