Freitag, 24. März 2023

Was verbirgt sich hinter den Wanderungen der Glashütten Im Schwarzwald?


Die frühen Glashütten ab dem 13. Jahrhundert hatten als Grundlage einen Vertrag über eine bestimmte Laufzeit zwischen einem Kloster oder der weltlichen Standesherrschaft zur Ausnutzung der unzugänglichen Waldgebiete. Es waren zumeist zwischen 5 bis 10 Glasbläser, die gemeinschaftlich eine Glashütte mit dem notwendigen Hilfspersonal betrieben aber zur Verkaufsseite selbstständig waren: Jeder hat für sich seine eigene Erzeugnisse geblasen  und verkaufte sie als Hausierer selber oder dem Glasträger. War das zugewiesene Waldstück kahl geschlagen, wurde die Glashütte im neu zugewiesenen Waldstück wiederum errichtet. Die Glasbläser genossen verschiedene Privilegien wie Steuerfreiheit, keine Fronarbeit oder Wehrdienst. Erst später wurden die Glashütten gemeinsam oder durch Einzelpersonen als Unternehmerglashütten betrieben.

Beispiel hierfür war die Gründung einer Glashütte des Klosters St Blasien 1597 im Muchenland, Althütte bis 1684, Wildbergtal bis1716 –alles Blasiwald. Dann der Sprung nach Äule am Schluchsee. 1807 nach der Säkularisierung  des Klosters kam der Übergang zum Großherzogtum Baden. 1825 übernahmen die Glasbläser von Äule die Hütte in einer eigenen Gesellschaft. 1878 wurde der Betrieb still gelegt.

Die Glashütte des Kloster St Peter, gegründet 1683 hatte verschiedene Standorte im Knobelwald, da die Laufzeit 50 Jahre betragen sollte. Nach 42 Jahren war aber der gesamte Holzvorrat aufgebraucht, so dass die Glasbläser ins Vorderösterreichische Bubenbach bei Bräunlingen vermittelt wurden. 1872 waren aber auch dort alle Holzvorräte aufgebraucht.

Die Fürstliche Fürstenbergische Rotwasserhütte wurde 1636 bis 1706 im Gebiet Altglashütten betrieben, von 1706 bis 1721 wurde sie nach Neuglashütten verlegt. Nachdem der Holzvorrat erschöpft war, bot die Fürstliche  Fürstenbergische Verwaltung den Glasmachern den Zinken Herzogenweiler für 50 Jahre. 1818 schlossen sich Glasbläser zu einer Unternehmerglashütte zusammen, aber das Aus kam 1855. Faller & Co aus Lenzkirch betrieb die Glashütte noch bis 1880.

1698 wollte der badische Markgraf Ludwig Wilhelm ebenfalls eine Glashütte haben und vereinbarte mit den Glasbläsern aus  dem Klostergebiet von St Blasien eine Glashütte auf dem Mittelberg im Nordschwarzwald als traditionelle Glashütte zu betreiben. Nach 60 Jahren waren die Holzvorräte aufgebraucht, eine weitere Wanderung der Glashütte war wegen der Murgtalschifferschaft nicht möglich. 1760 trat Anton Rinderschwender aus Gaggenau als Pächter an und erklärte sich bereit, das geschlagene und liegende Holz zu verfeuern. 1772 bekam er die markgräfliche Genehmigung, die Glashütte nach Gaggenau zu holen und betrieb sie als Unternehmerglashütte. 1869 ging die erfolgreiche Glashütte in Konkurs. Aber die Pfälzer Glasträgercompanie übernahm die Glashütte. 1910 war diese froh, das Gelände der Eisenwerke AG zu verkaufen.

1758 wurde die Glashütte Buhlbach, heute ein Ortsteil von Baiersbronn, gegründet und kam 1800 in den Besitz der Familie Böhringer. Der letzte Glasofen wurde 1909 gelöscht. Wegen der Abgeschiedenheit von Baiersbronn übernahm 1874 Mathäi Josef Böhringer die 1846 gegründete Glashütte in Wolterdingen. Aber diese wurde ebenfalls 1909 geschlossen.

