Freitag, 18. Juni 2021

Was verbirgt sich hinter dem Bühler Frühzwetschgenfest?

 

1927 fand erstmals das jährlich gefeierte Bühler Zwetschgenfest als 1. Badisches Obst- und Dankesfest für die Bühler Zwetschge statt. Und wurde seither jährlich gefeiert. Seit dieser Zeit wird auch eine Bühler Zwetschgenkönigin, die „Blaue Königin“, gekürt.

 

Ihre Wurzeln hat die Zwetschge in Vorderasien. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Pflaume. Denn die Zwetschge ist rundlich, hat spitze Enden und lässt sich leichter vom Stein lösen.

 

1840 wurde in Kappelwindeck eine ungewöhnlich frühreifende Zwetschgensorte entdeckt. Die Bühler Frühzwetschge ist schon Anfang August reif und trat einen Siegeszug an, der seinesgleichen sucht und hat die Entwicklung von Bühl geprägt. Wurde 1884 der erste Eisenbahnwaggon nach Köln verschickt, waren es 4 Jahre später 12 bis 15 Eisenbahnwagen täglich. 1920 nimmt die OAG, Obstabsatzgenossenschaft, in Bühl die Arbeit auf. Sie setzte damals zwischen 25.000 und 40.000 Zentner Zwetschgen um. 1935 wurde die neue Obstmarkthalle fertiggestellt, denn die Frühzwetschge war auf allen nationalen und internationalen Märkten zu finden. Sie wurde zur Haupteinnahmequelle der Bühler Bürger, das sich heute allerdings relativiert hat.

 

Auch nach dem Kriege wurde mit 1949 wiederum an die bestehende Tradition angeknüpft und das Bühler Zwetschgenfest gefeiert. Ebenfalls wird wie seit 1927 üblich die Bühler Zwetschgen Königin gewählt.

 

Auf dem Bühler Zwetschgenfest wird alles um die Zwetschge angeboten: Zwetschgengerichte, -kuchen, -likör und natürlich –marmelade. Neben den Marktgeschäften gibt es noch eine Vielzahl von Fahrgeschäften. Immer am 1. Wochenende im September wird freitags um 18.00 Uhr das Volksfest vom Bühler Oberbürgermeister eröffnet. Es ist zwischen Basel und Mannheim das größte Volksfest.

 

Vermarktet wird die Bühler Zwetschge durch die Affentaler Wein- und Obstgenossenschaft.

Freitag, 11. Juni 2021

Was verbirgt sich hinter der Todtnauer Bürste?

Bürstenherstellung wie es einmal war

Am 17. 2. 1824 starb Leodegar Thoma. Es war ein Glücksfall für Todtnauberg einem Ortsteil von Todtnau, dass er hier geboren wurde und seine Wirkungsstätte hier beibehielt. Thoma hat das Bürstengewerbe im Wiesental eingeführt. Aber vor allem die Arbeitsteilung bei der Herstellung von Bürsten gilt als sein Verdienst. Im Jahre 1772 hat Thoma von einem in Freiburg stationierten Österreichischen Reiterregiment den Auftrag erhalten, soviel Pferdebürsten wie nur möglich zu liefern. Um überhaupt größere Mengen liefern zu können, zerlegte er die Fertigungsschritte der Bürste.

 

Familienmitglieder spezialisierten sich auf das Zurechtlegen von Borsten oder Haare, das Borstenbinden, des Bürstenholzes, das Einsenken der Haarbüschel und schließlich das Verpichen und Durchziehen der Borsten oder Haare durch das Holz. Um 1815 waren bis zu 600 Bewohner in die Bürstenbinderei eingespannt. Es wurden Schuh- und Kleiderbürsten, Wichs-, Fass-, Zahn- und Waschbürsten, Bodenwischer, Kartätschen und Maurer- und Malerpinsel hergestellt.

 

Den Handel haben nicht die Produzenten übernommen. Er wurde vom Hausierhandel ausgeführt, der aber aus derselben Großfamilie kam. In Todtnauberg waren bis 74 Männer ganzjährig im Hausierhandel tätig, die die Last zwischen 30 und 40 kg zu den Kunden trugen. Teilweise kamen die Hausierer nur zu Weihnachten, Ostern und zur Heuernte zu ihren Familien zurück. Ihr Absatzgebiet war neben dem Umland, die Schweiz, Frankreich, das gesamte Großherzogtum und einen kleinen Teil von Württemberg und Hessen. Jeder Hausierer hatte einen ganz bestimmten Absatzsprengel. Im Zentrum seines Sprengels hatte er sein Standquartier und bereiste von hier im Umkreis von 20 bis 40 km seine Kunden. Dorthin wurden ihm die Waren von Todtnauberg nachgeschickt. Die badische Regierung sah den Hausierhandel mit einer gewissen Skepsis, da sie glaubte, diese Herumreisenden seien politisch anfällig. Dies besonders nach den Erfahrungen 1848/49.

