Donnerstag, 25. August 2016

Was verbirgt sich hinter dem Namen Höllental?



Die Straße von Freiburg durch das Höllental nach Hinterzarten zum Titisee ist eine bequeme, teilweise dreispurige Bundestraße, die auf den Schwarzwald führt. Sie wurde übrigens schon 1301 urkundlich erwähnt.



Das war nicht immer so: Die Straße durch das Falkensteiner Tal, wie die Straße nach dem damaligen  Geschlecht der Falkensteiner hieß, war die wichtigste Verbindung von Innsbruck nach Freiburg. Die Region gehörte als Vorderösterreich 400 Jahre zum Kaiserreich Österreich.



1770 wurde die Falkensteiner Staig als Chausseeweg ausgebaut. So konnte Marie Antoinette, die österreichische Kaisertochter, möglichst nur auf österreichischem Herrschaftsgebiet zu ihrer Hochzeit mit dem französischen Thronfolger nach Paris fahren.



Im 30 Jährigen Krieg und auch in den Napoleonischen Kriegen fielen immer wieder Truppen über das Dreisamtal in den Schwarzwald ein. 1796 mussten 40.000 französische Soldaten mit ihren Pferden, Geschützen und Wagen den riskanten Rückzug durch die enge Falkensteiner Staig nach verloren Schlacht antreten. Damals erzählten Soldaten, die glücklich Freiburg erreicht hatten, sie seien dem „Val d‘ Enfer, dem Tal der Hölle“ entkommen. General Moreau berichtet nach Paris von seinen Soldaten: „Die Passage durch das Val d’Enfer flößte einen Schrecken ein, den sie gar nicht verdienten.“ Der Name Höllental war geboren und hat sich nach und nach eingebürgert.



In den Spinnstuben des Schwarzwaldes wurde erzählt wie ein Wälderbursche aus Hinterzarten ein goldene Uhr in der Kirche zeigte. Gefragt, wie er zu dieser Uhr käme, antwortete er : „Ich hab mir e‘ Französli g’schosse, gangt naus und schießt euch au einen!“
Höllental um 1858


Sonntag, 21. August 2016

Was verbirgt sich hinter dem Schwarzwälder Kirschwasser?



Eine Besonderheit des landwirtschaftlichen Obstbaues in der nördlichen Ortenau ist an den Schwarzwaldhängen der intensive Kirschbaumbestand. Dieser ist die Grundlage des Schwarzwälder Kirschwassers.



Der Fürstbischof von Straßburg, Kardinal Armand Gastons –aus der bekannten Familie der Rohan- stammte aus einer sehr wohlhabenden und adeligen Familie aus Südfrankreich. Diese brachte viele bekannte Minister und Fürstbischöfe hervor.



Das damalige Bistum Straßburg reichte weit in den Schwarzwald hinein, im Kinzigtal bis an die Grenze zu Hausach. Das spätere Bistum Freiburg entstand erst im 19. Jahrhundert. Aus Sehnsucht nach seiner südfranzösischen Heimat befahl er Kirschbäume an den Schwarzwaldhängen anzupflanzen. Heutzutage noch sind sie bis zu einer Höhe von 600 m zu finden. So machte er den Kirschbaum von Südfrankreich kommend hier heimisch.



Um den vielen Kirschen eine Verwertungsmöglichkeit zu geben, wurde den vielen bäuerlichen Anwesen ein Brennrecht dem Hof zugeordnet. Noch heute hat nahezu jedes landwirtschaftliche Anwesen ein auf den Hof eingetragenes Brennrecht. Dies sehr zum Ärger der Zollverwaltung, die all die vielen Brennrechte kontrollieren und beaufsichtigen muss.



Dieser Nebenerwerb ermöglicht vielen Bauern ein zusätzliches Einkommen. Durch den Wettbewerbsdruck wurde die Qualität immer mehr verbessert und verfeinert. Daher der Siegeszug des Schwarzwälder Kirschwassers.

Bäuerliches Kirschwasserbrennen


Mittwoch, 10. August 2016

Was verbirgt sich hinter dem großen Waldbrand?



In den Waldungen der Gemarkung Baiersbronn brach am 4. August 1800 „onfern des wilden Sees“ ein furchtbarer Waldbrand aus. Er weitete sich bis zum 21. August auf die Waldungen vom Tal der Schönmünzach, Langenbach, längs des Tonbaches bis in die Waldungen gegen Röt im Murgtal aus.



Schon seit mehreren Wochen hatte eine außerordentliche Sommerhitze geherrscht. Es genügte ein kleiner Funke, um diesen Brand auszulösen. Das Feuer fand reichlich Nahrung, da die Holzfäller das dürre Holz nicht mehr weggeräumt hatten. Die Forstaufsicht war mangelhaft.