Trotz Umstellung des Glasbetriebes von Pottasche auf Soda als Flussmittel und von Holz auf Kohlefeuerung waren die Glasbetriebe manche trotz Eisenbahnanschluss zu weit von den Kohlezechen und den Märkten abgelegen. Nur die Glashütte Achern, ein Ableger aus Buhlbach, überlebte erfolgreich und wurde 2012 aus strategischen Gründen von den Amerikanern geschlossen. Die Dorotheenhütte in Wolfach ist eine Nachkriegsgründung, um Glasbläser aus Schlesien zu beschäftigen.

Glasbläserin Dorotheenhütte Wolfach


Freitag, 17. März 2023

Was verbirgt sich hinter dem Orgelbauer Philipp Furtwängler?

Furtwängler mit L.Ebeling

Philipp Furtwängler (1800-1867) war das 3. Kind von 12 Kindern des Fruchthändlers und Bauers Bartholomäus Furtwängler und seiner Frau Helena Dold im Vogtsgrund von Gütenbach.

Schon früh lernte er bei seinem  ältesten Bruder Johann das Uhrmacherhandwerk und bald kam der Wunsch auf, raus aus dem engen Schwarzwald und in der Fremde sein Glück zu suchen. Das sonntägliche Gequietsche der Gütenbacher Orgel weckte in ihm als Uhrmacher das Interesse für die Orgel.

1820/21 verließ er Gütenbach, landete in Elze bei Hildesheim, kam bei einem Orgelbauer unter und erwarb dort das Bürgerrecht. Er baute dort seine Schwarzwälder Schottenuhren, die aber im Norden nur auf mäßige Gegenliebe stießen.

Um sesshaft zu werden, heiratete er 1828 Christine Heuer und trat mit der Hochzeit zum protestantischen Glauben über. Nach dem frühen Tod seiner Frau 1844 heiratete er eine Bekannte seiner Frau, Luise Ebeling.

Schon bald wurde ihm klar, dass es mit den Schwarzwälder Uhren keine Zukunftsperspektive gab. So verlegte er sich auf den Turmuhrbau, baute Uhren für  die hannoverischen Bahnhöfe und Kirchen. Alle Bahnhöfe zwischen Göttingen und Hannover sind mit seinen Uhren ausgestattet. 1823 wurde ihm die Wartung der St-Peter-und-Pauls-Kirche von Elze übertragen. Aber schon bald machte er sich einen Namen als Orgelbauer und belieferte anfänglich dörfliche Kirchengemeinden mit Orgeln. Aber nach und nach sprachen sich seine perfekten Arbeiten herum, denn er baute Orgeln in Münder, Buxtehude, Lüneburg, Soltau, Münster und Hannover. Sein Meisterwerk war aber die Orgel der St-Matthi-Kirche von Gronau 1860, die 1952 unter Denkmalschutz gestellt wurde.  1858 hatte er schon eine Orgel mit 26 Registern für seine Heimatgemeinde Gütenbach angefertigt, die beim Abriss der Kirche 1961 zerlegt wurde und heute in der Lutherkirche Baden-Baden Lichtental weiter gespielt wird. 1865 fertigte er auch für die Gütenbacher Kirche die Turmuhr an.

1863 gewann er in Hamburg einen Wettbewerb, bei dem alles was Rang und Namen im Orgelbau hatte, einen Entwurf zum Bau der Orgel abgab. 1864 hatte er neues Wohnhaus in Elze gebaut mit einer nebenstehenden Fabrik, denn er beschäftigte neben seinem Sohn Wilhelm bis zu 20 Mitarbeiter.

Nach seinem frühen Tode 1867 übernahmen seine Söhne Wilhelm und Pius die Firma und führten sie als „Philipp Furtwängler & Söhne“ weiter. Insgesamt wurden 220 Orgeln im Unternehmen gebaut, die selbst in Brasilien und Venezuela zu finden sind. Allerdings ist das Unternehmen mit dem Tode von Wilhelm 1883 erloschen.

Pius musste Zahlungsunfähigkeit anmelden und tat sich mit Adolf Hammer aus Herzberg zusammen und firmierte „P. Furtwängler & Hammer“ mit Sitz in Hannover. Auch nach dem Ausscheiden von Pius Furtwängler 1892 behielt das Unternehmen seinen Namen bis 1937. Noch heute firmiert das Unternehmen unter „Emil Hammer 1838“.


