Freitag, 23. September 2016

Was verbirgt sich hinter der Waldgenossenschaft Langen- Übelbach?



Seit uralten Zeiten –vermutlich seit dem 13. Jahrhundert- hat sich ein gemeinschaftlicher Wald erhalten, der den „armen Leuten“ gehört. Die „armen Leute“ sind heute noch die Mitglieder der Waldgenossenschaft Langen-Übelbach der ehemaligen  Stabsgemeinde Kinzigtal, heute ein Ortsteil von Wolfach im Kinzigtal. Der Genossenschaftswald liegt im Hinteren Heubach und dehnt sich vom Stirnle über den Lachenkopf bis Hinteren Hals aus.



Der Ursprung der Waldgenossenschaft ist unbekannt und liegt im Bereich einer Sage: Eine Gräfin von Hohengeroldseck war auf dem Weg zum Kloster nach Wittichen und wurde von einem heftigen Unwetter in den unwegsamen Wäldern überrascht. In ihrer großen Not fand sie bei einem Langenbacher  Köhler Unterschlupf, der die Herrin in seiner Hütte gepflegt und behütet hat. Die Gräfin sei mit einem späteren hochgeachteten Spross der Geroldsecker Familie in Hoffnung gewesen und habe in der Köhlerhütte ein Kind geboren. Als Dank für die Fürsorge habe die Gräfin den „armen Leuten“ obigen Wald geschenkt.



Als frühester Nachweis gilt ein Endurteil aus dem Jahre 1487, das noch heute aufbewahrt wird. In diesem haben der Schultheiß und die 12 Geschworenen des Gerichts  der Stadt Schiltach entschieden, dass der Wald im Hinteren Heubach der rechtmäßige Besitz der „armen Leute“ sei. Geklagt hatte der edel- und wohlgeborenen Herr Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und Schenkenzell, gegen die „armen Leute“, die seinen Wald im Hinteren Heubach seinem Besitz entzogen hätten. Das Gericht kam zur Überzeugung durch Befragung mehrerer alten Leute darunter ein Hundertjähriger, dass schon seit ihren Kindesbeinen niemand etwas bekannt gewesen sei, als dass die Langen- und Überlbacher Waldeigner und Waldgenossen gewesen seien.



Mitglied der Waldgenossenschaft ist, wer mit eigenem Wohnhaus in den beiden Tälern Langen- und Übelbach ansässig ist. Geändert hat sich nur, dass es heutzutage gleichgültig sei ob Mann oder Frau.



Die Waldgenossenschaft mit 124,8 ha besteht heute aus über 42 Anteilen, die sich einmal im Jahr zur Abrechnung und Rechenschaftsbericht zusammenfinden. Der Überschuss wird bis zum heutigen Tage bei dieser Versammlung in bar an die Waldgenossen ausgezahlt.

 
Wallfahrtskirche St Roman

Donnerstag, 15. September 2016

Was verbirgt sich hinter der Murgtalbahn?



Im Jahre 1928 war eine heute nebensächliche Bahnstrecke, die Murgtalbahn, durchgängig befahrbar. Sie wird von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft im Stadtbahnlinienverkehr von Rastatt bis Freudenstadt (58 km) betrieben.



Eine Privatgesellschaft, die Murgtaleisenbahn, baute mit Genehmigung des Großherzogtum Baden 1868 von Rastatt aus die Eisenbahnstrecke ins Murgtal bis Gernsbach, um die aufkommenden Industriebetriebe des Murgtales versorgen zu können. Dies waren insbesondere die aufstrebende Holz- und Papierindustrie sowie die Eisenwerke Gaggenau. An die topographisch schwierigen Verhältnisse erinnert bei Hörden am Hördelstein noch ein Denkmal an die unüberwindbare Engstelle.



     Diesen Felsen sprengte man und legte einen Fahrweg an – 1786

     Doch später ging man wieder dran und baute eine Eisenbahn – 1869



Die Industriebetriebe des Murgtales erreichten, dass 1894 die Verlängerung der Strecke bis Weisenbach gefeiert werden konnte. 1904 übernahm die Großherzoglichen Badischen Staatsbahnen die private Murgtaleisenbahn. Um weiter bauen zu können, mussten ganz erhebliche Geländeschwierigkeiten überwunden werden. Allein die sechs Kilometer lange Strecke von Weisenbach nach Forbach (Eröffnung 1913) erforderte sieben Tunnels und drei große Brücken. 1915 kam die Verlängerung nach Raumünzach hinzu.



