Freitag, 26. Oktober 2018

Was verbirgt sich hinter den Schwierigkeiten der Flößerei im hinteren Murgtal?


Das Großherzogtum Baden war nicht bereit die Murg zwischen Schönmünzach und Raumünzach floßbar zu machen. So konnte das Königreich Württemberg die riesigen Wälder im oberen Murgtal nicht nutzen. Erst 1768 war die Murg für Langholz durchgehend floßbar. Um die enormen Holzvorräte dennoch nutzen zu können, wurden große Kraftanstrengungen unternommen, um das Holz über den Berg an württembergische Flüsse zu transportieren. Denn seit dem Dreißigjährigen Krieg stieg immens der Holzbedarf der Holländer.



So begannen sich kapitalkräftige Holzkompanien, ein Zusammenschluss von Schiffern, und Geschäftsleuten, die Akkorde für die Holländer Stämme zu ersteigern. So werden die großen Vorräte der Holländerstämme des oberen Murgtales erschlossen. Um nur einige bekannte Namen zu nennen: die Neunbürger Schiffergesellschaft Lidell & Co ab 1746 und ab 1755 Vischer & Co als Calwer Holzhandelskompanien. Als Nachfolge Holzkompanie bildete sich die mächtige Calwer Holzkompanie bis 1808. Aber auch als badische Holzkompanie bildete sich der Pforzheimer-Flößerzunft-Verein 1747-1840.



Bei Schönmünzach wurde an der Landesgrenze –beim heutigen Klärweg- Scheiterholz aus der Murg mit einem Rechen gezogen, mit Pferdewagen auf die „Besenfelder Schwenke“ gezogen und gelagert. Im Winter wurde dann das Holz mit Hornschlitten zum Spielberg gezogen und von dort über eine Holzriese zum Kaltenbach Schwallweiher bei Gompelscheuer gebracht. Auf diese Weise wurde bis 1787 über den „Scheiterweg“ und dann weiter über die Enz geflößt.



Stammholz (70.000 Tannen) wurde von Klosterreichenbach über den „Baum- oder Bergweg“ mit Spezial-Langholzwagen und bis zu 14 Pferden Vorspann über den Igelsberg  zur  Erzgrube gezogen.  Von der dortigen Einbindestelle an  der Nagold konnten sie dann bis zum Neckar und Rhein geflößt werden. Das „Thannenfuhrweg“ war von 1746 bis 1785 durch die Holzkompanie Lidell in Betrieb.



Um die Holländerstämme vom Huzenbacher See auf die Höhe zu bekommen wurde ein Bengelweg auf die Besenfelder Höhe eingerichtet, um die Stämme mit Hilfe von mehreren Pferden Vorspann auf die Höhe zu ziehen. Die Wege sind heute noch als „Untere und Oberer Baumweg“ vorhanden.



Auf das Kuriosum der Huzenbacher Machine wurde schon im Blog vom 7.5.2016 eingegangen.



In jenen Jahren aber vor allem nach der Floßbarmachung der Murg waren die Gewinne der Calwer Kompanie so gewaltig, dass nicht nur zahlreiche Sägemühlen sondern auch gleich zwei Glashütten gegründet wurden.

Poppelsee Schwallweiher

Freitag, 19. Oktober 2018

Was verbirgt sich hinter den Giersteinen im Murgtal?


Bermersbach ein Ortsteil von Forbach liegt auf einer Terasse 160 m über dem Murgtal und bietet einen herrlichen Ausblick. Auf einem langgezogenen Bergrücken vom Dorf Richtung Murgtal liegen drei 7x4x4 m mächtige Forbachgranitfelsen. Sie sind seit 1940 als geschütztes Naturdenkmal eingetragen.



Die bizarren Felsen haben natürlich die Phantasie der Bevölkerung und Besucher angeregt. Das Dritte Reich hat diese Felsen als Opfersteine oder germanische Kultstätte vereinnahmt. Die Sagenwelt glaubte den Teufel bemühen zu müssen, der die Ausbreitung des Christentums im Murgtal hier verhindern wollte.



