Freitag, 3. März 2023

Was verbirgt sich hinter den beiden Klosterorten des Klosters St Georgen?

Kloster St Georgen

Das Kloster Hirsau, eines der einflussreichsten des Schwarzwalds, wurde 830 gegründet und erfuhr 1049 eine Wiedergründung. Was lag also näher, den Abt Wilhelm von Hirsau um Beistand für eine weitere Klostergründung zu gewinnen. Als erste Maßnahme setzte er als Ort der Klostergründung den „Scheitel Alemaniens“ dem heutigen St Georgen durch. Bei anderen Orten würde er die Mitarbeit verweigern.1084 erschienen die ersten Klosterbrüder von Hirsau und 1085 konnte die frisch errichtete Holzkapelle vom Konstanzer Bischof geweiht werden. Um den Start des Benediktinerklosters St Georgen zu garantieren, kamen die ersten Äbte ebenfalls aus Hirsau.

Das Kloster wuchs und gedieh erfolgreich und eine der wichtigsten Aufgaben war die Besiedlung des Mittleren Schwarzwalds. Das Kloster vergab Flächen an Bauern, die die Wälder rodeten, ihre Behausungen bauten, Landwirtschaft betrieben und dem Kloster gegenüber zinspflichtig oder Leibeigene waren.

Die Katastrophe brach über das Kloster herein, als an Weihnachten 1534 der herzogliche Befehl eröffnet wurde, alle katholische Pfarrer zu entfernen. Anstatt deren muss der Abt evangelische Prädikanten (Prediger) einsetzen. Im April wurde Hans Spreter als erster evangelischer Pfarrer nach St Georgen entsandt. Der katholische Abt verweigerte ihm die Kanzel und bat bei der Standesherrschaft um die Abberufung Spreters. Die Lage des Klosters verschärfte sich immer mehr: Auf der einen Seite der Abt, der das Evangelium vom Kloster fern halten wollte, auf der anderen Seite der württembergische Herzog, der das Evangelium im ganzen Land einführen wollte. Im Januar 1536 war es soweit, den Mönchen wurde vom württembergischen Vogt empfohlen, nach  dem Kloster Maulbronn zu gehen oder sich pensionieren zu lassen. Daraufhin wurden Kisten und Kasten aufgebrochen, aus der Kirche die Monstranz, Kelche und Messgewänder mitgenommen. Die Klosterpforte wurde hinter dem letzten abziehenden Mönch geschlossen. Diese zogen über Rottweil mit Hilfe des Erzhauses Österreich zu den St Georgenschen Besitzungen in Villingen. Das Kuriosum trat 1566 dann ein: Das Kloster St Georgen hatte zwei Äbte –einen evangelischen in St Georgen und einen katholischen in Villingen.

1633 wurde St. Georgen durch Villingen angegriffen, das Kloster fast ganz zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Klosterreste verfielen weiter. Nach dem großen Brand des Ortes 1865 wurde das verfallene Kloster als Steinbruch für den Wiederaufbau St Georgens verwendet.

Es gab an Stelle des zerstörten Klosters ein württembergisches Klosteramt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde St. Georgen im Jahre 1648 endgültig württembergisch. Bis 1704 residierten im Klosteramt St. Georgen evangelische Äbte.

Nachdem es nach dem 30jährigen Krieg 1648 keine Hoffnung auf eine Rückkehr der katholischen Äbte nach St Georgen mehr gab, wurde der Pfleghof in Villingen –ein Besitz des Klosters St Georgen- zum Kloster St Georg mit einem viergeschossigen Konventhaus mit Sakristei, Kapitelsaal, Refektorium und Bibliothek zwischen 1688 und 1725 erweitert. 1756 kam die barocke Klosterkirche mit einer Silbermannnorgel hinzu. Ab 1650 wurde ein Gymnasium aufgebaut, dem 1774 die Schule der Franziskaner angegliedert wurde und das die österreichischen Behörden 1777 zu einem auf das Universitätsstudium vorbereitenden Lyzeum aufwerteten.

1805/06 wurde Villingen anfangs Württemberg, dann aber Baden zugeschlagen; die neuen Herren hoben das Kloster St. Georg in Villingen sofort auf. Am Schluss beherbergte der Konvent immer noch gut zwei Dutzend Patres und einen Laienbruder. Sie wurden mit Pensionen oder mit Pfarrstellen abgefunden.

                                                         Kloster St Georg Villingen 1805