Unsere Liebe Frau Todtmoos |
Wallfahrten wurden bei jeder
Gelegenheit gelobt: Befanden sich die Menschen in auswegloser Lage durch
Krankheit bei Mensch oder Tier, Tod
eines Angehörigen, Unglücke und Kriege oder wollten einfach nur Buße
tun. Immer begaben sich die Menschen auf die Wallfahrt. Die Pilger beteten für
ihre Anliegen, deren Angehörige, für Kranke, in Notgeratende, Sünder,
Verstorbene und Sterbende.
Wallfahrtskirchen und-kapellen
gab es viele –bekannte und regionale: Unsere Liebe Frau in Todtmoos, Maria in
der Tanne in Triberg, Maria Lindenberg
bei St Peter, Unsere Liebe Frau auf dem Hörnleberg, Maria Hilf in Moosbrunn, Zur
Schmerzhaften Mutter in Heiligenbronn oder Maria Linden bei Ottersweier. Aber
auch die regionalen Wallfahrtskapellen wie die Neunlindenkapelle bei Waldkirch,
das Bruderkirchle bei Vöhrenbach oder das Zahnkäppele St Appolonia auf dem
Rappeneck haben neben vielen anderen ihre Aufgabe erfüllt und tun es heute noch
unvermindert.
Zum Massenphänomen wurde die
Wallfahrt ab dem 15. Jahrhundert und
unterlag dem Schutz der Obrigkeit und zog bei Übergriffen schwerste
Kirchenstrafen nach sich. Kriegswirren im 15. und 16. Jahrhundert haben immer
wieder zu Unterbrechungen geführt. Mit der Aufklärung unter Kaiser Joseph
(1780/90) wurde in den Vorderösterreichischen Landen 1783 sämtliche Wallfahrten
und Kapellen verboten, um das kirchliche Leben der Pfarreien zu stärken. Die
Gnadenbilder und Votivbilder mussten beseitigt werden. Erst mit dem Tode von
Kaiser Joseph und im 19. Jahrhundert wurden die Wallfahrten wieder nach und
nach eingeführt, und sie blühen heute noch.
Vor allem bei größeren
Entfernungen musste man nicht unbedingt selber als Pilger unterwegs sein,
sondern man konnte gegen Bezahlung auch pilgern lassen. Anfänglich waren es
aber die Männer, die sich auf Pilgerreisen begaben. Aber auch an bestimmten
Feiertagen wie an Pfingsten, Maria Geburt, Maria Himmelfahrt und in der
Bittwoche pilgerten ganze Ortschaften oder Täler zu den Wallfahrtsorten.
Wichtig für die Wallfahrtskirchen
war es unbedingt in den Besitz eines Ablaßbriefes zu gelangen, um einerseits
Pilger anzulocken und dann um Spenden für den Bau oder Erhaltung der Kirche zu
erhalten. Denn diese wurden nicht aus dem Vermögen der Kirche bezahlt. Maria
Linden bei Ottersweier z. B. hatte den Ablaßbrief 1648 vom Bischof in Straßburg
an Maria Heimsuchung gewonnen. Das Verhalten führte mit der Zeit zu einer
Rivalität zwischen den Wallfahrtsorten. So wurde der Konstanzer Bischof
Marquard Rudolf bemüht, die Triberger Wallfahrtsverhältnisse zu überprüfen,
weil die Wallfahrtseinnahmen auf dem Hörnleberg, das zum Kloster Waldkirch
gehörte, stark zurückgingen. Die Triberger Wallfahrt sollte erledigt werden.
Aber es kam ganz anders.
Zeugnisse der Wallfahrten waren
die zahlreichen Gnadenbilder und Votivtafeln, die vom Dank der Hilfe aus großer
Not oder wiedergewonnen Gesundheit oder Heilung berichten.
Der Urgroßvater von Hilde Hettich, der
heutigen Hofbäuerin des Ramselhofes auf dem Rohrhardsberg, pilgerte regelmäßig
nach „Maria Einsiedeln“ in der Schweiz. Einmal folgte der Hofhund heimlich
seinem Herrchen. Als Andreas Hettich sein Ziel erreicht hatte und vor dem
Altar der Wallfahrtskirche niederkniete, stupfte ihn plötzlich sein Hund voller
Freude von hinten. Diese Geschichte ist in einem Deckengemälde der
Klosterkirche „Maria Einsiedeln“ festgehalten.