Freitag, 28. Juni 2019

Was verbirgt sich hinter dem Herzog Friedrich Turm?


Der Herzog Friedrich Turm liegt am Ostweg, der seinen Weg von Freudenstadt, über den Kienberg (799 m) nach Loßburg führt. Er ist am südlichen Wohngebiet von Freudenstadt per Auto oder zu Fuß leicht zu erreichen. Um den Turm ist eine parkartige Landschaft des Kienberg angelegt, so dass auch Erholungssuchende zum Spaziergang eingeladen werden.



Der Herzog Friedrich Turm (25 m) wurde als Rundturm 1899 aus Sandsteinen vom  Schwarzwaldverein erbaut. Er ist nach dem Gründer und Erbauer von Freudenstadt, Herzog Friedrich von Württemberg, benannt. Er wurde genau 300 Jahre nach der Gründung von Freudenstadt von König Wilhelm II von Württemberg eingeweiht. Über dem Eingang hängt eine Büste von Herzog Friedrich von Württemberg.



Der Turm hat zwei umlaufende Aussichtsplattformen. Mit 150 Stufen wird die obere Aussichtsplattform erreicht. Der Turm ist von Mai bis Oktober geöffnet.



In der Nähe des Turmes liegt das Café am Friedrichsturm. (Donnerstag Ruhetag). Der Turm steht im Landschaftschutzgebiet Kienberg. Hier befindet sich auch der Internationale Skulpturen- und Naturpark auf dem Kienberg „Skulptura“.



Die Aussichtsplattform bietet einen herrlichen Ausblick über Freudenstadt, den Nordschwarzwald und im Osten die Schwäbische Alb.



Der Anlass zur Gründung von Freudenstadt ist das Bergwerk St Christophstal gewesen. Herzog Friedrich von Württemberg, wollte 1599 eine Stadt mit ungefähr 3000 Einwohnern gründen. Gekommen sind dann die Evangelisten aus Glaubensgründen von den Alpenländern bis hinunter nach Kärnten. So wurde Freudenstadt vorwiegend eine Flüchtlings- und Bergwerksstadt.



Die Stadt, die anfänglich St Christophstal heißen sollte, soll von den bedrängten und heimatlosen Flüchtlingen aus Freude und Dankbarkeit „Freudenstadt“ genannt worden sein.



Die Kirche ist normalerweise der Mittelpunkt einer Stadt. In Freudenstadt wurde die Kirche an den Rand des Marktplatzes gedrückt und zwar über’s Eck in der seltenen Winkelhakenform. Das geplante Schloss auf dem Marktplatz wurde aber nie gebaut.



Freitag, 21. Juni 2019

Was verbirgt sich hinter Bad Antogast im Renchtal?


Im Renchtal nach Oppenau im Lierbachtal auf der K 5730 rechts ab ins Maisachtal K 5300 abbiegen. Am Talende liegt Bad Antogast.



Im Buch „Das Renchtal und seine Bäder“ von 1827 wird über den Sauerbrunnen von Bad Antogast vermerkt: „Er reinigt (soweit er innerlich gebraucht wirdt,) das flüßig Haupt und alle Glieder des ganzen Leibes von aller Uberflüssigkeit. Selbst gewärmtes Sauerwasser benehme, wenn es lange im Mund gehalten wird, das Zahnweh“.



Der im Tannenwald gelegene Gesundheitsbrunnen wird schon 1336 erwähnt. Ursprünglich war er wohl nur eine Kapelle des heiligen Antonius von Padua, die von einem Antoniusbruder betreut wurde. Seit 1250 war die Quelle bekannt. 1519 wurde im „Tractat der Wildbeder“ und 1560 im „Badenfahrt-Büchlein“ erstmals über die Antoniusquelle berichtet.



Ab 1590 begann der Straßburger Bischof Johann IV die Heilquelle zu fördern. Von 1760 bis zum 1.Weltkrieg gehörte die kohlesäurehaltige Mineralquelle der Familie Huber aus Maisach. Von 1850 bis 1914 erblühte Bad Antogast unter ihrer Führung zu einem weithin bekannten und modernen Heilbad. Adelige Gäste aus Holland, Frankreich, England, Russland und Amerika gaben sich die Ehre. Selbst Zar Alexander II von Russland beehrte 1871 mit seinem Gefolge Bad Antogast während eines Kuraufenthaltes in Bad Peterstal.



1914 wurde das Anwesen von der Familie Huber an den  „Mannheimer Gesundheitsfonds“ verkauft. Dieser veräußerte das Bad 1918 weiter an die „Versicherungsgesellschaft des Kreises Baden“, die eine Lungenheilanstalt einrichtete. Nach dem 2. Weltkrieg diente das Bad als Flüchtlingslager und um 1953 die Flüchtlinge aus der DDR sowie 1956 aus Ungarn unterzubringen.



