Freitag, 10. März 2023

Was verbirgt sich hinter den Römerstraßen des südlichen Schwarzwalds?

Römischer Meilenstein

Zur Sicherung ihrer Macht bauten die Römer im ganzen Land ein Straßennetz mit Stützpunkten auf. Bereits im Jahr 73/74 n Chr ließ Kaiser Vespasian in Folge eines Feldzugs des Gnaeus Pinarus Cornelius Clemens, eine Straße von Straßburg (Argentorate) nach Rottweil (Arae Flaviae) anlegen. Die befestigte Straße führte nach Offenburg-Gengenbach-Haslach-Wolfach Schiltach- Brandsteig-Waldmössingen. Heute ist bekannt, dass die Römer oft die vorhandenen Trassen und Siedlungsplätze der Kelten zurückgegriffen haben. An vielen Stellen im Kinzigtal belegen römische Fundstellen sowie Gräber die römische Anwesenheit. Sie zeigen neben der landwirtschaftlich orientierten Besiedlung sogar gewerbliche Tätigkeiten wie einen Ziegelbrennofen bei Gengenbach oder der römische Meilenstein von Offenburg, der 74 n Chr die Kinzigtalstraße erwähnt.

Gesichert ist, dass die Römerstraße durch das Kastell Offenburg führte, immer der Kinzig entlang, Vor Eulersbach bei Schiltach am unteren Hang des Gumpenbergs ansteigend über den Hohensteinfelsen, um die Engstelle der Kinzig zu vermeiden. Die Schiltach wurde in der Nähe ihrer Einmündung in die Kinzig in einer Furt durchschritten. Die Straße führte von Schiltach Richtung Schenkenzell an den unteren Berghängen in das vordere Kaibachtal hinauf auf den flachen Brandsteigpass. Dort befand sich eine Mansio- eine Straßenstation. Sie diente auf der beherrschenden Höhe, die Wegstelle zu sichern, bot den Reisenden Unterkunft und Verpflegung, war auch als Umspannstation für Pferde- und Wagenwechsel. Es wurde auch ein Votivstein der Göttin Abnoba, Göttin des Schwarzwaldes, gefunden.

Weiter ging es nach Waldmössingen zum Kastell.

Kastell Waldmössingen

Tatsächlich hat man die Reste von zwei sich ablösenden Militärlagern, von jeweils etwa 2 ha Innenflächen, nachweisen können und ausgegraben. Dem Steinkastell ging ein Holz-Erdlager an derselben Stelle voraus. Beim Steinlager waren an drei von vier Seiten Toreinfahrten. Neben den 4 Ecktürmen war die Mauer mit Zwischentürmen bewehrt. Spätestens mit Ausgabe des Limesgebietes rechts des Rheins und nördlich der Donau wurde auch Waldmössingen ca 260 n Chr verlassen.

In den letzten Jahren hat sich die Vermutung verdichtet, dass es auch südlich im Schwarzwald eine Römerstraße gegeben hat, die wohl zuvor aus der Eisenzeit stammte, von den Römern und bis ins frühe Mittelalter benutzt wurde. Hier war die Entfernung zur Durchquerung nur 100 km anstatt 160 km wie im Kinzigtal. Der nördliche Zweig führte durch das Glottertal, wo römische Fundstücke zu Tag kamen, über St Peter hinauf nach St Märgen. Auch hier wurden römische Münzen gefunden. Der südliche Zweig führte über Freiburg-Zartner Becken- wobei das keltische Tarodunon als römische Station ausgebaut war. Weiter ging es ins Dreisamtal-durch das Wagensteigtal hinauf. In diesem wurden nahe dem Metzgerbauernhof beim Aushub für Fundamente ein längeres Stück gepflasterte Straße entdeckt, das auf römische Befestigung schließen lässt. Am Thurnerpass vereinten sich  die beiden Zustiege und verliefen entlang der Wasserscheide –Hohler Graben, nördlich des heutigen Titisee-Neustadt weiter nach Osten Richtung Villingen oder südlich Richtung Bräunlingen und Hüfingen.

Thurnerstraße