Freitag, 27. März 2020

Was verbirgt sich hinter dem Herrgottswinkel?


Kunst Hippenseppenhof Museum Gutach

Die „Stub“ eines Schwarzwaldhofes ist die gute Stube der bäuerlichen Großfamilie. Hier trifft sich die Gemeinschaft zum Essen und Gebet, wird der Besuch empfangen und ist der abendliche Treffpunkt für gemeinsame häusliche Arbeiten. Bekannt sind die abendlichen Spinnabende im Winter.  Denn die Stube ist der einzig geheizte Raum und bietet mit seinem Kachelofen, der Kunst, mit seiner Sitzbank der aufwärmende Ort.



Zumeist ist die Stube ein Eckzimmer mit seinen kleinen Fenstern nach draußen. Im Eck steht ein Tischen oder die Eckbank mit dem großen Holztisch. Über diesen befindet sich der Herrgottswinkel.



In ihm befindet sich in katholischen Höfen das Kruzifix hinter dem ein Palmzweig gesteckt ist mit verschiedenen Heiligen-, Andachtsbilder oder Hinterglasmalereien von Schutzheiligen. Sie sind zumeist ein Mitbringsel von einer Wallfahrt. Rosenkränze, Kerzen und Gebetszettel vervollständigen den Herrgottswinkel. Zumeist hängt an der Decke eine Heiliggeisttaube, die den göttlichen Schutz des Hauses, der Bewohner und des Viehs darstellen soll. Je nach dem Brauchtum der Jahreszeit oder des Kirchenjahres wird der Herrgottswinkel entsprechend geschmückt. Nach Maria Himmelfahrt wird der in der Kirche geweihte Kräuterstrauß in den Herrgottswinkel gestellt. Am Eingang der Stube hängt zumeist ein Weihwasserkesselchen.



In evangelischen Höfen wie in Gutach oder Hornberg ist der Herrgottswinkel genauso üblich. Dieser unterscheidet sich vom katholischen Herrgottswinkel durch mehr Nüchternheit und weniger Schmuck. Unter einem Kreuz liegt natürlich die Luther Bibel, Gesangs- oder Andachtsbücher. Auch ein Hinterglasmalerbild wie das Heilige Abendmahl und das Heilige Grab Christ  ist hin und wieder zu finden.



Beiden Herrgottswinkel ist es üblich, dass am Kopfende des langen Holztisches der Hofbauer sitzt und das Geschehen bestimmt. Dieser spricht das gemeinsame Gebet vor dem Essen.

Hergottswinkel Schauinslandhaus Museum Gutach



Freitag, 20. März 2020

Was verbirgt sich hinter dem Belchen-Kalender?


Belchen vom Feldberg

Der Belchen mit seinen 1414 ist die zweithöchste Erhebung des Schwarzwaldes. Ihm gegenüber 73 km entfernt liegt in den Süd-Vogesen der Elsässer Belchen (Ballon d’Alsace). Nordwestlich bei Wasserbourg liegt der Kleine Belchen auch Kahler Wasen (Petit Ballon) genannt mit 1.272 m. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Großen Belchen (Grand Ballon) dem höchsten Berg der Vogesen mit 1424 m. 51 km südlich des Belchen und 88 km vom Elsässer Belchen entfernt liegt im Schweizer Jura der Jurabelchen mit 1123 m.



Walter Eichin, pensionierter Lehrer aus Lörrach, und Andrea Bohnert, Dipl-Sozialpädagoge aus Karlsruhe, sind sicher das Belchensystem der keltischen Druiden (Priester in vorchristlicher Zeit) entschlüsselt zu haben. Denn woher sollten die Kelten sonst wissen, wann die Aussaat oder Ernte sein soll. Sie kannten keinen Kalender.



Geht vom Elsäßer Belchen aus gesehen die Sonne über den 73 km ostwärts gelegenen Belchen auf. Ist Ostara (21. März) oder Marbon (23.9.). Und umgekehrt geht die Sonne hinter dem Elsäßer Belchen jeweils unter vom Belchen aus gesehen,  herrscht an beiden Tagen jeweils Tag- und Nachtgleiche oder Frühlings- oder Herbstanfang.