Dr Herbert Kienle aus Bad Wildungen erfüllte zwischenzeitlich ab 1964 mit umfangreichen Renovierungen das Heilbad als Kurhotel wieder mit Leben. 1969 wurde die Antoniusquelle offiziell als Heilquelle anerkannt mit der Erlaubnis, den Bad-Titel zu führen. In den 1980er Jahren verfiel leider das Heilbad wieder. Zwischen 1990 bis 1994 diente es unter dem neuen Besitzer, Hubert Fröhlich aus Kassel, den Spätaussiedlern aus dem Osten als Unterkunft.



Schließlich erwarb 1995 der Verein „Kunst des Lebens Deutschland e.V.“  den Komplex. Seither wurden von Freiwilligen aus der ganzen Welt die Renovierungen der Gebäude vorangetrieben. Heute bietet das Mineralbad vielen Gästen ein Ayurvedazentrum mit unzähligen Anwendungen. Gleichzeitig wird die „Liz Lüdemann Art of Living“ Kosmetikserie hier entwickelt und hergestellt. Ebenso stellt „Art of Living Produktionsbüro für Medien“ die Aufnahmen, Übersetzungen und Transkriptionen des Inders Sri Sri Ravin Shandkars Wissen für ganz Europa her und vertreibt dies



Unter dem renovierten Quellensaal, in dem die Yoga- und Meditationskurse stattfinden, befindet sich die Heilquelle. Neben der Antoniusquelle gibt es noch die Bad- und Talquelle. Die Petersquelle ist derzeit versiegt und müsste neu gefasst werden.




Freitag, 14. Juni 2019

Was verbirgt sich hinter der Familie Hepting aus Vöhrenbach?


4. Josef Hepting 1765-1820

Die Heptings waren Bauern vom Kosbachhof südlich von Vöhrenbach. Wie die Glasträger, Uhrmacher und Holzschnitzer durch die Kärglichkeit ihrer bäuerlichen Existenz zu handwerklichen Tätigkeit gedrängt wurden, so gelangten die Heptings zum Weinhandel.



Der zweite Josef Hepting (1715-1762), denn schon sein Großvater hieß Josef, war der Begründer des Weinhandels. Der dritte Josef (1739-1803) führte neben der Landwirtschaft den Weinhandel weiter, doch mit sehr geringem Erfolg. Er geriet in Gant und musste seinen Hof im Kosbach verpfänden.



Der vierte Josef (1765-1820) kaum des Lesens und Schreibens mächtig entwickelte aber Unternehmerinstinkte. Seine Geschäfte führten ihn bis Augsburg und München. Dabei trug er immer sein Hauptbuch unter dem Arm und einen Degen als Sicherheit mit sich. Er war so erfolgreich, dass er den Kosbachhof zurücksteigern konnte. Von seinen 17 Kindern überlebte nur der fünfte Josef (1792-1854), dem er den Hof überließ und mit seiner zweiten Frau ins ehemals fürstlich Fürstenbergische Amtshaus in Vöhrenbach zog.



Der fünfte Josef errichtete in Vöhrenbach einen schlossähnlichen Bau mit seinen Kellern für den Weinhandel nach dem Vöhrenbacher Stadtbrand 1819. Den Kosbachhof gab er als Wohnsitz auf. Er ist der Begründer der Hebting’schen Waldgüter neben dem Kosbachhof und dem Weinhandel.  Da Württemberg und Bayern 1824 die badischen Weine mit hohem Zoll belegten, ging der Umsatz stark zurück. Daher investierte er die zurückfließenden Gelder in Wälder. Er kaufte insgesamt 600 badische Morgen in der Umgebung von Vöhrenbach auf.



Der älteste Sohn, der sechste Josef (1822-1888) erhielt nach der Volksschule die Möglichkeit in der Schweiz französisch und in Baden-Baden englisch zu lernen. Danach folgte eine Bankausbildung. Er wurde 1844 ebenfalls Weinhändler und Gutsbesitzer in Vöhrenbach im väterlichen Betrieb. 1835 wurde der Deutsche Zollverein gegründet. Dies ergab dem Weinhandel wieder kräftigen Aufschwung. Josef Hebting weitete mit seinem jüngsten Bruder Carl durch den Ankauf von Kellern die Lagermöglichkeiten regional und mengenmäßig aus. 1872 wurde der höchste Umsatz mit 6.800 Hektoliter erreicht.



1848/49 nahm er gegen den Willen des Vaters an der Revolution teil. Allerdings ohne Folgen für ihn. 1867 war er führendes Mitglied in der Nationalliberalen Partei, von 1865-1870 Landtagsabgeordneter, zeitweise Mitglied des Zollparlamentes. Von 1871-1874 und 1877-78 war Josef Hebting Reichstagsabgeordneter und von 1883-1886 Landtagsabgeordneter.



1875 übersiedelten beide Brüder nach Freiburg und führten dort mit einer viel besseren Verkehrslage ihren Weinhandel fort. Josef baute das Weinschlösschen in der Wilhelmstraße nebst Kellereien und Wohnhaus. Der Kosbachhof und die Vöhrenbacher Weinhandlung wurden verkauft.



Josef Hebting war unverheiratet, denn er wollte die Magd seiner Eltern heiraten. Letztere verhinderten dies und damit entsagte Josef einer Ehe. 1886 wurde er zunehmend herzkrank, trat von allen öffentlichen Ämtern zurück und verkaufte sein Geschäft.



