Freitag, 7. Juli 2023

Was verbirgt sich hinter den Anfängen der Schwarzwälder Uhr?


Wer die erste Uhr im Schwarzwald gefertigt hat liegt etwas im Zweifelhaften. Unstrittig ist, das die Schwarzwälder Uhr keine Eigenkonstruktion der Schwarzwälder war sondern eine Kopie. Unstrittig ist wohl, dass ein Glasträger aus dem Knobelwald einem böhmischen Glashändler eine Waaguhr abgekauft hat und diese auf den Schwarzwald brachte. Dort wurde sie von einem der Gebrüder Kreuzer vom Glashof auf der Rödeck von Waldau gefertigt. Pater Peter Kalteisen, Kapitular von St Peter als Pfarrverweser zu Neukirch hat 1667 eine hölzerne Uhr von diesen besessen. Aber auch der Schreiner Lorenz Frey, dem Hackbretterlenz in St Märgen in den Spritzen, hat sich früh um Nachbauten geübt.  Der Vollständigkeit halber wird auch der Kübler Simon Henninger im Stockwald bei St Georgen genannt. Als Jahr der ersten Uhr wurde das Jahr 1640 angenommen, was aber keineswegs verbürgt ist. Es muss die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts angenommen werden.

Man muss sich die damalige Zeit vergegenwärtigen: Der Dreißigjährige Krieg war erst 1648 beendet. 1683 begann der Reunionskrieg und 1700 der Spanische Erbfolgekrieg und immer wurde der Schwarzwald mit seiner Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen.

Mancher Bauer und Hofbesitzer hat in jener Zeit sich mit der Uhrmacherei beschäftigt. So auch Johann Duffner (1673-1713) vom Sattlerhof im Schönbächlein aus Schönwald, der in der langen Winterszeit die Uhrmacherei anfing, aber bald ausrechnete, dass er mit einer gründlichen Bewirtschaftung des Hofes mehr erzielen könne.

Also fiel überall dort wo Schmalhans Küchenmeister war die Uhrmacherei auf fruchtbaren Boden. Die weichenden Erben beim aufkommende Anerbenrecht- der jüngste Sohn oder die älteste Tochter erhält den Hofbesitz- also die armen Häusler oder Taglöhner, die nicht auf fremde Höfe heiraten konnten, versuchten sich in der Uhrmacherei.

Zwei arme Häusler beide Drechsler, Franz Ketterer (1676-1753) aus Schönwald und Simon Dilger (1671-1750) aus Schollach – heute Gemeindeteil von Eisenbach- sind zu den Stammvätern der Schwarzwälder Uhrmacherei geworden, da sie diese zu tüchtigen Uhrmachermeister ausbildeten. Ihr Verdienst war die die Materialauswahl des Holzes. Weiches Holz lässt sich leicht schnitzen aber die laufende Abnutzung ist zu stark. Es musste also zähes und widerstandsfähiges Holz sein, um zufriedenstellende Uhren zu bauen. Gleichzeitig nutzten sie die Kommunikation mit den Glasträgern, um zu erfahren, welch kunstvolle Uhren draußen auf dem Markt waren.

Der Sohn von Simon Dilger, Friedrich Dilger (1712-1773), wurde nicht nur vom Vater als tüchtigen Uhrmacher ausgebildet sondern zog mit seinen Schwarzwälder Uhren ohne französische Kenntnisse nach Paris (1730). Nach einem Jahr kehrte er mit viel Erfahrung und Wissen über die ausländische Uhren und Werkzeuge zurück, um das Wissen in der Schwarzwälder Uhr umzusetzen.

Ein weiterer Schwarzwälder, der der Schwarzwälder Uhr einen kräftigen Entwicklungsschub gab, war Christian Wehrle (1707-1789) aus Simonswald. Er setzte das vom holländischen Physiker Christian Huygens erhaltene Patent, der Pendeluhr, um und erreichte bei der Schwarzwälder Uhr den langsam vollziehenden Wechsel 1730 von der Waaguhr zur genaueren Pendeluhr. Anfänglich tickte das Pendel als „Kuhschwanzpendel“ vor dem Zifferblatt.