Freitag, 14. Juni 2019

Was verbirgt sich hinter der Familie Hepting aus Vöhrenbach?


4. Josef Hepting 1765-1820

Die Heptings waren Bauern vom Kosbachhof südlich von Vöhrenbach. Wie die Glasträger, Uhrmacher und Holzschnitzer durch die Kärglichkeit ihrer bäuerlichen Existenz zu handwerklichen Tätigkeit gedrängt wurden, so gelangten die Heptings zum Weinhandel.



Der zweite Josef Hepting (1715-1762), denn schon sein Großvater hieß Josef, war der Begründer des Weinhandels. Der dritte Josef (1739-1803) führte neben der Landwirtschaft den Weinhandel weiter, doch mit sehr geringem Erfolg. Er geriet in Gant und musste seinen Hof im Kosbach verpfänden.



Der vierte Josef (1765-1820) kaum des Lesens und Schreibens mächtig entwickelte aber Unternehmerinstinkte. Seine Geschäfte führten ihn bis Augsburg und München. Dabei trug er immer sein Hauptbuch unter dem Arm und einen Degen als Sicherheit mit sich. Er war so erfolgreich, dass er den Kosbachhof zurücksteigern konnte. Von seinen 17 Kindern überlebte nur der fünfte Josef (1792-1854), dem er den Hof überließ und mit seiner zweiten Frau ins ehemals fürstlich Fürstenbergische Amtshaus in Vöhrenbach zog.



Der fünfte Josef errichtete in Vöhrenbach einen schlossähnlichen Bau mit seinen Kellern für den Weinhandel nach dem Vöhrenbacher Stadtbrand 1819. Den Kosbachhof gab er als Wohnsitz auf. Er ist der Begründer der Hebting’schen Waldgüter neben dem Kosbachhof und dem Weinhandel.  Da Württemberg und Bayern 1824 die badischen Weine mit hohem Zoll belegten, ging der Umsatz stark zurück. Daher investierte er die zurückfließenden Gelder in Wälder. Er kaufte insgesamt 600 badische Morgen in der Umgebung von Vöhrenbach auf.



Der älteste Sohn, der sechste Josef (1822-1888) erhielt nach der Volksschule die Möglichkeit in der Schweiz französisch und in Baden-Baden englisch zu lernen. Danach folgte eine Bankausbildung. Er wurde 1844 ebenfalls Weinhändler und Gutsbesitzer in Vöhrenbach im väterlichen Betrieb. 1835 wurde der Deutsche Zollverein gegründet. Dies ergab dem Weinhandel wieder kräftigen Aufschwung. Josef Hebting weitete mit seinem jüngsten Bruder Carl durch den Ankauf von Kellern die Lagermöglichkeiten regional und mengenmäßig aus. 1872 wurde der höchste Umsatz mit 6.800 Hektoliter erreicht.



1848/49 nahm er gegen den Willen des Vaters an der Revolution teil. Allerdings ohne Folgen für ihn. 1867 war er führendes Mitglied in der Nationalliberalen Partei, von 1865-1870 Landtagsabgeordneter, zeitweise Mitglied des Zollparlamentes. Von 1871-1874 und 1877-78 war Josef Hebting Reichstagsabgeordneter und von 1883-1886 Landtagsabgeordneter.



1875 übersiedelten beide Brüder nach Freiburg und führten dort mit einer viel besseren Verkehrslage ihren Weinhandel fort. Josef baute das Weinschlösschen in der Wilhelmstraße nebst Kellereien und Wohnhaus. Der Kosbachhof und die Vöhrenbacher Weinhandlung wurden verkauft.



Josef Hebting war unverheiratet, denn er wollte die Magd seiner Eltern heiraten. Letztere verhinderten dies und damit entsagte Josef einer Ehe. 1886 wurde er zunehmend herzkrank, trat von allen öffentlichen Ämtern zurück und verkaufte sein Geschäft.



Schon zu Lebzeiten verfügte Josef Hebting Schenkungen nach Vöhrenbach. Aber mit seinem Tode überließ er der Gemeinde und Bürgern von Vöhrenbach Spenden, Zuwendungen, Wälder und Grundstücke. Die Gemeinde wurde verpflichtet, die Erlöse in den Spitalfonds und Armenfonds einzubringen. Dank der Hebting’schen Schenkungen konnten die Schüler von Vöhrenbach ab 1900 alle Unterrichtsmittel und Essen kostenlos erhalten.



Josef Hebting wurde zum Ehrenbürger von Vöhrenbach, wie eine Tafel am Rathaus erinnert.