Freitag, 10. Februar 2023

Was verbirgt sich hinter dem Wintersportvergnügen des Titisees?


Nachdem kurz vor 1900 die ersten Skiclubs im Hochschwarzwald gegründet wurden, das Skifahren und Skispringen sich zu einem Breitensport sich entwickelten, rückte der Titisee in den Blickpunkt der Möglichkeiten des Wintersports:

So fand im Januar 1924 erstmals ein „Eisfest“ mit Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und Eistanz statt. Der Erfolg dieser Veranstaltung ließ die Fachwelt aufhorchen, denn schon im darauffolgenden Jahr fand die deutsche Eisschnelllaufmeisterschaft auf dem Titisee statt. Auch 1926 fanden wiederum Eisspiele mit dem Titel „Deutsche Winterolympiade“ auf dem See statt. So gab es auch im Jahr 1927 Eisschnelllauf und Eiskunstlauf-Wettbewerbe.

Aber die Veranstalter am Titisee hatten den Nervenkitzel noch nicht ganz ausgereizt. 1929 wurden Motorradrennen auf dem zugefrorenen See ausgeschrieben. Auch hier sprach sich der Erfolg in Fachkreisen schnell herum. 1931 schrieb der Freiburger Motorradclub ein Motorradrennen auf dem See aus. Die Erfolge in den kommenden Jahren waren so grandios, dass 1932 der ADAC mit dem Kurverein die Rennen nicht nur für Motorräder sondern auch für Autos national ausschrieben.

Die Rennveranstaltung 1933 brach sämtliche Rekorde, denn bis zu 10.000 Besucher verfolgten Auto- und Motorradrennen. Der Rennfahrer Hans Stuck raste mit mehr als 100 km/h über das Eis des Titisees zum Sieg. 

Ab 1934 wurde die Spannung durch eine Kombination Motorrad gegen Auto gegen Flugzeug erhöht. Das lockte über 15.000 Besucher mit Sonderzügen aus der Schweiz, dem Elsaß und dem Süden der Republik an. Flugzeuge mussten in geringer Höhe sieben Runden über dem See drehen, die Rennwagen 4,5 Runden und die Rennmotorräder drei Runden dagegen auf dem See fahren. Sieger wurde ein Egon Roth mit seinem Rennmotorrad. Im Beiprogramm trat der bekannte Jagd- und Kunstflieger Ernst Udet an, der mit seinem Kunstflug für Aufsehen sorgte:  Mit seinem Doppeldecker flog er im Sturzflug auf den zugefrorenen See zu, schaltete den Motor aus und berührte mit seiner Tragfläche das Eis, um ein dort deponiertes Taschentuch von der Eisfläche mitzunehmen. Gleichzeitig bot die Lufthansa mit ihren Maschinen Rundflüge über das Feldberggebiet mit Start und Landung auf dem zugefrorenen See an.

Der sich abzeichnende 2. Weltkrieg ließ ab 1936 das Eisspektakel auf dem zugefrorenen Titisee enden.

Ab 1957 sollten nach dem Willen der damaligen Gemeinde Titisee wieder Flugtage auf dem See stattfinden, soweit es der zugefrorene See zuließ. 1966 räumte der Bühlhofbauer, Walter Wilde, mal wieder mit seinem Schneepflug den Schnee von der Landebahn auf dem zugefrorenen See. Doch das Eis brach unter der Last zusammen und der Bühlhofbauer wurde mit seinem Schneepflug in die Tiefe gerissen. Die Leiche konnte erst Wochen später geborgen werden. Leider musste das tragische Unglück die Veranstaltungen auf dem See beenden, bevor die aufkommenden Gedanken des Naturschutzes den Veranstaltungen den Garaus gemacht hätten.