Schon zu Lebzeiten verfügte Josef Hebting Schenkungen nach Vöhrenbach. Aber mit seinem Tode überließ er der Gemeinde und Bürgern von Vöhrenbach Spenden, Zuwendungen, Wälder und Grundstücke. Die Gemeinde wurde verpflichtet, die Erlöse in den Spitalfonds und Armenfonds einzubringen. Dank der Hebting’schen Schenkungen konnten die Schüler von Vöhrenbach ab 1900 alle Unterrichtsmittel und Essen kostenlos erhalten.



Josef Hebting wurde zum Ehrenbürger von Vöhrenbach, wie eine Tafel am Rathaus erinnert.




Freitag, 7. Juni 2019

Was verbirgt sich hinter dem Lindenberg bei St Peter?


Die Landstraße führt von Ebnet über Stegen in das Eschbachtal bis nach St Peter hoch. Ein Fahrweg- Lindenbergstraße- führt von der Ortsmitte 2 km zum Lindenberg. Von Stegen führt der Zugang zum Kandel-Höhenweg über den Lindenberg nach St Peter.



Pantaleon Mayer, ein begüterter Bauer vom Gallihof im Unteribental unterhalb des Lindenberges, hatte vielfaches Unglück mit seinem Vieh durch eine grassierende Viehseuche. Er sah dies als Strafe für seine Sünden an. Im Traum hörte er die Stimme der Jungfrau Maria, die ihn aufforderte, ihr zur Ehre eine Bildsäule errichten zu lassen. Und tatsächlich erlosch bald die Seuche. Die Aufstellung der Bildsäule um 1500 war der Ursprung der Wallfahrt auf den Lindenberg. Aus dem Jahre 1580 ist tatsächlich ein Bildstock vorhanden, der seit 1982 in der Kapelle steht.



Einem Hirtenjungen des Pantaleon Mayers erschien beim Viehhüten an der heutigen Marienquelle des Frauenbrunnens Maria und erbat von seinem Bauern den Bau einer Kapelle. Gleichzeitig machte sie die Prophezeiung, dass die drei reichsten Bauern innerhalb eines Jahres sterben würden. Als dies tatsächlich eintraf, ließ Pantaleon Mayer eine hölzerne Kapelle am Ort bauen, an der Stelle wo die Bildsäule stand.



Bauernkriege und der Dreißigjährige Krieg führten dazu, dass die Kapelle und der Hochaltar immer wieder ausgeraubt und geschändet wurden. Ab 1670 wurde die Kapelle von den Patern des Kloster St Peter betreut.



1780 starb Kaiserin Maria Theresia in Wien zu deren Herrschaftsgebiet der Breisgau damals gehörte. Ihr Sohn Joseph II führte im Sinne der damaligen Aufklärung die Auflösung von Kapellen und Wallfahrten durch. Dem Kloster St Peter wurde auferlegt, in Eschbach eine Pfarrkirche zu bauen und zwar mit dem Material, das durch den Abbruch der Wallfahrtskirche auf dem Lindenberg gewonnen werde. Um den Abt mit der Entscheidung zu versüßen, wurde ihm  "ewiger Bestand für sein Kloster" zugesichert.



Das Wallfahrtsbild wurde in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche übertragen. Die Hoffnung, dass die Wallfahrer, die bisher auf den Lindenberg gekommen sind, würden nun nach Eschbach zur neuen Pfarrkirche pilgern, erwies sich als Irrtum. Das gläubige Volk pilgerte weiter auf den Lindenberg. Am 9. August 1800 teilten der Vogt und ein Bauer dem Abt mit, die Gemeinde Ibental habe das Gelübde gemacht, die Kapelle auf dem Lindenberg gegen den Willen der weltlichen Obrigkeit wieder aufzubauen. Was unter größten Widerständen auch gelang. Sie wurde erst 1805 endgültig fertiggestellt. Jedoch 1806 wurde das Kloster St Peter aufgehoben.



Bis 1844 gehörte die Kapelle 18 Ibentäler Bauern jedoch nicht die Grundmauern. Diese konnten aber nun von diesen erworben werden. Dies führte dazu, dass ab 1849 wieder Gottesdienst erlaubt wurde. 1860 schenkten diese die Kapelle der Gemeinde Ibental, die sie auf Grund der gestiegenen Wallfahrten vergrößern und renovieren ließ.



1921 wurden die Kapelle und der angrenzende Renzenhof vom Erzbischöflichen Seminarfond gekauft und ein Exerzitienhaus gebaut. 1979 wurde die Mariensäule errichtet. Gäste- und Tagungshaus Maria Lindenberg bieten heute einen attraktiven Rahmen für Gruppen, Tagungen und Exerzitien.



Der Bedarf an Wallfahrten ist ungebrochen, denn allein 10 Wallfahrtstage, 12 Herz-Jesu-Feiertage und 6 Fatimatage zeugen neben den normalen Gottesdiensten von der ungebrochenen Gläubigkeit in heutiger Zeit und von der Faszination des Lindnenberges.