Balzer Herrgott heute |
Der Zufahrtsweg führt von Gütenbach,
Vogtsgrund oberhalb des Fallengrunds nach Süden zum Waldparkplatz. Von dort
sind es noch 1,5 km zum Balzer Herrgott zu Fuß. Der Wanderweg führt dann weiter
nach Dreistegen zur Hexenlochmühle.
Da weder in der Chronik von Gütenbach
noch sonst schriftliche Unterlagen zum Balzer Herrgott vorhanden sind, ist man
auf das Hörensagen von Generation zu Generation angewiesen. Hugenotten hätten
ihn auf der Flucht aus Frankreich an dem steilen Hang liegen lassen. Andere
behaupten es seien Royalisten gewesen, die während der Revolution aus
Frankreich geflohen seien. Ein Bauer namens Balzer hätte auf Grund eines
Gelübdes ihn um 1800 aus Glashütte erstellt. Ein Jäger habe aus Wut Arme und
Beine wegen einer entgangenen Beute abgeschossen. Der Herrgott sei dann an den
Baum gelehnt worden und dort angewachsen. So einige der unzähligen Gerüchte,
die in Umlauf waren.
Der Forstamtmann Wilhelm Rombach, Gütenbach,
erzählt, dass der Herrgott 1929 nur an den Lenden am Stamm angewachsen gewesen
sei. Das Eisenkreuz war ebenfalls eingewachsen. Er sägte die freien Spitzen der
Stäbe 1930 ab. Arme und Beine waren schon abgebrochen. Rombach vermutete, dass
der Herrgott von 1750 stammte und zwischen 1870 und 1880 an die Buche angelehnt
worden sei. Er meinte, dass das Kreuz ein Wetterkreuz gewesen sei. Auf alle
Fälle umschloss die Rinde nach und nach den Körper.
Im Dritten Reich sollte die Buche
gefällt werden, weil sie beim Holzladen im Wege sei. 1950 wurde das Gelände um
den Baum freigehauen. 1959 wurde der Balzer Herrgott unter Denkmalschutz
gestellt. Der Name Balzer kommt wohl von einem Auerhahn Balzplatz, der hier
war.
Der bekannte Forstmeister Fritz Hockenjos verfasste im März 1956 eines von mehreren
Gedichten, die dem geheimnisvollen Balzer Herrgott gewidmet sind und heute noch
auf einer Holztafel geschnitzt ist.
„Doch sieh, der Baum
umfangen hält,
das viel verachtet Bild
aus Stein
und nimmt ihn ganz in
sich hinein
den Schmerzenmann, den
Herrn der Welt.“
Oswald Scherzinger aus Gütenbach
berichtet vom damals 80jährigen Pius Kern, der 1940 erzählt habe, dass das Kreuz
vom Königinnenhof stammte, der am 24.2.1844 einem Lawinenunglück zum Opfer
fiel. Auch das Hofkreuz wurde zerschlagen und blieb liegen, da der Hof nicht
mehr aufgebaut wurde. Zwei junge Bauernknechte aus dem Fallengrund haben den
Korpus mit Richtung Fallengrund mitgeschleppt. Wegen des Jagdaufsehers blieb
der Korpus im Wald liegen.
Die damals 85jährige Rosalinde Kiefer
erzählte 1959, dass ihr Mann, Karl Kiefer, mit Gerhard Schmidt einen
sonntäglichen Gesellenspaziergang gemacht hätten und den Korpus im Wald liegen
sahen. Sie hätten ein Eisenkreuz erstellt, den Korpus befestigt und das
Kruzifix an einer Buche fixiert.
1974 schloss sich die Rinde unterhalb
der Brust des Herrgotts. Dieser drohte ganz unter Rinde zu verschwinden. 1986
erreichten die Gemeinde und Schwarzwaldverein Gütenbach, dass der Kopf sorgfältig
freigehauen wurde.
Balzer Herrgott 1928 |