Freitag, 9. September 2016

Was verbirgt sich hinter dem Badischen Bahnhof in Basel?



Die Altstadt von Basel besteht aus zwei Stadtteilen: Großbasel linksrheinisch gelegen und seit jeher die bevorzugte Wohnplatz der Oberschicht. Kleinbasel rechtsrheinisch gelegen war eher der Wohnort der einfachen Leute. Kleinbasel hat 1392 der Bischof von Straßburg als mindere Stadt für 29.800 Gulden an Großbasel verkauft. Seither bilden die beiden Stadteile die Altstadt von Basel und besitzen zwei Bahnhöfe: den Badischen Bahnhof und den Schweizerischen Bundes Bahnhof (SBB)



Der Grund hierfür liegt darin: Basel war seit jeher wirtschaftlicher Mittelpunkt für den südlichsten Zipfel des Schwarzwaldes. Schon im Mittelalter wurde das Holz für die reichen Großstädter zum Bau ihrer Häuser, Paläste und Kirchen die Wiese hinunter geflößt. Die Wiese, die steil vom Feldberg das Tal hinunterfällt, bot zahlreiche Möglichkeiten für industrielle Fertigungen durch ihr starkes Gefälle. Doch es fehlte das Geld. Mit dem Basler Großkapital entstand eine Vielzahl von Spinnereien und Webereien, die der gesamten Region Arbeitsmöglichkeiten in dieser kargen und armen Landschaft boten.



1845 wurde schon die Rheintalbahn Mannheim nach Freiburg eingeweiht. 1851 war Haltingen bei Weil erreicht und die Fahrgäste kamen mit Pferdeomnibussen nach Basel. Im Badisch-Schweizerischen Staatsvertrag von 1852 wurde festgelegt, dass das Großherzogtum Baden die Gleise und Bahnhof auf Schweizer Territorium bauen sollte. 4 Jahre später war die Verbindung nach Basel mit dem Badischen Bahnhof als Endstation auf exterritorialem Gelände hergestellt.



Um die Produktionsorte im Wiesental mit Umschlagsplätzen in Basel und damit in der Eidgenossenschaft zu verbinden, wurde im Staatsvertrag auch der Bau der Wiesentalbahn vom Badischen Bahnhof mit mehreren Bahnhöfen auf Schweizer Gebiet  festgelegt.




Was staatliche Stellen nicht schnell geschafft hatten, gelang privaten Initiativen. Mit Hilfe der Schweizer Industriellen wurde eine private Eisenbahngesellschaft 1860 gegründet, nämlich die Wiesental-Eisenbahn-Gesellschaft AG. 1862 wurde das erste Teilstück bis Schopfheim  eingeweiht. 1887 kaufte dann die badische Regierung des Großherzogtums diese auf, um  das  Wiesental weiter bis Zell i. W. zu erschließen. Welche Bedeutung die badische Regierung an der Wiesentalbahn hatte, zeigt die Elektifizierung der Strecke noch vor dem 1. Weltkrieg.


Erst 1854 wurde ein schweizerischer Centralbahnhof in Basel gebaut, der die Bahnverbindung mit der Innerschweiz bediente. Erst 1873 wurde eine Verbindung zwischen dem Badischen Bahnhof mit dem neuen Schweizerischen Bundesbahnhof (SBB) Bahnhof hergestellt.



In diesem steigen die Reisenden aus, die nach Basel, Frankreich oder in die Innerschweiz wollen. Zuvor hat der Zug aus Deutschland kommend aber im Badischen Bahnhof schon gehalten. In diesem stiegen die Reisenden nach Riehen aus, eine schweizerische Gemeinde, die aber nur an das deutsche Schienennetz angeschlossen ist. Riehen liegt mit Kleinbasel rechtsrheinisch und ist mit Lörrach zusammengebaut. Erst mit dem Verlassen des Bahnhofsgebäudes reisen diese in die Schweiz ein, denn im Bahnhof ist die deutsche Bundespolizei zuständig. Aber auch die Reisenden ins Wiesental und nach Waldshut steigen hier um und haben zollrechtlich die Bundesrepublik überhaupt nicht verlassen.



Schon manch Reisender hat geglaubt, er habe mit dem Grenzübertritt bei Weil die Schweiz erreicht. Das Erwachen kam erst als deutsche Zöllner im Badischen Bahnhof aus dem Zug holten.



Das jetzige Gebäude wurde 1911 erbaut, ursprünglich war der Standort auf dem heutigen Messegelände. Aber das Wachstum der Stadt Basel machte die Verlegung notwendig.
Basel, Weil, Lörrach, Riehen