Die schwer zugängliche Gegend um Forbach wurde jedoch erst im 14. Jahrhundert besiedelt. Erst 1725 tauchte die Bezeichnung „Gierstein“ in einem Schriftstück auf allerdings mit dem Zusatz „Irrstein“ in Klammern. 1753 erfolgte dann die Gewannbezeichnung „Gierstein“ in einem Art Grundsteuerverzeichnis.



Naheliegend ist die die wissenschaftliche Erklärung, dass es sich als typische Zeichen der Verwitterungsformen von Granit handelt, der sich durch Wasser, Wind, Hitze, Kälte zu den verschiedensten Formen ausgebildet hat.



Der Besucher kann das interessante Naturgebilde mit dem herrlichen Rundblick auf das Murgtal verbinden.

Freitag, 12. Oktober 2018

Was verbirgt sich hinter dem Bergbauende am Schauinsland?


Das Ende des Bergbaues im Schwarzwald –außer dem Abbau von Fluss- und Schwerspat- zeichnete sich Mitte des 19. Jahrhunderts ab. So wurde einer der letzten Bergwerkvereine im Schwarzwald, der badisch-englische Bergwerkverein, 1865 am Schauinsland aufgelöst. Der Silbergehalt des geförderten Erzes war zu gering, da zu viel wertlose Zinkblende enthalten war.



Zink wurde zunehmend als Korrosionsschutz von Eisen und Stahl gebraucht. Das führte dazu, dass Carl von Roggenbach 1878 die bisher wertlose Zinkblende von alten Halden am Schauinsland durchkutten ließ. Es wurde sogar ein noch tieferer Stollen, der von Kappel nach Hofsgrund führen sollte, aufgefahren.



Die Nachfolgegesellschaft, die Gewerkschaft Schwarzwälder  Erzbergwerke, trieb den Abbau der Zinkblende voran. 1899 wurde vom Kappler Mundloch eine 5,3 km lange Materialseilbahn zur neuen Aufbereitungsanlage am Ende des Kappler Tales mit Anschluss an die Höllentalbahn gebaut. In Oberried wurde ein Kraftwerk zur Stromversorgung gebaut.



Die Nachfrage nach Zink und Blei steigerten den stetigen Ausbau der Bergbauaktivitäten. Auch nach dem Ersten Weltkrieg wurden über 250 Bergleute in den Gruben beschäftigt. Erst 1930 erzwangen stark sinkende Blei- und Zinkpreise des Weltmarktes wieder die Stilllegung der Gruben am Schauinsland.



Die Materialwirtschaft des 3. Reiches garantierte Festpreise für Zink und Blei, so dass 1936 die Stolberg Zink AG den Erzabbau am Schauinsland wieder voran trieb und ausbaute. Schon nach kurzer Zeit waren über 300 Bergleute in den Gruben wieder beschäftigt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war 1950 die Förderleistung der Vorkriegszeit wieder erreicht.



Anfang der 50er Jahre setzte der Plastik-Kunststoff mit  seinem enormen Siegeszug ein. Der Zinkbedarf ging zurück und gleichzeitig überschwemmte Zink aus Australien, Peru und Nordamerika die Weltmärkte. Die Preise stürzten in den Keller. 1954 wurden die Gruben mangelnder Rentabilität stillgelegt, die Materialseilbahn abgebaut und die Mundlöcher verbaut. 1970 wurden von der Stollberg Zink AG Geräte und Gelände verkauft. Damit war das Ende besiegelt, und die herrliche Gegend um den Schauinsland konnte sich erfolgreich dem Fremdenverkehr und Erholungssuchenden erfolgreich öffnen. Zurückgeblieben als Erinnerung an die 40 km langen Gruben ist das Besucherbergwerk Gegenturm.



Anna Hochegger aus Bad Ems erinnerte sich, dass sie von 1926 bis 1930 mit anderen Kindern der Bergleute aus Kappel im Winter mehrere Kilometer durch den Kappler Stollen zur Schule nach Hofsgrund trotz aller Gefahren gingen. In der einen Hand hielten sie die Karbidlampe, in der anderen die Schultasche. Im Sommer ging es über den Schauinsland zur Schule.

Kraftwerk Oberried