Wer die erste Uhr im Schwarzwald gefertigt hat liegt etwas im Zweifelhaften. Unstrittig ist, das die Schwarzwälder Uhr keine Eigenkonstruktion der Schwarzwälder war sondern eine Kopie. Unstrittig ist wohl, dass ein Glasträger aus dem Knobelwald einem böhmischen Glashändler eine Waaguhr abgekauft hat und diese auf den Schwarzwald brachte. Dort wurde sie von einem der Gebrüder Kreuzer vom Glashof auf der Rödeck von Waldau gefertigt. Pater Peter Kalteisen, Kapitular von St Peter als Pfarrverweser zu Neukirch hat 1667 eine hölzerne Uhr von diesen besessen. Aber auch der Schreiner Lorenz Frey, dem Hackbretterlenz in St Märgen in den Spritzen, hat sich früh um Nachbauten geübt. Der Vollständigkeit halber wird auch der Kübler Simon Henninger im Stockwald bei St Georgen genannt. Als Jahr der ersten Uhr wurde das Jahr 1640 angenommen, was aber keineswegs verbürgt ist. Es muss die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts angenommen werden.
Man muss sich
die damalige Zeit vergegenwärtigen: Der Dreißigjährige Krieg war erst 1648
beendet. 1683 begann der Reunionskrieg und 1700 der Spanische Erbfolgekrieg und
immer wurde der Schwarzwald mit seiner Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen.
Mancher Bauer
und Hofbesitzer hat in jener Zeit sich mit der Uhrmacherei beschäftigt. So auch
Johann Duffner (1673-1713) vom Sattlerhof im Schönbächlein aus Schönwald, der
in der langen Winterszeit die Uhrmacherei anfing, aber bald ausrechnete, dass
er mit einer gründlichen Bewirtschaftung des Hofes mehr erzielen könne.
Also fiel
überall dort wo Schmalhans Küchenmeister war die Uhrmacherei auf fruchtbaren
Boden. Die weichenden Erben beim aufkommende Anerbenrecht- der jüngste Sohn
oder die älteste Tochter erhält den Hofbesitz- also die armen Häusler oder
Taglöhner, die nicht auf fremde Höfe heiraten konnten, versuchten sich in der
Uhrmacherei.
Zwei arme
Häusler beide Drechsler, Franz Ketterer (1676-1753) aus Schönwald und Simon
Dilger (1671-1750) aus Schollach – heute Gemeindeteil von Eisenbach- sind zu
den Stammvätern der Schwarzwälder Uhrmacherei geworden, da sie diese zu
tüchtigen Uhrmachermeister ausbildeten. Ihr Verdienst war die die
Materialauswahl des Holzes. Weiches Holz lässt sich leicht schnitzen aber die
laufende Abnutzung ist zu stark. Es musste also zähes und widerstandsfähiges
Holz sein, um zufriedenstellende Uhren zu bauen. Gleichzeitig nutzten sie die
Kommunikation mit den Glasträgern, um zu erfahren, welch kunstvolle Uhren
draußen auf dem Markt waren.
Der Sohn von
Simon Dilger, Friedrich Dilger (1712-1773), wurde nicht nur vom Vater als
tüchtigen Uhrmacher ausgebildet sondern zog mit seinen Schwarzwälder Uhren ohne
französische Kenntnisse nach Paris (1730). Nach einem Jahr kehrte er mit viel
Erfahrung und Wissen über die ausländische Uhren und Werkzeuge zurück, um das
Wissen in der Schwarzwälder Uhr umzusetzen.
Ein weiterer
Schwarzwälder, der der Schwarzwälder Uhr einen kräftigen Entwicklungsschub gab,
war Christian Wehrle (1707-1789) aus Simonswald. Er setzte das vom
holländischen Physiker Christian Huygens erhaltene Patent, der Pendeluhr, um
und erreichte bei der Schwarzwälder Uhr den langsam vollziehenden Wechsel 1730
von der Waaguhr zur genaueren Pendeluhr. Anfänglich tickte das Pendel als „Kuhschwanzpendel“
vor dem Zifferblatt.