Samstag, 22. April 2017

Was verbirgt sich hinter der Murgschifferschaft?



Die Murgschifferschaft wurde 1488 gegründet und ist wohl die älteste Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland. In ihr wird der Geschäftsbetrieb insbesondere Holzhandel, Sägerei und Flößerei in 41 Artikeln mit 396 Punkten festgelegt.



Geheimnis des Überlebens der Murgschifferschaft bis zum heutigen Tag war eine strenge Berufsteilung: Hoheit und Verwaltung hatten vier Hauptschiffer. Sie vertraten die Schifferschaft nach außen hin. Sie wurden immer nur für 2 Jahre gewählt, um eine eigene Machtpolitik einzugrenzen. Die eigentlichen Unternehmer und Kapitalbesitzer waren die Rheinschiffer, sowie die zweite Gruppe, die Waldschiffer. In der dritten Gruppe wurden die Sägewerksbesitzer, Waldhauer und Fuhrleute zusammengefasst.



Zwei weit über die Grenzen der Region bekannte Murgschiffer brachte die Murgschifferschaft hervor: Anton Rindenschwender und Jakob Kast.



Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verlor die Flößerei durch den Eisenbahnbau an Bedeutung. Aber schon rechtzeitig hatten die Murgschiffer sich nicht nur auf die Flößerei festgelegt sondern betrieben unzählige Sägewerke als weiterverarbeitende Industrie. Die Bretter gingen als Oblast mit den Flößen ihren Bestimmungsorten entgegen. Aber die Aktivitäten der Murgschifferschaft waren nicht nur die Wald- und Holzwirtschaft sondern auf ihre Aktivitäten gingen die Gründung der Bezirkssparkasse Gernsbach und der Bau der Murgtalbahn zurück. Dies obwohl mit  der Eröffnung dieser 1896 das Todesurteil über die Flößerei gesprochen war.



Das Augenmerk der Murgschifferschaft war aber längst die Waldwirtschaft mit der Bewirtschaftung von 5.000 Hektar Wald sowie der Bau der Sägewerke. Aus diesen gingen zahlreiche Gesellschaften hervor, die heute Papier, Kartonagen und Verpackungen, Spanplatten und Bierfilze fertigen.



Heute ist der Staat mit 54 % der größte Genossenschafter. Sein Stimmenanteil wurde aber freiwillig auf 35% begrenzt. Im Verwaltungsrat der Genossenschaft sitzen bis heute noch neben dem staatlichen Vertreter jeweils noch zwei Verwaltungsratsmitglieder mit der zweit- und drittgrößten Beteiligung neben zwei gewählten Mitgliedern. Alles Familienmitglieder, deren Vorfahren in Gernsbach gesiedelt und gearbeitet haben. Die Zahl der Genossen ist auf über 100 gestiegen, deren Anteile im Grundbuch von Forbach eingetragen sind.

Floß bei Gernsbach