Freitag, 27. September 2019

Was verbirgt sich hinter dem Schluchsee?


Zwei Großprojekte veränderten die geographische Landschaft um den Schluchsee: Die Dreiseenbahn und die Aufstauung des Schluchsees. Die ersten Pläne zur Gewinnung von Energie aus der Wasserkraft des südlichen Schwarzwaldes entstanden schon 1907.



Im Jahre 1921 erfolgte die Gründung der Schluchseewerk AG mit dem Ziel der Aufstauung des Schluchsees. Er war ursprünglich ein Gletschersee des Feldberg-Gletschers. Der Wasserspiegel des Sees lag 29 m unter dem heutigen und hatte eine Fläche von 103 ha. Mit einer 65 m hohen und 250 m langen Staumauer –gebaut 1929/32- wurde der ursprüngliche See um ein Vielfaches auf 514 ha aufgestaut. 124.000 m³ Beton in der Staumauer halten eine Wassermenge von 112 Mio m³ Wasser zurück. Er hat dadurch eine Länge von 7,5 km, Breite von 1,5 km und eine Tiefe von 62 m bekommen.



Natürlich ergaben sich erhebliche Interessenkonflikte, weil Wald, Felder und mehrere Anwesen sowie eine Straße unter dem Wasser versinken sollten. Der schwankende Wasserspiegel würde Ungeziefer und Unrat für den Kurort bedeuten. Aber großzügige Entschädigungszahlungen der Schluchseewerk AG glichen die gewaltigen Veränderungen und Nachteile aus. Die zugesagte Absenkung des Sees auf 888 m wird nicht wahrgenommen sondern wird nicht unter 924 m ausgenutzt, um der touristischen Bedeutung des Sees Rechnung  zu tragen. Der Schluchsee hat ein Stauziel von 930 m Höhe.



Um die Staumauer bauen zu können, musste der Natursee um 13 m abgesenkt werden. Ein Stollen wurde in den Felsen gesprengt. Dabei wurde ein Einbaum gefunden, der belegt, dass der See schon um 650 n Chr befahren wurde.



Gespeist wird der Schluchsee durch den ursprünglichen Zufluss der Schwarza, durch ein verzweigter Einzugsbereich von 72 km² unterhalb des Feldberges sowie durch das Rheinwasser, das nachts in den Schluchsee gepumpt wird.



1983 musste zum Unmut der Gemeinde der Schluchsee das Wasser auf das ursprüngliche Niveau abgesenkt werden, um eine große Revision der Staumauer vorzunehmen. Der Badebetrieb, die Fischerei und der Segelsport mussten ruhen. Das Ereignis zog aber viele Besucher an, da die ursprüngliche Struktur plötzlich wieder zu sehen war. Auf der alten Poststraße wurden sogar Kutschfahrten angeboten.





Natürlich bedeuten Absenkungen des Wassersspiegels Ärger mit dem Tourismus. Nachdem die Nutzungsgenehmigung für den Schluchsee der Schluchseewerk AG 2017 ablief, wurde erneut festgelegt, dass die Mindeststauhöhe weiterhin bei 924 liegt und nur an wenigen Tagen Absenkungen auf 923 bzw 922 m genehmigt sind.



Der Schluchsee hängt mit verschiedenen Werkgruppen von Häusern über Wittnau und Waldshut an Pumpspeicherkraftwerken.



Bundesweit wurde der See als Schlucksee bekannt, da 1982 die deutsche Nationalmannschaft im Trainingslager durch übermäßigen Alkoholgenuss aufgefallen war.


Freitag, 20. September 2019

Was verbirgt sich hinter der Herkunft des Balzer Herrgotts über der Wilden Gutach?


Balzer Herrgott heute

Der Zufahrtsweg führt von Gütenbach, Vogtsgrund oberhalb des Fallengrunds nach Süden zum Waldparkplatz. Von dort sind es noch 1,5 km zum Balzer Herrgott zu Fuß. Der Wanderweg führt dann weiter nach Dreistegen zur Hexenlochmühle.