Die Sonne wandert weiter. Geht vom Elsäßer Belchen aus gesehen die Sonne hinter dem 88 km entfernten Jura Belchen auf ist Mittwinter oder Wintersonnwende (21.12.)



Nachdem die Sonne die Tag- und Nachtgleiche passiert hat, wendet sie sich dem Norden zu. Geht vom Elsäßer Belchen aus gesehen über dem 27 km entfernten Kleinen Belchen die Sonne auf ist Mittsommer oder Sommersonnenwende (21.6.).



Vom Elsäßer Belchen aus können also alle vier Jahreszeiten bestimmt werden.



Geht vom Elsäßer Belchen aus gesehen über dem Großen Belchen die Sonne auf ist 1. Mai. Bei den Kelten auch Beltane genannt. Es war der keltische Jahresanfang und als Beginn der Sommers gefeiert. Dieser war der Feiertag des Belanus.



Bei den Kelten war der Gott des Lichtes Belanus. Ob daher die Namen der verschiedenen Belchen stammen?



Der Basler Rolf d’Aujourdhui hat auf Grund der bisherigen Beobachtungen auch die geographischen Bezüge zwischen dem Elsäßer Belchen und dem großen Belchen beobachtet und zwar Imblog am( 1.2.) und Samhain am (1.11.)

Belchen-Kalender





Freitag, 13. März 2020

Was verbirgt sich hinter der Schwarzwälder Majolika?


Hahn und Henne Zell a H

Bei Majolika handelt es sich um Töpferkeramik oder Steingut mit einer deckenden Zinnglasur überzogen und anschließend mit leuchtenden Farbglasuren bemalt. Majolika, die alte Bezeichnung für Mallorca, kam vom maurischen Spanien über Italien Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts in den Schwarzwald.



Am Westrand des nördlichen Schwarzwaldes liegen jungtertiäre Schichten, die Weißerde als wertvolle helle Quarzsande enthalten. Sie wurden im 18. Und 19. Jahrhundert für die Herstellung von Fayencen verwendet, ein durch Zinnglasur dem Porzellan ähnlichen Geschirr. Fayencen oder Majolika wurden in hoher künstlicher Qualität in verschiedenen Fayencefabriken in Durlach, Baden-Baden, Rotenfels und Karlsruhe hergestellt.



Der Rohstoff wurde teilweise auch zur Steingut- und Porzellanfabrik nach Zell a.H. geliefert. Denn dort gab es seit jeher ausgiebige und gute Tonerde, so dass das Töpfergewerbe blühte. Josef Anton Burger erhält 1794 vom Rat der Stadt Zell die Erlaubnis, eine Fayence-Manufaktur, die obere Fabrik, zu errichten, die 1802 durch den Eintritt von Jakob Ferdinand Lenz finanziell unterstützt wurde. 1864 stellt auch die Schwerspatmühle, die Untere Fabrik,  auf Majolika um. Von Georg Schmieder werden beide Fabriken 1907 zusammengeführt. Das berühmteste Dekor wurde "Hahn und Henne" 1899, das bis heute im Museumsbetrieb produziert wird.



Aber auch die entsprechenden Funde in Hornberg führten 1817 zur Gründung durch Georg Friedrich Horn zur Geschirrsteingutfabrik. 1842 wurde die Palette um Nachtgeschirr erweitert. Nach der Umstellung von Steingut auf Porzellan 1950 wurde seither unter "Duravit Sanitärwelten" und Badmöbel in Hornberg, Meißen und Kairo produziert.



1820 wurden vom Nordracher Isidor Faist in Schramberg die erste Steingutfabrik in Württemberg gegründet. Sie wurde bekannt unter dem Namen Steingut- und Majolicafabrik, wurde an Villeroy & Boch 1884 verkauft. Unter den jüdischen Brüdern Meyer wurde die Firma 1912 zu neuer Blüte gebracht. 1938 zwangsverkauft, wurde sie 1949 wiederum durch die nach England emigrierte Familie Meyer übernommen und schloss 1989 die Pforten.



