Freitag, 25. September 2020

Was verbirgt sich hinter dem Rohrhardsberg?

Elzach vom Rohrhardsberg

Die Wäldergemeinde Rohrhardsberg –heute ein Ortsteil von Schonach- wurde 1335 erstmals urkundlich erwähnt. „Das religiöse Leben würde sehr im Argen liegen“. Rohrhardsberg war zu jener Zeit nach Elzach eingepfarrt. Der Ort, der nahezu von Anfang an zur Herrschaft Triberg gehörte, zählte 1525 „vil huser von gemeyen lutten“ – also von armen sozialschwachen Bewohnern. Hirten, Köhler und Harzer besiedelten das Gebiet. 1805 kam Rohrhardsberg mit Triberg von Vorderösterreich zum Großherzogtum Baden. 1816 wurde Rohrhardsberg eine Vogtei mit 32 zerstreut liegenden Höfen und 282 Bewohnern. 1947 waren es noch 200 Bewohner und 1971 wurde Rohrhardsberg freiwillig nach Schonach eingemeindet.

 

Der Rohrhardsberg war ziemlich unerschlossen, da er abseits der Handelswege lag. Bis 1789 gab es nur einen schmalen Saumpfad von Elzach, Yach, Triberg. An der Elzschlucht und dem oberen Elztal war das Gebiet wegen Felssperren nahezu unzugänglich. Das Elztal erhielt erst Ende des 19. Jahrhunderts einen Schluchtweg. Die heutige Querverbindung von Schonach wurde erst 1843 fertiggestellt. Topographisch ist der Rohrhardsberg ein schwieriges Gelände. Der tiefste Punkt im Elztal liegt bei 600 m und der höchste Höhenrücken bei 1163 m. Die Gemarkungsfläche von 1165 ha besteht aus über 80% Wald und der Rest sind Weiden.

 

Die Weltabgeschiedenheit des Rohrhardsberges hielt das Kriegsgeschehen fern, wenn auch das Gasthaus „Schwedenschanze“ oder das „Schwedenkreuz“ auf den Dreißigjährigen Krieg hindeuten. Das ehemalige Gipfelkreuz „Schwedenkreuz“ wurde 1991 restauriert und beim Schänzlehof aufgestellt. 1688 bekam im Pfälzer Erbfolgekrieg der Rohrhardsberg  österreichisches Militär, die Schanzen gegen die Franzosen bauten. Später wurde der Rohrhardsberg in die Verteidigungslinien einbezogen, die von Bad Säckingen über die hiesigen Höhen bis Pforzheim angelegt wurden. Die Befestigungen bestanden aus Gräben, Schanzen und Redouten wurden vom Landsturm verteidigt. Die Gemeinde Rohrhardsberg hatte 9 Mann zum Landsturm zu entsenden, davon hatten nur 6 eine Feuerwaffe. Nach 1714 verfielen die Anlagen. Noch heute sind vor dem Gipfel im Wald die ehemaligen Wälle der Schanzen deutlich zu sehen.

 

Der Wald lud natürlich die Köhler und das große Gefälle in der Elzschlucht lud die Edelsteinschleifer aus Waldkirch ein. Geschliffen wurden einheimische Steine, Blutsteine aus Hammereisenbach, Mineralien aus Todtnau, Granate aus dem Kinzigtal und Achate vom Hünersedel. Aber  auch Steine aus Südtirol, Schweiz, Zillertal und Böhmen wurden geschliffen. Waldkircher und Freiburger Händler sowie Italiener –damals Venediger genannt- nahmen die Waren ab. Die Hofgüter „Korallenhäusle“, „Schleife“ und „Venedig“ weisen noch auf das untergegangene Gewerbe hin. Auch wie überall im Oberamt Triberg wurde auch auf dem Rohrhardsberg die Strohflechterei als Erwerbstätigkeit der Bevölkerung betrieben.  Heute geblieben sind die Landwirtschaft und der Fremdenverkehr. Zahlreiche Wanderwege so auch der Rundweg „U(h)rwaldpfad“ mit 9 km aus dem Elztal führen über und um den Rohrhardsberg.