1898 baute dagegen das Königreich Württemberg eine Stichbahn von Freudenstadt über Baiersbronn das Murgtal hinunter bis Klosterreichenbach. Die Metallindustrie in Christophstal forderte einen Eisenbahnanschluß, der 1901 realisiert wurde. Von Klosterreichenbach nach Freudenstadt müssen 12,42 m/km Steigung bewältigt werden. Dies war damals nur für Lokomotiven mit einer Zahnstange möglich.



Die Deutsche Reichsbahn konnte 1920 die Interesskonflikte beider Länder ausräumen, so dass die Bahnstrecke 1928 durchgehend befahrbar wurde.

Hördelstein bei Ottenau


Freitag, 9. September 2016

Was verbirgt sich hinter dem Badischen Bahnhof in Basel?



Die Altstadt von Basel besteht aus zwei Stadtteilen: Großbasel linksrheinisch gelegen und seit jeher die bevorzugte Wohnplatz der Oberschicht. Kleinbasel rechtsrheinisch gelegen war eher der Wohnort der einfachen Leute. Kleinbasel hat 1392 der Bischof von Straßburg als mindere Stadt für 29.800 Gulden an Großbasel verkauft. Seither bilden die beiden Stadteile die Altstadt von Basel und besitzen zwei Bahnhöfe: den Badischen Bahnhof und den Schweizerischen Bundes Bahnhof (SBB)



Der Grund hierfür liegt darin: Basel war seit jeher wirtschaftlicher Mittelpunkt für den südlichsten Zipfel des Schwarzwaldes. Schon im Mittelalter wurde das Holz für die reichen Großstädter zum Bau ihrer Häuser, Paläste und Kirchen die Wiese hinunter geflößt. Die Wiese, die steil vom Feldberg das Tal hinunterfällt, bot zahlreiche Möglichkeiten für industrielle Fertigungen durch ihr starkes Gefälle. Doch es fehlte das Geld. Mit dem Basler Großkapital entstand eine Vielzahl von Spinnereien und Webereien, die der gesamten Region Arbeitsmöglichkeiten in dieser kargen und armen Landschaft boten.



1845 wurde schon die Rheintalbahn Mannheim nach Freiburg eingeweiht. 1851 war Haltingen bei Weil erreicht und die Fahrgäste kamen mit Pferdeomnibussen nach Basel. Im Badisch-Schweizerischen Staatsvertrag von 1852 wurde festgelegt, dass das Großherzogtum Baden die Gleise und Bahnhof auf Schweizer Territorium bauen sollte. 4 Jahre später war die Verbindung nach Basel mit dem Badischen Bahnhof als Endstation auf exterritorialem Gelände hergestellt.



Um die Produktionsorte im Wiesental mit Umschlagsplätzen in Basel und damit in der Eidgenossenschaft zu verbinden, wurde im Staatsvertrag auch der Bau der Wiesentalbahn vom Badischen Bahnhof mit mehreren Bahnhöfen auf Schweizer Gebiet  festgelegt.




Was staatliche Stellen nicht schnell geschafft hatten, gelang privaten Initiativen. Mit Hilfe der Schweizer Industriellen wurde eine private Eisenbahngesellschaft 1860 gegründet, nämlich die Wiesental-Eisenbahn-Gesellschaft AG. 1862 wurde das erste Teilstück bis Schopfheim  eingeweiht. 1887 kaufte dann die badische Regierung des Großherzogtums diese auf, um  das  Wiesental weiter bis Zell i. W. zu erschließen. Welche Bedeutung die badische Regierung an der Wiesentalbahn hatte, zeigt die Elektifizierung der Strecke noch vor dem 1. Weltkrieg.


Erst 1854 wurde ein schweizerischer Centralbahnhof in Basel gebaut, der die Bahnverbindung mit der Innerschweiz bediente. Erst 1873 wurde eine Verbindung zwischen dem Badischen Bahnhof mit dem neuen Schweizerischen Bundesbahnhof (SBB) Bahnhof hergestellt.



In diesem steigen die Reisenden aus, die nach Basel, Frankreich oder in die Innerschweiz wollen. Zuvor hat der Zug aus Deutschland kommend aber im Badischen Bahnhof schon gehalten. In diesem stiegen die Reisenden nach Riehen aus, eine schweizerische Gemeinde, die aber nur an das deutsche Schienennetz angeschlossen ist. Riehen liegt mit Kleinbasel rechtsrheinisch und ist mit Lörrach zusammengebaut. Erst mit dem Verlassen des Bahnhofsgebäudes reisen diese in die Schweiz ein, denn im Bahnhof ist die deutsche Bundespolizei zuständig. Aber auch die Reisenden ins Wiesental und nach Waldshut steigen hier um und haben zollrechtlich die Bundesrepublik überhaupt nicht verlassen.