Freitag, 10. März 2023

Was verbirgt sich hinter den Römerstraßen des südlichen Schwarzwalds?

Römischer Meilenstein

Zur Sicherung ihrer Macht bauten die Römer im ganzen Land ein Straßennetz mit Stützpunkten auf. Bereits im Jahr 73/74 n Chr ließ Kaiser Vespasian in Folge eines Feldzugs des Gnaeus Pinarus Cornelius Clemens, eine Straße von Straßburg (Argentorate) nach Rottweil (Arae Flaviae) anlegen. Die befestigte Straße führte nach Offenburg-Gengenbach-Haslach-Wolfach Schiltach- Brandsteig-Waldmössingen. Heute ist bekannt, dass die Römer oft die vorhandenen Trassen und Siedlungsplätze der Kelten zurückgegriffen haben. An vielen Stellen im Kinzigtal belegen römische Fundstellen sowie Gräber die römische Anwesenheit. Sie zeigen neben der landwirtschaftlich orientierten Besiedlung sogar gewerbliche Tätigkeiten wie einen Ziegelbrennofen bei Gengenbach oder der römische Meilenstein von Offenburg, der 74 n Chr die Kinzigtalstraße erwähnt.

Gesichert ist, dass die Römerstraße durch das Kastell Offenburg führte, immer der Kinzig entlang, Vor Eulersbach bei Schiltach am unteren Hang des Gumpenbergs ansteigend über den Hohensteinfelsen, um die Engstelle der Kinzig zu vermeiden. Die Schiltach wurde in der Nähe ihrer Einmündung in die Kinzig in einer Furt durchschritten. Die Straße führte von Schiltach Richtung Schenkenzell an den unteren Berghängen in das vordere Kaibachtal hinauf auf den flachen Brandsteigpass. Dort befand sich eine Mansio- eine Straßenstation. Sie diente auf der beherrschenden Höhe, die Wegstelle zu sichern, bot den Reisenden Unterkunft und Verpflegung, war auch als Umspannstation für Pferde- und Wagenwechsel. Es wurde auch ein Votivstein der Göttin Abnoba, Göttin des Schwarzwaldes, gefunden.

Weiter ging es nach Waldmössingen zum Kastell.

Kastell Waldmössingen

Tatsächlich hat man die Reste von zwei sich ablösenden Militärlagern, von jeweils etwa 2 ha Innenflächen, nachweisen können und ausgegraben. Dem Steinkastell ging ein Holz-Erdlager an derselben Stelle voraus. Beim Steinlager waren an drei von vier Seiten Toreinfahrten. Neben den 4 Ecktürmen war die Mauer mit Zwischentürmen bewehrt. Spätestens mit Ausgabe des Limesgebietes rechts des Rheins und nördlich der Donau wurde auch Waldmössingen ca 260 n Chr verlassen.

In den letzten Jahren hat sich die Vermutung verdichtet, dass es auch südlich im Schwarzwald eine Römerstraße gegeben hat, die wohl zuvor aus der Eisenzeit stammte, von den Römern und bis ins frühe Mittelalter benutzt wurde. Hier war die Entfernung zur Durchquerung nur 100 km anstatt 160 km wie im Kinzigtal. Der nördliche Zweig führte durch das Glottertal, wo römische Fundstücke zu Tag kamen, über St Peter hinauf nach St Märgen. Auch hier wurden römische Münzen gefunden. Der südliche Zweig führte über Freiburg-Zartner Becken- wobei das keltische Tarodunon als römische Station ausgebaut war. Weiter ging es ins Dreisamtal-durch das Wagensteigtal hinauf. In diesem wurden nahe dem Metzgerbauernhof beim Aushub für Fundamente ein längeres Stück gepflasterte Straße entdeckt, das auf römische Befestigung schließen lässt. Am Thurnerpass vereinten sich  die beiden Zustiege und verliefen entlang der Wasserscheide –Hohler Graben, nördlich des heutigen Titisee-Neustadt weiter nach Osten Richtung Villingen oder südlich Richtung Bräunlingen und Hüfingen.

Thurnerstraße


Freitag, 3. März 2023

Was verbirgt sich hinter den beiden Klosterorten des Klosters St Georgen?