 

Ein sehnlichster Wunsch blieb den Rohrhardsbewohner  verwehrt, nämlich eine eigene Kirche. So gibt es nur zwei Hofkapellen. Einer der Ramselhofbauern pilgerte regelmäßig nach „Maria Einsiedeln“. Einmal folgte der Hofhund heimlich seinem Herrchen. Als er sein Ziel erreicht hatte und vor dem Altar der Wallfahrtskirche niederkniete, sprang ihn plötzlich sein Hund voller Freude an. Diese Geschichte ist in einem Deckengemälde der Klosterkirche festgehalten.

Schänzlehof mit Kapelle



 


 

 

Freitag, 18. September 2020

Was verbirgt sich hinter der Schramberger Strohmanufaktur?

 


Die Region Triberg war bekannt durch die Strohflechterei, die maßgeblich vom Triberger Obervogt Huber von (1758-1816) als Armenbeschäftigung gefördert und unterstützt wurde. Viele Familien auf dem Schwarzwald wussten nicht, wie sie die vielen hungrigen Mäuler stopfen sollten.

 

Im württembergischen Schramberg herrschte eine ähnliche Situation der Bevölkerung. Nur im Gegensatz zum Pietismus, der in Württemberg vorherrschte, galt Armut im katholischen Schramberg als selbstverschuldet. Die Armen sollten nicht von Almosen leben sondern sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Daher galt Arbeitsbeschaffung als höchste Tugend im Württemberg des 19. Jahrhunderts.

 

So wurde von 56 Männern der Gemeinde Schramberg wie Schultheiß Jegglin, Pfarrer Herligkofer und Armenpfleger Wolber 1832 die „Strohmanufaktur als Armenbeschäftigung-Anstalt auf Actien gegründet“. Sie sollte die Not lindern. Selbst der König von Württemberg kaufte Aktien.

 

Zuerst wurden  Strohgeflechte und dann Hüte fabriziert. Aber mangelnde Kenntnisse in der Strohfertigung bei diesem neuen Industriezweig, der gemeinnützig und damit steuerfrei arbeitete, führten als bald zu der Situation, dass die Einlagen aufgebraucht waren. 1838 konnte der Kaufmann Johann Peregrin Haas für die Leitung gewonnen werden und führte die Aktiengesellschaft als „Industrie Anstalt Schramberg“ weiter. Mit seiner Kapitalzufuhr und staatlicher Unterstützung gelang es ihm das Unternehmen zu stabilisieren.

 

1840/41 konnte Johann Haas den über weit reichende Handelsbeziehungen im Strohgeschäft verfügenden Schweizer Johannes Tobler für sein Unternehmen gewinnen. Dieser ließ anfänglich die Fertigung von Strohtaschen und später von Strohhüten anlaufen. Er importierte das Grundmaterial der Latanier-Palme aus der Karibik. Der Vorteil war, dass die Produkte eine größere Haltbarkeit gegenüber dem herkömmlichen Stroh besaßen. Der Erfolg drückte sich in der Ausdehnung der Strohflechterei als Heimarbeit auf 30 Nachbargemeinden  von Schramberg aus.

 

Johannes Tobler entdeckte den talentierten Erhard Junghans bei der Majolika, ließ ihn technische, kaufmännisch und sprachlich ausbilden. Der spätere Gründer von Junghans-Uhren erschloss in Frankreich und der Schweiz neue Märkte. Mittlerweile als Geschäftsführer und Teilhaber aufgenommen, beschäftigte das blühende Unternehmen bis zu 6.000 Menschen.

 

1854 wurde die Aktiengesellschaft aufgelöst und als „Strohmanufaktur J.P. Haas & Cie“ neu gegründet. Sie errichtete zusätzlich eine Färberei und Leimsiederei. 1860 kamen eine Dampfmaschine, Hutpressen und Webstühle hinzu. Die produzierten Artikel wurden in ganz Deutschland, Österreich, Schweden Norwegen, England und den USA vertrieben. Auf zahlreichen Industrieausstellungen wurden deren Produkte ausgezeichnet.

 

Nach dem Tode von Johann Haas führten dessen Söhne und Schwiegersohn das Unternehmen weiter. Mittlerweile hatte sich kostengünstige Konkurrenz aus dem Allgäu auf dem Markt etabliert. Zusätzlich mit dem Beginn des Ersten Weltkrieg 1914 und den daraus folgenden Turbulenzen zeichnete sich das Ende des Unternehmens ab.

 

Freitag, 11. September 2020

Was verbirgt sich hinter dem F. F. Revierförster Kolumban Kaiser?