Da weder in der Chronik von Gütenbach noch sonst schriftliche Unterlagen zum Balzer Herrgott vorhanden sind, ist man auf das Hörensagen von Generation zu Generation angewiesen. Hugenotten hätten ihn auf der Flucht aus Frankreich an dem steilen Hang liegen lassen. Andere behaupten es seien Royalisten gewesen, die während der Revolution aus Frankreich geflohen seien. Ein Bauer namens Balzer hätte auf Grund eines Gelübdes ihn um 1800 aus Glashütte erstellt. Ein Jäger habe aus Wut Arme und Beine wegen einer entgangenen Beute abgeschossen. Der Herrgott sei dann an den Baum gelehnt worden und dort angewachsen. So einige der unzähligen Gerüchte, die in Umlauf waren.



Der Forstamtmann Wilhelm Rombach, Gütenbach, erzählt, dass der Herrgott 1929 nur an den Lenden am Stamm angewachsen gewesen sei. Das Eisenkreuz war ebenfalls eingewachsen. Er sägte die freien Spitzen der Stäbe 1930 ab. Arme und Beine waren schon abgebrochen. Rombach vermutete, dass der Herrgott von 1750 stammte und zwischen 1870 und 1880 an die Buche angelehnt worden sei. Er meinte, dass das Kreuz ein Wetterkreuz gewesen sei. Auf alle Fälle umschloss die Rinde nach und nach den Körper.



Im Dritten Reich sollte die Buche gefällt werden, weil sie beim Holzladen im Wege sei. 1950 wurde das Gelände um den Baum freigehauen. 1959 wurde der Balzer Herrgott unter Denkmalschutz gestellt. Der Name Balzer kommt wohl von einem Auerhahn Balzplatz, der hier war.



Der bekannte Forstmeister Fritz Hockenjos  verfasste im März 1956 eines von mehreren Gedichten, die dem geheimnisvollen Balzer Herrgott gewidmet sind und heute noch auf einer Holztafel geschnitzt ist.

                        „Doch sieh, der Baum umfangen hält,

                        das viel verachtet Bild aus Stein

                        und nimmt ihn ganz in sich hinein

                        den Schmerzenmann, den Herrn der Welt.“



Oswald Scherzinger aus Gütenbach berichtet vom damals 80jährigen Pius Kern, der 1940 erzählt habe, dass das Kreuz vom Königinnenhof stammte, der am 24.2.1844 einem Lawinenunglück zum Opfer fiel. Auch das Hofkreuz wurde zerschlagen und blieb liegen, da der Hof nicht mehr aufgebaut wurde. Zwei junge Bauernknechte aus dem Fallengrund haben den Korpus mit Richtung Fallengrund mitgeschleppt. Wegen des Jagdaufsehers blieb der Korpus im Wald liegen.


Die damals 85jährige Rosalinde Kiefer erzählte 1959, dass ihr Mann, Karl Kiefer, mit Gerhard Schmidt einen sonntäglichen Gesellenspaziergang gemacht hätten und den Korpus im Wald liegen sahen. Sie hätten ein Eisenkreuz erstellt, den Korpus befestigt und das Kruzifix an einer Buche fixiert.

1974 schloss sich die Rinde unterhalb der Brust des Herrgotts. Dieser drohte ganz unter Rinde zu verschwinden. 1986 erreichten die Gemeinde und Schwarzwaldverein Gütenbach, dass der Kopf sorgfältig freigehauen wurde.
Balzer Herrgott heute

Balzer Herrgott 1928






 


Freitag, 13. September 2019

Was verbirgt sich hinter den Wallfahrten der Schwarzwälder?


