Freitag, 24. Februar 2023

Was verbirgt sich hinter dem Gründer der Junghans Uhren Erhard Junghans?

Erhard Junghans 1823-1870

Die Familie Junghans kam von Horb nach Zell a. H. wo Nikolaus Junghans Arbeit in der Steingutfabrik fand. Auch sein begabter Sohn Erhard geboren am 1.1.1820
fand dort Arbeit. Sein zweiter Bruder erlernte das Schreinerhandwerk und wanderte in die USA aus. Isidor Faisst, ein Sohn des Hermesbur in Nordrach, erweiterte in Schramberg seine Majolicafabrik und entsann sich des tüchtigen Nikolaus Junghans aus gemeinsamer Zeit und warb ihn als Kupferstecher ab.

 

In Schramberg angesiedelt wurde der Geschäftsführer der Strohmanufaktur auf den begabten Erhard aufmerksam. Johannes Tobler ließ ihn kaufmännisch ausbilden und in der französischen Sprache unterrichten. Um neue Märkte zu erschließen, bereiste er Frankreich und der Schweiz. Er brachte es bis zum Geschäftsführer, heiratete die Tochter des Geschäftsführers und wurde Teilhaber der Strohmanufaktur.

 

Der Leiter der „Centralstelle für Handel und Gewerbe“, Ferdinand von Steinbeis, lernte Erhard Junghans kennen und schlug ihm 1852 vor, eine Uhrenfabrik in Schramberg zu gründen, da das heimische Uhrengewerbe unter der amerikanischen Konkurrenz zu erliegen drohte.  Während 1808 110.000 Uhren im Schwarzwald hergestellt wurden, waren es im Jahre 1857 700.000 pro Jahr. Aber im gleichen Jahr kamen in Hamburg rund 1.000 Sendungen mit amerikanischen Uhren an und verdrängten die Schwarzwälder Uhr vom Markt. Dies obwohl der Preis pro Uhr von 3,5 auf 2 Gulden gesunken war.

 

Erhard Junghans hatte mit seinen Bruder in den USA schon korrespondiert und ihn beauftragt, sich mit der Uhrenherstellung zu beschäftigen. Xaver sollte die dort im Einsatz befindlichen Maschinen kaufen und mit diesen nach Schramberg kommen. Die beiden Brüder gründeten 1863 in Schramberg tatsächlich die „Gebrüder Junghans OHG“.

 

Mit viel Fleiß und Überzeugungskraft gelang Erhard die skeptischen Uhrmacher in seinem Betrieb zu integrieren und die amerikanische Konkurrenz im Deutschen Reich zurückzudrängen. Die Schwarzwälder Uhren jener Zeit waren aus den vielen Handwerksbetrieben einzelne Unikate. Die amerikanischen Uhren waren gekennzeichnet durch einfachste Konstruktionsweise und maschinelle Herstellung der Uhrenteile, die eine gänzliche Austauschbarkeit der Teile gewährleistete

 

Mit dem Tode von Erhard Junghans 1870 produzierten 100 Beschäftigte  täglich 80-100 Uhren. 1872 ging Erhard jun. nach dem frühen Tod des Vaters in die USA, arbeitete in der amerikanischen Uhrenindustrie und perfektionierte damit sein Wissen über amerikanische Produktion und deren Rationalisierung. Die beiden Söhne Erhard jun. und Arthur übernahmen 1875 von ihrer Mutter den Betrieb. Xaver Junghans war wieder in die USA ausgewandert.

 

Wie wichtig und richtig Junghans gehandelt hatte, zeigte sich, dass sein Schwager Paul Landenberger Prokurist bei Junghans in Schramberg 1876 die Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik (H.A.U) gegründet hatte. Ab 1886/87 fertigten Friedrich Mauthe, ab 1894 Schlenker & Kienzle Uhren nach dem amerikanischen System in Schwenningen und wurden wie Junghans zu Großbetrieben.

 

Damit war im Schwarzwald neben Glashütte in Sachsen, Ruhla in Thüringen und Freiburg in Schlesien ein wichtiges Zentrum der deutschen Uhrenindustrie entstanden.