Schon manch Reisender hat geglaubt, er habe mit dem Grenzübertritt bei Weil die Schweiz erreicht. Das Erwachen kam erst als deutsche Zöllner im Badischen Bahnhof aus dem Zug holten.



Das jetzige Gebäude wurde 1911 erbaut, ursprünglich war der Standort auf dem heutigen Messegelände. Aber das Wachstum der Stadt Basel machte die Verlegung notwendig.
Basel, Weil, Lörrach, Riehen


Freitag, 2. September 2016

Was verbirgt sich hinter dem Kohlenmeiler?




Im Schwarzwald wurde überall in den Wäldern die Köhlerei betrieben. Die Namen Kohlplatz, Kohlgrube oder Kohlhütte belegen das. Die Holzkohle wurde für Hütten, Schmelzwerken und Hammerschmieden sowie als Brennmaterial in den Großstädten verwendet. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Köhlerei mit Kohlemeilern betrieben.



Noch heute werden an verschiedenen Orten –Nordrach, Schönmünzach, Baiersbronn, Dachsberg und Münstertal Kohlemeiler als Fremdenattraktion abgebrannt.



Um einen starken Mittelpfahl wurde schachtartig brennbares Material gestellt, um so einen Feuerschacht, auch Quandel genannt, zu erhalten. Um diesen Feuerschacht wurde sternförmig ein Rost aus weniger wertvollem Holz mit vielen Luftschächten angelegt. Dieser Rost war als  Bodenzug wichtig für den Verkohlungsprozess. Um den Feuerschacht auf dem Rost wurden etwa meterlange Buchenscheite kreisförmig gestellt, dicht an dicht nebeneinander, um Zuglöcher und Spalten möglichst zu vermeiden. Normalerweise zwei- aber auch dreischichtig übereinander wurde das Holz kegelförmig aufgeschichtet. Mit Reißig, Moos oder Gras wurde der Meiler abgedeckt. Dieser wurde mit einer dünnen Schicht pulverigem Kohlenmaterial – dem Kohleklein- und sandiger Erde abgedeckt. So entstand ein kegelförmiger Erdkegel von 8 – 10 m Durchmesser und 2 oder 3 m Höhe. Je nach Größe wurden für einen Kohlenmeiler 100 bis 300 cbm Holz benötigt.



Zur Entzündung wurde der Holzkohlemeiler über die Quandel gebracht. Von oben wurde glühende Holzkohle in den Feuerschacht angefüllt. Der im Inneren um sich greifende Schwelbrand wurde durch Verschließen der Öffnung gebremst. Je nach Fortschreiten des Schwelbrandes wurden Rauchlöcher in den Meiler gestochen. Dies war wichtig für die jeweilige Luftzufuhr beim 400° C heißen Verkohlungsprozess. Die Schwierigkeit war die richtige Dosierung der Luftzufuhr. Wird diese zu stark dosiert, fängt der Meiler an zu brennen und würde nur Asche hinterlassen. Zu schnelles Schließen der Löcher oder der Quandel verhindert, dass die sich bildenden Gase und Wasserdämpfe nicht entweichen können. Der Meiler würde zum „Schlagen“ gebracht, er explodiert im Inneren. Gegen Ende der Verkohlung würde er verstocken – er geht aus. Diese Regulierung der Frischluftzufuhr für die Verkohlung bedeutet, dass während 20 Tagen der Kohlemeiler beobachtet werden muss. Nur bei richtiger Frischluftzufuhr ist eine trockene Destillation, der Verkohlungsprozess, gewährleistet. Der Meiler sackt langsam in sich zusammen.



Nach 20 oder bei großen Meilern nach 30 Tagen erhofft sich der Köhler einen dünnen bläulichen Rauch. Dies war das Zeichen der beendeten Verkohlung. Mit Schaufel, Stehrhaken und Rechen wurde der Meiler „ausgezogen“. Die herausgezogene noch heiße Holzkohle wird mit Wasser abgelöscht und konnte erst nach endgültigem Abkühlen auf Wagen oder Säcke zum Weitertransport verladen werden.
Aufbau eines Kohlenmeilers


Kohlenmeiler in Enzklösterle