Freitag, 27. Januar 2017

Was versteckt sich hinter der Wallfahrtskirche Witterschneekreuz?




Die B 31 führt von Geisingen an der A 8 über Löffingen nach Neustadt. In Löffingen die Obere Hauptstraße, von dort dem Ortsausgang zu, links in die Alenbergstraße, die zur Wallfahrtskirche Witterschneekreuz führt. Diese liegt direkt an der B 31. Der Zugangswanderweg führt von Löffingen nach Wolterdingen nördlich von Löffingen zur Wahlfahrtskirche Witterschneekreuz.


Wallfahrtskirche Witterschneekreuz


Um das Jahr 1740 verirrte sich ein Wanderer im Schneesturm eines kalten Winterabends und geriet auf die Hochkuppe. Sie wurde im 11. Jahrhundert „itirsne“ später „Wittarsne“ genannt. Das bedeutet raue Stelle, wo zur Winterzeit große und tiefe Schneewächten den Durchgang auf der alten Straße oft sehr erschwerten. Der Wanderer sank hier erschöpft nieder und kam nicht mehr weiter. In seiner Lebensnot gelobte er, wenn er gerettet würde, wolle er an der Stelle als sichtbares Zeichen seines Dankes ein Kreuz zu Ehren des Heilandes errichten.



Nach längerem Harren hörte er in nicht gar weiter Entfernung ein Glöcklein läuten. Es war das Feierabendglöcklein des Städtchens, das damals zum Verlassen der Wirtschaften und zur Heimkehr aufforderte. Gleichzeitig hörte er in der Nähe auch Männerstimmen. Es waren Holzfäller, die vom Wald nach Hause gingen und durch den Schnee ebenfalls aufgehalten worden waren. Sie nahmen den um Hilfe rufenden, halb erstarrten Mann mit und brachten ihn in eine Herberge, wo er sich erholte.



Getreu seinem Versprechen ließ der Mann auf dem Platz vor einem Lindenbaum, unter dem er bei dem Unwetter etwas Schutz gesucht hatte, ein Kreuz mit dem Bildnis des gekreuzigten Heilands errichten. Es stand zur Winterszeit in Mitte eines großen Schneefeldes und war weithin sichtbar. Daher erhielt es den Namen „Schneekreuz“


Später wurde das Kreuz erneuert, da es unter der Witterung stark gelitten hatte. Einige Bürger des Städtchens ließen noch eine Nische mit Dach um das Kreuz erstellen, um es gegen Witterungseinflüsse zu schützen. Viele Besucher kamen, um hier ihre Hilfe zu erflehen. 1792 wurde die Schneekreuznische zu einer offenen Kapelle verlängert. Trotz Verbot und Behinderung –einige Male soll das Kreuz in die Pfarrkirche gebracht worden sein und am nächsten Morgen stand es wieder an der alten Stelle- nahm die Zahl der Wallfahrer stetig zu. Aus den Opfergaben der Gläubigen wurden 1846/47 eine Kapelle aus Holz an die Nische gebaut und mit einem Türmchen geschmückt. Sie steht heute noch neben der auf ihrem ursprünglichen Platz in den Jahren 1894/97 gebauten Wallfahrtskirche „Witterschneekreuz“. Noch heute zeigen zahlreiche Votivtafeln und Bilder von der Frömmigkeit der Wallfahrer in der Kapelle.


Gnadenaltar Wallfahrtskirche Schneekreuz

Auf dem ursprünglichen Standort der Kapelle wurde in den Jahren 1894/97 die Wallfahrtskirche „Witterschneekreuz“ gebaut, um den starken Strom der Wallfahrer unterzubringen. Sie wurde 1901 konsekriert.  Patrozinium ist Kreuzerhöhung (14.9.)  Hauptfeste sind der Sonntag nach der Kreuzerhöhung und der 1. Mai. Von Mai bis September findet jeden Montag eine Wallfahrtsmesse statt. Die katholische Seelsorgeeinheit Donaueschingen unternimmt jedes Jahr am ersten Maisonntag eine Wallfahrt von Donaueschingen nach Löffingen zur Wallfahrtskirche.


Über dem Hauptaltar hängt das ursprüngliche Gnadenkreuz von 1720. Die Deckenbemalung ist sehr reichhaltig. Von Löffingen führt ein Kreuzweg zur Wallfahrtskirche.
 


Freitag, 20. Januar 2017

Was verbirgt sich hinter Büsingen?