Unsere Liebe Frau Todtmoos

Wallfahrten wurden bei jeder Gelegenheit gelobt: Befanden sich die Menschen in auswegloser Lage durch Krankheit bei Mensch oder Tier, Tod  eines Angehörigen, Unglücke und Kriege oder wollten einfach nur Buße tun. Immer begaben sich die Menschen auf die Wallfahrt. Die Pilger beteten für ihre Anliegen, deren Angehörige, für Kranke, in Notgeratende, Sünder, Verstorbene und Sterbende.



Wallfahrtskirchen und-kapellen gab es viele –bekannte und regionale: Unsere Liebe Frau in Todtmoos, Maria in der Tanne in Triberg,  Maria Lindenberg bei St Peter, Unsere Liebe Frau auf dem Hörnleberg, Maria Hilf in Moosbrunn, Zur Schmerzhaften Mutter in Heiligenbronn oder Maria Linden bei Ottersweier. Aber auch die regionalen Wallfahrtskapellen wie die Neunlindenkapelle bei Waldkirch, das Bruderkirchle bei Vöhrenbach oder das Zahnkäppele St Appolonia auf dem Rappeneck haben neben vielen anderen ihre Aufgabe erfüllt und tun es heute noch unvermindert.



Zum Massenphänomen wurde die Wallfahrt ab dem  15. Jahrhundert und unterlag dem Schutz der Obrigkeit und zog bei Übergriffen schwerste Kirchenstrafen nach sich. Kriegswirren im 15. und 16. Jahrhundert haben immer wieder zu Unterbrechungen geführt. Mit der Aufklärung unter Kaiser Joseph (1780/90) wurde in den Vorderösterreichischen Landen 1783 sämtliche Wallfahrten und Kapellen verboten, um das kirchliche Leben der Pfarreien zu stärken. Die Gnadenbilder und Votivbilder mussten beseitigt werden. Erst mit dem Tode von Kaiser Joseph und im 19. Jahrhundert wurden die Wallfahrten wieder nach und nach eingeführt, und sie blühen heute noch.



Vor allem bei größeren Entfernungen musste man nicht unbedingt selber als Pilger unterwegs sein, sondern man konnte gegen Bezahlung auch pilgern lassen. Anfänglich waren es aber die Männer, die sich auf Pilgerreisen begaben. Aber auch an bestimmten Feiertagen wie an Pfingsten, Maria Geburt, Maria Himmelfahrt und in der Bittwoche pilgerten ganze Ortschaften oder Täler zu den Wallfahrtsorten.



Wichtig für die Wallfahrtskirchen war es unbedingt in den Besitz eines Ablaßbriefes zu gelangen, um einerseits Pilger anzulocken und dann um Spenden für den Bau oder Erhaltung der Kirche zu erhalten. Denn diese wurden nicht aus dem Vermögen der Kirche bezahlt. Maria Linden bei Ottersweier z. B. hatte den Ablaßbrief 1648 vom Bischof in Straßburg an Maria Heimsuchung gewonnen. Das Verhalten führte mit der Zeit zu einer Rivalität zwischen den Wallfahrtsorten. So wurde der Konstanzer Bischof Marquard Rudolf bemüht, die Triberger Wallfahrtsverhältnisse zu überprüfen, weil die Wallfahrtseinnahmen auf dem Hörnleberg, das zum Kloster Waldkirch gehörte, stark zurückgingen. Die Triberger Wallfahrt sollte erledigt werden. Aber es kam ganz anders.



Zeugnisse der Wallfahrten waren die zahlreichen Gnadenbilder und Votivtafeln, die vom Dank der Hilfe aus großer Not oder wiedergewonnen Gesundheit oder Heilung berichten.



Der Urgroßvater von Hilde Hettich, der heutigen Hofbäuerin des Ramselhofes auf dem Rohrhardsberg, pilgerte regelmäßig nach „Maria Einsiedeln“ in der Schweiz. Einmal folgte der Hofhund heimlich seinem Herrchen. Als Andreas Hettich sein Ziel erreicht hatte und vor dem Altar der Wallfahrtskirche niederkniete, stupfte ihn plötzlich sein Hund voller Freude von hinten. Diese Geschichte ist in einem Deckengemälde der Klosterkirche „Maria Einsiedeln“ festgehalten.

