Im Gebiet der oberen Großen Enz -gering besiedelt mit riesigen, weitläufigen Wäldern - lädt die Gegend zum Besuch der alten Zeit den Besucher ein.
Das „blaue Gold
des Waldes“ wie früher die Unmengen von Heidelbeeren genannt wurden, hatten für
die arme Bevölkerung eine geschichtliche und wirtschaftliche Bedeutung. Die
Schulkinder bekamen bis zu 4 Wochen schulfrei, um beim Pflücken der
Heidelbeeren zu helfen. So erinnert noch heute in Enzklösterle das jährliche
Heidelbeerfest jeweils Mitte Juli an die kostbare Waldfrucht. Neben dem
Klassiker, dem Heidelbeerpfannkuchen und der Heidelbeermarmelade, ist das
Heidelbeerbuffet mit lauter süßen Versuchungen mehr als Naschen wert. Auch der
12 km lange Heidelbeerweg lädt zum Wandern ein.
Aber nicht nur
der Heidelbeeren wegen ist ein Besuch in Enzklösterle, einem ehemaligen kleinen
Kloster Enza, zu empfehlen. Die „alten Waldberufe“ können hautnah noch erlebt
werden: Am Köhlerweg ist noch eine der am besten erhaltenen Kienrußhütten ihrer
Art in Deutschland zu besichtigen, mit der früher Ruß gewonnen wurde. Er wurde
für die Herstellung von schwarze Ölfarbe, schwarzer Druckerfarbe oder
Stiefelschmiere gebraucht. Weiterhin ist noch ein Salbeofen erhalten, mit dem
aus Wurzelholz der Kiefer Teerwasser zum Gerben von Fällen gewonnen wurde. Aber
auch Holzteer, Kienöl und zum Schluß zähflüssiges Pech waren Erzeugnisse des
Salbeofens. Seit 1980 lässt das Forstamt das alte Gewerbe der Köhlerei zum
Gewinnen der Holzkohle auf einer alten Kohlplatte wieder aufleben. Die
gebrannte Holzkohle lieferte bei nur der Hälfte des Volumens und knapp einem
Viertel des Gewichts etwa das Doppelte an Hitzegraden gegenüber dem Holz.
Ein Schaufloß in
der Enz erinnert an die große Zeit der Flößerei. Im Rohnbachtal ist noch eine
Erdriese erhalten, mit der die gefällten Stämme von den Bergen zum Polterplatz
geriest wurden. Dort wurden die Stämme mit den Wieden zu Flößen
zusammengebunden. 1993 hat das Forstamt einen Wiedeofen im Rohnbachtal gebaut,
bei dem die Herstellung der Wieden
gezeigt wird. Noch zwei Schwallweiher, Poppel- und Kaltenbachsee sind
vorhanden, mit deren Wasser die eingebundenen Flöße auf die Reise geschickt
wurden. Um die riesigen Wälder im oberen Murgtal verwerten zu können, wurden
die mächtigen Holländerstämme mit 12 Pferden Vorspann über den Berg zum
Kaltenbachsee gezogen. Er wurde 1782 als Schwallweiher angelegt. So wurden die
Flöße über die Enz, Neckar nach Holland geflößt, da die Badische Regierung sich
weigerte, die obere Murg flossbar zu machen.
Aber die Enz
wurde nicht nur zur Langholzflößerei benutzt sondern auch zur
Scheitholzflößerei. In Enzklösterle-Nonnenmiß führte ein Floßkanal zu einer
großen Wiese wo getrocknetes Holz lagerte, das zu bestimmten Zeiten in Wasser
geworfen wurde. Der Weg des Holzes bis Bissingen dauerte 14 Tage. Noch heute
erinnert in Bietigheim-Bissingen ein Flößerdenkmal an jene Zeit, die ab 1860
stark nachließ. Die Eisenbahn und bessere Straßen verdrängten die Flößerei.
Im Ronbachtal
liegt am Unterhang des „Enzwaldes“ der sog. „Harzwäldle“: Hier waren auf
mehreren Hektar Waldfläche zahlreiche 230-240 jährige Harzkiefern erhalten
geblieben. An verschiedenen Kiefern kann heute noch die Harzgewinnung (Dexel-
und Risserverfahren) betrachtet werden. Das
festere Kolophoniumn wurde für Lacke,
Farben und die Munitionsherstellung benötigt. Das flüssigere Terpentinöl
wurde vielfach in pharmazeutischen Produkten verwendet. Das Harzen endete erst
gegen1920.
Harz-Kiefer |
Salbeofen |