Nachdem das französische Heer unter Marschall Jourdan durch die Österreicher unter Erzherzog Karl im Hegau Frühjahr 1799 entscheidend geschlagen worden war, trat die Donau-Armee in drei Heeressäulen den Rückzug über den Schwarzwald an. Der rechte Flügel unter Divisionsgeneral Ferino war mit 12.000 Mann bis Neustadt gezogen und hatte auf der Linie Rötenbach, Hochfirst, Kappel und Lenzkirch ihre Lager aufgeschlagen. Sie wollten sich wieder ordnen und vor allem den Rückzug der Hauptarmee zu decken. Die Franzosen schickten verstärkte Patrouillen aus gegen Dresselbach, Grünwald und Gündelwangen wo die Österreicher standen. Die Lenzkircher  und diejenigen aus der Umgebung hatten in den Jahren zuvor die verheerenden Erfahrungen mit den durchziehenden Truppen gemacht, die alles raubten was nicht niet- und nagelfest war. Denen blieb nur die Flucht in die Wälder, um das nackte Leben zu retten. In dieser großen Not beschloss  Kolumban Kaiser unter Einsatz seines Lebens seinen bedrängten Landsleuten und den österreichischen Soldaten zu helfen.

 

Kolumban Kaiser (1753-1824) aus Lenzkirch war dort Fürstlich Fürstenbergischer Revierförster. Dadurch kannte er die ganze Gegend „wie seine Hosentasche“. Er bot dem Kommandanten der österreichischen Truppe,  General von Klingling, der sein Lager bei Grünwald, Holzschlag und Bonndorf hat aufschlagen lassen, seine Dienste als Wegführer durch die ihm bekannten Gebirgswaldungen gegen den Feind an. Dies war umso wichtiger, da die Franzosen sämtliche Anmarschwege durch gefällte Bäume und Verhaue gesperrt hatten.

 

Am 4. April 1799 hatte Kolumban Kaiser in österreichischer Uniform gekleidet an der Spitze des 8. Infanterie-Bataillons unter Hauptmann Radwojevich marschierend die Soldaten an den Feind herangeführt. Aber nicht nur das sondern mit „seinem eigenen Schießgewehr focht er in der ersten Reihe und erlegte mit jedem Schuss einen Mann“. Das brachte ihm die Bewunderung der österreichischen Soldaten ein, die sagten: „Er sei zwar ein langsamer Lader, aber ein sicherer Treffer“.

 

Insgesamt waren am Kappler-Berg 4.000 österreichische Soldaten im Gefecht verwickelt und schlugen die Franzosen zurück. Allerdings erhielten die Franzosen Verstärkung aus Neustadt, so dass die ungestüm nachstoßenden Österreicher in ernste Gefahr kamen, abgeschnitten und gefangen genommen zu werden.  Aber die Vertrautheit mit dem Gelände, die Kenntnis der geheimsten Schleichwege machte es Kolumban Kaiser nicht nur möglich, die bedrängten 4 Offiziere und 135 Soldaten in kürzester Zeit ohne Verluste aus der bedrohlichen Umzingelung zu befreien, sondern sie sogar wieder vor die Front der erstaunten Franzosen zu führen. Zwar konnten die Franzosen nicht vernichtend geschlagen werden, fühlten sich aber so bedroht, dass sie am nächsten Morgen  die Stellungen räumten und hinter den Rhein zurückflohen.

 

Über Kolumban Kaiser gingen alsbald Gefechtsberichte in voller Würdigung seiner Verdienste nach Wien. Am 2. August 1799 wurde ihm für seine Verdienste um die Schlacht am Kappler Berg die große goldene Civil-Ehren-Medaille vom österreichischen Obristenlieutnant Mayer von Heldenfeld unter Anwesenheit seiner Vorgesetzten in Donaueschingen verliehen.

 

Die Würdigung seiner Tat fand in der Ortschronik von Lenzkirch  1845 ihren Niederschlag. Ein Freilichtspiel „Kolumban Kayser“ 1934 von Paul Körber, das zur 200 Jahrfeier von Lenzkirch aufgespielt wurde, führte vollends zur Glorifizierung als „Helden unserer Heimat“.

 

Auf der Kappler-Höhe erinnert heute noch das Franzosenkreuz an diese Schlacht.

Kappler-Höhe Franzosenkreuz

Freitag, 4. September 2020

Was verbirgt sich hinter den Höhenhäusern der Schwarzwaldhochstraße Teil 2?