Im Norden der Stadt Kandern entlang der Straße nach Sitzenkirch sind ausgedehnte Tonvorkommen anzutreffen. Die zahlreiche Tongruben waren Grundlage für das seit dem 16. Jahrhundert in Kandern bedeutende Töpferhandwerk. Dass Kandern zur Hochburg für Keramik wurde lag an Leuten wie Max Laeuger. Von der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe brachte der Lörracher Ideen und entwickelte die reine Töpferware zur schmuckvollen Keramik. Das führte schon 1927 zur Gründung einer Fayence Manufaktur. Auch Richard Bampi reihte sich später bei den großen Keramiker ein.



Heute wird hochwertige Keramik von verschiedenen Fayence Manufakturen in die ganze Welt verkauft.

Keramik Heimatmuseum Triberg

Freitag, 6. März 2020

Was verbirgt sich hinter den Schwarzwälder Wasserfällen Teil 2?


Egal wo der Wanderer im Schwarzwald unterwegs ist, irgendwo gurgelt, sprudelt oder zischt es immer. Hier eine Auswahl der wichtigsten Wasserfälle im Südschwarzwald.



Triberger Wasserfall: Der längste Wasserfall in Deutschland liegt oberhalb des Marktplatzes von Triberg. Verschiedene Wanderwege führen den Wasserfall hoch. Im Mittelteile und oberhalb der Wasserfälle gibt es Parkmöglichkeit. Die Gutach stürzt über 163 m in 2 Kaskadengruppen in die Tiefe. Die obere Kaskadengruppe besitzt 3 Hauptstufen, die untere 7 Stufen und dem höchsten Einzelfall von 15 m Fallhöhe.


Zweribach Wasserfälle: Sie liegen in einem Naturschutzgebiet „Bannwald Zweribach“ und damit im oberen Simonswäldertal an L 173. Der Querweg Schwarzwald-Kaiserstuhl-Rhein führt vom Simonswäldertal nach Gütenbach unterhalb den Wasserfällen durch. Diese sind nur zu Fuß erreichbar. Der Zweribach stürzt 40 m in 2 Stufen hinunter, wobei der größte Einzelfall 15 m hoch ist.

Ravenna Wasserfall: Die B 31 führt von Freiburg ins Höllental. In Höllsteig beim Hofgut Sternen steht genügend Parkfläche zur Verfügung. Der Eingang der Ravennaschlucht führt unter dem Ravennaviadukt durch. Der Wanderweg überwindet 330 Höhenmeter bis nach Breitnau. Imposant sind der kleine Ravenna Wasserfall mit 6 m Fallhöhe und der große Ravenna Wasserfall mit 16 m Fallhöhe.
 


Fahler Wasserfall: Er liegt an der B 317 vom Feldberg hinunter ins Wiesental an einem Parkplatz. Der Rotenbach stürzt 50 m in mehreren Stufen hinunter, wobei der größte Einzelfall 15 m hoch ist.


Alba Wasserfall: Er liegt in Menzenschwand Hinterdorf. Im Hinderdorf von Menzenschwand bis an das Talende Hinweisschild folgend bis zur Gaststätte links Waldparkplatz. Hinter der Gaststätte beginnt Wasserfall der Menzenschwander Alb. Die Menzenschwander Alb aus dem Feldberggebiet kommend stürzt in vielen Stufen insgesamt 40 m in die Tiefe. Letzte Kaskade 8 m.


Todtnauer Wasserfall: Er liegt oberhalb Todtnau. Parkmöglichkeit bei Aftersteg am Kiosk und Todtnauberg. Der Wasserfall gehört zu den höchsten Wasserfällen Deutschlands. Der Stübenbach stürzt 97 m in 5 beeindruckenden Kaskaden in die Tiefe und ist völlig naturbelassen. Der Hauptwasserfall als letzte Kaskade beträgt 60 m.


Todtmooser Wasserfall: Er liegt an der L 146 nach Norden mit Parkmöglichkeit in Rütte. Der Rüttebach stürzt sich in 3 Stufen insgesamt 40 m in die Tiefe. Der größte Einzelfall hat eine Fallhöhe von 8 m.