Schon am ersten Tag konnte man in Esslingen noch die mächtige Rauchwolke sehen. An ein Löschen war wegen der großen Hitze nicht zu denken. Die Holzfäller verließen ihre Wohnungen und warfen ihr Werkzeug ins Wasser. Schaute aber ein Stiel einer Axt aus dem Wasser, verbrannte er sogleich mit. Erst am 21. August fing es an zu regnen. Damit bekamen die Helfer das Feuer unter Kontrolle.



26 km² Wald vom Seekopf (Wildsee) bis Huzenbach, von der Elme (bei Mitteltal) bis zum Leinkopf (beim Mittleren Langenbach) wurde in eine Aschenwüste verwandelt. Es wurden rund 8.000 Morgen (2.000 ha) Waldbestand vernichtet, was einen Schaden von einer Million Gulden (ca 13 Mio €) darstellte. Der Holzkompanie verbrannten neben noch nicht geschlagenen Holländerstämmen, 12.000 m³ Holländerstämme, die schon zum Abtransport bereit lagen. Allein die Gemeinde Christophtal verlor 18.000 m³ Scheiterholz. Insgesamt waren 40.000 m³ Scheiterholz vernichtet.



Die Langholzflösserei, für die der Wildsee als Schwellwasser gedient hatte, war nach dieser Katastrophe bald vorbei. 1809 fuhr das letzte Floß die Murg hinunter. Ein starkes Hochwasser zerstörte die noch erhaltenen Flosseinrichtungen. Die Calwer Holzkompanie stellte nach den schweren Verlusten ihre Tätigkeit ganz ein.

 
Wildsee nach dem Waldbrand 1800

Der Wald wurde wieder angesät. 1823 verbot die neue Forstwirtschaft das Weiden von Vieh im Wald, was zur Stallhaltung des Viehs führte. Harzen war grundsätzlich verboten. Der Raubbau der Wälder wurde beendet. Eine nachhaltigere Forstwirtschaft hielt Einzug.


Freitag, 5. August 2016

Was verbirgt sich hinter Johann Baptist Bauernfeind?




Der Vater, Johann Baptist Bauernfeind, war Apotheker in Sulz. Neben seiner Apotheke tüftelte und experimentierte er an allerhand Unerforschtem. So verunglückte er 1865 tödlich als er seine Dampfmaschine in Bewegung setzen wollte. Er verbrannte sich mit siedendem Dampf so schwer, dass er nach einer Stunde starb.



Der Sohn, Johann Baptist-geboren 1848, wollte nicht in die Fußstapfen des Vaters treten. Er ging den Weg über das Polytechnikum in Stuttgart und wurde Architekt. Doch auf den Reisen in die Schweiz und Italien entdeckte er den Hang zur Malerei, die er sehr sorgfältig jeweils vorbereitete. Vom bayerischen König erhielt er den Auftrag das alte Opernhaus in Bayreuth als Aquarell darzustellen.



Das Fernweh zog Bauernfeind 1880 in den Orient, wobei er vielfältige Eindrücke in Ägypten und Palästina auf Skizzen, Zeichnungen und Ölbildern malte. Nach seiner Rückkehr 1881 stellte er seine Bilder fertig. Diese gingen vorwiegend nach England und an Amerikaner.



1884 bis 1887 unternahm er seine zweite Reise nach Damaskus und Palästina. Hier entstand das bekannte Bild „Am Tor des Tempelplatzes in Jerusalem“. Auf dieser Reise lernte er auch seine spätere Frau, Elise Bertsch, kennen. Sie stammte aus Ludwigsburg und war auf dem Weg als Missionarin nach Indien. Bauernfeind litt zeitlebens unter Depressionen, die ihm immer wieder das Fertigstellen der Bilder schwer machte.



Die dritte Reise 1888/89 ging nach Damaskus und Jaffa. Nach seiner Rückkehr fand die Trauung mit Elise Bertsch statt. Im Jahre 1890 entstand die „Straßenszene in Jaffa – Einzug der Derwische“. Es gibt die damals lebendige Straßenszene wieder. Es hängt im prächtigen, ehemaligen Palast des König Hussein von Jordanien. Der bayerische Staat kaufte einige seiner Bilder auf und hängte sie in der Pinakothek in München auf.



Mit seiner vierten Reise in den Vorderen Orient 1896 kam auch seine Auswanderung, nachdem die Mutter in Deutschland verstorben war. Schon 1904 erlag er einem alten Herzleiden. Seine Frau ging dann daran, die liegengebliebenen Aquarelle und Ölgemälde zu verkaufen. Nur so konnte sie die finanzielle Zukunft des 10 jährigen Kindes sichern.

Einzug der Derwische in Jaffa