Gleich östlich von Schaffhausen liegt Büsingen: 7,6 km² groß, 1.335 Einwohner und eigenes Kfz-Kennzeichen „BÜS“. Wirtschaftlich gehört die Exklave, die ganz von Schweizer Staatsgebiet umgeben ist, zur Schweiz und ist damit Schweizer Zollgebiet. Politisch gehört Büsingen aber zu Deutschland.



Wie kam es zu diesem Unikum? Jahrhunderte lang gehörten Büsingen und Umgebung zu Vorderösterreich und wurden von Wien aus regiert. Im 17. Jahrhundert wurde der Inhaber der österreichischen Lehensherrschaft, Eberhard im Thurn, nach religiösen Streitigkeiten von der eigenen Familie nach Schaffhausen entführt. Erst als die Österreicher Truppen aufmarschieren ließen, gab Schaffhausen nach und ließ den Lehensherrn wieder frei.



In den folgenden Jahrhunderten verkauften die Österreicher in dieser damals gottverlassenen Gegend immer wieder Dörfer an Schaffhausen und Zürich. Nur Büsingen wurde auf Grund der Freveltat nicht verkauft,  obwohl der Ort  mit der Zeit zur Exklave wurde. Die Jahrhunderte vergingen. Büsingen wurde 1805 württembergisch, fünf Jahre später badisch. 1918 glaubten die Büsinger ihrem Ziel näher gekommen. 96 % der Bevölkerung stimmte für den Anschluss an die Schweiz. Aber weit gefehlt, da die Schweiz kein Austauschgebiet anbieten konnte, blieb alles beim Alten.



1946 wurde dann wenigstens mit Bitten der Büsinger erreicht, dass der Schweizer Bundesrat die Zollschranken fallen ließ. 1956 gab es wieder Hoffnungen für die Büsinger. Aber jetzt sperrte sich der Landkreis Konstanz, der Büsingen nicht ziehen lassen wollte. Nach langen Verhandlungen gab es 1967 den bis heute gültigen Staatsvertrag.



Das führt zu folgenden Kuriositäten: Kauft der Büsinger in der Bundesrepublik ein, muss er sich an der Grenze behandeln lassen wie ein Nicht EU-Bürger. Er lässt sich in der Bundesrepublik die MWSt erstatten und zahlt in Büsingen die Schweizer Umsatzsteuer von 8 %.



Da die Büsinger wie Schweizer Bürger behandelt werden, konnten sie schon immer in der Schweiz arbeiten, erhalten dort das hohe Einkommen und müssen aber nach deutschen Gesetzen ihre Steuern bezahlen. Die Lebenshaltungskosten sind aber so hoch wie in der Schweiz. Die Folge ist, die Bewohner von Büsingen ziehen ein paar hundert Meter weiter und sind damit Schweizer Bürger mit dem niedrigen Einkommenssteuersatz. Das Stadtzentrum von Schaffhausen liegt nur 4 km von Büsingen entfernt.  Eines Tages wird es ohne Bürger sein, wenn hier der Staatsvertrag nicht geändert wird.



Büsingen hat eine Deutsche und  Schweizer Post, zwei Telefon Nummern und zwei Postleitzahlen. Der deutsche Fußballverein spielt in der Schweizer Liga.  Die Bewohner können zwischen deutschen und schweizer weiterführenden Schulen aber auch zwischen den Krankenversorgungssystemen wählen. 

Offizielle Währung ist der Euro, bezahlt wurde aber immer schon in Franken. Bis 1980 hat die Gemeinde und die Post nur Franken akzeptiert. Deutsche Briefmarken wurden mit Schweizer Franken bezahlt. Aber ab dann wurde durch eine Gesetzesänderung die Büsinger gezwungen, den Euro zu akzeptieren. Aber um alles bei der alten Gewohnheit zu belassen, werden die Rechnungen in Euro ausgestellt, umgerechnet und in Franken bezahlt. Selbst Rechnungen aus der Bundesrepublik werden in Franken beglichen.

Um die wirtschaftliche Situation zu verbessern,  hat ein Beratungsfirma folgendes Konzept entwickelt: Eine Spedition aus der Bundesrepublik meldet sich in Büsingen an. Sie braucht nur eine Adresse und keinen Umschlagsplatz in Büsingen, um ein Büsinger Autokennzeichen zu erhalten. Damit kann sie nicht nur den grenzüberschreitenden Verkehr bewältigten sondern auch den innerschweizer Verkehr abwickeln. Die Schweizer Behörden behandeln das "BÜS" –Büsinger Kennzeichen-  wie ein Schweizer Kennzeichen.

Die Realisierung des Konzeptes wird dann wahrscheinlich wieder zu jahrelangen Verhandlungen über eine Änderung des Staatsvertrages führen.