 

Der Niedergang der Hausindustrie wurde durch die Gewerbefreiheit 1862 beschleunigt. Durch diese verloren die Schwarzwälder Hausierer ebenfalls ihr Privileg des Hausierhandels. Die  neu gegründeten Fabriken verkauften direkt über Reisende in Läden bis in die kleinsten Gemeinden.  Von nun an konnten sich Verkaufsläden für Bürstenwaren etablieren. Aus diesem Grunde ließen viele Hausierer sich in den bereisten Städten nieder und gründeten Verkaufsläden, die sie mit Glas-, Porzellan- und Eisenwaren ergänzten. Konkurrenz der Bürstenmacher gab es auch durch die Bürstenmacherproduktion aus Gefängnissen und Spitälern. Zu Beginn des ersten Weltkriegs gab es noch 15 Hausierer.

 

1840 wurde von Fridolin Wissler der erste hölzerne Bürstenkörper maschinell hergestellt. 1907 gab es in Todtnauberg noch 49 Haushalte, die Bürsten herstellten. Bald begann der Fabrikant Alois Laitner die ersten Todtnauer Erzeugnisse nach Nordamerika auszuführen.

 

Um 1920 wurde von der Firma Zahoransky der erste Halbautomat als Bürstenbindemaschine gebaut. Ein Automat ersetzte sieben Arbeiterinnen. Damit war jegliche Handarbeit erledigt, der Handwerker wurde zum Fabrikarbeiter.

 

Noch heute genießen die Firmen Zahoransky und Ebser in Todtnau Weltruf. Die Bürsten werden in Asien hergestellt, aber die Maschinen kommen aus dem Schwarzwald. Noch heute werden Zahnbürsten-, Bürsten- und Besenmaschinen auf elektronischer Basis in die ganze Welt exportiert.

 

Heute ziert ein Bürstenhändler den Dorfbrunnen von Todtnauberg und erinnert an das untergegangene Gewerbe.

 

 

 

Freitag, 4. Juni 2021

Was verbirgt sich hinter den Kohlengräber von Berghaupten?

 

Bergwerkstollen von Berghaupten

Berghaupten ein Weindorf im Kinzigtal – heute ein Ortsteil von Gengenbach- wurde im 18. Jahrhundert bekannt als Ort mit ertragreichen Kohlengruben. Der damalige Grundherr Roeder von Diersburg träumte von einem Gesundbrunnen wie im Renchtal. Anstatt Heilwasser wurde 1755 aber Steinkohle gefunden und 160 Jahre erfolgreich abgebaut.

 

Mitte des 1900 Jahrhunderts wurden die Stollen immer tiefer ins Erdreich getrieben. Dabei kam es zu immer mehr zu üblen Streitereien zwischen den einheimischen und böhmischen Bergleuten. Zu jener Zeit übernahm Dänemark 1814 die Verwaltung von Grönland und suchte dringend Bergleute, die die Bodenschätze an der Westküste Grönlands abbauen sollten. So suchte auch ein dänischer Agent von Offenburg aus in Berghaupten nach Bergleuten für dänische Gruben. Dass diese in Grönland lagen verschwieg er vorsichtshalber. Unter der Leitung von Leonhard Wetterer machten sich 13 Familien auf, um den Ruf zu neuen Ufern zu folgen. Von Rotterdam ging es auf einem Walfänger nach Norden.

 

Nach 5 Wochen unter vollen Segeln stieg das Misstrauen der Bergleute, da Dänemark immer noch nicht in Sicht war, die Verpflegung und Behandlung sehr schlecht war. Die Bergleute rotteten sich zusammen, setzten Kapitän und Mannschaft fest und auf den Shettland Inseln aus. Auf den Färör Inseln stiegen die böhmischen Bergleute freiwillig aus. Weiter ging es mit dem Schiffsnavigator nach Nord-West durch tagelangen Stürmen, Treibeis bis die Südspitze von Grönland mit Cup Farvel umschifft war. Nördlich des Polarkreises wurde ein ruhiges Fjord gefunden, der eine grüne Küste hatte und erlaubte, das schwer ramponierte Segelschiff zu reparieren. Die Bergleute gingen mit Familien und dem mitgeführten Vieh an Land, bauten Behausungen und nannten den Flecken Neu-Berghaupten.

 

Jenseits eines Bergrückens auf der Suche nach Eisbären wurden einheimische Hütten entdeckt. Nach einem Schuss aus einer Flinte bemerkten die Eskimos die neuen Mitbewohner. Als der Eskimohäuptling einen goldenen Ohrring einer Berghaupterin entdeckte, fragte er, ob man das Gold in ihrer Heimat auch in den Bächen finden würde. Damit war das Goldfieber erweckt und mit den Eskimos ging es auf Goldsuche. So verging der Sommer in der Einsamkeit. Nach einem weiteren Jahr Aufenthalt kam der Wunsch in die Heimat zurückzusegeln.

 

Nach dem nächsten Winter wurde das Segelschiff wieder flott gemacht. Mir viel Gold und Proviant wurde von den Eskimos Abschied genommen. In Hamburg angekommen, erstattete Wetterer und seine Getreuen auf dem Seeamt in Hamburg Anzeige. Es folgten Berichte an die dänische Regierung und die Schifffahrtsgesellschaft.

 

Die Neu-Berghauptener erhielten eine Belohnung von 6.000 Dukaten, dass sie den Walfänger zurückbrachten. Sie verkauften ihr Gold und andere Mitbringsel, verteilten die erzielten 1.400.000 Mark pro Kopf und ließen sich als wohlhabende Leute in der Reichsstadt Offenburg nieder.