Die Entstehung der Murgschifferschaft liegt im Dunkel der Geschichte. Die Erschließung des Murgtals und deren Seitentäler im 13. Jahrhundert ist sicherlich der Grund dafür, dass die Grafen von Eberstein Gernsbach gegründet hatten. Die Ausweitung des Holzhandels führte 1488 dazu, dass eine genossenschaftliche Ordnung des gemeynen Holzgewerbs im Murgentall“ beschlossen und in 41 Artikeln mit 396 Punkten der Geschäftsbetrieb insbesondere der Holzhandel, Sägerei und Flößerei festgelegt wurde. Sitz der Gesellschaft war Gernsbach. Damit ist sie wohl die älteste Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland.
Geheimnis des Überlebens der
Murgschifferschaft bis zum heutigen Tag war eine strenge Berufsteilung: Hoheit
und Verwaltung hatten vier Hauptschiffer. Sie vertraten die Schifferschaft nach
außen hin. Sie wurden immer nur für 2 Jahre gewählt, um eine eigene
Machtpolitik einzugrenzen. Die eigentlichen Unternehmer und Kapitalbesitzer
waren die Rheinschiffer, Waldschiffer und in einer dritten Gruppe wurden die
Säger, Waldhauer und Fuhrleute als Dienst- und Hilfspersonal zusammengefasst.
Diese Regelung hatte bis Mitte 16. Jahrhundert Bestand. Ab dann wurde sie durch
einen einzigen Schiffer wie den bekannten Schiffer Jakob Kast von 1587-1615
vertreten. Heute sind Anteile in 100.000 „Waldrechte“ aufgeteilt, die auf ca.
120 Genossenschafter verteilt sind. Größter Anteilseigener ist mit ca. 55.000
Waldrechten das Land Baden-Württemberg. Die gesetzliche Vertretung obliegt dem
Verwaltungsrat, der sich aus den drei höchstbeteiligten Genossenschaftern und
zwei gewählten Genossenschaftern zusammensetzt. Das Land als eigener der
Anteilsmehrheit hat nur eine der fünf Stimmen im Verwaltungsrat.
An die Stelle der Waldnutzungsrechte,
mit denen die Murgschiffer im Mittelalter von ihren Landesherren, den Grafen
von Eberstein und den Markgrafen von Baden, belehnt wurden, trat gegen Ende des
15. Jahrhunderts der Erwerb vom eigenen Grundbesitz der stets klammen
Landesherren durch die Genossenschaft. Vom 30-jährigen Krieg hat sich die
Murgschifferschaft erst Mitte des 18. Jahrhunderts erholt. Hauptbetätigungsfeld
waren Brenn- und Schnittholz. Brennholz kam durch die Scheitholzflößerei zum
Kunden und das Schnittholz als Oblast auf den Flößen. Allein 1505 wurden
zwischen Forbach und Ottenau 26 Sägewerke gezählt.
Die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
planlose Abholzung und schrankenlose Waldweide führten zum Kahlschlag weiter
Landstriche. Im Jahr 1814 war nur noch ein Viertel des Schifferwaldes mit verwertbaren
Bäumen bewachsen. Bis 1833 wurden die Flächen auf der Grundlage der Badischen
Forstgesetze, die Nachhaltigkeit forderten, mit Fichten, Tannen, und Kiefern
neu bestockt.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verlor
die Flößerei durch den Eisenbahnbau, der von der Murgschifferschaft gefordert
und gefördert wurde, an Bedeutung. Dies obwohl mit der Eröffnung dieser 1896 das Todesurteil
über die Flößerei gesprochen war. Aber schon rechtzeitig hatten die
Murgschiffer sich nicht nur auf die Flößerei festgelegt sondern aus den
unzähligen Sägewerken gingen zahlreiche Gesellschaften hervor, die heute
Papier, Kartonagen und Verpackungen, Spanplatten und Bierfilze fertigen. Aber
die Aktivitäten der Murgschifferschaft waren nicht nur die Wald- und
Holzwirtschaft sondern auf ihre Aktivitäten ging die Gründung der
Bezirkssparkasse Gernsbach zurück.
Wildflößerei 1856 Raumünzach |