Freitag, 13. September 2019

Was verbirgt sich hinter den Wallfahrten der Schwarzwälder?


Unsere Liebe Frau Todtmoos

Wallfahrten wurden bei jeder Gelegenheit gelobt: Befanden sich die Menschen in auswegloser Lage durch Krankheit bei Mensch oder Tier, Tod  eines Angehörigen, Unglücke und Kriege oder wollten einfach nur Buße tun. Immer begaben sich die Menschen auf die Wallfahrt. Die Pilger beteten für ihre Anliegen, deren Angehörige, für Kranke, in Notgeratende, Sünder, Verstorbene und Sterbende.



Wallfahrtskirchen und-kapellen gab es viele –bekannte und regionale: Unsere Liebe Frau in Todtmoos, Maria in der Tanne in Triberg,  Maria Lindenberg bei St Peter, Unsere Liebe Frau auf dem Hörnleberg, Maria Hilf in Moosbrunn, Zur Schmerzhaften Mutter in Heiligenbronn oder Maria Linden bei Ottersweier. Aber auch die regionalen Wallfahrtskapellen wie die Neunlindenkapelle bei Waldkirch, das Bruderkirchle bei Vöhrenbach oder das Zahnkäppele St Appolonia auf dem Rappeneck haben neben vielen anderen ihre Aufgabe erfüllt und tun es heute noch unvermindert.



Zum Massenphänomen wurde die Wallfahrt ab dem  15. Jahrhundert und unterlag dem Schutz der Obrigkeit und zog bei Übergriffen schwerste Kirchenstrafen nach sich. Kriegswirren im 15. und 16. Jahrhundert haben immer wieder zu Unterbrechungen geführt. Mit der Aufklärung unter Kaiser Joseph (1780/90) wurde in den Vorderösterreichischen Landen 1783 sämtliche Wallfahrten und Kapellen verboten, um das kirchliche Leben der Pfarreien zu stärken. Die Gnadenbilder und Votivbilder mussten beseitigt werden. Erst mit dem Tode von Kaiser Joseph und im 19. Jahrhundert wurden die Wallfahrten wieder nach und nach eingeführt, und sie blühen heute noch.



Vor allem bei größeren Entfernungen musste man nicht unbedingt selber als Pilger unterwegs sein, sondern man konnte gegen Bezahlung auch pilgern lassen. Anfänglich waren es aber die Männer, die sich auf Pilgerreisen begaben. Aber auch an bestimmten Feiertagen wie an Pfingsten, Maria Geburt, Maria Himmelfahrt und in der Bittwoche pilgerten ganze Ortschaften oder Täler zu den Wallfahrtsorten.



Wichtig für die Wallfahrtskirchen war es unbedingt in den Besitz eines Ablaßbriefes zu gelangen, um einerseits Pilger anzulocken und dann um Spenden für den Bau oder Erhaltung der Kirche zu erhalten. Denn diese wurden nicht aus dem Vermögen der Kirche bezahlt. Maria Linden bei Ottersweier z. B. hatte den Ablaßbrief 1648 vom Bischof in Straßburg an Maria Heimsuchung gewonnen. Das Verhalten führte mit der Zeit zu einer Rivalität zwischen den Wallfahrtsorten. So wurde der Konstanzer Bischof Marquard Rudolf bemüht, die Triberger Wallfahrtsverhältnisse zu überprüfen, weil die Wallfahrtseinnahmen auf dem Hörnleberg, das zum Kloster Waldkirch gehörte, stark zurückgingen. Die Triberger Wallfahrt sollte erledigt werden. Aber es kam ganz anders.



Zeugnisse der Wallfahrten waren die zahlreichen Gnadenbilder und Votivtafeln, die vom Dank der Hilfe aus großer Not oder wiedergewonnen Gesundheit oder Heilung berichten.



Der Urgroßvater von Hilde Hettich, der heutigen Hofbäuerin des Ramselhofes auf dem Rohrhardsberg, pilgerte regelmäßig nach „Maria Einsiedeln“ in der Schweiz. Einmal folgte der Hofhund heimlich seinem Herrchen. Als Andreas Hettich sein Ziel erreicht hatte und vor dem Altar der Wallfahrtskirche niederkniete, stupfte ihn plötzlich sein Hund voller Freude von hinten. Diese Geschichte ist in einem Deckengemälde der Klosterkirche „Maria Einsiedeln“ festgehalten.