Freitag, 6. September 2019

Was verbirgt sich hinter dem Felsengelände des Battert?


Aus dem Zentrum von  Baden-Baden führt die Rotenbachtalstraße hinauf und links ab nach Ebersteinburg. Im Ort biegt links ein Fahrweg ca 2,3 km zum Alten Schloß ab. Aber auch mehrere Wanderwege führen hinauf zum Schloß Hohenbaden, wie es auch genannt wurde.



Nördlich von Baden-Baden und östlich des Alten Schlosses oder Schloss Hohenbaden liegt das Felsengelände des Battert. Ein ideales Kletter- und Wandergebiet. Gut 2 km lang und teilweise bis zu 600 m breit erstreckt sich dieses Felsengelände zwischen Baden-Baden und Ebersteinburg. Baden-Baden und Felsengelände des Battert liegen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord.



Die Battertfelsen sind vulkanischen Ursprungs. 1887 begann die klettersportliche Erschließung der Felsen. Seit 1981 wurde das Felsengebiet zum Naturschutzgebiet erklärt. Insofern bestehen für bestimmte Felsen Kletterverbote vor allem in der Brutzeit.



Der nördliche Rundweg –auch Franzosenweg- führt oberhalb des Felsengeländes und der südliche –auch Felsenweg genannt- führt um die Felsenvariationen herum. Vom Alten Schloss führt ein Weg hoch zur Ritterplatte, die einen herrlichen Blick von Baden-Baden und zur Rheinebene bietet. Am Ende des Felsenweges kurz vor Ebersteinburg liegt die Engelskanzel. Auf ihr ließ die Tochter von Kaiser Wilhelm I ein Marmorkreuz errichten. Über der Rothenbachtalstraße liegt auf gleicher Höhe die Teufelskanzel. Ein Schild weist auf den Besuch von Kaiser Wilhelm I hin.



Auf dem östlichen Teil des Bergrückens finden sich noch Reste eines keltischen Ringwalles. Im 5. Oder 6. Jahrhundert wurde von den Kelten ein über 1.000 m langer Ringwall aus Steinen errichtet. Sie diente als Verteidungslinie gegen die Germanen, die von Norden nach Süden drängten. Sie ist die größte vorgeschichtliche Verteidigungsanlage Mittelbadens.



Der junge Ritter von Staufenberg -so berichtet die Sage- zog einst in der Morgenfrüh hinaus zur Jagd. Lange zeigte sich kein Wild. Plötzlich sprang ein Reh aus dem Gebüsch heraus, so weiß wie frisch gefallener Schnee. Schnell folgten ihm Jäger und Hund. Bald verschwand es aber wieder im Buschwerk, um in kurzer Zeit in größerer Entfernung von neuem aufzutauchen. So trieb es geraume Zeit mit dem Jäger sein Spiel durch das Felsengelände des Battert, am Schloß Hohenbaden vorüber, bis hinauf zu den „Felsen“. Da plötzlich trat vor ihn eine herrliche Frau. An ihrer Seite schmiegte sich zitternd das Reh, und zu ihren Füßen lag winselnd sein sonst so mutiger Hund. Sie fragte den Jägersmann mit milder Stimme: “Was tat dir mein armes Reh zu Leid, du Grausamer, dass du ihm den Tod bringen willst“? Da ließ er das schon gehobene Gewehr wieder sinken und wollte sich der Frau nähern. Aber sie verschwand plötzlich mit ihrem Schützling. Von jetzt an war ihm die Jagdlust für alle Lebenslage vergangen. Als Klausner zog er sich in die Einsamkeit der Battertfelsen zurück, wo er mit der Natur und den Tieren in Eintracht lebte.

Baden-Baden von Ritterplatte