Die Schwarzwaldhochstraße…  Fortsetzung von Teil I

 

Erlebniswelt Mummelsee: (Siehe: Was verbirgt sich hinter dem Mummelsee?)

 

Kurhaus Ruhestein: Michael Glaser baute 1864 eine kleine Wirtschaft an der Passstraße von Achern nach Baiersbronn. 1869 übernahm Louis Klumpp die kleine Buschwirtschaft, beherbergte 10 Jahre später die ersten Übernachtungsgäste und erstellte 1886 einen prachtvollen Neubau. 1897 fand das erste Skirennen vom Ruhestein aus statt. Die Familie Klumpp baute das Kurhaus immer weiter aus. 1939 hatte das Kurhaus 140 Betten und eine vorzügliche Küche. Nach den Kriegswirren und der Besatzungszeit der französischen Armee gelang ein erfolgreicher Neustart und 1969 erfolgte die 100-Jahrfeier der Familie Klumpp. Aber die Zeit der Höhenhäuser war vorbei. 1970 konnte die Familie Klumpp das Hotel an die Neue Heimat verkaufen, die ein großes Sporthotel für 25 Mio DM bauen wollte. Finanzielle Probleme ließen das Projekt in der Schublade verschwinden. Das Höhenhotel wurde abgerissen, und in der Villa Klumpp residiert heute die Geschäftsstelle des Naturparkes Schwarzwald.

 

Schliffkopfhotel: 1911 wurde im Schlliffkopfgebiet eine Skihütte gebaut und daneben ein Gedächtnisstein für die gefallenen Kameraden des Schwäbischen Schneeschuhbundes errichtet. Später kam der Wunsch, ein Gedächtnishaus zu haben. Obwohl strenges Naturschutzgebiet konnte 1932 der Wunsch eines großzügigen Haus erfüllt werden. Nach dem Kriege ging das Haus 1952 an das Ehepaar Fahrner als Pächter, die es stetig ausbauen ließ. 1973 konnte die Familie Fahner das Haus kaufen, das 1991 nachts abbrannte. 2003 konnte die Familie Fahner ein modernes Wellness-Hotel einweihen.

 

Zuflucht 1865
Kurhaus Zuflucht: 1808 wurde von der Stadt Oppenau für die Waldarbeiter auf dem Roßbühl eine Schutzhütte erbaut. Ab 1832 wurde sie als Buschwirtschaft von Martin Braun betrieben. Mehrere Pächter bauten sie zum Gasthaus aus. 1907 wurde das Gasthaus an eine Familie Schmelzle/Ott verkauft und diese bauten ein großzügiges Höhenhotel. Es konnte stetig erweitert und auch nach dem Zweiten Weltkrieg zu neuer Blüte gebracht werden. 1973 sollte es nochmals großzügig erweitert werden, das von den Planungsbehörden 1977 nicht genehmigt wurde. 1980 wurde es an das Deutsche Jugendherbergwerk verkauft. Seit 2006 wird das Haus von der Familie Ritter als Hotel betrieben.

 

Alexanderschanze 1900
Kurhaus Alexanderschanze: 1868 errichte Waldschütz Georg Kaiser ein Forstwarthäuschen, das sich unter der Familie zum bekannten Hotel Alexanderschanze entwickelte und brannte 1911 ab. Danach zum Kurhotel neu aufgebaut litt es unter Krieg und Besatzungszeit. Trotzdem wurde es 1952 umgebaut, aber auch hier war die Zeit der Höhenhäuser vorbei, wurde als einfaches Gasthaus betrieben und 2015 vom Land Baden-Württemberg gekauft.

 

Lamm 1865
Kurhaus Lamm: Schon im 19. Jahrhundert war es die Raststätte der Fuhrleute von Oppenau nach Freudenstadt. 1878 übernahm das Ehepaar Gaiser das Lamm und baute es nach und nach zum Kurhotel um. Schneeschuhläufer und Sommerfrischler waren gern gesehene Gäste. Fürsten, Herzöge und Prinzen waren zu Gast. 1912 wurde das Hotel abgebrochen, modern wieder aufgebaut und besaß dann 60 Fremdenzimmer. Auch 1961/62 wurde das Hotel von der Familie Gaiser nochmals neu errichtet und mit einem Hallenbad versehen. Aber auch das Höhenhotel Lamm ereilte sein Schicksal und wurde 1984 geschlossen und 1985 abgebrochen.