Kloster St Georgen

Das Kloster Hirsau, eines der einflussreichsten des Schwarzwalds, wurde 830 gegründet und erfuhr 1049 eine Wiedergründung. Was lag also näher, den Abt Wilhelm von Hirsau um Beistand für eine weitere Klostergründung zu gewinnen. Als erste Maßnahme setzte er als Ort der Klostergründung den „Scheitel Alemaniens“ dem heutigen St Georgen durch. Bei anderen Orten würde er die Mitarbeit verweigern.1084 erschienen die ersten Klosterbrüder von Hirsau und 1085 konnte die frisch errichtete Holzkapelle vom Konstanzer Bischof geweiht werden. Um den Start des Benediktinerklosters St Georgen zu garantieren, kamen die ersten Äbte ebenfalls aus Hirsau.

Das Kloster wuchs und gedieh erfolgreich und eine der wichtigsten Aufgaben war die Besiedlung des Mittleren Schwarzwalds. Das Kloster vergab Flächen an Bauern, die die Wälder rodeten, ihre Behausungen bauten, Landwirtschaft betrieben und dem Kloster gegenüber zinspflichtig oder Leibeigene waren.

Die Katastrophe brach über das Kloster herein, als an Weihnachten 1534 der herzogliche Befehl eröffnet wurde, alle katholische Pfarrer zu entfernen. Anstatt deren muss der Abt evangelische Prädikanten (Prediger) einsetzen. Im April wurde Hans Spreter als erster evangelischer Pfarrer nach St Georgen entsandt. Der katholische Abt verweigerte ihm die Kanzel und bat bei der Standesherrschaft um die Abberufung Spreters. Die Lage des Klosters verschärfte sich immer mehr: Auf der einen Seite der Abt, der das Evangelium vom Kloster fern halten wollte, auf der anderen Seite der württembergische Herzog, der das Evangelium im ganzen Land einführen wollte. Im Januar 1536 war es soweit, den Mönchen wurde vom württembergischen Vogt empfohlen, nach  dem Kloster Maulbronn zu gehen oder sich pensionieren zu lassen. Daraufhin wurden Kisten und Kasten aufgebrochen, aus der Kirche die Monstranz, Kelche und Messgewänder mitgenommen. Die Klosterpforte wurde hinter dem letzten abziehenden Mönch geschlossen. Diese zogen über Rottweil mit Hilfe des Erzhauses Österreich zu den St Georgenschen Besitzungen in Villingen. Das Kuriosum trat 1566 dann ein: Das Kloster St Georgen hatte zwei Äbte –einen evangelischen in St Georgen und einen katholischen in Villingen.

1633 wurde St. Georgen durch Villingen angegriffen, das Kloster fast ganz zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Klosterreste verfielen weiter. Nach dem großen Brand des Ortes 1865 wurde das verfallene Kloster als Steinbruch für den Wiederaufbau St Georgens verwendet.

Es gab an Stelle des zerstörten Klosters ein württembergisches Klosteramt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde St. Georgen im Jahre 1648 endgültig württembergisch. Bis 1704 residierten im Klosteramt St. Georgen evangelische Äbte.

Nachdem es nach dem 30jährigen Krieg 1648 keine Hoffnung auf eine Rückkehr der katholischen Äbte nach St Georgen mehr gab, wurde der Pfleghof in Villingen –ein Besitz des Klosters St Georgen- zum Kloster St Georg mit einem viergeschossigen Konventhaus mit Sakristei, Kapitelsaal, Refektorium und Bibliothek zwischen 1688 und 1725 erweitert. 1756 kam die barocke Klosterkirche mit einer Silbermannnorgel hinzu. Ab 1650 wurde ein Gymnasium aufgebaut, dem 1774 die Schule der Franziskaner angegliedert wurde und das die österreichischen Behörden 1777 zu einem auf das Universitätsstudium vorbereitenden Lyzeum aufwerteten.

1805/06 wurde Villingen anfangs Württemberg, dann aber Baden zugeschlagen; die neuen Herren hoben das Kloster St. Georg in Villingen sofort auf. Am Schluss beherbergte der Konvent immer noch gut zwei Dutzend Patres und einen Laienbruder. Sie wurden mit Pensionen oder mit Pfarrstellen abgefunden.

                                                         Kloster St Georg Villingen 1805