Samstag, 18. Februar 2023

Was verbirgt sich hinter der Fasnacht?

Wolfacher Narrenbrunnen 1990

Die schwäbisch-alemannischen Fastnacht- oder auch Fasnet genannt- hat eine sehr lange nicht nur christliche Tradition. Die Wurzeln sind vielfältig. Sie reichen bis in die Perser- und Römerzeit. Es handelt sich um Formen eines heidnischen nicht zu unterdrückenden Festes. Deswegen flossen  christliche Umdeutungen des vorhandenen Heidentums mit ein. Mittelalterliche Zunftübungen vor allem aus dem Nürnberger und dem Basler Raum wurde mit Neuzeitlichem vermischt.

 

Die Fastnacht ist eine reine Straßenfasnet unter Beteiligung der Bevölkerung.  Jeder kann und darf –egal woher-  mitmachen. Dies, obwohl die weltliche Obrigkeit es immer wieder versucht hat, zu unterbinden. „Die Fasnacht als eine heidnische Onsinnigkeit soll von neuem verpoten sein und abgestellt.“ So die Fürstlich Fürstenbergische Landesordnung von 1543.

 

Ein typisches Merkmal der Fasnacht ist das uralte Rügerecht. Es ist die Gelegenheit gegen die weltliche Obrigkeit und später das Bürgertum vom „Leder zu ziehen“.  Gruppen ziehen beim Schnurren von Lokal zu Lokal. Wehe dem Unglücksraben, der in die Klauen einer Schnurre fällt. Überregional bekannt ist das seit 1687 verbürgte Stockacher Narrengericht.

 

Zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht gehören die verkleideten Figuren mit ihren phantasievollen Holzmasken. Die älteste Form der Fastnachtsfiguren sind die Hansel, die nachweislich im 15. Und 16. Jahrhundert sich entwickelt haben. Hierzu gehören auch die Geschell-Narros. Durch die alten Vorstellungen, dass die Hexen im Pakt mit dem Teufel stünden, hat sich neben den überall bekannten Hexen eine fastnachtliche Teufelsgestalt entwickelt.

 

Ganz typisch für die Straßenfastnacht sind die zahlreichen Umzüge in jeglicher Form. Als Besonderheit bei den Umzügen gilt seit 1936 die Schramberger „Da-Bach-na-Fahrt“ im Holzzuber auf der Schiltach. Es ist die Gelegenheit für die Maskenträger, Narrenkapellen und jedem Narren sich mit seinen überlieferten Traditionen –wie das Morgenanläuten-,  Ideen und Anliegen an die Öffentlichkeit zu wenden. Aber es haben sich im Laufe der Zeit auch Sonderformen gebildet: Die Geldbeutelwäsche in Wolfach seit 1865 aber auch in Furtwangen und im Bächle in Freiburg nach Ende der offiziellen Fastnacht am Aschermittwoch.

 

Der Beginn der Fastnacht am „Schmutzige Dunschdig“ bis Aschermittwoch richtet sich nach der Fastenzeit. Diese beginnt 40 Tage vor dem Ostersonntag – ohne die Sonntage gerechnet. Die Synode von Benevent 1091  nahm die Sonntage aus der Fastenzeit heraus. Um aber wieder auf 40 Fastentage zu kommen, wurde der Beginn der Fastenzeit auf den Aschermittwoch vorverlegt. Die Bauernfasnacht oder Alte Fasnacht hat sich in bestimmten Regionen im Gegensatz zur Herrenfastnacht am Wochenende nach Aschermittwoch vor allem in evangelischen Gebieten des Schwarzwaldes erhalten. Am Montag nach diesem Sonntag, dem Funkensonntag, findet um 5 Uhr morgens der „Morgestraich“ in Basel statt.

 

Seit vielen Jahren wird versucht die Fastnachtzeit auszudehnen und schon am 11.11. – dem Ende der Flößerzeit- als Maskenabstauben beginnen zu lassen.

 

Ganz im Gegensatz zur schwäbisch-alemannischen Fasnacht steht der rheinische Karneval, der 1823 vom preußischen Generalmajor, Baron von Czettritz, in Köln aus der Taufe gehoben wurde. Um 1838 beschlossen die Bürger von Mainz den Karneval ebenfalls einzuführen, um das Geschäft zu beleben, 1893 begann der Münchner Fasching.